Ihr Lieben, wenn unsere Teenager in die Pubertät kommen, müssen wir als Eltern schauen, wie wir damit umgehen. Sandra Schauland begegnet den neuen Herausforderungen vor allem mit Humor. In ihrem Buch Lern Mathe oder ich gehe nackt zum Elternsprechtag gibt sie Einblicke in ihr persönliches Erleben und darüber hinaus, es gibt auch ein Kapitel von ihrer Tochter selbst.
Liebe Sandra, wir hatten letzte Nacht mal wieder Besuch von zahllosen 16-Jährigen, die gemeinsam im Club waren und dann bei uns eingekehrt sind und bei ihren schreienden Lachanfällen dachten, sie wären wahnsinnig leise… ich bin dann nachts um 3.08 Uhr im Pyjama in deren Zimmer (vorher geklopft!) und hab gefragt, ob sie noch alle Latten am Zaun haben. Kennst du solche Situationen?
Ich verstehe, was du meinst – nächtliche Lautstärke kann wirklich anstrengend sein! Bei uns ist es zwar (noch) nicht so, dass unsere in Clubs gehen, aber es kommt hier hin und wieder vor, dass sie in den Ferien oder an Wochenenden abends oder nachts Besuch haben. Dann wird natürlich gequatscht, gelacht und das manchmal lauter, als es um diese Uhrzeit angenehm ist. Ich glaube, das gehört einfach zum Jugendlichsein dazu. Sie erleben vieles intensiver, verlieren manchmal das Zeitgefühl und vergessen, dass die Welt um sie herum vielleicht schon schläft. Natürlich gibt es Grenzen – aber ein bisschen nächtliche Lautstärke ist wohl einfach Teil dieser Lebensphase.

Der Titel deines Buches ist eine Drohung: „Lern jetzt Mathe oder ich gehe nackt zum Elternsprechtag!“ Hast du die wirklich mal ausgesprochen? Oder wie kamst du drauf?
Keine Sorge – das ist natürlich keine echte Drohung, sondern eher ein humorvoller SOS-Ruf aus dem Elternalltag. Ich würde niemals nackt irgendwo hingehen – schon gar nicht zum Elternsprechtag, da gibt’s schließlich genug Erlebnisse, auch ganz ohne Textilfreiheit. Der Titel soll einfach zeigen, wie verzweifelt und gleichzeitig liebevoll wir manchmal versuchen, unsere Kinder für gewisse Dinge im Alltag zu begeistern – mit einem Augenzwinkern natürlich.
Helfen solche Drohungen? Ich hab eher das Gefühl, dass wir unsere Jugendlichen nur erreichen und mit ihnen in Kontakt bleiben können, wenn wir nicht nur von ihnen Respekt verlangen, sondern ihnen auch selbst in Respekt und auf Augenhöhe begegnen…
Da bin ich ganz bei dir – Respekt funktioniert nur, wenn er in beide Richtungen geht. Ich begegne meinen Kindern mit Humor, ja, aber nie auf ihre Kosten. Humor ist für mich eher ein Türöffner, um auch schwierige Themen ansprechbar zu machen ohne gleich in Dauermoral zu verfallen mit dem erhobenen Zeigefinger. Aber klar, es gibt auch Momente in denen man ernst bleiben muss – das gehört genauso dazu. Und diese ‚Drohungen‘ im Buchtitel sind natürlich augenzwinkernd gemeint. Sie helfen nicht wirklich – außer vielleicht, dass alle kurz lachen, durchatmen und wir danach wieder besser miteinander reden können.
Im Klappentext zum Buch heißt es: „Die drei Phasen der Pubertät? Schlimm, schlimmer, am schlimmsten!“ Ich kann das – mal abgesehen von hier und da mal einer schlaflosen Nacht durch Jugendliche – überhaupt nicht bestätigen. Erzähl mal, was es bei euch so schlimm macht?
Ach, das ist ja das Schöne – jede Familie erlebt diese Zeit anders, weil Kinder eben komplett unterschiedlich in ihren Charakteren sind. Bei uns war’s halt oft eher die Version von ‘Pubertät mit allem’. Nicht durchgehend schlimm – aber mit vielen Emotionen, Diskussionen und Momenten, in denen manchmal nichts sofort funktioniert hat. Und genau das ist auch die Botschaft im Buch: Kein Teenager muss immer funktionieren.
Sie dürfen stolpern, rebellieren, mit den Augen rollen – das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Der Klappentext übertreibt natürlich bewusst ein bisschen, aber im Kern will ich zeigen: Es ist okay, wenn’s auch mal chaotisch läuft. Wichtig ist nur, dass wir als Eltern da bleiben – mit Humor, mit Verständnis und mit dem Wissen, dass es einfach Phasen sind. Und die gehen vorbei. Irgendwann. Hoffentlich.

Ist Humor dein Mittel, diese neue Phase auszuhalten? Was sagen deine Kinder dazu – und vor allem: ihre Freunde und Freundinnen, wenn sie lesen, dass du nackt in die Schule willst?
Humor ist mir wichtig, um diese chaotische Phase mit einem Lächeln zu überstehen – aber eben nicht, um mich über meine Kinder lustig zu machen, sondern um uns Eltern ein bisschen den Druck zu nehmen. Meine Tochter hat selbst ein Kapitel für das Buch geschrieben – in meinen Augen ist das ein klares Statement. UND: sie hat zugestimmt, dass ein Bild von ihr mit im Buch drin ist – wer Teenager kennt, weiß: Das macht man nicht mal eben so, wenn man’s nicht auch irgendwie cool findet.
Wie gesagt: Der Titel klingt erstmal wie eine dramatische Drohung, ist aber natürlich ein Stilmittel und nicht ganz ernst gemeint. Er setzt den Ton des Buches: humorvoll, auch mal sarkastisch und mit Erzählungen aus dem (unserem) echten Leben. Wer das Buch wirklich liest, merkt schnell: Ich nehme die Jugendlichen auch in Schutz. Ich versuche zu zeigen, warum sie manchmal nicht so funktionieren, wie wir es als Eltern gern hätten. Und dass das nicht nur okay, sondern absolut normal ist – so ist eben die Realität vieler Familien und das ist auch völlig in Ordnung!
In deiner Autorinnenbeschreibung schreibst du von deinen Kindern als „Pubertiere“, auch dieser Begriff wird ja mittlerweile kritisch gesehen, weil es abwertend rüberkommt, wenn wir von unseren Heranwachsenden in Hirnumbau-Phasen von Tieren sprechen.
Ich verstehe, dass der Begriff ‘Pubertiere’ bei manchen kritisch gesehen wird – natürlich sind unsere Jugendlichen keine Tiere. Ich glaube, man sollte solche Begriffe nicht zu ernst nehmen. ‘Pubertiere’ ist einfach eine liebevolle, augenzwinkernde Bezeichnung unserer Kinder in dieser Phase. Und wenn wir mal ehrlich sind: Unsere Jugendlichen haben ja auch ihre eigenen „geheimnisvollen“ Begriffe für uns Eltern – das gehört doch irgendwie dazu. Ein bisschen gegenseitiges und immer noch respektvolles Augenzwinkern schadet niemandem, im Gegenteil: Es hilft, diese Zeit mit mehr Leichtigkeit und weniger Drama zu nehmen.
Dein neunjähriges Kind ist ja vermutlich noch nicht in der Phase, aber hättest du bei deinem 15jährigen Kind erwartet, dass die Pubertät so wird, wie sie dann kam?
Nein, ich hätte nie gedacht, dass die Pubertät so wird, wie sie dann kam. Und das lag wahrscheinlich vor allem daran, dass ich – wie so viele – mit gewissen Vorstellungen da reingegangen bin. Man denkt ja oft: ‘Wenn ich das so oder so mache, dann funktioniert das schon.’ Aber: Kinder sind keine Maschinen. Sie funktionieren nicht – sie leben. Und sie dürfen auch mal komplett aus der Reihe tanzen, das gehört dazu.
Eigentlich war gar nichts vorhersehbar. Es kommt am Ende einfach immer darauf an, wie man in bestimmten Momenten reagiert. Ob mit Ruhe, Humor, Verzweiflung oder einfach nur mit offenen Armen. Mit meinem Buch will ich auch gar keine Patentlösung liefern, sondern vor allem anderen Eltern zeigen: Ihr seid nicht allein. Es ist normal, wenn’s turbulent wird. Wir müssen da alle irgendwie durch – am besten mit einem Lächeln und bisschen Verständnis gegenüber unseren Jugendlichen.

Um dieses Interview wieder mit einem Pyjama abschließen zu können: Erzähl mal von der Situation, in der du auf genervtes Augenrollen und patzige Antworten mit einem Einhorn-Schlafanzug reagiert hast…
Ich musste schmunzeln, als du den Pyjama ins Spiel gebracht hast.
Augenrollen, patzige Antworten und genervtes Stöhnen gehören einfach zu dieser besonderen Lebensphase dazu. Eine einzelne Szene fällt mir da gar nicht ein, letztlich kennen wir bestimmt alle diese typischen kleinen täglichen Diskussionen, die zum Erwachsenwerden dazugehören.
Und wenn wir ehrlich sind: Auch wir haben unsere Eltern damals mit ähnlichen Aktionen nervlich auf die Probe gestellt.
Also ist mein Motto: lieber entspannt und ruhig bleiben, ein bisschen Humor bewahren, lächeln – und im Zweifelsfall einfach den Einhorn-Pyjama anziehen und das Leben mit einem Augenzwinkern nehmen.