Schlaf ist Charaktersache. Und nicht per Bedienungsanleitung herbeizuführen. Jedenfalls bei uns nicht.

schlaf
Liebe Caro,

ich bin grad so dermaßen mit leben beschäftigt, dass ich wirklich kaum zum Schreiben komme – also hier zumindest. Meine Prüfungsarbeiten laufen natürlich. Trotz Sommers. Trotz Draußenseins. Und trotz der Umzieh-Aktionen in unserem Haus. Hier herrscht grad ordentlich Durcheinander, weil wir gedacht haben, dass auch unsere Zwillingsjungs vor der Einschulung je ein eigenes Zimmer haben sollen. Dafür mussten wir Eltern aber unser Büro auflösen (ganz schön doof für jemanden wie mich, der im Home Office arbeitet, aber nicht anders machbar).

Die Tochter zieht nach oben, die Jungs eine Etage tiefer, das Büro ins Erdgeschoss zwischen Küche und Wohnzimmer. Oder eher mitten drin, was soll´s. Die Treppe liegt voller Dinge und Sachen und Lillifee und Sharkys und lauter lebenswichtiger Dinge, die hier täglich von A nach B geschleppt werden. Das also zur kurzer Illustration meiner derzeitigen Lage 🙂

Es ist anstrengend, aber mir geht es erstaunlich gut damit. Wahrscheinlich hängt es damit zusammen, dass man bei all dem, was ich da grad  tue, Ergebnisse sieht! Und das ist schön. Denn ob ein Kind gut schläft oder nicht – das SIEHT man ja am Morgen nicht. Zumindest nicht primär. Sekundär vielleicht an den Rändern unter den Augen, aber Du weißt, was ich meine. Jedenfalls schreibst Du gestern:
„…aber das Thema Schlafen muss ich sagen, das ist meins. Deshalb weil meine Kinder ganz prima schlafen.“ Da musste ich grinsen, denn jetzt könnte ich kontern: „Das Thema Schlafen ist auch MEINS. Deshalb, weil meine Kinder ganz lange ganz und gar nicht gut geschlafen haben!“ 🙂

Was ich sagen will: Für uns ALLE ist der Schlaf ein Thema, sobald wir Kinder haben! Ganz egal, wie es klappt. Ich habe letzte Nacht einmal durchgeschlafen. Das habe ich die letzten Nächte nicht. Mal tapst jemand zu uns ans Bett in der Nacht und legt sich dazu. Das mag ich sogar. Allerdings, in Phasen, in denen ich relativ viel zu tun hat und unter gewissem Druck steht, heißt das dann auch oft: Wach liegen. Rumwälzen. Die Pläne für den nächsten Tag im Kopf durchgehen. Dementsprechend gerädert bin ich dann am nächsten Tag, während alle anderen ausgeschlafen sind.

Ich bin ein ziemlicher Eigene-Bedürfnisse-Zurückstecker, muss ich zugeben. Und wenn ich etwas für andere tun kann, ist mir das oft lieber, als mal was für mich zu tun. Deswegen habe ich nachts viel Zeit mit meinen Kindern verbracht. Auch deswegen, weil sie alle drei keine Profischläfer waren. Unsere Tochter schlief mit anderthalb die ersten Nächte auch mal durch. Unsere Zwillinge erst mit zweieinhalb. Das ist ja auch eine Charaktersache, wie es eine Kommentatorin gestern so schön erläuterte.

Ich halte mich da auch, ganz anders als Du mit dem französischen Buch, das Du erwähnst, ausschließlich an mein Bauchgefühl. Ich lese keine Ratgeber dazu. Ich mache es so, wie mein Bauch es mir sagt. Auch, weil ich es anders gar nicht könnte. Natürlich komm ich da auch mal an meine Grenzen, aber meine Kinder sind so wie sie sind und ich bin so wie ich bin.

Gestern Abend war ich mit meinem Mann aus, das haben wir seeehr lange nicht mehr gemacht. Und die Oma hat die Kinder ins Bett gebracht. Unserer Fast-Achtjährigen sagte sie irgendwann: „Hör mal, ich glaube, bei Dir hat man vergessen, diesen Ausschaltknopf einzubauen, der bewirkt, dass man abends einfach einschläft.“ Und sie reagierte nachdenklich. „Weißt Du was, Oma“, sagte sie, „ich glaube auch. Und wenn der bei mir vergessen wurde, dann haben die den sicher einem anderen Kind eingebaut und das hat jetzt zwei und schläft deswegen Tag UND Nacht.“ Ich glaube, das bringt es auf den Punkt.

Es gibt Kinder, die sich aufs Schlafen freuen und es als eine Wohltat ansehen. Aber die wohnen nicht in unserer Familie. Dafür ist das Leben da draußen für unsere viel zu spannend. Man könnte ja schließlich was verpassen, wenn man freiwillig die Augen schließt!!! Und das geht ja GAR nicht… Oder? Man kann es ja auch positiv sehen: Sie sind kleine Abenteurer. Getrieben von einer wahnsinnigen Neugier. Mit Lust auf immer mehr, mehr, mehr. Sie saugen das Leben auf. Möglichst lange. Und möglichst intensiv. Egal, wie müde gähnend die Mama daneben sitzt, weil die mittlerweile verstanden hat, dass sich die Abenteuer des Tages NOCH besser genießen lassen, wenn man davor – ganz kurz – die Augen geschlossen hat…

P.S. Ich war genauso. Schlaf fand ich als Kind auch immer überbewertet. Ich glaube, erst heute kann ich ihn so richtig richtig schätzen. Unsere Kinder kommen also auch noch an den Punkt…

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7 comments

  1. manchmal schläft er, manchmal nicht…
    mein kleiner (gerade 2 j.)schläft manchmal durch und manchmal (überhaupt ;)) nicht; ich zerbreche mir natürlich auch den kopf, ob an den tagen, abenden, nach denen er durchschläft, was anders ist, sprich, ob ich es nicht doch irgendwie beeinflussen kann, bin aber noch nicht drauf gekommen…
    ich denke also auch, man kann es wahrscheinlich nur bis zu einem bestimmten grad steuern…oder vielleicht komm‘ ich noch drauf.
    viele Grüße

  2. Jawoll, so ist es
    Ich stimme dem auch voll zu Wir bringen es einfach mit und das lässt sich nicht so einfach umprogrammieren. Ich habe vier Kinder und zwei schlafen super und die anderen beiden sind schleche Schläfer. So ist es und so bleibt es häufig, manche schlafen mit Kindergarten- oder Schuleintritt irgendwann besser, aber meist ist die Tendenz einfach schon in uns drin.

  3. eigene Bedürfnisse
    Ich hatte zwei echt schwierige Schläfer. Ich habe in 5 Jahren keine Nacht vernünftig geschlafen. Trotz oder obwohl
    Familienbett, (Langzeit)stillen nach Bedarf. Tags konnte ich nicht weg weil sie draußen nicht schliefen; abends/nachts auch nicht wegen Stillen etc.
    Ist ja alles schön und gut, aber mittlerweile sage ich, es ist falsch seine Bedürfnisse so hinten anzustellen. Ich sehe es als meine Pflicht an abends zu einer akzeptablen Zeit für alle dafür zur sorgen, dass meine Kinder in ihr Bett kommen und dort auch einschlafen. Ich spreche jetzt nicht von Babys, sondern von über einjährigen. Da ist mir halbzehn zu spät, gern lass ich die Tür auf oder geh nochmal rein wenn was ist, beruhige einmal wenn nötig; aber dann muss gut sein. Denn ICH brauche meinen Feierabend. Mein Jüngster war mit 13 Monaten wieder so weit alle 1 bis 2 Stunden an die Brust zu wollen. Nach 2 Wochen hatte ich die Nase voll und auf der Stelle abgestillt. Seitdem schläft er durch. Ich denke Schlaf ist ein noch viel komplexeres Thema als „nur“ Charaktersache. Ihr dürft euren Kindern auch was zutrauen in Sachen Schlaf. Manchmal macht man sich das Leben selbst schwer; zumindest nach meiner Erfahrung.
    Ruhige Nächte wünscht Anni.

  4. That´s it!
    Liebe Lisa, Du sprichst mir so was von aus der Seele! DANKE DANKE DANKE!
    Caro hat gestern geschrieben: „..Weil ich ganz sicher sogar sehr viele Fehler als Mama gemacht habe, wie jeder andere auch, aber das Thema Schlafen muss ich sagen, das ist meins. Deshalb weil meine Kinder ganz prima schlafen. Jedes auf seine Art, aber gut.“
    Das mit den Fehlern hört sich so an, als ob man beim Schlafen als Mama auch Fehler machen könnte und ich denke, dass das Schlafen tatsächlich hauptsächlich Charaktersache ist. Natürlich sollte man so Sachen wie Abendrituale, 1/2 h vor dem Schlafen gehen nichts mehr essen oder fernsehen etc. beherzigen aber das bringt meiner Erfahrung nach allenfalls was für das EINschlafen aber nicht für das DURCHschlafen.
    Meine beiden (4 und 2) fangen jetzt erst gerade an, die ein oder andere Nacht „aus Versehen“ durchzuschlafen. Danach bin ich ein anderer Mensch, eine Wohltat.

    Ich hatte aber vorher schon alles probiert, nur leider klappte nix. (Das mit dem Schreien-Lassen im Dunkeln natürlich nicht- das finde ich echt gruselig!). Freundinnen mit „von alleine“ durchschlafenden Kindern haben mit viele Tipps gegeben, die ich ja auch herausgefordert habe durch meine Meckerei aber diese Mamas können sich gar nicht reinversetzen in die Lage von den nächtlichen Wachphasen und wie man sich danach fühlt…

    Sei´s drum- wollte nur Danke sagen, Lisa!

    Liebste Grüße!!

  5. Nachteulen
    Liebe Lisa,
    ich hätte es auch nicht über`s Herz gebracht gegen den Wilen meines Mini-Wurms eine „Ab acht ist Elternzeit-Regel“ durchzusetzen.
    Ich hab nach drei Abenden Pendeln aufgehört, weil mein Kleiner einfach total unglücklich war so ganz allein im Schlafzimmer. Vielleicht hätte es besser geklappt, wenn er noch kleiner gewesen wäre? Lässt sich nicht mehr herausfinden.

    Der Effekt an der Sache ist jetzt allerdings, dass mein kleiner Racker mit gut 2,5 Jahren erst gegen halb zehn schläft. Ich verbringe, je nach dem wie früh ich versuche ihn ins Bett zu bringen 15 bis 50 Minuten im Dunkeln, wobei ich meist selbst einschlafe und dann war`s wieder nix mit gemeinsamer Zeit mit meinem Mann.
    Der Racker braucht allerdings auch recht wenig Schlaf. Ist also trotzdem irgendwann zwischen halb sieben und acht am Start. Früher ins Bett hieße entsprechend auch früher auf. Und viel früher als halb 7 – muss ja auch nicht so unbedingt.

    Ich hoffe auf den Tag an dem der Mittagsschlaf wegfällt. Dann ist er zwangsläufig abends müde. Hoffentlich!

    Nachdem ich Caros Posting gelesen hatte, dachte ich kurz: Hätte ich das auch so…?
    Aber Du hast recht. Nein, hätte ich nicht. Weil ich`s gar nicht kann.

    Ich wünsch Dir gute Nächte mit viel Platz im eigenen Bett und mit kleinen Besuchern, die Dich wenigstens nicht wecken, wenn sie zum Kuscheln kommen.

    Liebe Grüße
    Anna

  6. Hallo Lisa,
    Hallo Lisa,
    sehr lustig geschrieben. Ich finde mich in deiner Beschreibung selbst wieder. Unsere Zwillingsmädchen finden Schlaf auch total überbewertet. Manchmal frag ich mich, woher sie ihre Energie haben. Ihnen fällt immer noch was ein, und wenn es nur darum geht nochmal die Stofftiere umzusetzen oder zu legen. Es gab eine Zeit da hab ich mir sehr viele Gedanken hierzu gemacht, aber, auch wenn ich mir oft wünsche sie könnten früher schlafen, da Mama mal freihaben möchte, mittlerweile nehme ich es so an wie es ist. Jedes Kind ist anders. LG Silke