OFFLINE: Wie Lisa für ihre Strand-Notbremsung vier Tage aufs Handy verzichtete

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Ihr Lieben, ich musste mal raus. Raus aus allem. Mir ist zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen. Es wurde alles zu viel. Die letzten Wochen waren anstrengend, es stand so vieles an, ich musste so viele Bälle gleichzeitig jonglieren, dass ich nur noch ein Schatten meiner selbst war.

Eigentlich hatten wir aus finanziellen und nachhaltigen Gründen beschlossen, in den zwei Wochen Herbstferien einfach zu Hause zu bleiben. Aber ich arbeite im HomeOffice und es fällt mir schwer, zu Hause so richtig abzuschalten, um mal den Kopf freizubekommen.

Als nach einer Dienstreise dann auch noch eine meiner besten Freundinnen sagte, wie fertig ich wirke, dachte ich: Nee, wir müssen nochmal vier Tage raus. Weg. Andere Luft. Frischen Wind um die Nase wehen lassen. Mal wieder ganz auf die Kinder und die Familie und mich selbst konzentrieren.

Mama muss raus: Spontan-Trip nach Holland

Also fuhren wir spontan nach Holland. In eine einfache Jugendherberge mit Stockbetten, dafür in der Nähe des Strandes. Von unserem Zuhause aus nur drei Stunden Fahrt. Ich wollte es aber diesmal noch radikaler und beschloss: Ich lasse mein Handy zu Hause.

Vier Tage offline, vier Tage ohne Handy, das mag erstmal sehr wenig klingen. Aber wer mich kennt, weiß: schon eine Stunde ohne Handy sind bei mir ungewohnt. Das liegt auch daran, dass ich nicht nur drei Jobs und drei Kinder miteinander koordiniere, sondern auch daran, dass wir hier mit Stadt Land Mama im Grunde immer ansprechbar sind und sein wollen.

So ein Blog, das heißt ja nicht nur, immer wieder neue Texte zu organisieren, zu redigieren, zu schreiben, sondern auch: Mails beantworten. Kommentare moderieren. Rezepte für Instagram überlegen, kochen, fotografieren. Nachfragen beantworten, Gastbeiträge sichten, Spam-Kommentare löschen, neue Themen planen.

Andere Seiten scannen, um gute Beiträge zu teilen, Einladungen versenden, Instastories bearbeiten, den Relaunch planen. Ja, wir könnten dafür 24 Stunden online sein – und uns würde immer noch etwas einfallen. Nun also die Idee, zum allerersten Mal im Leben ganz ohne Handy zu verreisen.

Urlaub ohne Handy: Schaff ich das?

Ich überlegte kurz, was wäre, wenn eins der Kinder in die Klinik müsste. Aber in diesem Falle hätte ich mir einfach das Handy unserer Tochter geborgt. Es sprach also wirklich nichts dagegen. Trotzdem ging mir auf der Fahrt ein bisschen die Muffe. Vier- fünfmal dachte ich auf der Fahrt, ich greif mal eben zum Gerät und… ach, nee, ich hatte es ja nicht dabei.

Allein die Fahrt war für mich dadurch so entspannt wie lange keine andere mehr. Ich schaute aus dem Fenster, dachte nach und war…ja, GANZ im Hier und Jetzt. #digitaldetox #lebedenmoment.

Ich hatte nicht den Druck, die schönsten Urlaubsfotos zu schießen, ich musste nicht Arbeits-Anfragen beantworten, ich brauchte nicht zu überlegen, ob ich noch eben ein Küsschen an die Freundin versende. Ich fühlte mich wirklich ein bisschen befreit. Einfach genießen. Ohne nachdenken.

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Am Abend las ich endlich mal wieder ein Buch. Bücher sind für mich die Entspannungsmarker. Je angespannter ich bin, desto weniger greife ich zum Buch. Ich habe seit dem Sommer kein ganzes Buch mehr gelesen. Und dabei liebe ich das so…

Ich glaube, meine Ruhe beruhigte auch die Kinder. Den ersten ganzen Strandtag saß ich einfach nur da, las mein Buch und die Kids – ja, die großen Teeniekids – buddelten tiefe Löcher in den Sand.

Am Abend zuvor waren wir auf dem Weg nach Hause noch in einen riesigen Regenschauer geraten und pitschepatschenass. Auch da: gut, dass ich kein Handy dabei hatte – das wäre ja komplett durchnässt.

Als Einzige offline – herrlich einsam

Dass ich unerreichbar war und das als Einzige, merkte ich, wenn wir eine Chocomel im Strandbüdchen trinken gingen. Alle schauten beim Warten auf ihre Geräte. Ich nicht. Ich hätte beleidigt sein könne, aber ehrlich gesagt, brauchte ich so sehr Ruhe, das ich selbst das genoss. Ich schaute einfach raus aufs Meer. Es tat soooo gut.

Am dritten Abend war ich dann schon neugierig. Wer hatte mir wohl geschrieben in meiner Abwesenheit? Ob es wohl stimmte, dass Whatsapp-Nachrichten nur 24 Stunden halten, wenn das Handy aus ist (nein!)? Sorgte sich vielleicht sogar jemand?

Ich hatte nur meine engsten Freunde in meine Abstinenz eingeweiht… Aber es sollte ja bereits am nächsten Tag nach Hause gehen, ich würde also noch früh genug sehen, ob ich etwas verpasst hatte.

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Zurück zu Hause wartete ich noch etwas, bis ich mich an die Schublade mit dem Handy wagte. Ich hatte mich zwar ganz gut erholt, wusste aber, dass ich noch immer nicht ganz wieder bei Kräften war, dafür war das Ausgelaugtsein vorher einfach zu groß gewesen.

Ihr kennt es sicherlich selbst, wenn die Kinder etwas anstrengender sind, wenn die Arbeit mal komplizierter wird, wenn alles zusammen kommt, dann ist das einfach manchmal auch erschöpfend. Also drückte ich mit etwas Respekt den An-Knopf meines Smartphones.

101 neue Mails. 39 Facebook-Benachrichtigungen. 15 Whatsapp-Nachrichten. 6 Messenger-Mails.

Nicht wahnsinnig viel, aber auch nicht wahnsinnig wenig. Ich antwortete kurz auf die zwei besorgten Nachrichten und dann packte ich das Gerät schnell wieder weg. Puh.

Später ging ich nochmal dran. Und schlief daraufhin unglaublich schlecht. Hatte ich in meiner DigitalDetox-Zeit ganz wunderbar geschlafen in jeder Nacht, war das hier nur der Beginn. Die vielen Nachrichten kamen auf ein fast weißes Blatt, da explodierte also wohl einfach kurz mein innerer Drucker.

Drei Nächte lang war ich immer wieder wach, fragte mich, wie ich das alles wieder aufholen sollte und mir dabei aber ein bisschen vom Müßiggang bewahren konnte und bin jetzt so langsam so weit, dass ich wieder in den Tritt komme. Entschleunigt. Ein Schritt nach dem anderen, auch wenn der Weg zurück etwas knirschte.

#digitaldetox: Ich würde es immer wieder tun!

Und trotzdem würde ich es immer wieder machen. Warum? Weil dieses hier und Jetzt unglaublich entspannend ist. Weil ich lieber vier Tage aufs Handy verzichte, als irgendwann drei bis vier Wochen wegen einer Kur auszufallen.

Ich gehe bewusster mit dem Handy um, lasse es jetzt auch mal bewusst im anderen Stockwerk liegen. Denn alles hat seine Zeit und die Welt geht nicht unter, wenn man nicht alles sofort erledigt.

Eigentlich bin ich niemand, der so radikale „Diäten“ durchzieht. In diesem Fall aber war es die Notbremse. Die schönste uns günstigste Strand-Notbremse, die man sich so vorstellen kann. Ein riesiges Danke an dieser Stelle auch an Katharina, die während meiner Abstinenz die Stellung gehalten hat!

Habt ihr sowas auch schon mal gemacht? Und wie waren eure Erfahrungen?

 

 

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1 comment

  1. Hallo Lisa,

    Hallo Lisa,
    Oh ja wie ich dieses Gefühl kenne, irgendwie ist man immer am Handy. Ich bin selbst dreifach Mama und arbeite Teilzeit, auch aus Angst eine Anruf von Kindergarten oder Schule zu verpassen hat man das Handy immer Griffbereit und macht dann doch immer irgend etwas daran. In unserem Sommerurlaub ging mein Handy kaputt und ich hatte somit zwangsweise Urlaub vom Handy. Und was soll ich sagen es war so entspannend und genau wie du schreibst Entschleunigend. ich war im hier und jetzt und wirklich bei der Sache und nicht doch wieder halb am Handy. Auch ich versuche seit dem bewusst immer wieder das Handy zur Seite zu legen und wirklich mit all meinen Sinnen bei der Sache zu sein. Aber ich überlege auch ob ich mir nicht komplett handyfreie Zeiten schaffen soll, weil dieses Entschleunigend Gefühl würde ich gerne noch mehr in meinen Alltag integrieren. Also wenn du ein Rezept für den Alltag findest lass es mich wissen.
    Liebe Grüße Dreifach Mama

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