Gastbeitrag von Jule: „WINDELFREI ist kein Supermom-Contest“

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Es ist elf Uhr abends. Ich sitze am Rechner. Mache irgendwas. Im Schlafzimmer nebenan ein Rascheln und leises Lautieren. R. wälzt sich im Halbschlaf. Noch bevor sie richtig aufwacht gehe ich rüber, nehme sie sachte auf den Arm und setze sie auf das Töpfchen. Ihr Kopf lehnt an meiner Schulter, ihre Hand hat sie in meinem Ausschnitt gewurstelt. Es rinnt. Das Atmen wird wieder ruhiger. Ich lege sie zurück auf ihr Fellchen, decke sie zu und verlasse leise den Raum.

Hallo und vielen Dank für Euer Interesse!

Ich freue mich ganz doll und berichte Euch gern aus unserem Familienalltag mit einem windelfreien (mittlerweile) Kleinkind. R. (21 Monate) ist unsere zweite Tochter. Ihre große Schwester D. geht schon zur Schule. Wir (Andreas, 41 und Jule 35), sind beide „prekär beschäftigte Akademiker“ und teilen uns Haushalt und Kinder.

Schon nach der Geburt unserer ersten Tochter hatten wir Kontakt zu einigen Familien, die ihren Kindern ein Leben (fast) ohne Windeln ermöglichten.

Ich war sehr beeindruckt, als ich zum ersten Mal Zeugin wurde, wie eine befreundete Mama ihren gerade sechs Wochen alten Sohn in einem Gebüsch abhielt (wir haben alle Frühlingskinder), und ihn danach gelassen wieder im Tragetuch verstaute. Wenn sie bei uns zu Besuch waren, klappte sogar das Abhalten „fremder“ Kinder, aber selbst haben wir den Schritt beim ersten Kind irgendwie nicht in Betracht gezogen. Wir haben kurz und halbherzig mit Stoffwindeln experimentiert, bei dem Versuch blieb es dann aber. Wir haben unsere Große zu Hause ab Laufalter oft mit Wollhöschen und Einlage herumlaufen lassen, um Plastikwindeln zu sparen. Aber wirklich verstanden und praktiziert haben wir das Prinzip Windelfrei damals nicht.

Als sich unsere zweite Tochter ankündigte, war für mich schnell klar, dass ich es diesmal mit Windelfrei versuchen möchte.

Ich habe es mit niemandem besprochen, einfach vorbereitet und geschaut, was passiert. Wollhöschen, jede Menge Moltontücher, Babylegs – das sind die wichtigsten Utensilien am Anfang – hatten wir noch vom ersten Kind übrig. Ich besorgte noch ein kleines Töpfchen zum Abhalten. Mehr brauchte es zunächst nicht. Ich kaufte für die ersten Tage dennoch Plastikwindeln, für alle Fälle. Wahrscheinlich traute ich mir selbst noch nicht. Sie stanken bestialisch nach Chemie. Ich packte die komplette Packung aus und ließ sie offen liegen, wollte sie lüften. Es wurde nicht besser und nach ein paar Tagen verschenkte ich sie einfach an die erstbeste, verblüffte Mami. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, mein Kind mit einem mit Chemie und Fäkalien prall gefüllten Plastiksack am Po herumzutragen. Wenn was ins Backup geht, wird sofort gewechselt. Windelfreikinder tragen nie nasse Windeln am Körper. Das Backup fängt in der Regel nicht mehr als eine Pipiladung und wird dann umgehend gewechselt.

Die Kleidung muss entsprechend praktisch sein, mehr Anforderungen gibt es nicht.

Interessanterweise hat meine Familie von Anfang an mitgezogen. Der Papa hält das Kind über das Waschbecken und macht „Pssst!“ Omas und Opas sind stolz, wenn sie das Kind erfolgreich abhalten konnten. Die große Schwester ist die zuverlässigste Deuterin der Signale und suffliert dann: „Maaamaaa, R. muss mal kacken!!!“ Während ich mir im Rückbildungskurs manchmal noch sehr unbeholfen vorkam und das Handling noch nicht so geschickt vorführen konnte, hatte ich schon einige Monate später den Dreh raus und konnte uns in einem weiteren Mamasportkurs als eingespieltes Team vorführen. (Wobei sich mein Baby nie hat vorführen lassen. Wenn ich angeben wollte, hat es sich verweigert. Wenn ich es nicht an die große Glocke gehängt habe, ging es besser.) Ich habe selten verständnislose Kommentare oder dumme Bemerkungen bekommen. Auf meinem T-Shirt stand aber auch nie reißerisch: „Mein Baby hat keine Windeln an.“

Das Abhalten gestaltete sich in den ersten Wochen schwierig.

Es ging fast alles daneben, d.h. in die Moltoneinlage im Wollhöschen. Ich hielt sie erfolgreich eigentlich nur in den sogenannten „Standardsituationen“ ab: nach dem Aufwachen und bei (später nach) dem Stillen. Der Knoten platzte, als R. ungefähr vier Wochen alt war. Da hatten wir uns irgendwie eingespielt und von da an gab es deutlich weniger Pannen. Ich weiß nicht genau, was den Unterschied ausgemacht hat. Ich habe nichts verändert, es war einfach die gedankliche Einstellung auf das, was da passiert. Es ist irgendwie „durchgesickert“. Seitdem sind schon viele Monate vergangen, in denen sich immer wieder alles verändert hat. Die Signale des Babys. Die bevorzugte Abhalteposition. Die Schlafarrangements. Die Backups. Regelrechte Streikphasen (immer, wenn das Baby mit wichtigen Entdeckungen und Entwicklungsschritten beschäftigt ist). Und dann sucht man nach Ursachen, Wegen und justiert die Methoden und Ziele neu, alles umsonst. Und immer genau an dem Punkt, an dem ich am liebsten alles hinschmeißen wollte, an dem mir schon alles egal war, da ging es plötzlich wieder. Einfach so.

Ich habe durch Windelfrei extrem viel über mein Baby und mich und die Familie gelernt und lerne noch täglich hinzu.

 Dabei wurde mir immer klarer, dass der deutsche Begriff „Windelfrei“ leider eine Idealvorstellung ausdrückt, die ziemlich stressen kann. Dabei geht es gar nicht um Erfolge, um eine zu täglich zu erreichende Zahl aufgefangener Pipis oder den möglichst minimalen Gebrauch von Windeln. Windelfrei ist kein Supermom-Contest. Es gibt auch keine Garantie, dass windelfreie Babys früher trocken werden. Man muss zeitweise mit mehr Wäsche und mehr Pfützen klarkommen. Wer da nicht entspannt genug ist, sollte es nicht probieren, oder dem Baby ein Backup anziehen. Viel treffender, aber leider etwas sperrig ist die Bezeichnung „Ausscheidungskommunikation“ (vom englischen „elimination communication“) Es geht in erster Linie um die Kommunikation. Die Aufmerksamkeit. Es gibt keine Dogmen und keine Misserfolge. Man geht von der Voraussetzung aus, dass Babys mit der Fähigkeit geboren werden, ihr Ausscheiungsbedürfnis zu spüren und mitzuteilen. Genauso, wie sie uns Hunger, Müdigkeit oder das Bedürfnis nach Körperkontakt mitteilen. Wie wir darauf reagieren, ist dann unsere Sache. Und hängt nicht zuletzt von der Tagesform ab.

Teilzeitwindelfrei ist genauso erlaubt, wie nachts wickeln, Stoffi-Backup, Kita- oder Omawindel. Nichts muss. Tausend Familien – tausend Methoden.

Wenn es stresst, läuft was falsch. Sich bloß nicht gedanklich drauf versteifen und nur noch auf das Babys schielen, wann sich das nächste Geschäft ankündigt. Wenn ich mich dabei ertappe, dann schalte ich einen Gang zurück und korrigiere. Windelfrei ist kein Aufwand, den man heldenhaft auf sich nimmt, oder scheut.

Windelfrei ist eine gedankliche Haltung, eine Achtsamkeit.

Es gibt Phasen, da passt es nicht in den Alltag. Dann ist das eben so! Ich sage dann meinem Kind, dass ich mich jetzt gerade nicht mit seinen Ausscheidungen beschäftigen möchte. Es kann sich gern melden. Oder es eben seinlassen. Und ich entscheide selbst, ob ich das Kind solange auf die Dielen oder in eine Windel (welcher Art auch immer!) pullern lassen möchte. Für mich persönlich ist Pfützen aufwischen der geringste Aufwand. Unser Baby war und ist viel „unten ohne“. Wenn es kalt ist, kommen Stoppersocken und Wollstulpen ans Kind. Wenn wir zu Besuch sind, hat sie in der Regel eine Stoffwindel als Backup an. Und macht sich trotzdem bemerkbar.

Interessanterweise funktioniert es unterwegs oder bei Krankheit am besten.

Da ist die Aufmerksamkeit viel mehr beim Kind, es läuft nicht so „nebenher“, wie manchmal im häuslichen Alltag. Sogar draußen besteht sie manchmal aufs Abhalten. Nicht mal ein dicker Schneeanzug hindert uns dann daran. Seit ein paar Monaten geht sie in die Kita. Mal macht sie sich dort bemerkbar und geht aufs Töpfchen, mal nicht. Dort kackt sie sogar ab und zu in die Windel, was wir zu Hause so gut wie nie hatten. Ich nehme es als gutes Zeichen, dass sie sich nichts verkneift und zurückhält. Wir sind noch lange nicht am Ende des Weges.

Für mich ist das alles in Fleisch und Blut übergegangen. Mittlerweile sind die zusätzlichen Wäschen sehr selten, das Kind entscheidet auch sehr autonom darüber, was es anziehen will. Ich kann ihr nicht mehr einfach so eine Windel anziehen, wenn sie das nicht will. Und das ist in Ordnung! Wir sprechen jedes Mal drüber, was das in der konkreten Situation bedeutet.

Windelfrei bedeutet für uns: Unser Baby und wir kommunizieren sehr harmonisch miteinander.

R. war immer sehr ausgeglichen und zufrieden. Sie trägt kein Hosenklo mit sich herum und hat schon früh verstanden, sich bemerkbar zu machen, wenn sie auf Toilette muss, mittlerweile auch verbal. Ökologisch und finanziell gibt es für mich keine Alternative mehr. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, 24/7 dem Kind den Pops einzuwickeln. Wund war es noch nie.

Vielleicht noch ein paar Tipps zur Ausstattung: Wer mit einem Backup entspannter ist: Molton und Mullwindeln sind super robust, können heiß gewaschen werden. Flecken bleichen in der Sonne aus.

Es gab teilweise monatelange Abhaltestreiks, in denen in puncto windelfrei nix ging.

Waschen musste ich aber dennoch selten mehr als zweimal in der Woche. Die Überhosen aus Wolle musste ich nur selten waschen. Reine Schurwolle ist zum Geheimtipp für alles geworden, was für mich zu Windelfrei gehört. Hosen, Babylegs, Schlafwäsche, Bettunterlage, alles aus Wolle. Gut gefettet nehmen die Wollsachen wenig Nässe oder Schmutz auf und müssen nicht so häufig gewaschen werden. Später habe ich dann verschiedene Stoffwindelsysteme getestet. Überhosen aus PUL mit beliebigen Einlagen drin haben sich bei uns ebenfalls bewährt.wollhosebabylegs

Mittlerweile stehen wir auf Trainerhosen. Die geben gleichzeitig Sicherheit und Bewegungsfreiheit und dem Kind das Gefühl, keine Windel tragen zu müssen. Spezielle Windelfreikleidung wie Schlitzhosen oder Hosen mit aufklappbarem Schritt haben wir zwar, aber haben sich bei uns als praktisch überflüssig erwiesen. Bodys oder Strampler haben wir nicht, Zweiteiler sind bei Windelfrei praktischer. Wir nutzen gern lange Oberteile oder Kleidchen, damit der Bauch nicht kalt wird. Unverzichtbares Utensil ist das Tragetuch oder die Tragehilfe. Einen Kinderwagen haben wir nicht. Durch den ausgedehnten und nahen Körperkontakt lernt man schnell, wie sich das Zappeln anfühlt, mit dem sich ein Geschäft ankündigt. Das Ein- und Auspacken erfordert ein wenig Übung.

Babys wollen nicht „ins eigene Nest“ machen oder ihren Träger beschmutzen.

Auch in der Nacht hilft enger Körperkontakt. Kein Kind pinkelt im Tiefschlaf. In Leichtschlafphasen macht sich auch eine volle Blase bemerkbar. Das ist ungemütlich, das Baby wird unruhig. Ein Töpfchen schafft Abhilfe… Unterwegs habe ich eine Nasstasche und ein bis zwei Mullwindeln zum Wechseln mit, falls was in die Windel geht.

Und? Wer ist nun mit dabei? Mir fehlt der missionarische Eifer, anderen Windelfrei als Geheimrezept gegen unzufriedene Babys verkaufen oder anderweitig „schmackhaft“ machen zu wollen. Aber vielleicht haben ja ein paar von Euch Lust, sich auf einen „windelarmen“[1] Alltag einzulassen.

Liebe Grüße!

Jule



[1] Nicht ohne meine Franzi von einfachklein.de. Franzi Karagür ist Windelfreicoach und Kursleiterin in Berlin. Ihre Treffen waren für mich eine Zeitlang seeehr wichtig, um nicht zu verzweifeln. Sie ist die Urheberin des Begriffes „windelarm“ und trägt eine ganz und gar undogmatische, entspannte, familiengerechte Art von Ausscheidungskommunikation in die Welt. Danke!

 

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35 comments

  1. „Windelfrei ist eine
    „Windelfrei ist eine Achtsamkeit“ – wie schön, damit ist alles gesagt! <3
    Danke für diesen tollen Artikel.

    Herzensgrüße,

    Windelfreibaby.de

  2. https://bit.ly/2V5tzVA
    Hallo, ich bin Julia. Ich war mir nicht sicher wie ich meine Tochter trocken bekomme. Geht es euch auch so? Ich habe mir viele Seiten im Internet angeschaut. Dabei habe ich dieses Buch entdeckt. https://bit.ly/2V5tzVA
    Es hat zwar 5 Tage gedauert statt den versprochenen 3 Tagen aber nun ist sie Windelfrei. Ich kann es nur empfehlen.
    Liebe Grüße,
    eure Julia

  3. Windelfrei heißt ja nicht windelfrei!!!!
    hallo zusammen, ich bin durch eine Freundin in den staaten darauf aufmerksam geworden und war erst baff das es das gibt. denn hier wird einem immer eingeredet der Schließmuskel arbeitet noch nicht, kinder können es nicht unterdrücken, Kinder ja nicht drängen etc.. mein Sohn ist jetzt 8 Monate und ich werde nach unserem Urlaub den Versuch wagen denn ich finde auch das die pampers extrem nach Plaste riecht und habe diesbezüglich echt ein schlechtes Gewissen und atmungsaktiv ist auch etwas anderes. ich habe mir aus einer Frauen Notsituation 🙂 mal eine Windel meines Sohnes „ausgeliehen“ bis wir zuhause waren, dachte ich, ich hätte eine Schwitzhose an, seitdem liegt mein Sohn mindestens eine halbe Stunde bis Stunde ohne Windel am Tag auf seiner wickelunterlage am Boden, in seinem Zimmer. da muss doch ma frische Luft dran an das gemächt 🙂 in diesem Sinne, einfach mal bisschen Luft dran lassen muss ja nicht gleich ein Lebenswerk werden. und Muttis fühlt euch doch nicht immer gleich angegriffen, *kopfschüttel*

  4. toll!!!
    wow, bewundernswert! So viel Einsatz fuers Kind.
    und ja, der geruch einer frisch geoeffneten wegwerfwindelpackung ist auch fuer mich unangenehm. Windelfrei traue ich mich trotzdem nicht.
    ich wuerde gern ein bisschen werbung machen fuer mehr mut zur supermom. auch eltern duerfen sich fort- und weiterbilden neues ausprobieren und noch besser werden. es ist schade, wenn der einsatz fuers kind weniger anerkennung erfaehrt wie jede kundgabe von ignoranz und intoleranz.

  5. Chemiegeruch
    Wir wickeln mit Stoff, weil uns das als Kompromiss für unsere Bedürfnisse am besten geeignet war. Nachts allerdings bekommt mein Kind noch eine „Ökowindel“ um, weil er sonst morgens total nass aufwacht. Ich kann das Argument mit dem Chemiegeruch total verstehen. Gerade, wenn die Windeln nass sind, stinken sie total. Ich konnte sowieso nie erschnüffeln, ob es jetzt Ausscheidungen sind oder die Chemie alleine diese Gerüche verursacht. Ich kann mir vorstellen, dass manche Menschen vll sehr gewohnt an solche Substanzen sind und sie deshalb nicht wahrnehmen?


    1. … vergessen zu erwähnen:
      Bei den Ökowindeln ist mir aber kein Geruch aufgefallen, wir benutzen die von dm. Am schlimmsten fand ich Pampers…

  6. Ganz toller Beitrag! 🙂
    Kompliment, wirklich spannend geschrieben, auch für mich als Windelfrei-Coach, die ja vieles schon kennt 😉

  7. Geruch
    Ich habe noch nicht alle Kommentare gelesen, aber da muss ich der Autorin hinsichtlich des chemischen Geruchs beipflichten. Ich selbst praktiziere mit meiner Tochter Teilzeit-Windelfrei. In der Nacht kommt eine Windel dran, da alle in Ruhe schlafen sollen, ohne sich über die Ausschwidungen des Babys Gedanken machen zu müssen (nicht, dass wir deswegen wirklich immer entspanntere Nächte haben). Es gibt Windeln, die stinken bestialisch nach Chemie. Und nicht unbedingt eine einzelne Marke. Ich benutze die gängigste Marke und es gibt Packungen, da wird mir beim Öffnen richtig schlecht. Dann 2-3 Wochen später bei der nächsten Packung nichts.

  8. Mir geht der Sinn irgendwie
    Mir geht der Sinn irgendwie nicht richtig auf
    … Was die Ökologie anbelangt, es gibt kompostierbare, geruchsneutrale Öko-Windeln…. Ich finde es ziemlich unappetitlich und zeugt meiner Meinung nach von großer Langeweile seitens der Eltern. Sehr strange

  9. unfassbar
    Liebe Lisa, ich bewundere dein Engagement soviel zu berichten, mit Kindern findet man auch nicht immer die Zeit sich mal eben hinzusetzen um so viel zu schreiben. Umsonst war deine Mühe nicht, auch ich habe diesen Beitrag gerne gelesen.
    Ich bin auch Mama und praktiziere „Windelfrei“
    Was mich richtig ärgert sind diese Kommentare von Menschen die sich an Kleinigkeiten hochziehen… Ich habe immer das Gefühl das man sich für Windelfrei stets und ständig rechtfertigen muss… auch wenn mal was daneben geht, dann wird „windelfrei“ belächelt. Man braucht wirklich ein starkes Selbstbewusstsein.
    Lass die Leute reden, sag ich da nur!
    Ich fands toll! Mach weiter so!

    Liebe Grüße aus Stuttgart
    Claudia

  10. Spät-Zünder Windelfrei-Erfahrung
    Sehr schöner, umfassender Text, liebe Jule. Alles kann nichts muss – es ist schon ein Gewinn, wenn man gewillt ist es zu probieren. Das zeigt nämlich, dass man die Kommunikation mit seinem Kind maximieren und auf ein anderes Level heben möchte. Die Ökobilanz mal ganz aussen vor. Und nein, es ist kein Contest. Und ja, je entspannter man es handhabt und je weniger einen Wäsche und Malheurs interessiere, desto besser funktionierts. Zwanglosigkeit ist das A und O. Und verrückterweise geht’s bei Durchfall oder wenn man Unterwegs ist, auch viel besser. Also einfach Wechselwäsche einpacken und los!

    Wir haben mit Windelfrei leider erst angefangen, als der Sohnemann 5 Monate alt war. Ich kannte es vorher einfach nicht – dabei macht das heute noch ca. 70% der Bevölkerung so (klar, Urvölker/Entwicklungsländer)!!!

    Trotz dem Wissen, dass es am besten bei Kindern zwischen Geburt und ca. 3 bis 4 Monaten funktioniert, haben wir es probiert. Der Weg war schwierig, aber er hat sich gelohnt. Denn die individuellen Zeichen, die jedes Kind entwickelt, stellten sich bei uns nicht ein und so haben wir uns an Standardsituationen und Intuition entlangehangelt.

    Jetzt ist der Sohn 18 Monate alt. So ziemlich seit anfang an trägt tagsüber zuhause keine Windel mehr. Seit ca. 2 Monaten gehen wir auch ohne Windel in die Stadt, zum Sport, auf den Spielplatz und sonstwohin. Nachts zwischen 23:00 und 05:00 Uhr gibts die Windel schon noch, weil er allgemein ein sehr unruhiger Schläfer ist und mir das auseinanderhalten Toilette/Traum nicht gelingen will.

    Neuester Coup: Auch die Kita zieht (zumindest ab Mittags) mit.

    Bemerkbar macht er sich entweder durch Nesteln im Schritt – oder aber durch den Laut „Ahah“ (steht für beides, Pipi und großes Geschäft). Zusätzlich fragen wir ihn auch ober er mal
    Muss, wass er dann entweder bejaht oder verneint.

    Es klappt wirklich richtig gut und ich bin zufrieden mit der Entscheidung trotz der etwas unklaren Situation am Ball geblieben zu sein.

    Falls jemand ähnlich spät beginnen möchte, oder einfach nur an wieteren Fakten interessiert ist, so darf er sich gerne an mih wenden!

    Liebste Grüße aus dem Ruhrgebiet,
    Birte

    1. Rechtschreibung ignorieren!
      Bitte ignoriert sinnfrei platzierte Wörter, fehlende Buchstaben und missachtete Grammatik. Text entstand auf dem Mobiltelefon ohne Zeit – nein eigentlich noch mehr ohne Muse – Korrektur zu lesen.

      Ich bedanke mich.

  11. Chemiegestank
    Ich kann die Geruchsempfindlichkeit gegenüber den Einmalwindeln sehr gut verstehen!
    Wir haben am Anfang mit Plastikwindeln gewickelt, nach einiger Zeit sind wir aber wegen extremen Hautproblemen am Po und nach dem Rumprobieren mit allen Marken auf Stoffwindeln umgestiegen, nicht die extreme Ökovariante, sondern solche aus Mikrofaser. Als wir dann für eine Reise ein Paket Plastikwindeln kauften, war ich nach langem Stoffwindelgebrauch über den Chemiegestank der Windeln sehr schockiert. Mein Mann auch, also keine Supermuddieinbildung.

  12. Sehr interessant
    Allerdings war ich bei meinen Kinder die ersten Wochen und teilweise auch Monate oder das ganze erste Jahr so angestrengt und teilweise so am Limit und ich glaube das wäre für mich nicht möglich gewesen. Allein die Umzieherei bei einek Neugeborenen hätte mich in den Wahnsinn getrieben.
    Bin trotzdem erstaunt, dass es offensichtlich ohne Windeln klappt.
    LG von Anni

  13. Pipi-Lachen vom Boden
    Pipi-Lachen vom Boden wegzuwischen ist ja gut und schön, allerdings hat man ja durchaus auch Polstermöbel, Betten, Teppiche usw. – wie sieht es denn damit aus?!
    Wir sind hier immer sehr gut damit gefahren, die Windel im Frühjahr/Sommer nach dem 2.Geburtstag wegzulassen, dann lief(hehe) das ganz von alleine mit dem Sauberwerden – der Vorteil war eben, dass das Ganze dann draußen stattgefunden hat 😉

  14. Interessanter Ansatz
    Ich habe da auch schon mehrfach drüber nachgedacht und dann aus Bequemlichkeit nicht angefangen. Was wir aber seit einer Weile machen: Unsere Tochter zum großen Geschäft abhalten. Sie hat derzeit oft Probleme mit Verstopfung, und wenn sie dann muss, „schafft“ sie es nicht gegen den Widerstand der Windel. Also setzen wir uns mit ihr zwischen den Knien auf die Toilette, und sie kann sich erleichtern. Das geht auch unterwegs ganz gut, wenn es sein muss. Sie zeigt es mit einem bestimmten Gesichtausdruck meist zuverlässig an, wenn es soweit ist. (Und es ist echt nett, keine Kackwindeln mehr im Windeleimer zu haben)

    Ich empfinde die Autorin gar nicht als missionarisch, und dass man etwas zugespitzt formuliert, weil man es selbst so empfindet…naja, das kann im Eifer des Gefechts mal vorkommen. Nur meine Meinung.

  15. Frustrierend
    ….wäre es für mich, wenn bei all dieser Achtsamkeit, bei allem Fokus auf das Kind, dieses dann nicht einmal schneller trocken wird als die Pamperskinder. Ich kann mir auch nicht vorstellen tagtäglich Missgeschicke vom Dielenboden zu wischen. Das riecht ganz sicher irgendwann mal. Ich habe ganz unideologisch mit Stoffwindeln gewickelt, alle Kinder waren sehr schnell trocken.

  16. mein Gott… wie sich auch
    mein Gott… wie sich auch gleich welche auf den Schlips getreten fühlen… Einerseits wird immer über die Übermutter geschimpft, aber man muss sich doch auch nicht gleich bei jedem Satz diskriminiert oder beleidigt fühlen. Eigentlich darf man garnichts mehr sagen, weil irgendwer legt es doch wieder auf die Goldwaage oder man redet allen nach dem Mund….

    Ich finde den Artikel sehr gut. Persönlich interessiere ich mich schon lange für windelfrei. Habe es aber wie du, beim ersten Kind nicht geschafft und wickel mit Wegwerfwindel und ja, ich finde auch das sie ein leicht komischen Geruch haben. Beim nächsten Baby werde ich auch ma Windelfrei versuchen. Dank deinem Artikel, habe ich wieder neue Ansätze kennengelernt! 🙂

  17. Ich habe den Artikel mit
    Ich habe den Artikel mit großem Interesse gelesen, hier gestaltet es sich ähnlich.Meine großen drei Kinder sind mit einem sehr engen Altersabstand in Pampers und Co aufgewachsen, nun unser kleiner Nachzügler mochte alles gern anders haben, statt Kinderwagen nur tragen, statt Windeln eben lieber keine und wenn dann Stoff. Und ja ICH nehme diesen Gestank der WWW genauso wahrem wie die Autorin. Sechs lange Wickeljahre habe ich das aber bei den anderen wirklich nicht bemerkt, oder nicht bemerkten können, da er Geruch für mich einfach zum Kind gehörte. Und ja ich gebe zu auch ich finde das mittlerweile ekelhaft und ich mag auch das Gefühl nicht wenn ich eine dieser Windeln in der Hand halte. Will sagen, ich denke es ist eine Frage der Gewohnheit und wer mal was anderes probiert hat, dem fällt es dann vielleicht erst auf, mir zumindest ging es so!

  18. für und wieder
    ich muss in erster Linie gestehen, das ich oft darüber nachgedacht habe, es auszuprobieren! Windelfrei zu erziehen! Es interessiert u reizt mich schon sehr! Da ich in vieler Hinsicht einfach „back to the Roots“ erziehe und lebe. Also einfach so leben wie es vorgesehen is von der Natur! Genauso stellt es mir jedesmal die Haare zu Berge wenn ich die Tonnen mit Windel fütter bis sie überquillen! Dennoch hab ich für uns ( und da darf einfach nur jede Familie für sich selbst entscheiden) entschieden es auf dem „gemütlicheren“ Weg zu belassen! Unsere Tochter (22 Monate) ist sehr viel nackig unterwegs und sie war tatsächlich auch NOCH NIE wund. Was wohl daran liegt das wir sie bei jedem Wickelgang untern Wasserhahn halten u anschließend föhnen. Das is das a und o! Trocken halten, dann wird auch nix wund u viel frische Luft (am Popo)! Mittlerweile schaut sie uns das klogehen ab und setzt sich solidarisch immer mit auf ihr Töpfchen wenn wir müssen 🙂
    Außerdem möchte ich Sie ungern in ihrem Spieleifer stören, wenn sie grad muss wenn sie am bauklötzchen stapeln is, dann soll sie es laufen lassen. Ich würd dadurch bei ihr mehr Frust ausüben sie in ihrem Spiel zu unterbrechen, als das sie gefrusteter is mit nasser Windel rumzulaufen.
    Daher auf alle Fälle Hut ab wer es schafft u durchzieht u die Geduld aufbringen kann, ich ( und da spreche ich ausschließlich für unsere Familie) fahre auch sehr gut mit der guten Plastik Pempers:-)

  19. Finde ich total spannend ABER
    Finde ich total spannend ABER ich habe den Verdacht das ICH die Zeichen nicht erkennen könnte, um genau zu sein habe ich bei meinen 3 Kids keine Ahnung wann mal was läuft und wann nicht.. o.O

  20. Nicht missionieren wollen- es dann aber doch tun?!
    Solche Artikel interessieren mich grundsätzlich sehr! Nicht weil ich es unbedingt weil ich es für mich als Option sehe, sondern weil ich sehr offen gegenüber anderen Andichten bin. Das erwarte ich aber auch von anderen und dieser Artikel ist leider wieder das genaue Gegenteil. Du sagst, du möchtest nicht missionieren oder dein Konzept anderen schmackhaft machen, lässt aber Sätze wie „…Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, mein Kind mit einem mit Chemie und Fäkalien prall gefüllten Plastiksack am Po herumzutragen.“ oder „…sie stanken bestialisch nach Chemie“
    Sorry, aber was glaubst Du? Das Windelkinder 4 Stunden mit voller Windel rumlaufen? Und wie hast du den bestialischen Chemie-Gestank nur beim ersten Kind überlebt?! Alles in allem ein interessantes Thema, die Art und Weise wie Du es schreibst, lässt mich mit einem Kopfschütteln zurück…

    1. Supermom inkognito 😉
      Genau das Gleiche wollte ich auch gerade schreiben. In dieser Wortwahl (bestialisch nach Chemie gestunken, Popo on Chemie und Fäkalien etc.) liegt einfach eine Wertung, die sich stark nach „Wie kann man sowas nur seinem Kind antun“anhört und dem Nicht-Windelfrei-Praktizierer unterschwellig das Gefühl vermittelt, nicht ganz so eine Supermom zu sein, wie die Autorin selbstes ist. Also doch ein bisschen Missionieren oder?;-) Abgesehen davon finde ich, klingt dieser Artikel alles andere als stressfrei klingt. Mal eben das evtl schlafende Kind aus dem Tragetuch zu zerren oder im Winter mal „auf die Schnelle“ aus dem Schneeanzug zu pellen, klingt dann doch eher nach dem verkrampften Versuch, bloß keine Ausnahme zuzulassen.

      1. Ilona, schade, dass es für
        Ilona, schade, dass es für dich nach „Supermom Inkognito“ klingt! War nämlich ganz und gar nicht meine Intention. Ich dachte, ich hätte die subjektive Sicht auf die Dinge deutlich genug gemacht.

        Ja, Plastikwindeln stinken für mich so sehr nach Chemie, dass ich Kopfschmerzen bekomme und ich möchte sie daher nicht mehr nutzen. Aber anderen in die Suppe zu spucken liegt mir fern.

        Und ja, manchmal pelle ich mein Kind im Winter aus dem Schneeanzug. Aber nur, wenn wir beide der Meinung sind, dass das GENAU jetzt wirklich sein muss. Dann nehme ich mir die Zeit. Es kommt genauso oft vor, dass ich mein Kind vertröste, weil es gerade unpassend ist, ich noch ein weiteres nörgelndes Kind an der Hand habe oder so. Und der erkläre ich dann auch so.

        Ein schlafendes Kleinkind zerre ich nicht aus dem Tragetuch. Aber eines, was unruhig wird, weil es pinkeln muss, und was danach erleichtert weiterschlafen kann, das schon!

        Vielleicht konnte ich ein paar Fragen klären? LG, Jule

  21. Jedem das Seine…
    Ich finde den ökologischen Ansatz super, denn die Müllberge die Plastikwindeln erzeugen, sind echt kein Spaß. Aber sorry, trotzdem finde ich „Ich kaufte für die ersten Tage dennoch Plastikwindeln, für alle Fälle. (…) Sie stanken bestialisch nach Chemie.“ lächerlich übertrieben. Die Kirche einfach mal im Dorf lassen und für das einstehen, das man selbst gut findet ohne solch übertrieben tragischen Argumente, das wäre dann richtig gelungen…

    1. Katrin, ich habe
      Katrin, ich habe Kopfschmerzen bekommen von dem Geruch, ganz ehrlich. Habe aber nicht alle Marken etc. durchprobiert, sicher gibt es da zurückhaltendere.

      1. Mhm…
        Das kommt mir wirklich komisch vor. Ich habe schon viele Marken ausprobiert und finde manche aus verschiedenen Gründen besser, manche schlechter, aber ein derart krasser Geruch ist mir noch nicht aufgefallen. Und ich habe eigentlich auch ein ziemlich feines Näschen…
        Deinen Artikel habe ich wirklich mit Interesse gelesen, da ich bisher nur von Frauen, die zu Übermüttern tendieren, von Windelfrei gehört habe und damit tendentiell nicht so viel anfangen kann. Denn ich habe einfach nicht die Möglichkeiten, mein Kind sekündlich zu beobachten, ob es nun seine Notdurft verrichten muss oder nicht. Und in der Krippe sind eh nur Wegwerfwindeln möglich. Aber dein Text hat bis auf eben diese etwas überspitzt formulierten Passagen (denn natürlich wickele ich mein Kind sofort, wenn die Windel voll ist!) auch die Contras aufgeführt und war recht ehrlich. Dennoch, um nicht ganz so zu polarisieren, wäre es vielleicht besser gewesen, die wegzulassen… Denn wie gesagt, aus ökologischen Gründen, finde ich windelfrei extrem erstrebenswert. (was das Kind angeht, da gehe ich mal schwer davon aus, dass es keinen nachhaltigen Schaden davon trägt, weil es Wegwerfwindeln trug..)

        1. Krippe
          Katrin, meine Krippe wickelt mit Stoffis. Das haben sie von sich aus angeboten und es macht im Handling keinen großen Unterschied.

          Ich beobachte mein Kind auch nicht permanent, ob es nun pinkeln muss. Es geht dabei halt auch öfters was daneben, was mich aber auf den Dielenboden nicht weiter stört. Mein Igelkind kommt dann und sagt Bescheid.

          Und natürlich tragen Wickelkinder keinen Schaden davon. Habe ich auch nicht behauptet. Ich habe ja selbst ein großes, den Windeln entwachsenes Kind zu Hause! (Wie gesagt, den Unterschied macht nicht die Art und Anzahl der verbrauchten Windeln, sondern die Kommunikation mit dem Kind über sein Ausscheidungsbedürfnis.)

          Wenn man sich so das Töpfchentraining sparen kann, ist doch auch nicht schlecht 😉
          LG! Jule

    2. „Chemischer Geruch“?
      Nur mal so als kleine Randbemerkung: Immer dieses „das riecht ja schon nach Chemie…“. Ein „chemischer“ Geruch sagt noch überhaupt nichts über die Giftigkeit einer Substanz aus. Viele der giftigsten Stoffe (es gibt übrigens auch viele nicht synthetisch hergestellte Gifte) sind geruchsneutral. Man kann sich in Deutschland ziemlich sicher sein, dass Pampers nicht gesundheitsschädlich sind.