„Weil ich mehr verdiene, ist mein Mann bei den Kindern geblieben“ – Interview mit Conny

cpnny

Liebe Conny, Du bist die Hauptverdienerin in Eurer Familie! Was macht Ihr beruflich und war es schon immer so, dass Du mehr verdient hast als dein Mann?

Mein Mann arbeitet beim größten deutschen Baumaschinenverleih. Er ist gelernter Baumaschinist, kann seinen Beruf aufgrund einer Erkrankung jedoch nicht mehr ausüben. Ich bin Polizeibeamtin und arbeite bei der Kriminalpolizei. Ja, ich verdiene seit Beendigung meiner Ausbildung mehr als mein Mann. Das ist für ihn jedoch kein Problem. Im Gegenteil. Ich glaube, er ist schon etwas stolz auf mich. Und er profitiert ja auch genau wie ich von meinem Einkommen. Und da sowieso alles in einen Topf geschmissen wird, ist doch nur wichtig, was am Ende unterm Strich rauskommt.

Nach welchen Kriterien habt Ihr nach den Geburten der Kinder entschieden, wer wie lange zu Hause bleibt?

Da gab es keine Kriterien. Es war klar, dass ich das erste Jahr zu Hause bleibe. Als unser erster Sohn 1999 geboren wurde, gab es auch noch keine Elternzeit für Väter. Nach dem Erziehungsjahr wurde mein Mann jedoch arbeitslos und unser Sohn war in dieser Zeit sehr viel krank. So konnte mein Mann ihn noch fast ein weiteres Jahr zu Hause betreuen. Vor der Geburt unseres 2. und 3. Kindes war mein Mann in die Selbstständigkeit gegangen. Da stellte sich die Frage ebenso wenig. Da das Geld knapp war, mit 460 Euro Erziehungsgeld war keine Familie zu ernähren, musste ich nach 7 Monaten wieder arbeiten gehen. Die Kinder wurden in der Krippe betreut. Natürlich schmerzte da mein Mutterherz, aber die beiden haben das wirklich toll gemeistert. Mittlerweile sind sie 15 und 10 Jahre alt. Kind Nr. 3 war 2015 unser Überraschungsei. Mein Mann wurde während meiner Schwangerschaft krank und so konnten wir das erste Lebensjahr unseres Sohnes gemeinsam genießen. Er war mir wirklich eine große Hilfe. Ich konnte mich komplett auf das Baby konzentrieren, mein Mann schmiss den Haushalt. Nach 13 Monaten ging ich dann wieder arbeiten. Erstmal 35h/Woche, denn ich nahm Stillzeit in Anspruch. Nach ein paar Wochen ging ich dann wieder vollzeit arbeiten. Mein Mann machte weiter den Haushalt, versorgte morgens die Kinder und brachte den Kleinen für ein paar Stunden in die Krippe. Wenn wir uns dieses Modell hätten langfristig leisten können, hätten wir es gern so beibehalten. Mittlerweile arbeitet mein Mann wieder und ich ebenfalls 40h/ Woche. Aufgrund von Überstunden kann ich momentan etwas weniger arbeiten, so dass ich spätestens 15:30 Uhr in der Kita bin.

Obwohl Frauen heute so gut ausgebildet sind wie nie, ist es doch oft so, dass der Mann besser verdient. Musste sich Dein Mann jemals dumme Kommentare deshalb anhören oder hatte er mal selbst ein Problem damit?

Nein absolut nicht. Ganz im Gegenteil. Das spielt hier bzw. im Freundes- und Bekanntenkreis überhaupt keine Rolle. Und man geht ja mit seinem Einkommen auch nicht hausieren.

Hast Du je dumme Sprüche kassiert, weil Du als Mutter schnell wieder viel gearbeitet hast?

Nein. Das liegt wohl daran, dass es hier in den neuen Bundesländern ganz normal ist, dass die Mama nach 1 Jahr Elternzeit wieder arbeiten geht. Ich persönlich kenne keine (erwerbstätigen ) Mütter, die länger als ein Jahr zu Hause geblieben sind. Es können sich schlichtweg die wenigsten Familien leisten.

Angenommen, Ihr würdet gleich viel verdienen – wie sähe dann Euer Modell aus?

Wenn mein Mann das gleiche Gehalt hätte, würde ich auf 30h/ Woche verkürzen.

Gibt es Zeiten, in denen Du Eure Rollenaufteilung blöd findest? Und gibt es auch welche, in denen du es besonders gut findest oder fandest?

Die Zeit, in der mein Mann noch zu Hause sein konnte, fand ich toll. Mir wurde wirklich viel Arbeit abgenommen. Darum leisten wir uns jetzt, wo wir beide wieder arbeiten, eine Putzperle. Das erleichtert den Feierabend wirklich sehr und wir haben viel mehr Zeit für die Kinder.

Was möchtest Du Müttern raten, die nach einer Geburt wieder in den Job einsteigen wollen?

Viele Ratschläge kann ich gar nicht geben, denn jede Familie ist anders organisiert bzw. bringt andere Voraussetzungen mit. Wenn es mit der Familie vereinbar ist, macht es. Wenn auch ein wenig Unterstützung aus dem Familienkreis kommt, sollte es kein Problem sein.

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