Kann eine Freundschaft halten, wenn wir ganz unterschiedlich erziehen?

Freundschaft

Ihr Lieben, mein Name ist Simone und ich habe einen Sohn (1 Jahr alt). Fast zeitgleich kam die Tochter meiner sehr guten Freundin auf die Welt – und ich dachte, dass das wirklich das Beste ist, was uns passieren kann.

Immer wieder hört man ja von Neu-Mamis, die ganz einsam sind. Ich dagegen hatte sofort jemanden zum Kinderwagen schieben, quatschen und ausheulen.

Leider ist es so, dass ich im Laufe der Monate immer mehr gemerkt habe, wie unterschiedliche Einstellungen wir zum Thema Kindererziehung haben. Ich weiß, es gibt es den Spruch „Leben und leben lassen“ und jeder soll im Prinzip ja auch machen, was er will. Aber gut finden muss ich ja nicht alles.

Meine Freundin setzt ihre Tochter zum Beispiel täglich vors Tablet, um ihre Ruhe zu haben. Sie wird ihr gegenüber auch echt schnell ungeduldig und ganz schön laut im Ton. Immer wieder merke ich, dass wir zu Erziehungsthemen komplett unterschiedlich ticken und es kommt auch öfter vor, dass wir uns über Ansichten zoffen.

Das ging auch schon in der Schwangerschaft los, als meine Freundin hin und wieder mal am Weinglas ihres Mannes genippt hat – ein absolutes No Go, finde ich. Damals haben wir uns auch ganz schön in die Haare bekommen.

Eigentlich haben wir uns immer sehr gut verstanden, aber über das Kinder-Haben haben wir uns irgendwie entfremdet. Was meint ihr: Sollte ich es ganz deutlich ansprechen, dass ich ihre Ansichten nicht gut finde oder sollte ich um sie kämpfen – oder die Freundschaft einfach im Sande verlaufen lassen?


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17 comments

  1. Was hat euch denn vor den Kindern miteinander verbunden? Da wird ja noch mehr sein als die Mutterschaft? Also, im Sande verlaufen lassen, würde ich’s auf keinen Fall.
    Sachlich und respektvoll deine Meinung sagen kannst du definitiv aber deine Freundin muss deine Meinung nicht teilen, so wie du ihre eben auch nicht.
    Wenn ihr ansonsten als Freundinnen gut harmoniert – und das habt ihr vor den Kindern ja ganz offensichtlich – dann solltet ihr eure unterschiedlichen Erziehungsansichten einfach tolerieren und nicht zwischen euch stehen lassen.

  2. Ich denke, wenn Du ihr helfen willst, dann geht es nur darüber, ein gutes Vorbild zu sein. Schöne Sachen mit den Kindern machen, positiver und wertschätzender Umgang, sowohl mit den Kindern als auch mit den Erwachsenen. Belehrender Umgang oder sogar Angriff führt nur zu Verteidigung oder Rückzug. Die wenigsten Menschen würden sich dadurch ändern.

  3. Also ich persönlich finde es extrem übergriffig, dass Du Dich in die Erziehung Deiner Freundin einmischst.

    Und ob ein gelegentliches Nippen am Weinglas ihres Mannes während der Schwangerschaft ein No-Go ist, entscheidet immer noch sie für ihre eigene Schwangerschaft und ihren eigenen Körper.

    Wenn Du eine Vernachlässigung und Kindeswohlgefährdung siehst, ist es Sache des Jugendamtes. Falls dies nicht der Fall ist, solltest Du Dich schlicht raushalten.

    Niemand braucht eine „sehr gute Freundin“, die einen mit ungewollten Erziehungstipps bedrängt.

    1. Ich finde Kommentare zur Erziehung auch immer schwierig. Bin da auch oft, insbesondere mit der älteren Generation, aneinandergeraten.

      Aber sobald die Erziehung dem Kind schadet, sollte man sich nicht raushalten. Alkohol in der Schwangerschaft kann sehr leicht schädlich sein. Ab wann und wieviel schadet, kann man nicht vorhersehen. Laut wird glaub ich jeder mal, da muss man hingucken, wie oft ist es und wie geht es dem Kind damit. Wird es dadurch stark verängstigt, kann das schon psychische Gewalt sein. Medienkonsum in so frühen Jahren muss man auch genau betrachten. Da geht es um das wie viel und welche Inhalte . Auch das kann in extremen Fällen schaden.

      Damit will ich nichts verteufeln oder das Verhalten der Freundin anklagen. Aber man könnte als Freundin alles genau beobachten und die Freundin fragen, warum sie was macht und wie sie sich damit fühlt. Dabei ist es wichtig, dass man nicht wertet und keine Vorwürfe macht. Vielleicht hilft es auch, wenn man von Situationen erzählt, die man auch kennt. Z.B.: Ich hab gerade gemerkt, dass du laut mit… gesprochen hast. Ich bin letztens auch laut geworden, als… das und das gemacht hat. Aber ich hab immer hinterher ein schlechtes Gewissen. Wie geht es dir damit?

      Oder irgendeinen Medienbericht zum Anlass nehmen: Hier, hab ich gerade gelesen, was denkst du darüber?
      Hierbei sollte man dann vielleicht lieber nur zuhören, was die Freundin sagt, weil sie sich vielleicht auch schnell in die Ecke gedrängt fühlt.

      Ich finde raushalten und im schlimmsten Fall das Jugendamt benachrichtigen nicht richtig. Man stelle sich vor: die eigene Freundin sagt nie was in Bezug auf die Erziehung und dann steht auf einmal das Jugendamt vor der Tür und man bekommt mit, dass die Freundin dafür verantwortlich ist. Da würde ich mich verraten fühlen. Ich fände es besser, wenn die Freundin das vorher bei mir ansprechen würde. Denn die meisten Eltern wollen ja ihrem Kind nicht schaden und man kann seine Erziehung ja auch ändern.

      1. Hallo, also wenn es eine sehr gute Freundin ist, dann könnte man ihr auch einen gut gemeinten Rat erteilen, aber einmischen ist wieder zu viel des guten.
        Weil jeder sein eigenes Leben führt
        Kann sein dass sie dein Rat annimmt und wenn nicht, dann lass sie machen.

      2. „Schaden“ beurteilt man aber auch immer erstmal subjektiv. Viele Verhaltensweisen bedingen ja eben keinen unmittelbaren Schaden, sondern erhöhen nur bestimmte Risiken. Und an diesem Punkt sind Menschen eben sehr unterschiedlich risikoaffin.

        Unsere Gesellschaft setzt oft risikoaverses verhalten mit „richtigem Verhalten“ und risikoaffines Verhalten mit „falschem Verhalten“ gleich. Diese Einstellung teile ich nicht.

        Ich persönlich finde die Vorstellung einer durchoptimierten No-Risk-Gesellschaft weitaus gruseliger als die Vorstellung, dass irgendwer einen Schaden erleidet.

        Um aber zum konkreten Beispiel zurückzukommen:

        Klar sind hoher Medienkonsum oder Nippen am Weinglas in der Schwangerschaft risikofördernde Faktoren. Genauso wäre auch die Reise einer schwangeren Frau nach Kambodscha ein risikofördernder Faktor, da dort Tropenkrankheiten auftreten können und die medizinische Versorgung schlechter ist als in Deutschland. Trotzdem würde ich meiner Freundin doch die Reise nach Kambodscha nicht ausreden wollen.

        Daher gilt da für mich ein striktes Prinzip der Nichteinmischung. Einen Ratschlag gebe ich gerne, aber wenn der nicht befolgt wird, dann bedränge ich auch niemanden mehr. Und umgekehrt verbitte ich mir auch jede wohlmeinende Einmischung in mein eigenes Risikoassessment sehr vehement.

        Ausnahme bleiben natürlich (wie schon oben gesagt) Fälle von Kindeswohlgefährdung, bei denen eine Nichteinmischung unterlassene Hilfeleistung wäre.

        1. Wenn das Risiko nur einen selbst und den eigenen Körper betrifft, soll das jeder machen, wie man denkt. Aber wenn man Risiken für andere ignoriert, finde ich das nicht verantwortungsvoll.
          Wenn ich Alkohol trinke, dann ist mir bewusst, dass mir das schaden kann und ich entscheide selbst, ob ich das Risiko eingehe. Dem Kind ist dies weder bewusst, noch kann es sich dagegen entscheiden.
          Klar kann man nicht allen Risiken ausweichen, das ist auch nicht erstrebenswert. Aber wenn das eigene Verhalten anderen schaden kann, wäre es besser, wenn man die Situation genau betrachtet und andere auch mal drauf anspricht. Es ist ja auch immer die Frage, um was es geht. Ich würde z.B. Alkohol, Lautstärke und Medienkonsum nicht als gleichwertig riskant bewerten.

          Ansonsten haben wir, Flo, wohl eine andere Definition vom „Einmischen“. Je nachdem, wie ein Ratschlag formuliert ist und von wem er kommt (Freund oder Fremder) empfinde ich dies schon als Einmischung. Für dich ist ein Ratschlag noch keine Einmischung. In der Hinsicht hatte ich dann wohl deinen ersten Kommentar falsch verstanden. Da klang es, als ob du gar nichts sagen würdest.

          Ich bin einfach nur dafür, dass man offen etwas anspricht und sich über die eigenen Meinungen austauscht. Wenn der andere dann bei seiner Meinung bleibt, wäre es besser, das auch zu akzeptieren und das Thema ruhen lassen.

    2. Ein gelegentliches Nippen am Weinglas ist ein No-Go. Der einzige Mensch der dazu eine Entscheidungsbefugnis hätte, wäre das Kind im Bauch – dem schadet bereits ein einziger Schluck. Da das Kind aus bekannten Gründen keine Entscheidung treffen kann, ist es ein No-Go. Und das ist nicht meine persönliche Meinung, sondern ein wissenschaftlich belegbarer Fakt. Und wer nicht in der Lage ist, für die Dauer der Schwangerschaft zum Wohle des Kindes ein „nippen“ zu lassen, sollte generell einiges überdenken. Das auch im Jahr 2023 noch immer so fahrlässig mit dem Thema Alkohol und Schwangerschaft umgegangen wird und dies dann in den Kommentaren auch noch als „geht niemanden was an“ abgefeiert wird, schockiert mich.

      1. Mal eine provokante Frage: Vertrittst Du die Meinung „der einzige Mensch der dazu eine Entscheidungsbefugnis hätte, ist das Kind im Bauch“ auch in Bezug auf Abtreibung? Ich hoffe doch nicht.

        Warum ich diese provokante Frage hier stelle?

        Weil ich dachte, es wäre ein feministischer Konsens, dass eine Frau über ihren eigenen Körper entscheiden kann und zwar auch dann wenn sie schwanger ist. Natürlich betreffen ihre Entscheidungen bezüglich ihres Körpers immer den im Körper befindlichen Fötus mit. Das macht ihren Körper aber trotzdem nicht zum Allgemeingut und gibt der Gesellschaft keine Verfügungsgewalt oder Einmischungsbefugnis über diesen Körper.

        Im Übrigen ist „geht niemanden was an“ nicht mit „abfeiern“ gleichzusetzen.

  4. Ich kann bei allen möglichen Dingen tolerant sein. Ernährung, Medien, außerfamiliäre Betreuung, Schlafsituation… all die Dinge bei denen die Ansichten teils stark auseinander gehen. Aber meine Grenze ist, wenn Eltern absichtlich gemein zu ihren Kindern sind. Schlecht gelaunt rummeckern passiert jedem Mal, aber wenn ich einmal mitbekommen habe wie jemand zB so lange mit seinem Kleinkind schimpft, bis es weint, und dann nur daneben steht und nicht tröstet, will ich mit der Person nicht mehr näher zu tun haben. So etwas mitzuerleben tut mir nicht gut.

  5. Ich hatte eine ähnliche Situation. Wir sind quasi zeitgleich schwanger geworden und hatten uns ca bis die Kinder 1 waren. Das war toll. Dann fingen wir langsam an, uns außeinander zu „erziehen“. Es gab dann ein zwei Jahre, in denen der Kontakt immer weniger wurde. Dann wurde es wieder mehr und wir können inzwischen (die Kinder sind jetzt 9) voll akzeptieren, dass die andere eben anders erzieht. Wir können die Dinge offen ansprechen oder es lassen- je nachdem, was man gerade braucht.
    Daher wäre mein Rat: Gib euch Zeit, vielleicht hat das Thema irgendwann nicht mehr so viel Gewicht.
    Alles Liebe!

  6. Hallo,
    Was genau magst Du an deiner Freundin?
    Fühlst Du dich nach einem Kontakt besser oder schlechter?

    Man muss eine Freundschaft nicht gleich auflösen, man kann sie auch eine Zeit lang ruhen lassen und in einer anderen Lebensphase wieder beleben.

    Grüße

  7. Lasst die Kinder aus eurer Freundschaft raus, das wird den Kindern gut tun und euch am meisten.Sonst geht das auch von ganz allein auseinander mit nem riesen Krach.

  8. Hallo, naja einfacher ist es schon, wenn man sich einig ist in solchen Themen. Allerdings habe ich bisher die Erfahrung gemacht, dass man da auch wirklich die Einstellung „Leben und leben lassen“ an den Tag legen kann und man trotzdem gemeinsam eine gute Zeit haben kann. Du wirst sehen, wenn die Kinder wachsen gibt es noch so viel weitere Themen, bei denen ihr euch einig oder auch uneinig sein könnt… unterm Strich ist es doch schön gemeinsam durch diese Zeit zu gehen. Und manchmal ist eine andere Perspektive auch echt gut. Meine Freundinnen hatten z. B. als erstes Kind recht ruhige Mädchen, alle Blumen standen an ihrem Platz, bei Regen konnten sie drin bleiben etc… ich habe als erstes einen aktiven Sohn, brauchte Schrankschlösser, Pflanzen konnten nur noch ganz oben stehen und Regensachen habe ich immer schon gleich in der Folgegröße gekauft, weil unser Sohn immer raus wollte. Später bekam ich dann ein ruhiges Mädchen und die eine einen wilden Jungen, was haben wir gemacht! Heute hatten die Großen schon Konfirmation und wir lachen noch immer zusammen!

  9. ich finde es kommt darauf an, in welchen themen man sich unterscheidet.
    ich habe für mich irgendwann als absolutes no go zb schlagen oder in den keller sperren oder so sachen erklärt.
    alkohol in der schwangerschaft ist für mich auch ein no go. aber das ist gesellschaftlich ( wie der kleine klaps) immer noch sehr verharmlost.

    was für mich aber viel wichtiger ist: hinter das verhalten oder die entscheidung wie erzogen wird zu schauen. passiert das aus überzeugung? oder aus überforderung oder „man weiß es nicht besser“, „ die mutter/tante/ Schwiegermutter hat es auch so gemacht“… ich finde gerade wenn aus überforderung oder fehlender abgrenzung zu anderen ( weil man es macht weil es so gemacht wird, man aber insgeheim es selsbt falsch ansieht) so gehandelt wird, ist es doch erst mal wichtig dem anderen zuzuhören. du könntest ja dann erzählen wie dir die erziehung wichtig ist und warum und überlegen ob du deiner freundin irgendwie helfen kannst damit sie , vorrausgesetzt insgeheim würde sie es doch gerne anderst machen, lernen kann sich anderst zu verhalten.

    welches andere erziehungsverhalten man selbst aushalten kann ist doch sehr individuell. also ich weiß nicht ob ich eine freundschaft ausgehalten hätte, wenn meine freundin eine extreme ferberin gewesen wäre, und ich jedes mal dadran denken müsste wenn ich mein schreibaby im arm gehabt hätte. oder wenn mir meine freundin aus überzeugung sagen würde ( oder ich es erlebe) das sie ihr kind aus überzeugung schlägt weil es zb aus versehen sein glas umgestoßen hat.

    das sind dann aber auch wieder dinge bei denen mir wichtig wäre meinen standpunkt deutlich zu machen oder auch auf hilfen hinzuweisen. ich wüsste auch nicht ob ich dann das kind so aus den augen verlieren wollen würde….

    um zu den beispielen aus dem text zurück zu kommen:
    sowas wie medienkonsum wäre für mich aber kein grund mich zu entfreunden.
    was ich da aber durch setzten würde ist, das mein kind nicht in den medienkonsum mit eingebunden wird. also zb treffen wir uns mit unseren kindern wäre für mich die bedingung dass sie nicht vor dem handy still gestellt werden. außer meinem kind wäre das handy oder tablett egal, aber das ist nur in den wenigsten fällen so.
    wenn die freundin das nicht machen würde könnte ich mich mit ihr nicht mehr mit den kindern zusammen treffen.

    laut werden zeugt ja meist mehr von überforderung. da könnte man auch erstmal heraus zu finden warum die freundin überfordert ist und evtl hilfen zusammen überlegen oder anbieten.

    und sehr bild kommt es ja auch darauf an, wie wir unsere meinung äußern. jeder macht erst mal dicht und hört nicht mehr zu, wenn er kritisiert wird.
    manchmal reagieren auch welche pampig weil sie insgeheim wissen dass sie es falsch machen.
    man muss aber auch wirklich glück haben freunde zu finden die viele gemeinsame erziehungsvorstellungen haben. die allermeisten machen doch so einiges anderst als man selbst
    vielleicht wäre auch eine möglichkeit wenn dir die freundschaft aber wichtig ist , leider, die kinder außen vor zu lassen und sich nur ohne kinder zu treffen und möglichst die kritische. themen rund um die kinder auszuklammern?!

  10. Leben und leben lassen! Akzeptier Deine Freundin wie sie ist ( sie muss nicht umerzogen werden?) bzw wenn Du nicht damit leben kannst, geh. Du würdest Dir umgekehrt doch auch diese Einmischung verbieten. Warum siehst Du nicht Deine Freundin, ihre Art und Weise aus der heraus sie lebt wie sie lebt, sondern nur DEINE Prinzipien ( die nicht für alle gelten)? Offenheit ist Basis einer Freundschaft, also sprich es an, aber der Ton macht die Musik.

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