Geh, mein Kind, ich trau dir das zu – vom Loslassen und Vertrauen

tochter pubertaet

Ihr Lieben, ich weiß, das hört sich altbacken an, aber es IST nun mal wirklich mit Kindern manchmal so, dass sie GANZ plötzlich wachsen und durch die Decke gehen oder einen Wahnsinns-Entwicklungssprung machen.

Neulich schrieb mir eine meiner ältesten Freundinnen, die länger nicht mehr bei uns war eine WhatsApp mit folgendem Wortlaut: „Ich wollte es vorhin nicht so rentnermäßig sagen, aber was ist eure Große groß geworden 😉 Krass! So eine nette junge Frau“.

SOLCHE Freundinnen, ne? Solche wünscht man sich doch, oder? Sie hat sich einfach mal empathisch in unsere Tochter reingefühlt, den Mund gehalten (kein „Ach, Gottchen, bist du aber groooß geworden“) und mir einfach später geschrieben, wie krass sie findet, dass sie plötzlich kein Kind mehr ist.

Denn ja, JEDER, der sie grad nach einiger Zeit wiedersieht, erschrickt erstmal. KRASS, ist die große geworden. Eine Frau! Selbst wir Eltern schütteln oft ungläubig den Kopf. Sie ist so groß wie ich, der Babyspeck ist komplett weg, die Füße sind riesig, überhaupt alles ist grad riesig, die Kleidung anders. Dreizehneinhalb Jahre.

Tja, und da verändert sich eben nicht nur körperlich etwas, sondern auch emotional. Die Zeit will sie lieber mit Gleichaltrigen verbringen als mit uns alten Säcken und so ist sie jetzt öfter mal ganze Tage oder Nachmittage oder Nächte (Übernachtungsparty!) weg.

Und so kam es gestern zu einer sehr süßen Szene, als wir zusammen im Auto saßen, weil ich sie zur Straßenbahn bringen wollte, damit sie mit drei Freundinnen nach Köln shoppen fahren kann. Denn dann rief eine der Freundinnen an, dass sie doch nicht Bahn fahren müssten, weil eine Mama sie mit dem Auto bringen würde, da sie eh noch etwas erledigen müsse.

Daraufhin dachte unsere Große laut nach und meinte: „Mama, du bist irgendwie total locker, was sowas angeht. Andere Mütter wollen uns lieber hinfahren und abholen oder dann vor Ort in der Nähe bleiben. Ist ja auch voll in Ordnung. Aber du lässt mich einfach ziehen – und das finde ich super. Ich kann das nämlich und ich will das auch. Du bist da so gar nicht helikopterig drauf…“

Räusper, sorry, ich muss da mal eben ein kleines Tränchen runterschlucken.

Ich schaute sie an, wir hatten mittlerweile am Bahnhof geparkt, wo sie dann ins Auto der anderen Mutter steigen würde und ich schaute mir mein großes, riesiges Kind so an und sagte: „Ja, weil ich dir vertrauen kann. Weil ich weiß, dass auf dich Verlass ist. Weil ich möchte, dass du Erfahrungen sammelst, die dich fürs Leben stärken. Wie sollst du es lernen, wenn du es nicht mal ausprobieren kannst?

Glaub nicht, dass ich mir um dich keine Sorgen mache! Aber gerade deswegen will ich ja, dass du auch Dinge alleine ausprobierst, wenn du sie dir selbst zutraust. Denn dadurch, dass du das dann meistert, wächst du, wächst dein Selbstbewusstsein und dann muss ich mir auch weniger Sorgen machen, weil ich weiß, dass du das kannst.“

Danach war kurz Stille. Dann Grinsen.

SO EIN SCHÖNER MOMENT. Wir waren beide in diesem Moment so glücklich übereinander.

Aber auch wir Mütter müssen da natürlich reinwachsen. Müssen uns unser Kind anschauen und überlegen: Geht das schon oder ist das zu früh? Ich würde das auch für jedes Kind anders handhaben.

Und weil ich ja manchmal auch nur so cool tue, schob ich dann aber doch noch ein: „Nee, nee, ich lass dich jetzt hier nicht allein am Feldweg im Regen stehen, ich warte jetzt schon noch, bis die andere Mutter kommt“ hinterher. „Boah, Mama! Fahr, ich komm schon klar. Und wenn keiner kommt, ruf ich an, dafür hab ich doch das Handy.“

Ich ließ das Kind also stehen und ich war so stolz und so glücklich, weil ich ja selbst noch weiß, wie toll ich das auch als Heranwachsende fand. Rumkichern mit den Mädels, durch die Stadt laufen, gemeinsam Dinge erleben… 

Sie war dann also den ganzen Nachmittag weg und als sie abends anrief, dass sie jetzt mit der Bahn heimfährt und ich sie am Bahnhof einsammeln darf, da fuhr ich los und alles war gut gegangen und sie hatte an einer Stelle den anderen sogar den Weg zeigen können, weil sie sich schon auskannte.

Und sie hat mir verlässlich das Geld zurückgegeben, dass sie nicht brauchte und zeigte mir ein neues Shirt, dass sie sich als Freundinnen zusammen gekauft hatten und da war sie schon wieder ein Stück mehr gewachsen. Und ich auch.

Als Mama. Die loslässt. Und vertraut.

Damit diese kleine Große ihren Weg so machen kann und ich keine Sorgen haben muss. Und sie auch nicht. Weil sie weiß, wie es geht. Weil da dieses Vertrauen ist und dieses Loslassen bei gleichzeitig größter Bindung. Ist das nicht schön?!

Wahnsinn, was das plötzlich wieder für neue Erfahrungen sind. Hätte man mir das im Wochenbett gesagt… dass da mal jemand seinen Weg so konsequent und eigenständig gehen würde… unglaublich. Einfach unglaublich.

 

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1 comment

  1. So schön…
    Die selbe Geschichten mit all den verbundenen Gefühlen hat vor 2 Wochen hier genauso stattgefunden, nur der Zielort hieß München. Meine 13 1/2 jährige und ihre Freundinnen haben ihren ersten Ausflug in die weite Welt ohne Begleitung Erwachsener mit Bravour gemeistert. Stolz waren wir hinterher beide sehr. Wie schön ist es meine große Kleine ins Leben und die Selbstständigkeit zu begleiten…

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