Endlich große Kinder: Sag zum Abschied leise YIPPIE!

Endlich große Kinder

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Ihr Lieben, im Grunde hat Nathalie Klüver mit „Sag zum Abschied leise Yippie! – Was wir feiern können, wenn unsere Kinder langsam groß werden“ das Buch zu unserer Teen-Time Jugendkolumne geschrieben. Sie hat endlich große Kinder und freut sich darüber. Ihre Kids sind zwar noch etwas jünger als meine, aber sie sagt, dass das langsame Loslassen schon in einem Alter von 9 Jahren beginnt.

Trotzdem hat sie uns um unsere Expertise gebeten und so durften wir ein Interview zum Buch geben, das wir hier und heute an unserem Kolumnentag veröffentlichen dürfen. Es geht darum, wie schwer mir das Loslassen fällt, wie ich mit Alkoholkonsum meiner Heranwachsenden umgehe und wie man überhaupt als Familie gut durch die Zeit der Pubertät kommt.

Endlich große Kinder!

Zunächst aber noch ein paar Infos zum Buch: Im Klappentext heißt es: „Wie absurd: Jahrelang tun wir alles dafür, dass unsere Kinder irgendwann allein klarkommen. Doch wenn es so weit ist, wird uns bang ums Herz. Während wir alle ersten Male ausgiebig feiern, erwischen uns die letzten Male oft kalt. Kindergeburtstag, gemeinsame Spiele, das große Kuscheln – was lange so wichtig war, wird jetzt lässig abgewunken.

Schon mit 9 Jahren geht es los – von nun an lösen sich unsere Kinder Schritt für Schritt von uns, bis wir mit Beginn der Pubertät vor der verschlossenen Zimmertür stehen und froh sind, unsere Teenies wenigstens beim Abendessen zu sehen. Was fangen wir jetzt mit uns an? Get your own life, ruft uns Journalistin und Dreifachmutter Nathalie Klüver aufmunternd zu.

Mut statt Wehmut, Chance statt Krise! Mit ihrem amüsanten, warmherzigen und mit klugen Ideen und Fakten gespickten Ratgeber zieht sie uns weg vom Kinderzimmer und zeigt uns die Räume, die von nun an wieder uns gehören. Wir werden immer noch gebraucht, nur anders. Das Großwerden unserer Kinder genießen und loslassen üben – mit diesem Buch gelingt das richtig gut!“

Teenager
Autorin Nathalie Klüver

Nathalie Klüver, Jahrgang 1980, ist selbst Mutter von drei Kindern und kennt die kleinen und großen Hindernisse, denen Familien jeden Tag begegnen. Als freiberufliche Journalistin schreibt sie u. a. für Spiegel, Süddeutsche Zeitung, Eltern, Spiegel Online und die Brigitte über Vereinbarkeit und Familie und ist als Speakerin zu diesen Themen unterwegs.

Auf ihren Social-Media-Kanälen äußert sie sich zu Familienpolitik, Mental Load, Burnout-Prävention bei Müttern. Ihren Kanälen folgen mehr als 70.000 Leser*innen. Sie ist außerdem Autorin mehrerer erfolgreicher Bücher über moderne Elternschaft sowie des politischen Debattenbuchs „Deutschland, ein kinderfeindliches Land?“. Hier kommt ihr Interview mit mir, wir haben es vor fast exakt einem Jahr geführt:

Liebe Lisa, wie alt sind deine Kinder jetzt? Wann hast du den Anfang des Ablöseprozesses beobachtet?

Unsere große Tochter wird in zwei Monaten 18 und die Zwillingsjungs werden in vier Monaten 16. Was den Ablöseprozess angeht, beginnt der ja im Grunde schon mit der Geburt 😉Eine sehr, sehr deutliche Veränderung habe ich aber bemerkt, als die jüngsten Kinder 14 wurden. Da wurden plötzlich große Freiräume für mich bemerkbar, weil sie aufhörten, ihre Konkurrenz-Konflikte Tag für Tag körperlich auszutragen und einfach selbstständiger wurden.

Wie war das erste Loslassen für dich?

Das erste Loslassen, an das ich mich in Sachen Pubertät erinnere war, als meine Tochter sich mit 13 so langsam aus dem Familienleben zurückzog, viel Zeit hinter verschlossener Tür in ihrem Zimmer („Wie geht´s dir grad?“ „Gut“) und im Liegen verbrachte (guter Käse braucht eben Zeit zum Reifen, sag ich immer) und auch nicht mehr mit auf Familienausflüge kam. Ich habe sie in der Zeit richtig vermisst.

(Nachtrag zur Jetztzeit: Nun ist sie ja mittlerweile Studentin und wir sehen sie manchmal mehrere Tage nicht, das ist natürlich nochmal etwas ganz anderes, als sie hinter ihrer verschlossenen Zimmertür zu wissen. Ich fand das damals krass, als sie plötzlich aus dem Zimmer rauskam und feiern ging und ich dachte: Wahhh, im Liegen wusste ich wenigstens, wo sie war und dass ihr nix passiert.)

Pubertät

Was fällt dir schwer?

Eine Zeitlang fiel es mir schwer, mich daran zu gewöhnen, dass aus der Fürsorge für die Kinder im Grunde eine Dienstleistung geworden ist. Statt Vorlesen und Kuscheln auf dem Sofa wie damals, brauchen mich unsere Kinder heute vor allem als Essenlieferantin, als Geldquelle und als Taxifahrerin. Wobei das natürlich überspitzt formuliert ist. Sie schätzen schon auch meinen Rat, etwa bei Liebeskummer… aber sie sitzen halt nicht mehr auf meinen Schoß mit ihren über 1,80m Körpergröße 😉

Was genießt du?

Ich liebe spontane Zusammentreffen bei uns am Küchentisch mit allen Kindern, die Gespräche auf Augenhöhe, das gute Verhältnis, das wir miteinander haben. Dass ich nachts durchschlafen und am Wochenende morgens ausschlafen kann. Und natürlich, dass ich jetzt meine Zeiten wieder selbst einteilen kann, mehr Zeit für Arbeit habe, aber auch für Hobbys. Von Reiten, über Yoga, Zumba, Joggen, Freunde treffen, ohne einen Babysitter organisieren zu müssen. Die Urlaube, die einfach wirklich wieder erholsam sind. Das ist schon toll und ich genieße es sehr.

Zum Thema Alkohol kann ich mit meinen Kindern noch nichts sagen (das höchste der Gefühle ist zurzeit Cola), hast Du da vielleicht eine Anekdote oder Erfahrung, die ich im Buch mit aufnehmen könnte? Welche Befürchtungen hattest du, wie war es für dich?

Bei uns läuft das bislang recht unaufgeregt. Da halte ich es mit Vernunft-Appellen statt mit Komplettverboten. Das erste Bier hat (soweit wir das beurteilen können) die Große mit uns zusammen getrunken. Sie tat dabei sehr cool, gab aber Monate später zu, dass ihr doch recht schwindelig geworden war 😉 Heute ist sie fast volljährig und wir mussten sie noch nie brechend irgendwo rausholen oder den Krankenwagen zum Magen auspumpen rufen.

Ich halte es da (zumindest in dem Alter) ein bisschen wie mit dem Essen. Komplettverbote oder -verteufelungen können im Zweifel auch zu noch mehr Interesse oder Geheimnissen führen. Dann lieber begleitende Offenheit mit Erfahrungswerten oder Tipps aus dem eigenen Leben wie „Nie alleine trinken, immer gute Leute um dich rumhaben, die dir im Zweifel Wasser geben oder dich nach Hause begleiten“…

Oder: „Auf jedes alkoholische Getränk immer ein Glas Wasser kippen für den Flüssigkeitshaushalt, das kannst du dir einfach mit deinem leeren Glas im Bad aus dem Hahn holen“ (außerdem verbringt man dann mehr Zeit in der Toilettenschlange als am Tresen, win win ;-)). Ob das dann beherzigt wird, liegt natürlich nicht in unserer Hand. Man kann da oft nur auf die Vernunft hoffen.

Aber man kann im Alltag auch immer mal mögliche Konsequenzen des Konsums einfließen lassen wie: „Jeder Alkohol-Konsum macht Gehirnzellen kaputt“ oder: „Hast du gehört, dass der xy jetzt auf Entzug ist wegen seiner Alkoholsucht?“

Hast du einen Tipp für andere Eltern, wie man gelassen die Pubertät übersteht und was man auf keinen Fall machen sollte?

Ich finde es toll, mich mit Eltern noch älterer Kinder auszutauschen, die mir von den Wahnsinns-Eskapaden in der Jugend ihrer Kinder erzählen und schon berichten können, dass trotzdem am Ende alles gut ausging 😉Ansonsten hilft es in Akutsituationen immer, sich zu fragen: Ist diese Situation für mich und unser Leben in drei Jahren noch relevant? Falls nicht: Einfach zurücklehnen und relaxt bleiben.

Überhaupt dürfen wir uns überlegen: Was hätte mir selbst in der Jugend gutgetan in einer bestimmten Situation? Und: Wo lohnt es sich, das Verhältnis zueinander zu riskieren (ich würde zum Beispiel niemals in ihren Handys schnüffeln, wenn nicht ein Leben in Gefahr wäre) und wo ist es besser, erstmal einfach abzuwarten und Hilfe anzubieten, statt übergriffig zu werden.

Pubertät
Sag zum Abschied leise… YIPPIE!

Habt ihr auch noch Fragen an mich, die ich euch beantworten kann? Dann stellt sie uns gern in den Kommentaren. Es ist ja jetzt nochmal ein Jahr vergangen und die Große steht kurz vor ihrem 19. Geburtstag, während die Jungs bald 17 werden.

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