Teen-Time: Müssen größere Geschwister auf die Kleinen aufpassen?

Geschwister

Ihr Lieben, neulich sprach unsere tolle Kollegin Nora Imlau in ihren Instastorys darüber, ob und wieviel große Geschwister bei der Betreuung der kleineren Geschwister mithelfen müssen oder sollten. Sie erzählte, dass viele ihrer Follower*innen sehr schlechte Erfahrungen in ihrer Kindheit damit gemacht hatten, dass sie viel zu früh in die Verantwortung für die Kleineren gezwungen wurden und darunter bis heute leiden.

Das brachte Lisa und mich ins Reden. Ich selbst musste früher oft meine drei Jahre jüngere Schwester mitnehmen, was mich damals ärgerte, aber nicht traumatisierte. Meine großen Brüder passten umgekehrt öfter auf mich auf, wir sind ja fünf Geschwister, da war man irgendwie generell nur selten alleine unterwegs.

Im Zuge der Diskussion fiel mir aber auch auf, dass ich zu meiner großen Tochter (14) heute oft sage: „Kannst du mal kurz nach den Kleinen sehen, damit ich schnell die Wäsche verräumen kann?“ oder „Bitte mach dem Kleinen schnell ein Brot.“ Die Großen müssen seit der Geburt des Kleinsten schon mehr mithelfen als früher, das wurde mir da richtig bewusst. Deshalb habe ich die Große gefragt, wie sie sich mit diesen Aufgaben fühlt. Ihre Antwort: „Ich glaub schon, dass ich mehr Aufgaben habe als meine Freundinnen, die nur ein kleines Geschwister haben. Aber mir macht das nichts aus, ich mach das eigentlich gerne.“

Dennoch, das wurde mir klar, muss ich künftig gut auf die Zeichen achten, damit ich merke, wenn es ihr doch zu viel wird. Lisa und ich haben am Telefon lange über unsere (Ursprungs-)Familien gesprochen, wie was früher und heute gehandhabt wurde. Hier gibt´s einen kleinen Ausschnitt aus dem Gespräch.

Liebe Lisa, wir kamen nach den Instastorys von Nora Imlau ins Reden. Du hast einen älteren Bruder. Hat er früher viel auf dich aufgepasst?

Nein, nie. Er ist ja auch nur zwei Jahre älter. Als ich damals in den Kindergarten kam, so besagt es jedenfalls die Legende, soll er gesagt haben: „Ich kann mich aber nicht auch noch um die kümmern, ich hab genug mit mir selbst zu tun“ 

Wie war das bei deinen eigenen Kindern? Hast du da erwartet, dass die Große sich mal mit den Geschwistern beschäftigt?

Nicht wirklich, glaub ich. Aber auch sie ist ja nur zwei Jahre älter als die Zwillinge und die waren zu zweit so herausfordernd in der Begleitung, dass das einfach auch nicht zumutbar gewesen wäre. Aber: Wir Eltern waren grad für zwei Nächte in Luxemburg auf Städtetrip und die Kinder waren allein zu Hause. Die Große (bald 19) hat dann extra zu Hause übernachtet und ist auch morgens aufgestanden, um zu schauen, ob die Wecker der Jungs für die Schule wirklich funktionieren.

Welche Pflichten haben deine Kids im Haushalt?

„Pflichten“ klingt schon so unangenehm. Bei uns gibt´s da ehrlich gesagt keine offiziellen Anforderungslisten. Wir leben in einer Gemeinschaft. Wenn der Müll voll ist, bitten wir schon mal jemanden, ihn rauszubringen. Oder wenn ich gekocht hab, dann abzuräumen. Wie die Waschmaschine funktioniert, wissen sie, wenn also was dringend ist, kümmern sie sich selbst. Ihr Autochen laden sie allein, um ihre Hausaufgaben, Sportzeug etc. auch. Mal kochen sie, wenn sie ein neues Rezept entdeckt haben. Aber nie als Anforderung, immer als Wie Wär´s.

Ich habe meine Schwester früher oft mit zu Freundinnen nehmen müssen, was ich nicht toll fand und deshalb auch oft gemein zu ihr war. Aus der Sicht meiner Mutter kann ich es aber verstehen, dass sie es gut fand, wenn ich meine Schwester mitgenommen habe. Haben Mütter nicht irgendwie auch das Recht, die Kids ein bisschen in die Pflicht zu nehmen?

Unsere Kinder können nichts dafür, dass sie Geschwister haben, deswegen würde ich von meinen nicht verlangen, dass sie da irgendwelche Fürsorgepflichten oder Betreuungsdienste füreinander übernehmen. Wie du schon sagst: Dann kann es auch zu fiesen Aktionen zwischen den Geschwistern kommen. Es läge mir total fern, von der Großen zu verlangen, den kleinen Bruder mit zu einer Verabredung zu nehmen. Aber wenn ich bei einem Kind merke, dass es was auf der Seele hat und weiß, darüber wird es nicht mit den Eltern sprechen wollen, dann frag ich schon mal Bruder oder Schwester, ob sie eventuell mal das Gespräch mit dem oder der anderen suchen können. Einfach, weil näher dran an der Peergroup.

Zu meiner eigenen Kindheit: Bei meiner Mutter ist es so, dass sie uns beide, also ihre beiden Kinder, sehr unabhängig hat großwerden lassen und ohne explizit verlangte Verantwortung füreinander. Sie selbst hatte 5 Geschwister, von denen heute aber nur noch zwei leben, ihre nur ein Jahr ältere Schwester starb, als sie neun war. Ich glaube, das hat sie dahin geprägt, dass auch jedes einzelne Geschwisterkind ohne das andere auskommen kann. 

Meine Große ist ja 12 Jahre älter als unser Jüngster und hilft oft – manchmal bringt sie ihn abends ins Bett oder sie spielt mit ihm, damit ich kochen kann. Findest du das zu viel zugemutet?

Ich finde, wir dürfen das nicht verlangen. Wenn das große Kind aber total Spaß dran hat, dann finde ich das eine tolle Sache (bei der wir trotzdem im Blick haben sollten, das große Kind auch nicht zu überfordern). Ich selbst z.B. hab mir meine ganze Kindheit über ein kleines Geschwisterchen gewünscht. Wenn ich eins bekommen hätte, hätte ich bestimmt total Lust drauf gehabt, es ab und zu zu betüddeln. 

Es sollte halt nicht zum Job werden, für den man selbst in seiner Kindheit Einbußen hinnehmen muss. Wir gehen noch früh genug in die Verantwortung. Dann lieber Babysitter. So seh ich das. Wie gesagt: Wenn es ein Angebot des Kindes ist, dürfen wir das dankbar annehmen und ihm auch mal was zutrauen. Das aber nicht als selbstverständlich hinnehmen.

Und jetzt interessiert uns natürlich: Wie habt ihr das selbst als Kinder erlebt? Und wie handhabt ihr das mit euren Kindern? Wir freuen uns über eure Kommentare!

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