„Jetzt bist Du erlöst“ -Katjas Brief an ihren Vater

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Ihr Lieben, es ist für uns wunderbar, dass wir immer wieder Mails von Euch Lesern mit diesen berührenden Texten bekommen. Wir danken Euch so sehr für Euer Vetrauen. Heute veröffentlichen wir hier den Brief von Katja, die erst vor Kurzem ihren Vater verloren hat: 

"Lieber Papa, dein Leben war sehr bewegt. Ende der 50er Jahre bist du mit deiner Mutter und deinen Schwestern aus Oberschlesien nach Deutschland gekommen. Dein Vater hatte einen Antrag auf Familienzusammenführung gestellt. Der Ort Gladenbach hat in deinem Leben eine zentrale Rolle gespielt. Hier hast du beim Hausbau der Sudetenstraße 17 geholfen, deine geliebte Frau Monika, unsere Mutter, kennen gelernt und mehrere Jahre deines Lebens gewohnt. 

Nach dem Umzug nach Mannheim im Jahr 1976 seid ihr mit uns in jeden Sommerferien und zu allen Familienfesten nach Gladenbach gefahren. Aber du hast dort nie Urlaub gemacht oder dich bedienen lassen, nein, du hast immer deine Eltern und später deine Schwester Helga bei der Instandhaltung des Hauses unterstützt. Dieses Haus hat dich immer begleitet, so dass ihr 2010 dort wieder eingezogen seid. Aufgrund der Verschlechterung deines Gesundheitszustandes musstet ihr leider 2015 wieder ausziehen. Mit dem Tod deiner Schwester im letzten Jahr hast du sogar noch einen Teil des Hauses geerbt. 

Mit Monika hast du fünf Kinder erzogen und den schwersten Schicksalsschlag einer Ehe erlebt. Der Tod von Nicole im April 1997 war eine harte Probe für eure Beziehung. Aber ihr habt sie gemeistert und im Dezember 2016 Goldene Hochzeit gefeiert. Wer kann schon von sich behaupten über 50 Jahre mit ein und dem selben Menschen Tisch und Bett geteilt zu haben?! Das ist schon etwas ganz Besonderes. Mama hat die Worte zur Hochzeit „In guten wie in schlechten Zeiten“ ernst genommen und dir immer zur Seite gestanden. Auch als du krank wurdest, hat sie die Herausforderung angenommen und dich mit Liebe und Hingabe gepflegt. Bis zum Schluss.

Beruflich bist du 1976 deiner Berufung gefolgt und hauptamtlicher Mesner in Maria Hilf, auf dem Mannheimer Almenhof, geworden. Über 40 Jahre deines Lebens haben Mama und wir dich mit deiner geliebten Kirche teilen müssen. Sogar im Ruhestand konntest du ohne deine Kirche nicht leben. Die Kündigung von Seiten der katholischen Kirche im Jahr 2009 hat dir buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen und dich letztendlich krank gemacht. Demenz ist eine furchtbare Krankheit und du hattest sie am wenigsten verdient. Was sich der liebe Gott dabei gedacht hat, weiß ich bis heute nicht. 

Als die Krankheit massiv in deinen Alltag eingegriffen hat und du sogar irgendwann deine Kirchenlieder nicht mehr singen konntest, habe ich die Welt nicht mehr verstanden. Die letzten Jahre waren für dich, Mama und uns nicht leicht. Dir dabei zuschauen zu müssen, wie die Krankheit immer mehr Teile deines Gehirns geschädigt und somit die Kontrolle über deinen Körper übernommen hat, war hart und teilweise unerträglich. 

Für Mama muss es noch unendlich schwerer gewesen sein als für uns. Ich möchte mich auf diesem Wege im Namen von Papa bei dir, liebe Mama, bedanken, dass du dein Leben erst für uns und dann für Papa zurück gestellt hast. Wir lieben dich.

Als du, Papa, letzte Woche Montag nicht mehr auf eines deiner Lieblingslieder, „Von guten Mächten“, reagiert hast, wusste ich, es ist Zeit Abschied zu nehmen. Ich habe dich losgelassen und dir auch gesagt, das du gehen darfst. Jetzt müssen wir uns von dir verabschieden, Papa. Du bist erlöst und dir geht es gut. Pass bitte mit uns auf Mama auf, bis ihr euch eines Tages wiederseht.

In ewiger Liebe deine Tochter Katja"

 

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3 comments

  1. Gut das ich da seid ……
    Eine gute Seite habt ihr da aaufgebaut. Klar mit guter Strucktur. Hatte mich so verlaufen im Netz und bin über euch gestolpert…….etwas festgelesen und Zeit darin verbracht.
    Viel Erfolg weiterhin…………..und bleibt Gesund. DAS höchste Gut.
    Mfg
    Ralf
    http://www.ralfzioerjen.eu/last-prayer/

  2. vielen Dank für die Zeilen
    Liebe Katja,

    auch ich habe Anfang diesen Jahres meinen Papa durch eine schwere Krankheit verloren. Mir hilft es, dass ich mich von meinem Papa verabschieden konnte.

    Manchmal ist diese Schwere, dass Warum. Dann sehe ich meinen Sohn und bin dankbar dass sein Opa diese wundervollen Jahre mit ihm hatte.

    1. Herzlichen Dank
      Liebe Christina, besten Dank für deine Anteilnahme und deine mitfühlenden Worte. Ich wünsche dir auch ganz viel Kraft für deinen Weg. Ja, mir hilft auch ganz enorm, das ich 3 Tage vor seinem Tod noch sehr innig mit ihm war und ihn loslassen konnte. Das wurde von oben so gesteuert. Und ich bin dankbar für die Zeit die meine Kinder jetzt mit meiner Mutter haben werden. Die letzten 2,5 Jahre war sie nur für Papa da und konnte sich auf die Kinder nicht einlassen. Jetzt beginnt für sie nochmal ein lebenswerteres Leben.