Geplant ungeplant: Warum wir drei Kinder haben

anja

Liebe Lisa, Du hast mich ja neulich gefragt, ob ich nicht mal einen Gastbeitrag darüber schreiben möchte, weshalb wir letztendlich eine Großfamilie geworden sind. Korrekterweise sind wir ja eine Mehrkindfamilie, da die Großfamilie mehrere Generationen inkludiert.
Zur Definition der Mehrkindfamilie findet man wenig, aber Wikipedia weiß wenigstens folgendes: „Mehrkindfamilie bezeichnet eine Familie mit mindestens drei Kindern. Bei (genau) drei Kindern besteht eine Überschneidung zur Kleinfamilie. So wird oft erst ab dem vierten Kind, der (nicht einheitlich definierte) Begriff kinderreiche Familie verwendet. Eine kinderreiche Familie ist eine der möglichen Formen einer Großfamilie.“
Also sind wir wohl eher einer Mehrkindfamilie mit Überschneidung zur Kleinfamilie. Kurz gesagt, wir haben drei Kinder. Da in Deutschland Frauen durchschnittlich 1,38 Kinder zur Welt bringen, liegen wir mit drei Kindern also doch schon recht weit oben in der Kinderanzahlskala. Da ich aber noch alle Namen, Geburtstage und auch sonstige Eckdaten der Kinder im Kopf habe und beim Verlassen der Wohnung nicht durchzählen muss, habe ich eigentlich auch gar kein richtiges Großfamiliengefühl. Allerdings dachte ich da ganz anders als wir „nur“ ein Kind hatten. Einige unserer engsten Freunde haben drei oder vier Kinder. Damals kamen uns alle Familienvarianten, die mehr als zwei Kinder beinhalteten, riesig, unüberschaubar und bisweilen nicht schaffbar vor.
Schließlich hat man doch mit einem Kind schon mehr als genug zu tun. Wie schaffen diese Mütter von vielen Kindern es überhaupt noch, den Kindern und sich selbst gerecht zu werden? Mit einer großen Schwester gesegnet, konnte ich mir zumindest zwei Kinder noch ganz gut vorstellen, während Christian als Einzelkind skeptisch auf unsere kinderreichen Freunde schaute.
Irgendwann, als wir nach den 22 Monaten aus dem Gröbsten raus waren, kam doch zumindest der Gedanke an ein weiteres Kind auf. Wie schon bei Kind eins folgte dem „mal darüber nachdenken“ sehr schnell eine Schwangerschaft. Ich weiß natürlich aus privater, aber auch beruflicher Erfahrung als Hebamme, dass das nicht immer so schnell und unkompliziert klappt. Aber auch bei Kind Nummer 3 verhielt es sich ähnlich. Wir hatten immer mal darüber gesprochen, aber so richtig noch keine Meinung dazu gefunden. So verkauften wir also drei Jahre nach der Geburt des zweiten Kindes sämtliche Babysachen auf dem Kinderflohmarkt. Fünf Monate später war das dritte Kind unterwegs. Geplant ungeplant – worüber wir rückblickend sehr froh und dankbar sind. Denn ganz ehrlich, wahrscheinlich hätten wir uns nicht getraut, konkret zu sagen: „Wir wollen noch ein drittes Kind“. Gründe dagegen – Platz, Geld, weniger Zeit – findet man schnell sehr viele. Doch in dem Moment, wo dieses Kind unterwegs war und spätestens seit er hier im Wohnzimmer auf die Welt geschlüpft ist, war klar, dass wir uns beide dieses dritte Kind sehr, sehr tief im Herzen gewünscht haben.
Aber es war sicher nicht nur die Angst vor den oben genannten Punkten, sondern auch davor, dass unser Umfeld sagt, dass wir das ja vorher gewusst hätten, wenn wir uns mal erschöpft und übermüdet über zuviel Kinderstress beklagen. Der Spruch kam natürlich trotzdem, auch wenn dieses Kind außerhalb jeglicher geeigneter Zyklusmodalitäten entstanden ist. Wahrscheinlich dachten die Kritiker dann, dass wir einfach zu blöd zum Verhüten sind. Also wie immer im Elternleben: selbst Schuld.
Wie gesagt, ich bin bin froh und dankbar, dass sich dieses dritte Kind einfach so in unser Leben eingeschlichen hat. Denn vielleicht hätten die Vernunftsargumente doch dazu geführt, dass wir nicht auf diesen tiefen inneren Wunsch gehört hätten. Und so oft, wenn ich diesen lauten, wilden Kinderhaufen hier durch die unaufgeräumte Wohnung hüpfen sehe, spüre ich eine tiefe Dankbarkeit für jedes einzelne dieser drei wunderbaren Kinder. Aber gerade bei unserem dritten Kind spüre ich diese große Erleichterung, dass er da ist. Denn irgendwie weiß ich, dass er gefehlt hätte. Sicher hätten wir mehr Geld, mehr Platz, mehr Schlaf und auch etwas mehr Zeit… aber auch das hätte am Ende nicht darüber hinweg getröstet, wenn wir es vielleicht irgendwann bereut hätten, diesem Herzenswunsch nicht nachgegangen zu sein.
Ich weiß ja, liebe Lisa, dass auch Du recht schnell von Kind 2 und 3 überrascht wurdest und Dir damit die Großfamilienfrage gar nicht stellen musstest. Wenn Deine Söhne nicht gleich im Doppelpack gekommen wären, hättest Du Dich auch so ganz bewusst für drei Kinder entschieden?
Ich freue mich auf Deine Gedanken dazu und schicke Dir liebe Grüße aus Deiner alten Heimat Prenzlauer Berg,
Anja

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13 comments

  1. der wunsch
    Der Wunsch nach einem 3. Kind ist auch bei uns sehr mächtig. Unser Großer ist 4 Jahre alt, die Kleine ist 1 Jahr alt. Ich beginne im Herbst eine neue Ausbildung und mein Partner ist im Herbst erst mit seiner Vollzeit-Meisterschule fertig und verdient erst dann wieder Geld. Klar, Geld ist nicht alles im Leben und wir haben gemerkt dass wir gar nicht mehr so viel brauchen wie früher. Aber mit 3 Kindern sollte man schon halbwegs abgesichert sein und da kommen meine Zweifel und Ängste. Aber auch bis nach der Ausbildung will ich zwecks Altersabstand nicht warten… ein Hin und Her der Gefühle und jeden Tag dieser Wunsch im Kopf. Manchmal denke ich auch ‚Ach, einfach machen und es wird auf jeden Fall wundervoll. Alles schafft man irgendwie!’…

  2. Ich bin angekommen 🙂
    … Mit zwei eigenen und zwei Kindern meines Freundes :).

    Und da bin ich sehr froh drüber, denn ich hatte schon befürchtet, dass ich nie die Nase voll bekomme und das alles gar nicht finanzierbar wird ;). Allerdings fand ich das erste Kind auch alles andere als stressig. Das kam erst mit dem zweiten und oft habe ich gedacht, wieviel einfacher es nach der Trennung mit nur einem Kind gewesen wäre – auch wenn ich das zweite nie und nimmer her geben wollte. Wenn ich dann aber tatsächlich mal nur ein dann ausnahmsweise entspanntes Kind bei mir habe, weiß ich sehr schnell, dass mir das zweite immer gefehlt hätte und da ich vorher niemals geglaubt hätte, dass der Stressfaktor sich nicht verdoppelt, sondern für mich persönlich mindestens verdreifacht, hätte es mir immer gefehlt. Genauso froh bin ich darüber, dass es stressig genug war, um die Frage nach einem dritten Kind (bzw. jetzt 5.) gar nicht mehr zu behandeln. Die Kinder meines Freundes sind jetzt jugendlich und müssen zwar nicht mehr ins Bett gebracht werden, aber Aufmerksamkeit brauchen sie trotzdem reichlich 🙂 und wir sind inkl. Fernbeziehung gut ausgelastet und glücklich nun eine Gross- bzw. mehrkindfamilie zu sein ;).

  3. Oh wie schön 🙂
    Hach ja, genau so ist es 🙂 und meistens geniesse ich unsere Mehrkindfamilie mit Hang zur Kleinfamilie sehr 🙂

  4. 1,2 oder 3?!
    Das ist eine gute Frage. Wir haben Zwillingsjungs (4 Jahre) und sind damit total glücklich. Aber auch bei uns stellt sich jetzt, wo die Kinder „aus dem Gröbsten raus sind“, immer mal wieder die Frage: Kind 3 ja oder nein? was ist, wenn es nochmal Zwillinge werden? Die Vernunft sagt nein, das Herz sagt ja. Ein Dilemma. Aber schön zu lesen, dass es anderen auch so geht. Und scheinbar sind es immer wieder dieselben Fragen, Ängste, Zweifel und Bedenken, die frau oder man so hat. Egal ob 1,2 oder 3 Kinder. Vielleicht sollte man einfach auf sein Herz oder den Bauch hören, und es einfach machen!

    Sonnige Grüße von Britta
    http://www.zwillingsland.blogspot.de

  5. Ich habe erst einen Sohn und
    Ich habe erst einen Sohn und möchte schon noch ein zweites Kind, aber ich glaube, dass dann Schluss sein wird. Ich bin in einer Großfamilie (4 Mädels) aufgewachsen und mein Mann ist es auch (er hat auch drei Schwestern). Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, war sie wunderschön. Aus Kindersicht ist es einfach großartig mit so vielen Geschwistern aufzuwachsen, weil immer was los und immer jemand da ist. Aber ehrlich gesagt, kann ich mir persönlich ein Leben mit vier Kindern nicht vorstellen. Chapeau vor allen Frauen (und Männern), die vier Kinder und mehr haben. Ich ziehe wirklich meinen Hut!

    Ganz liebe Grüße
    Nina
    http://ninaitwanina.blogspot.co.at/

  6. 4 kinder hier
    …und ich stelle erstaunt fest, dass alles irgendwie einfacher wird. jedenfalls bin ich nicht so gestresst wie damals bei kind 1.ich kann mittlerweile den wahnsinn besser ertragen. es erfrischt mich und meinen mann sogar. an besonders anstrengenden tagen fühlen wir uns abends manchmal wie frisch geduscht und auf höchstem level. klingt völlig paradox aber so ist es bei uns. ich liebe diese laute, verrückte, freche rasselbande!

  7. 3. kind
    hallo miteinader,
    soll ich euch was sagen….man muss nicht 3 gleich hintereinander kriegen, ich meine, wenn man sich nicht sicher ist, dann kann man ruhig ein bisschen warten… meistens kommt dann die entscheidung ganz von selber. meine kinder sind 10 – bub, 8 1/2 – mädchen und 2 – mädchen……nach den 2 ersten war ich auch so wie ihr nicht sicher, ob wir komplett sind oder nicht..ich wollte wieder arbeiten gehen und das leben geniessen… mit der zeit hat sich aber mein wunsch nach einem dritten kind eben verstärkt und ich konnte auch meinen mann voll damit anstecken…..als unsere tochter dann 4 war haben wir es einfach beschlossen, dass wir dieses kind eben wollen….dann hat es ca. 1 1/2 jahre nicht geklappt und der gyn. wollte uns soger ins kinderwunschzentrum schicken….na ja und schließlich wurden wir gesegnet…und ich sags euch, die 2 älteren sind sooo super zu ihrer kleinen schwester… echt und ich habe einfach mehr zeit das kind und die familie zu genießen. 3 kinder hintereinader sind echt echt ziemlich ziemlich anstrengend – ich weiß wovon ich rede, denn meine beste freundin hat 3 und die 2 jüngeren sind genau 1 jahr auseinander… jetzt ist der jüngste bald 2 und es geht etwas besser, aber zwischendurch ist sie echt hart drangekommen….und wenn es der mama nicht so gut geht, dann spüren das die kinder auch…das sind mal meine erfahrungen 🙂
    liebe grüße
    mi

  8. 3
    … ich habe auch 3 Kinder und es ist toll, chaotisch, anstrengend und genau richtig so.
    Allerdings gehöre ich auch zu den “bescheuerten“ Müttern, die die Karriere hintenanstellen.
    So wie es jetzt ist fühlt es sich richtig an und in ein paar Jahren schauen wir weiter. Alles ist nun mal nicht planbar.

    Lena

    … ach ja, man sollte allerdings schon richtig Bock auf ein drittes Kind haben, weil entspannter wird’s nicht das Leben : )

  9. Kinder sind toll…!!!
    Ich finde es ehrlich gesagt schlimm, egal wieviel Kinder eine Familie hat, wenn diese sich für ihre Entscheidung für ein Kind vor anderen rechtfertigen müssen… oder es sich zumindest so anfühlt, als wäre man in Erklärungsnot…

    Einige Familien in meinem Bekannten- und Freundeskreis haben mehrere Kinder… und zwar ist alles vertreten von 3 – 6 Kindern.

    Wenn ich es gesundheitlich besser verpackt hätte, wäre ein 3. Kind mein absolutes Wunschkind gewesen und kein „Unfall“…

    Es kommt nicht auf die Anzahl der Kinder an, sondern auf die Eltern, wie sie im Allgemeinen mit ihren Kindern umgehen, welche Werte vermittelt werden…

    Was ist so schön an einer 1- oder 2-Kind-Familie, wenn die Eltern keine qualitativ gute Zeit mit ihren Kids verbringen wollen…

    Da fällt mir doch gerade dies hier ein…

    „wer loslässt, was keine große Bedeutung hat, bekommt den Kopf frei, um neu zu entdecken, was wirklich wichtig für unser Leben ist“ (Katja Bernhardt)

    Ich jedenfalls gratuliere zu jedem Kind und freue mich ganz besonders, wenn ein Kind in eine liebevolle Familie geboren wird.

    Liebe Grüße

    Andrea

  10. oh, ja das kenne ich
    Ich habe auch zwei Jungs. Die zwei sind toll und füllen mich neben Job, Partnerschaft und Freunden voll aus. Schon jetzt ist der Familienalltag mit Musikschule, Logopädie, Freunde treffen voll und ich wüsste wirklich nicht wie ich morgens noch ein drittes Kind einigermaßen sauber, satt und zufrieden in die Kita kriegen soll ohne erst nach 12 im Büro aufzuschlagen. Aber da ist es trotzdem: dieses manchmal sehr laute Gefühl noch nicht fertig zu sein. Es ist tückisch: sind es die Hormone, die melden:“du bist 31, gesund: da geht noch was!“ Oder ist es das Herz, das sich nach einem Mädel sehnt. Ich habe nur täglich wechselnde Antworten.

  11. Komisches weibliches Hirn…
    … mir geht es ähnlich und eigentlich will ich den Gedanken an ein drittes Kind nicht einmal laut aussprechen, zu stressig und schwierig war das erste Jahr mit zwei Kindern bei uns. Und trotzdem ist es da, ab und zu, das Gefühl, dass noch jemand fehlt. Ich sehe die beiden und schaue mich unwillkürlich im Raum um. Wo ist…? Wie jetzt? Sind wir komplett? Würde ein „noch jemand“ unsere Familie/Ehe/Gesundheit sprengen? Spinne ich total? Lauter spannende Fragen ohne Antwort 🙂

    LG von Sue
    heldenmamas.blogspot.com

  12. Puuuuh….da hab ich jetzt
    Puuuuh….da hab ich jetzt dreimal ordentlich geschluckt und ein paar Tränchen verdrückt! Unser zweiter Sohn wird in ein paar Tagen ein Jahr alt und ich merke wie der Gedanke an ein drittes kleines Menschlein sich in meinen Kopf und in mein Herz schleicht…aber auch Angst und Zweifel. Ich habe zwei Jungs! Will ich wirklich ein drittes Kind oder will ich einfach noch die Chance auf ein Mädchen? Wie wäre es wenn ich einen Jungen und ein Mädchen hätten? Würde ich dann auch ein drittes Kind haben wollen? Diese Fragen stelle ich mir andauernd und finde irgendwie keine Antwort?!

    Kennt Ihr das?

    1. Klar kenne ich das.
      Genau diese Fragen habe ich mir damals auch gestellt. Du schreibst , dass dein 2. Kind in ein paar Tagen 1 Jahr alt wird. Genau um diese Zeit rum kam bei mir dieses Gedankenkarusell auch auf. Vielleicht ist man noch hormongeschwängert, weil man noch so nah an der Babyzeit dran ist. Vielleicht ist es auch der wehmütige Abschied von dieser wundervollen Babyzeit. Vielleicht ist es der unbewusste Gedanke bzw. das Bewusstsein vorm Älterwerden (wenn wir Kinder bekommen, dann sind wir bzw. fühlen uns jung), vielleicht will man eine Ära (die Kinderkriegära) für immer festhalten….viele Vielleichts.:-) Ich wollte immer nur 2 Kinder und trotzdem hatte ich diese Gedanken zum 3. Kind. Ich habe einen tollen Sohn und eine tolle Tochter. So wie ich es mir immer gewünscht habe. Und dabei ist es auch geblieben und wird es auch bleiben, weil bei aller Romantik und allem Seelenzucker, die Kinder mit sich bringen auch immer die Realität, die Lebensumstände eine Rolle spielen, denn Kinder kosten nun mal auch Geld. Sie brauchen Zeit, Liebe….und ich habe gemerkt, dass mir dann doch meine Zwei reichen. Ich bin nicht nur Mutter. Ich bin auch Ich, Frau, Chaoten, Partyqueen etc. …