„Kann man ein guter Vater sein, wenn man ein beschissener Jugendlicher war?”

Guter Vater

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Ihr Lieben, was ist ein guter Vater? Wie kann man(n) einer werden? Diese Fragen stellte sich Francesco Giammarco, als er erfuhr, dass er einen Sohn bekommt. Ihn katapultierte das zurück in die eigene Jugend und darauf wiederum konnte er nur mit Humor reagieren mit seinem Buch „Das hat er nicht von mir„… Von einem, der auszog, um sich auf dem Weg in die Vaterschaft vor allem selbst zu reflektieren.

Guter Vater
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Lieber Francesco, du hast ein Buch über die Herausforderung geschrieben, Vater eines Sohnes zu werden. Wo genau liegt da die Challenge?

Ich weiß nicht, ob es besonders schwierig ist, einen Sohn zu bekommen – wahrscheinlich ist es genauso schwierig, Vater einer Tochter zu werden. Für mich speziell war es nur herausfordernd zu erfahren, dass ich einen Jungen bekomme, weil ich mich in meine eigene Jugend zurückversetzt fühlte. Plötzlich waren alle Dinge, die nicht so toll waren am Aufwachsen wieder sehr präsent. Inzwischen weiß ich, dass es vielen Männern und Frauen so geht, wenn sie Eltern werden. Zumindest haben mir viele davon erzählt.

Die Frage, die deinem Text zugrunde liegt lautet: Kann man ein guter Vater sein, wenn man ein beschissener Jugendlicher war? Wie warst du denn so als Jugendlicher, erzähl uns mal ein paar Anekdoten… 

Beschissen ist hier natürlich nicht ganz ernst gemeint. Ich war wahrscheinlich einfach ein normaler Großstadtjugendlicher. Ich habe irgendwann allerdings gemerkt, dass viele Leute in meinem Alter immer ein bisschen erschrecken, wenn sie an ihre Jugend zurückdenken – daran, wie viel sie getrunken haben, wie unsicher sie waren oder wie rücksichtslos sie sich in Freundschaften und Beziehungen verhielten. Das sind alles eher unschöne Dinge, aber ich glaube eben fest daran, dass traurige und peinliche Dinge, wenn genug Zeit vergeht, auch unglaublich lustig sein können. Tragödie plus Zeit ergibt Komödie. Das ist eigentlich das Prinzip des Buches.   

Du erzählst von eigenen Fleischwunden, schlechten Noten, Liebeskummer, wenig Muskeln und viel billigem Alkohol, gab´s auch schöne Dinge auf dem Weg vom Jungen zum jungen Mann?

Die gab es bestimmt. Ich bin nur der Typ Mensch, der die Dinge immer eher ein bisschen negativ sieht. Insofern versuche ich mit diesem humorvollen Buch einfach das Beste aus meiner Ausgangssituation zu machen. Außerdem hat es ja auch mit der Zeit zu tun, von der ich erzähle: Als Jugendlicher ist man einfach per Definition nicht darauf vorbereitet, mit Rückschlägen, Frustrationen oder Kränkungen umzugehen. Aber natürlich gab es auch schöne Sachen: Freundschaft, um nur mal die wichtigste zu nennen. Mit vielen Leuten, die in den Geschichten vorkommen, die ich in dem Buch erzähle, bin ich heute noch befreundet. Das macht mich sehr froh.

Du stellst dir auch die Frage, ob du deinen Sohn die gleichen Erfahrungen machen lassen solltest oder gegensteuerst, hast du eine Antwort gefunden?

Ich glaube, darauf gibt es keine grundsätzliche Antwort, wahrscheinlich muss man von Fall zu Fall entscheiden. Ich vermute, dass es nicht besonders wirkungsvoll ist, Ratschläge zu verteilen. Ich zumindest war früher nicht besonders empfänglich für sie.

Bist du deinem Sohn auch dankbar dafür, dass er dich nochmal in die eigene Kindheit und Jugend zurückkatapultiert?

Ich bin zumindest dankbar, dass er mir die Idee für ein Buch geliefert hat. Alles was ich mit dem Buch verdiene, wird allerdings ihm zugutekommen. Insofern sind wir wohl quitt.

Hast du durch das Vaterwerden auch einen neuen Blick auf deinen eigenen Vater bekommen? 

Nicht wirklich, ich glaube ich hatte immer einen sehr realistischen Blick auf meinen Vater. Was mir allerdings nochmal klar wurde, ist, wie viel Humor ich von ihm habe. Aber mehr will ich jetzt gar nicht zu ihm sagen. Mein Vater mag es nicht so, mit seinem Privatleben in der Öffentlichkeit zu stehen. Und der Arme muss ja jetzt schon damit leben, dass er in meinem Buch vorkommt.

Hältst du es für möglich, dass dein Sohn nach deiner eigenen wilden Jugend ein kleiner Spießer wird?

Gemessen dran, wie er sich jetzt, im Alter von zwei Jahren benimmt, glaube ich nicht, dass diese Gefahr besteht. Er ist gerne nackt, hasst Besteck und tut grundsätzlich Dinge, die er eigentlich nicht darf.

Was möchtest du deinem Sohn unbedingt mitgeben auf seinem Lebensweg?

Mir fällt leider keine lustige Antwort ein. Darum: Selbstvertrauen.

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1 comment

  1. Ich persönlich finde es gar nicht so schlecht für einen Vater, als Jugendlicher selbst so einige Dinge durchgemacht zu haben.

    Letztlich gibt einem das doch Selbstvertrauen. Ich hatte ja auch einen langen Weg in meiner Jugend vom schüchternen, pickligen, unsportlichen Bubi, der von anderen gemobbt wurde, hin zu einem Jugendlichen der selbst andere gemobbt hat und so einige Dinge getan hat, die glücklicherweise heute lange verjährt sind, hier aber trotzdem nicht im Detail erwähnt werden sollen. Ich habe in meiner Jugend alles Mögliche ausprobiert und weiß Gott nicht nur Alkohol und ich habe mit Leuten und an Orten herumgehangen, die man gewiss als „schlechten Einfluss“ bezeichnen kann.

    Am Ende bin ich trotzdem ein gestandener Erwachsener geworden, der auf der sauberen Seite des Gesetzes steht.

    Aber ein Bisschen „Straßenwissen“ zu haben und zu wissen wie die „Bad Boys“ ticken, steht einem Vater doch eigentlich nicht schlecht.

    Ich bin jedenfalls nicht der Typ bei dem gleich eine Welt zusammenbrechen würde, wenn er seine Kids mal mitten in der Nacht von einer Polizeiwache abholen müsste weil sie irgendwas angestellt haben, sondern kann cool und sachlich mit so einer Situation umgehen. Und dabei kommen mir gewiss meine eigenen Erfahrungen zugute.

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