Erst Drillinge, dann Zwillinge: Sarah erzählt über ihre Kindheit in der Großfamilie

DR

Ihr Lieben, wir staunen immer wieder darüber, was für tolle, außergewöhnlichen Geschichten ihr uns erzählt. Dieses hier ist auch wirklich ganz besonders – jedenfalls haben wir noch nie von so einer Familienkonstellation gehört. Lasst euch überraschen!

Liebe Sarah, du bist ein Drilling. Das ist ja schon eher außergewöhnlich.

Stimmt, aber es wird noch außergewöhnlicher. Meine Mutter und mein Vater lernten sich früh kennen (Mama war 13 Jahre alt, mein Vater 17). Meine Mutter wurde mit 14 schwanger, dieses Kind kam zur Welt, verstarb aber leider. Meine Eltern hat das noch mehr zusammengeschweißt und als sie etwas älter waren, wollten sie weitere Kinder. Doch das hat nicht geklappt. Die Ärzte fanden heraus, dass meine Mutter eine Eileiterverklebung hat und auf natürlichem Wege keine Kinder mehr bekommen kann.

Zwei künstliche Befruchtungen blieben ohne Erfolg. Der dritte Versucht brachte 5 Embryonen, drei wurden meiner Mutter eingesetzt (daraus sind dann wir Drillinge entstanden), die zwei anderen wurden erstmal eingefroren. Die Ärzte sagten damals, sie könne entscheiden, ob sie die beiden anderen noch einsetzen lassen wolle oder ob sie die Embryonen zur Forschung freigeben lassen wolle.

Und so wurden eineinhalb Jahre nach uns Drillingen nochmal Zwillinge geboren. Und so sind wir eben auch „Fünflinge“, da wir alle aus dem selben Zyklus stammen und zur selben Zeit befruchtet wurden, aber eben zu unterschiedlichen Zeiten geboren wurden.

Wie war das in deiner Kindheit: Wart ihr immer nur „die Drillinge“ oder warst du auch einfach manchmal nur Sarah?

Unsere/meine Kindheit war sehr schön, wir wuchsen ländlich auf. Ich habe mich nie „nur als Drilling“ gefühlt, sondern auch immer als Individuum. Jeder von uns hatte schon früh seinen eigenen Kopf.

In der Grundschule waren wir in derselben Klasse und hatten auch den selben Freundeskreis, danach veränderte sich das. Hobbies hatten wir von Beginn an unterschiedliche, wir wurden jeder individuell gefördert, durften vieles ausprobieren. Ich lernte Akkordeon spielen, war im Orchester, meine Geschwister spielten Klavier.

Wie war diese Dreierkonstellation? Wie habt ihr euch verstanden?

Ich kann mich an die Zeit, in der wir nur „Drillinge“ waren leider nicht erinnern, sondern nur an die Zeit, in der wir schon zu fünft waren. Bei uns war es immer laut und wir haben uns auch viel gezofft, was bei fünf fast gleichaltrigen Kindern auch kein Wunder ist.

Bis heute ist es bei uns laut, wenn wir alle zusammen kommen, jeder will was erzählen. Ich denke, das lernt man bei so vielen Geschwistern: Ich muss laut sein, damit ich gehört werde. Und ich kann sagen, dass es immer sehr lustig bei uns zu Hause war.

Gibt es unter Mehrlingen wirklich blindes Verständnis? Gab es je Konkurrenz unter euch?

Blindes Verständnis gab es bei uns in der Kindheit nicht. Auch heute nicht. Aber ich kann mich schon sehr gut in meine Geschwister hineinfühlen und weiß oft, wie sie reagieren oder was sie in bestimmten Situationen machen.

Tatsächlich gab es unter uns sehr wenig Konkurrenz, weil wir nach der Grundschule unterschiedliche Freundeskreise und Hobbys hatten und so nicht vergleichbar waren.

Was war das Beste am Drilling-sein?

Das kann nicht so nicht beantworten, weil ich ja gar nichts anderes kenne, ich habe keinen Vergleich. Ich würde es nie missen wollen, in so einer Großfamilie aufgewachsen zu sein. Und da wir alle ein eigenes Zimmer hatten, konnte man sich trotzdem gut zurückziehen, wenn man mal eine Pause brauchte.

Wie ist euer Verhältnis heute?

Wie es eben unter Geschwistern so ist: mal streitet man, mal ist jemand beleidigt, aber irgendwie und irgendwann rauft man sich dann doch wieder zusammen und hat Spaß miteinander. Drei von uns haben bereits eine eigene Familie, daher sehen wir uns nicht mehr so häufig. Aber wenn wir uns an Geburtstagen oder Weihnachten sehen, ist es immer toll und ein gutes Gefühl.

Du hast heute selbst Kinder – siehst du die Zeit damals heute mit anderen Augen?

Ich muss sagen, dass ich sehr dankbar bin, wie gut meine Eltern zusammengehalten haben – gerade nach dem ersten Schicksalsschlag. Meine Mutter konnte sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen und stand auch unter familiärem Druck, welche zu bekommen. Das war damals eben noch eine andere Zeit. Meine Mama war 32 Jahre alt, als wir Drillinge 1988 auf die Welt kamen – da war der erste Schicksalsschlag 18 Jahre her. Ich glaube, viele Beziehungen wären in dieser Zeit zerbrochen, meine Eltern haben zusammen gehalten.

Und ich bin auch sehr dankbar für meine Großmütter, die viel geholfen haben. Ohne sie wäre das damals nicht zu schaffen gewesen.

Hast du dir selbst auch Zwillinge oder Mehrlinge gewünscht?

Ehrlich gesagt nicht – aber wir haben ja auch keine erhöhte Wahrscheinlichkeit dazu. Ich habe 2018 einen Sohn bekommen und 2020 eine Tochter. Vor unserer Tochter 2020 hatte ich noch eine Fehlgeburt. Diese hat mich gelehrt, dass nichts selbstverständlich ist.

Was mir noch wichtig ist, zu sagen: Ich drücke jeder Mama, die eine künstliche Befruchtung vor sich hat, ganz ganz fest die Daumen. Meine Mama hat sich nichts sehnlicher gewünscht als ein Kind, die Chancen standen nicht so gut – und doch hat sie heute fünf Kinder. Wunder sind also möglich, gebt die Hoffnung also nie auf!

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2 comments

  1. Danke für diesen positiven Bericht.
    Was mich fasziniert ist, dass Mutter und Vater – nach dem traurigen Erlebnis in der Jugend – so lange zusammen blieben und auch mit den fünf Kindern an einem Strang zogen.

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