Mein Name ist Ramona und ich erzähle Euch heute von mir, um auf Posttraumatische Belastungsstörungen aufmerksam zu machen. 2012 hatte mein Kind zwei schlimme Fieberkrämpfe. Wer das schon mal mitgemacht hat, weiß, wie schrecklich das ist. Mein Kind hörte einfach auf zu atmen und ich konnte nichts tun. Das war für mich eine sehr traumatische Erfahrung. Ich als Mutter konnte mein Kind nicht beschützen, meinem Kind nicht helfen. Das hat mich sehr mitgenommen – so sehr, dass ich wenige Monate später Angststörungen bekam.
Ich zog mich immer mehr zurück, habe kaum noch am sozialen Leben teilgenommen. Und auch meinen Sohn habe ich sehr eingeschränkt, ständig hatte ich Angst, ihm könnte irgendwas passieren. Meine Emotionen fuhren Achterbahn, meist war ich aber traurig und ängstlich.
Für mein Umfeld war das sicher nicht einfach, mein Verhalten war eben nicht normal. Glücklicherweise hatte ich zunächst eine Freundin, der ich mich anvertrauen konnte. Bei ihr habe ich geweint und mein Herz ausgeschüttet. Nach einer Weile merkte ich aber, wie meine Freundin sich mehr und mehr zurück zog. Sie meldete sich nicht mehr und wollte sich auch nicht mehr treffen.
Ich war sehr verletzt, konnte das alles nicht verstehen und fühlte mich sehr allein. Heute geht es mir wieder gut, ich war in Behandlung, aber ich habe den Verlust dieser Freundschaft nicht verdaut. Also habe ich ihr neulich eine Mail geschrieben und sie gefragt, warum das damals alles auseinander gegangen ist.
Ich bekam eine Antwort, die mich sehr traurig macht. Mein Verhalten sei nicht normal gewesen, ich hätte ständig geweint und es hätte sich alles nur um meinen Sohn gedreht. Ich hätte ihr ständig Fragen gestellt, auf die sie auch keine Antworten gehabt hätte und das wäre ihr alles zu viel gewesen.
Um es klar zu sagen: Ich verstehe heute, dass ich krank war und dass es für meine Freundin sicher nicht einfach war. ABER: Sie hat ja gesehen, wie schlecht es mir ging. Wäre es dann nicht besser gewesen zu sagen: "Du brauchst Hilfe. Lass uns zusammen schauen, wo Du die her bekommst?" Sind Freunde nicht dazu da, zu helfen, zu unterstützen, wenn man selbst nicht mehr weiter weiß?
Die Erkenntnis, dass meine Freundin mich hat hängen lassen, obwohl sie gemerkt hat, dass es mir schlecht geht, traf mich schlimm. Und genau deshalb erzähle ich heute meine Geschichte. Falls Ihr jemand in Eurem Freundeskreis habt, dem es nicht gut geht – HÖRT IHM ZU. Und wenn Ihr merkt, dass Euch die Situation überfordert, sprecht das aus. Und holt jemand Drittes dazu. Lasst denjenigen, dem es schlecht geht, bitte nicht allein – er wird Euch später sehr sehr dankbar dafür sein.
Es ist immer leichter wegzulaufen, aber wahre Freunde sind auch dann füreinander da, wenn es schwer ist. Ihr müsst den anderen nicht retten, aber es wäre wunderbar, wenn Ihr seine Hand halten würdet, während er durch diese schwere Phase geht.
11 comments
Es gibt solche und solche…
Ich kann einige der Kommentare schon verstehen. Es ist auf Dauer sehr belastend, sich um Freunde/ Familienmitgliedern zu kümmern, die eine PTBS haben. Einfach weil man kein Therapeut ist (also z.B. nicht gelernt hat sich abzugrenzen).
In meinem Freundeskreis gibt es zudem welche, die sich partout nicht helfen lassen wollen – da kann man reden/ versuchen, was man will. Da habe ich irgendwann aufgegeben (die Freundschaften bestehen aber immer noch). Denn über Monate hinweg stundenlang immer wieder die gleichen Probleme durchzukauen ist anstrengend. Das ist Tatsache.
Wie eine andere Freundin mit PTBS ausserdem meinte: die Entscheidung sich helfen zu lassen kann man nur allein treffen. Aber Freunde oder Familie können/ sollen natürlich hilfreich zur Seite stehen. Was mir auch geholfen hat – die Vereinbarung Stopp sagen zu dürfen (sprich: jetzt brauche ich eine Pause vom Thema). Klappt gut.
Ich bin nicht mit der Aussage einverstanden, dass man als Freundin immer helfen muss. Sehe ich nach jahrelanger vergeblichen (und energieraubender!!) Hilfestellung inzwischen nicht mehr so.
Allerdings finde ich es auch nicht in Ordnung, dass die Freundin sich ohne (spätere) Erklärung zurückgezogen hat.
Eigentlich möchte die Autorin
Eigentlich möchte die Autorin sensibilisieren, nicht mehr und nicht weniger.Es gibt nicht nur schwarz und weiß.
Die einen hören vielleicht genauer hin, wenn es dem Freund schlecht geht und die Anderen fühlen sich einfach nicht angesprochen.
Respekt, Wertschätzung und Ehrlichkeit-das macht eine Freundschaft aus!
Gegenseitigkeit?
Liebe Ramona, ich lese sehr viel ICH, ICH, ICH bei dir.
Das ist die sehr egozentrische Einstellung einer Person, die gar nicht den Versuch unternimmt, sich in die Situation ihres Gegenüber hineinzuversetzen.
Ein Fieberkrampf des Kindes als Ursache für ein PTBS! Also bitte. das ist doch lächerlich! Viele Kinder haben Fieberkrämpfe und das Leben der Familien geht danach ziemlich normal weiter….mit Notfallmedikation in der Tasche und einem gehörigen Schreck in den Knochen der Eltern möglicherweise.
Ein solches Drama hätte ich bei einer Freundin auch nicht unwidersprochen mitgemacht.
Hast du in der Zeit, in der du so gelitten hast, EINMAL nach dem Befinden deiner Freundin gefragt? Oder ging es immer nur um dich?
Ich verstehe deine Freundin, ich hätte mich auch abgewandt.
Als Auslöser für PTBS
Kann jede Gefahrensituation herhalten. Der Fieberkrampf als Auslöser kann gut und gern ausreichen! Überdies kennst du die Frau nicht und weisst nicht, welche Vorbelastungen sie hat oder wie gut sie die eigene Psyche kennt. Den Leidensweg eines Anderen so abschätzig zu beurteilen ist unfair.
Die Verfasserin hat, so wie ich das sehe schon verstanden, warum sich ihre Freundin abgewendet hat. Ich glaube, sie hätte den Grund nur gern gekannt. Sie schlägt ja selbst vor, in so einer Situation zumindest auszusprechen, woran es scheitert, statt es wortlos einschlafen zu lassen.
„Diese entsteht als eine
„Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.“
Ich finde ebenso, das ein Fieberkrampf die o.g. Schwere nicht von Haus aus erfüllt. Zumal keine typischen Symptome eine PTBS genannt werden im Text. Sicher hat es psychische Symptome ausgelöst, aber aus fachlicher Sicht klingt es eben nach etwas anderem. Das als Meinung zu äußern, sollte wohl erlaubt sein, ohne der Autorin eine Belastung absprechen zu wollen. Und ich glaube auch, das Ratschläge und Rückmeldungen oft nicht gehört werden von den Betroffenen, auch wenn sie da waren. Und es hält nun mal auch nicht jeder gleich viel aus – auch gute Freunde sind nur Menschen.
Abwertender, respektloser Ton
Schade. Es liest sich stark abwertend und geringschätzig wie hier die Gastautorin angesprochen wird. Ich habe den Artikel nicht als fachgerecht zu formulierenden Arztbrief verstanden oder als psychopathologischen Bericht. Daher darf auch auf „Beweise“ der PTBS verzichtet werden.
Was hier gemacht wird nennt sich „den Spieß umdrehen“ oder „Victim Blaming“- „Kein Wunder dass du vergewaltigt wurdest, was ziehst du dich auch an wie eine Nutte?!?“
Schade, dass so ein Blick auf Menschen mit Hilfsbedarf existiert.
Ja das sehe ich genauso.
Ja das sehe ich genauso. Einfach den Kontakt abzubrechen, ist in einer echten Freundschaft, sehr feige und zeigt wie egoistisch die Freundin war. Gerade wenn es dem anderen nicht gut geht, trennt sich leider oft die Spreu vom Weizen. Ich hoffe für die Schreiberin, dass sie nochmal Vertrauen fasst zu andern und ihr Leben wieder genießen kann.
Beide Seiten
Hallo, ich war in der Situation, dass sowohl ich, als auch meine Freundin sehr belastende Dinge erlebt haben. Wer mehr Hilfe brauchte war nicht klar. Um selber mit meiner schlimmen Zeit zurecht zu kommen, konnte ich meine Freundin nicht unterstützen. Ich habe den Kontakt abgebrochen, weil ich nicht noch mehr Leid verkraften konnte. Das hat wahrscheinlich meiner Freundin , aber auch mir sehr weh getan. Aber der Selbstschutz war nötig. Ich hatte keine Kraft für zwei, ich hatte noch nicht mal genug Kraft für mich. Manchmal spielt das Leben so. Schöne Grüße
Hallo, mir tut es leid, was
Hallo, mir tut es leid, was dir passiert ist. Aber ich finde, man muss auch die andere Seite sehen. Ich z.B musste mich jahrelang um meine psychisch kranke Mutter kümmern. Das nimmt einen seelisch und körperlich sehr mit und ich finde, es ist auch das gute Recht, irgendwann zu sagen: Ich kann das nicht, mir wird das zu viel.
Schwieriger Vergleich
Der Vergleich zum Versorgen psychisch kranker Eltern ist schwierig. Wächst man als Kind psychisch kranker Eltern auf, ist man in fast allen Fällen ohnehin mindestens psychischem Missbrauch ausgesetzt gewesen oder hat Parentifizierung erlebt.
Als Erwachsener Umgang oder Freundschaft zu jemand psychisch Kranken zu haben sollte anders sein. Eben weil man kein Kind mehr ist und nicht vom anderen abhängig.
Sich von psychisch kranken Eltern abzugrenzen kann überlebenswichtig sein! Und klar sind auch psychisch kranken Freunden Grenzen zu setzen.
Das hier geschilderte liest sich jedoch nicht als hätte die Freundin in letzter Not zum Abbruch der Freundschaft greifen müssen. Dazu gehört mindestens klar zu sagen dass es zuviel wird und man nicht mehr mittragen kann. Einfach aus Fairness.