Ich wünsche mir so sehr ein 3. Kind – und werde keins bekommen…

Kind

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Ihr Lieben, vielleicht habt ihr bereits ein Kind oder zwei oder drei – doch tief im Herzen spürt ihr: Der Kinderwunsch ist noch immer da, unsere Familie ist noch nicht vollzählig, ich hätte gerne noch ein Baby. Oft werden diese Gedanken und Gefühle abgetan. „Sei doch froh, dass du schon zwei Kinder hast“, heißt es dann. Oder: „Steiger dich da nicht rein, sei dankbar für das, was du schon hast.“ Das mag auch teilweise zutreffen, aber trotzdem bleibt da ein Stachel, eine Sehnsucht.

Auch unsere Leserin Katja wollte unbedingt ein drittes Kind – bis sie erkannte, dass es wahrscheinlich zu viel für die ganze Familie wäre. Hier erzählt sie ihre Geschichte:

„Ich heiße Katja, bin glücklich mit meiner Jugendliebe verheiratet, Mutter einer Tochter (7) und eines Sohnes (4). Wir haben beide gute Jobs, leben in einem schönen Haus, uns geht es finanziell gut. Und ich wünsche mir sehr ein drittes Kind. Doch ich werde keines mehr bekommen. Ihr fragt: Warum nicht?

Die Rahmenbedingungen stimmen, obwohl ich mit 38 Jahren noch jung genug wäre, den passenden Partner und eine sichere Arbeitsstelle hätte… Daran liegt es also nicht.

Ich werde kein Kind mehr bekommen, weil ich es meinem Mann, meinen Kindern und meiner Familienstruktur gegenüber einfach nicht verantworten kann. MEIN Wunsch nach noch einem Baby, einem knuddeligen Neugeborenen, einem wilden Kleinkind ist selbstsüchtig und riskant – und wird aus diesem Grund nie in Erfüllung gehen. Weil ich mir selbst nicht erlaube, ihn zu erfüllen. Um meine Entscheidung besser verstehen zu können, möchte ich gerne zum Beginn meiner Mutterschaft zurück gehen.

Meine Tochter kam als gut entwickelter Wonneproppen nach 9 Monaten in Beckenendlage als geplanter Kaiserschnitt zur Welt und stellte mich in ihren ersten zwölf Lebensmonaten, aber auch darüber hinaus, vor die größten Herausforderungen meines Lebens.

Sie war ein klassisches High Need Baby, schlief fast gar nicht und wenn ausschließlich an mir/ auf mir. Jede Viertelstunde, die sie nicht an mir klebte, wurde mit exzessivem Schreien gefüllt, zufrieden schien sie ausschließlich mit einer meiner Brustwarzen im Mund zu sein. Als ich nach einem Jahr wieder Vollzeit arbeiten ging, erkrankte ich schon drei Wochen nach Wiedereinstieg. Der extreme Schlafmangel und die Doppelbelastung mit sehr forderndem Kind und psychisch belastendem Job hatten mich krank gemacht und ich brauchte einige Zeit, um wieder gesund zu werden.

Ich ging auf Teilzeit runter, unsere Tochter wurde großer und somit für mich leichter, es ging uns besser und wir planten ein Geschwisterchen. Mit ziemlich genau drei Jahren Abstand kam dann der kleine Bruder auf die Welt. Er war zwar als Baby kein Anfängerbaby, aber doch einfach ein Kind, das Kinderwagen und Auto mochte und auch Mal zwanzig Minuten auf seiner Spieldecke glücklich war. Mein Kinderwunsch, so dachte ich, sei jetzt erfüllt, und insbesondere in den Hochzeiten der Pandemie war ich vollkommen ausgelastet damit, Mama von zwei Kindern zu sein.

Meine Schwägerin bekam ein Kind – und mein Kinderwunsch kam zurück

Also verkaufte ich alle Babyklamotten und Umstandskleidung und es ging mir gut damit. Bis mein Sohn etwa zwei Jahre alt war und meine Schwägerin ein Baby bekam. Plötzlich, aber mit voller Wucht, merkte ich, dass ich auch noch so gerne ein Kind bekommen würde. Der Wunsch war mächtig und sehr hartnäckig, viele Monate lang konnte ich an nichts anderes denken, las alle Artikel über Babys im Internet, recherchierte Statistiken zur Fruchtbarkeit in meinem „hohen“ Alter, kaufte Eisprungtests und knuddelte alle Babys, die ich finden konnte.

Mein Mann, der früher immer eine Großfamilie wollte, aber im Laufe seines Vaterseins festgestellt hatte, dass er mit zwei Kindern schon am Limit war, schien zwar erst von meinem Plan, ein drittes zu bekommen, nicht so angetan. Nach einiger Zeit lenkte er jedoch ein und ließ sich von mir überzeugen, dass ein drittes Kind eine gute Idee wäre.

Ich plante weiter, berechnete schon mein Elterngeld, überlegte, wie wir uns organisieren würden. Ich war im Baby-Rausch und wollte all die negativen, zweifelnden Kommentare in meinem Umfeld nicht hören: Meine beste Freundin, die mir recht deutlich sagte, dass sie kein drittes Kind mehr bekommen würde, wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte. Die Großeltern, die offen sagten, dass sie unsere Pläne nicht unterstützen würden. Mein Mann, der mit in jedem der seltenen freien Augenblicke sagte, wie sehr er diese genießt.

Mein Wunsch war da. Mein Plan stand fest. Ich wollte noch ein Kind. Doch dann, ganz langsam, sickerte durch meine rosa Brille die Realität hindurch….

Die Realität, in der ich seit sieben Jahren kaum eine Nacht ohne meine Kinder verbracht habe, weil sie beide nicht gerne woanders (ein-)schlafen als in meinen Armen. In der ich kaum einen Abend allein unterwegs war, weil mein netter, lieber, hochstudierter und neurodivergenter Mann mit seinen beiden Kindern schnell überfordert ist und ich diese Belastung keinem von ihnen antun will.

Die Realität, in der meine Tochter, süß und lieb, aber aufgrund ihrer ADHS auch wahnsinnig anstrengend ist und klare Strukturen, feste Zeiten, Ordnung und Aufmerksamkeit braucht, um im Alltag einigermaßen zurecht zu kommen. Die Realität, in der mein Vierjähriger ausschließlich mit Mama ins Bett gehen möchte und den eigentlich niemand freiwillig betreut, weil er – ja, wie soll ich es liebevoll ausdrücken-, manchmal schon recht anstrengend ist. Die Realität, in der ich meine Kinder nachmittags nach meinem Unterricht oft ungerecht behandele oder sogar anschreie, weil ich mit den Nerven am Ende und total überlastet bin. Diesem wilden Mix ein Baby hinzuzufügen, erscheint mir nun zu abenteuerlich und riskant.

Läuft ein drittes Kind einfach so mit?

Natürlich kann ein drittes Kind auch einfach im Familienalltag mitlaufen, so hört man es ja immer wieder. Aber was ist, wenn das nicht klappt? Was ist, wenn das Baby keine süße Schlafmaus ist, nicht so pflegeleicht wie die ganzen Instababys, sondern ein Highneedbaby ist wie unser erstes Kind? Was ist, wenn mir in Schwangerschaft oder Geburt etwas zustößt und ich meine Familie nicht mehr versorgen kann und ausfalle? Was ist, wenn das Baby nicht gesund ist und besonderer Pflege bedarf?

Und wie soll unser Alltag aussehen, wie soll ich liebevoll und ruhig Hausaufgaben begleiten, wenn ein Baby dabei im Tragetuch brüllt? Wie soll ich morgens zwei wilde Kinder rechtzeitig anziehen und in Kindergarten und Schule bekommen, wenn zwischendrin ein Baby schreit und dauergestillt werden möchte? Wie soll ich für meine Tochter Ruhe, Struktur und häusliche Ordnung bewahren, wenn ich am Rande des Müdigkeitswahnsinns bin ?

Ich habe erkannt: Ich habe die Verantwortung für die Familie, die ich bereits habe. Für meine Tochter, die mich wahnsinnig braucht, für meinen Sohn, der vor allem an mir hängt, für meinen Mann, dem ich den Löwenanteil Mental Load abnehme – nicht, weil er nicht will, sondern weil er nicht kann.

Diese Familie braucht mich. Braucht unsere Strukturen, Ruhe, Rituale. Sie braucht Mama. Und weil ich meine Familie so liebe, werde ich diese Familie nicht vergrößern, auch, wenn ich mir das wünschen würde und noch genug Liebe für weitere Kinder zu geben hätte.

Und auch, wenn es mich traurig macht, von meinem Kinderwunsch Abschied nehmen zu müssen, so bin ich auch überzeugt davon, dass meine Entscheidung richtig ist. Trotzdem wird es immer ein wunder Punkt bleiben, dass ich kein drittes Kind bekommen werde….“

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23 comments

  1. Du schreibst mir aus dem Herzen – und vielen anderen hier offenbar auch 🙂
    Wir haben die Entscheidung auch mit dem Kopf und gegen das Herz getroffen und natürlich gibt es noch Momente, in denen das Herz sagt „aber..“. Aber der Kopf hatte Recht! Wir sind als Eltern vollkommen ausgelastet, wir fanden als Paar lange gar nicht statt. Wir schaffen es gerade so den vorhandenen Kindern einigermaßen gerecht zu werden und dabei und selbst nicht zu vergessen.
    Klar würde man das alles auch noch einmal schaffen. Aber man will doch ein Familienleben nur einfach nur „schaffen“, man will doch leben und das Leben genießen und den Kindern auch zeigen dass sie erinnern Freude machen – und nicht nur Arbeit.

    Die Entscheidung war richtig und das Herz darf trotzdem traurig sein.

  2. Der Artikel ist toll und einer der besten, die hier seit langer Zeit veröffentlicht wurden.

    Liebe Katja, Du bist toll. Ich kann Deinen Wunsch (auch persönlich) sehr gut nachvollziehen und bin sehr beeindruckt, wie reflektiert und liebevoll Du Bedürfnisse analysierst, Deine wie auch die Deiner Familienmitglieder. Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute. Die Entscheidung gegen ein drittes Kind ist konvers auch eine für die vierköpfige Familie, die Du schon hast. Mit Sicherheit sehr schwer, den Babywunsch zu verabschieden, aber wenn man seine eigenen emotionalen Ressourcen so gut einschätzen kann, bzw. auch die Möglichkeiten in der Familie selbst, dann ist das bestimmt eine gute Entscheidung für euch alle. Danke für Deinen tollen Beitrag, der mich sehr berührt hat!

  3. Diese bewusste Entscheidung gegen ein weiteres Kind hat vermutlich fast jede von uns irgendwann getroffen. Aber weh tut es trotzdem, finde ich. Ich wünsche dir und mir, dass irgendwann auch das Herz -nicht nur der Verstand – sagt, „Alles richtig gemacht“. Alles Gute!

  4. Danke für diesen Text. Ich habe grade so eine 3tes Kind Wunschphase und hier nochmal ein paar hilfreiche Gedanken für mich mitgenommen.

    1. Liebe Katja,
      ich kann dich so gut nachvollziehen. Wir waren an demselben Punkt wie ihr. Eigentlich völlig ausgelastet mit 2 Kindern. Das 2. Kind (3 Jahre) sehr anhänglich und absolut „High-Need“. Das Haus eigentlich zu klein, das Auto sowieso und unsere Kräfte begrenzt. Und doch stand dieser Wunsch nach einem 3. Kind im Raum. Die Argumente auf der Contra-Liste waren voll gefüllt. Eine Freundin meinte zu mir, ob nicht jeder Kinderwunsch eigentlich sogar unvernünftig ist. Und irgendwo hat sie recht, denn wir investieren immer Zeit und Ressourcen, eigentlich ist egal bei welcher Kinderzahl die Contra-Liste voller als die Pro-Liste. 😉 Wir haben uns für das Herz und gegen den Verstand entschieden und was soll ich sagen,.. es ist all das eingetreten, was du befürchtest. Unser Baby kam viel zu früh, es folgte ein monatelanger Krankenhausaufenthalt, zudem hat es eine körperlicher Behinderung und bringt dementsprechend sehr viele Termine und Sorgen mit sich. Dann noch das 1. Kind, das frisch eingeschult wurde und Begleitung benötigte. Das Baby ist mal wieder kein „Anfängerbaby“ und läuft nicht einfach mit. Vom Schlafmangel und den abendlichen Schreiphasen fange ich erst gar nicht an. Zeit für die Beziehung zwischen meinem Mann und mir haben wir auch nicht, da wir gerade nur noch funktionieren. Aber ich weiß, dass die Zeit wiederkommt, wenn wir daran arbeiten. Mich beschleicht desöfteren ein schlechtes Gewissen gegenüber Kind 1 und 2. Aber dann sehe ich, wie sie ihr kleines Baby-Geschwisterchen so lieben und voller Stolz sind. Mein 2. Kind wurde zwar entthront, aber es kann daran wachsen. Mein Mann und ich haben uns letztens darüber unterhalten, ob wir nochmal uns für ein 3. Kind entschieden hätten, wenn wir gewusst hätten, was auf uns zukommt. Wir haben es beide bejaht. Die Entscheidung für ein 3. Kind ist echt schwer und es war für uns auch der heftigste Übergang (also von 2 auf 3 Kinder). Wenn beide Elternteile es wirklich wollen und gut als Team funktionieren, dann kann man es schaffen. Zumindest sagt das meine bisherige Erfahrung. Aber es ist kein Zuckerschlecken. Noch wichtiger als Argumente auf der Contra-Liste empfinde ich die Gespräche mit dem Partner, was beide wirklich wollen und sich vorstellen können. Ich weiß nicht, ob ihr diese Gespräche geführt habt. Vielleicht hilft dir das auch, zu deiner Meinung weiterhin zu stehen. Falls ihr euch weiterhin gegen das 3. Kind entscheidet , dann wünsche ich dir Frieden mit dieser Entscheidung. Ich glaube, der Wunsch nach einem weiteren Kind schlummert in vielen von uns. 😉

  5. Das klingt aber nicht „richtig“. Du lebst nur einmal! Kinder sind nicht nur Finanzen und Arbeit, du siehst alle anderen Bedürfnisse, wo sind deine??? Nicht weil ich dich unbedingt umstimmen will, aber deine Worte strahlen das Gegenteil aus von dem was sie sagen ( sollen). Manchmal ist es gut und wichtig, dass Entscheidungen den Kopf umgehen und im Herzen getroffen werden. Alles Liebe!

  6. Bei mir ist es eher andersrum…ich hätte sehr sehr gerne ein 3. Kind- auch mein Mann hätte zumindest nichts gegen ein 3. Kind…
    Aber eine 3. Baby- und Kleinkindzeit würde vermutlich unsere Beziehung zerstören und meine psychische Gesundheit auch. Ich fand die ersten drei Jahre immer saumäßig anstrengend! Keine Zeit für sich selber und dieser Schlafmangel und die Langeweile beim Türmchen bauen😉.
    Meine Kinder sind jetzt 8 und 5 und es ist sensationell schön jetzt:)
    So ist und denkt jeder anders…da ist alles okay- solange man einigermaßen seine Kräfte und Ressourcen einschätzen kann.

  7. Ich fühle deinen Text sehr. Bin zwar „erst“ 31 und meine Kinder 4 Jahre und 1 Jahr alt, merke aber trotzdem jetzt schon dass uns zwei kinder nervlich genügen, auch wenn ich noch einen kinderwunsch tief in mir drinnen verspüre. Bei mir ist es aber eher ein „Babywunsch“. Denke es geht vielen Mamas so und das Gefühl von „vollständig sein“ stellt sich nicht immer ein, auch nicht nach mehreren Kindern. Sehe tatsächlich auch mehr Vorteile mit „nur“ zwei Kindern. Angefangen von einer geraden Zahl an Kindern (keiner ist das 5. Rad am Wagen), bis hin zu einem größeren Wohnraum, Urlaub, neues Auto, allen Kindern gerecht werden ( ich sage immer: ich habe nur zwei Hände zum halten und zwei Arme zum trösten & kuscheln)

    Alles Liebe dir ❤️

  8. Liebe Friederike,
    bei dir klingt es auch so, als hättest du gründlich darüber nachgedacht, ob 5 Kinder für euch als Familie passen. Bei euch passt es, ist doch super. Mein Plädoyer war nur dafür, ehrlich zu reflektieren, ob ein weiteres Kind für die Familie geht. Ob die Beziehung das packt, ob Kinder, die eventuell spezielle Bedürfnisse haben ( ADS, LRS, Autismus u.s w ) dann noch die Zeit/ Aufmerksamkeit bekommen, die sie benötigen. Ich finde es wirklich schwierig, so eine große Entscheidung, wie ein Kind in die Welt zu setzen, mit einem, das wird am Ende schon alles irgendwie gut gehen, zu treffen. Ich habe übrigens keine Vorurteile gegen Großfamilien, habe selber drei Kinder, aber vielleicht ist das ein wunder Punkt bei dir? Fühlst du dich von deinem Umfeld/ der Gesellschaft irgendwie für deine Entscheidung 5 Kinder zu bekommen, negativ bewertet? Das täte mir wirklich leid!

  9. Ich hatte in dem Alter, so um die 40 rum, auch nochmal einen recht starken Kinderwunsch, bei mir ging es aber um ein viertes Kind, meine 3 waren zu dem Zeitpunkt zwischen 5 und 13. Habe mich auch, eher vernunftgesteuert, dagegen entschieden, seitdem sind noch ein paar Jahre vergangen, mein Ältester ist jetzt 19 und ich denke, dass es die richtige Entscheidung war. Auch recht große Kinder brauchen Aufmerksamkeit und Unterstützung ihrer Eltern und Zeit ist eine endliche Ressource. Und auch den materiellen Faktor sollte man nicht unterschätzen: wir haben zwei gute Einkommen und trotzdem stöhne ich jetzt manchmal über die ganzen Ausgaben: Klassenfahrten, Führerschein und Studium finanzieren.
    Und wenn ich ehrlich bin, ging es mir, wie auch in den Kommentaren hier schon jemand schrieb, vor allem um die Kleinkind- und Babyzeit, die ich so gern noch ein letztes Mal erleben wollte. Aber die ist schnell vorbei, nur deshalb sollte man nicht nochmal ein Kind bekommen.

  10. Dieser Text hat mich berührt. Die Autorin hat sich und ihre Situation ernst genommen und gut reflektiert. Sie übernimmt Verantwortung und hat ihre Entscheidung aus Liebe getroffen, auch wenn es schmerzt.

    1. Das sehe ich auch so.

      Meine eigene Situation ist – in etwas anderer Gesamtkonstellation – recht ähnlich. Es sollte eben nicht sein mit einem weiteren Kind bei mir. Alle rationalen Argumente haben sehr deutlich dagegen gesprochen, und das wollte ich nicht übergehen. Ich hatte keinen Glauben an ein „Ach, das wird sich schon alles irgendwie finden, wenn das Kind erstmal da ist“.
      Ich kenne mehrere Familien mit drei Kindern, bei denen die Eltern sagen, dass sie sich mit drei Kindern übernommen haben.

  11. Wir sind das Risiko eingegangen und ich habe mit 41 unser 3. Kind bekommen. Die Gedanken der Autorin des Artikels verstehe ich gut. Auch wir waren phasenweise mit einem Kind überfordert… die Schwiegermutter hat null Verständnis, Unterstützung aus der Familie auch nicht zu erwarten. Eigentlich alles vernünftige Gründe gegen ein weiteres Kind. Und ich bin so froh und dankbar, diese Gründe bei unserer Entscheidung bedacht zu haben und uns trotzdem für unser 3. Kind entschieden zu haben. Ich fühle mich jetzt nicht kompletter als mit 2 Kindern, so wie es viele beschreiben. Ich fühle mich wohl mit meiner Entscheidung. Und das zählt, egal wie man sich entscheidet.

  12. Hallo Katja,

    ich kann mich in deinem Text sehr gut wiederfinden. Unsere Kinder sind mittlerweile 12 und 14 und ich hatte immer wieder (vor allem um den Eisprung herum) den Wunsch nach einem 3. Kind, aber- so wie Katha sagt- vor allem nach einer erneuten Schwangerschaft und Babyzeit. Unsere Tochter hat sich auch sehr ein kleines Geschwisterchen gewünscht und in meiner Idealvorstellung hätten sich alle 4 riesig über das Baby gefreut und sich gekümmert – kann so passieren, muss aber auch nicht so lange anhalten. Bei uns war es vor allem mein Mann, der gegen ein drittes Kind war und heute bin ich ihm dankbar für diese (vernunftsgeleitete Entscheidung). Ich denke es macht schon Sinn das ganze durchzudenken, von den Kräften her und von den finanziellen Mitteln. Ein Kind ist ja keine Entscheidung für ein paar Jahre, sondern für ein ganzes Leben. Und natürlich sind unsere Kinder jetzt aus dem Gröbsten raus, brauchen tun sie uns aber immer noch und das kostet auch in dem Alter auch beim dritten Kind noch viel Energie. Mein Mann war das dritte Kind und hatte das Gefühl als seine älteren Geschwister aus dem Haus waren, hatte niemand mehr Lust auf die Kinder/Familiensachen, sondern die Mutter wollte dann auch mal wieder an sich denken. Auch das kann natürlich anders sein,

    1. Dankeschön für diesen Text! mir geht es genau so – ich sehe so viele Parallelen, ich bin auch Lehrerin im ähnlichen Alter, die Kinder sind gleich alt und der Mann fühlt ebenso und der Große hat so seine Eigenheiten, die es oft krachen lassen.
      Aber mein Wunsch ist auch immer wieder da, ich kann nicht alles verkaufen, habe schon einiges weggegeben, nun ist die Schwägerin schwanger und ich habe wieder diese Sehnsucht! Aber leider bin ich noch nicht so reflektiert, dass ich den Wunsch zugunsten meiner Familie ad acta legen kann. Ich nehme mir diesen Text auf jeden Fall zu Herzen! Alles Liebe für die Familie! Sie ist auf keinen Fall allein.

  13. Hallo,
    ich kann die Entscheidung nachvollziehen. Wir haben uns damals für ein drittes Kind entschieden und Zwillinge bekommen. Sind jetzt also zu sechst und natürlich liebe ich alle vier Kinder über alles, aber wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, hätte ich vermutlich eine andere Entscheidung getroffen, wenn ich ehrlich bin. Ich habe immer das Gefühl irgendwem (inklusive mir und meinem Mann) nicht gerecht zu werden.
    Ich habe mal gelesen, dass man sich klar werden sollte, ob man wirklich noch den Wunsch nach einem Kind hat oder ob es der Wunsch nach einem Baby ist, also nochmal Schwangerschaft, Geburt die erste süße Babyzeit zu erleben. Ich finde diesen Gedanken bzw. diese Unterscheidung in Kinder- oder Babywunsch eigentlich recht hilfreich, um sich selbst zu reflektieren.

    Liebe Grüße

  14. Liebe Katja, dein Text stimmt nachdenklich, danke für deine Gedanken. Ich möchte nicht übergriffig erscheinen oder deine Entscheidung in Zweifel ziehen, aber dir dennoch mitteilen, was meine Gedanken sind. Ein Kind zu bekommen kann natürlich gut geplant und durchdacht sein. So wie du es schreibst – man kann voraus denken, Finanzen überschlagen, Tagesabläufe durchgehen. Ein Kind zu bekommen kann aber auch einfach nur eine Herzenssache sein. Ohne Planung, ohne Ängste und ohne Erwartungen. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt ;). „Wie soll das alles gehen?“ fragt man sich doch oft im Leben und wie wunderbar lebt es sich, wenn es dann alles geht. Bestelle beim Universum Glück und Zuversicht und du wirst genau das bekommen. Deine Kinder werden älter, die Umstände verändern sich, alles ist im Fluss. Wenn noch eine Seele auf ihr zuhause bei euch wartet, wenn du das spürst, dann zerdenke es nicht. Neben all den Gründen, die gegen ein weiteres Familienmitglied sprechen, gibt es genauso viele Gründe die dafür sprechen. Ein kleines Geschwisterchen für deine Kinder, dass sie lieben und beschützen werden und an dem sie wachsen können, beispielsweise. Kinder sind nicht lange klein, was man erst richtig merkt, wenn sie groß sind. Und eines Tages wirst du wieder ohne Kinder schlafen – ob das in 5, 10 oder 15 Jahren ist wird am Ende deines Lebens vermutlich nicht im Fokus stehen. Du möchtest Rücksicht auf deinen Mann und deine Kinder nehmen – du kannst ihnen aber auch zutrauen, dieser Herausforderung gewachsen zu sein bzw. an ihr zu wachsen. Du liebst deinen Mann und deine Kinder und sie lieben dich – welch wunderbare Voraussetzung für eine kleine Seele in eine Familie zu kommen <3.

    1. Hallo Kati,
      deine Nachricht ist übergriffig! Und wenn man das schon selbst bemerkt, sollte man wirklich fähig sein, sein Mitteilungsbedürfnis zu unterdrücken! Die Entscheidung der Autorin wirkt wohlbedacht, sie benötigt keinerlei Ratschläge von Fremden, sondern möchte uns nur an ihren Gedanken teilhaben lassen!
      Ich kenne übrigens einige Familien, die an einem Kind „zu viel“ gescheitert sind. Nein, mehr ist nicht immer besser und es geht auch nicht immer gut! Ich würde mir mehr Menschen in Deutschland wünschen, die solch reflektierte und weise Entscheidungen treffen würden!

      1. Ich empfinde Katis Kommentar überhaupt nicht als übergriffig, sondern als sehr liebevoll formuliertes Plädoyer, den Kinderwunsch auch aus anderer Perspektive als der Vernunft zu betrachten. Übergriffig finde ich viel eher, dass in deinem Appell, liebe Anja, an „reflektierte und weise“ Entscheidungen eine gewisse Verachtung gegenüber Großfamilien mitschwingt. Ich habe 5 Kinder und bin der Überzeugung, dass ich für sie, für uns als Familie, als Paar, aber auch für mich persönlich keine weisere Entscheidung hätte treffen können, denn die 5 lieben und lernen von einander und es erfüllt mich, diese Menschen beim Aufwachsen zu begleiten – auch wenn es finanzielle Einbußen bedeutet und sie natürlich materiell weniger privilegiert sind als viele ihrer Mitschüler. Das ist aber meiner Meinung nach nicht das, was im Leben glücklich macht.

        Gleichwohl finde ich jede individuelle Entscheidung gegen (viele) Kinder absolut okay und würde nie behaupten, dass mein Leben oder meine Lebensentscheidungen besser wären.

  15. Wir wollten auch immer 3 Kinder, hatten uns so gedacht 2 mit kurzem Abstand und eines, wenn das erste oder 2. Kind in die Schule kommt. Was soll ich sagen, unser 1. Kind, unser Sohn wurde geboren, war ein Anfängerbaby und entwickelte sich mit zunehmenden motorischen Fähigkeiten zu einem wilden und fordernden Kleinkind, was seit er zur Tagesmutter ging und ich wieder arbeiten, ständig krank war. Er nahm wirklich alles mit, erholte sich kurz und war wieder krank. Ich habe mich auch ständig angesteckt, also kam unsere Tochter nur 2,5 Jahre später, ich bekam in der SSW schnell ein Beschäftigungsverbot, weil sie nicht wuchs im Bauch, die FÄ hatte große Bedenken, dass sie sonst viel zu früh geboren wird, wenn ich nicht ruhiger mache. Also konzentrierte ich mich nur auf die SSW und wir ließen den Sohn auch viel zu Hause um den ständigen Infekten zu entgehen. Es tat uns allen gut, wie es oft so ist, wurde mein Mann befördert, musste viel arbeiten. Doch mit der Geburt der Tochter hatte er Elternzeit geplant, damit er für die Familie da sein konnte. Welch gute Entscheidung, die Geburt lief nicht wie geplant, als die Tochter gesund da war (doch gar nicht so klein, wie alle erwarteten), setzten bei mir starke Blutungen ein. Ich kam in den Op, habe viel Blut verloren, war danach ziemlich down. Als ich mich wieder erholt habe, bekam mein Sohn einen schlimmen Infekt, pünktlich zum Ende der Elternzeit des Mannes, der natürlich sofort zu einer Dienstreise musste. Er fuhr mich zu den Großeltern, am nächsten mussten wir mit dem Sohn ins Krankenhaus. Beide Großeltern waren zur Stelle, welch ein Glück! Unsere Tochter war und ist immer zu leicht, zu klein, wir wurden zu sämtlichen Untersuchungen gedrängt, es standen lebensverkürzende chronische Krankheiten im Raum, deren Ausschluss leider fast ein Jahr dauerten. Der Sohn weiter oft krank, er bekam dann noch Asthma, wir fuhren alle zur Kur usw… an ein 3. Kind dachten wir nicht mehr. Mit der Weile ist der Sohn 13 und es wurde ein Immundefekt festgestellt, die Tochter ist 10, noch immer sehr klein und zart aber ja nun nachgewiesen komplett gesund. Ich habe mal wieder an ein 3. Kind gedacht, die beiden wünschen sich auch ein Geschwisterchen, aber ich kann nicht mehr, ich wüßte nicht, wo ein Baby Platz hätte. Auch mein Mann sieht es so. Wir arbeiten beide, können jetzt viel zu viert unternehmen und sind endlich gesünder. Ich habe mit der Weile Angst vor einer neuen Geburt, Angst, welches Päckchen ein weiteres Kind mitbringt, Angst den beiden ersten Kindern nicht gerecht zu werden. Also ich kann die Autorin sehr gut verstehen. Es ist eine Vernunftentscheidung, im Herzen wäre noch Platz gewesen.

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