Katharinas Jahresrückblick: Großfamilie, Fremdbestimmung und Babyduft

Jahresrückblick

Ihr Lieben, heute gibt es von mir einen kleinen Jahresrückblick. 2023 war für mich natürlich ein besonderes Jahr. Es war das Jahr, in dem ich zum letzten Mal in meinem Leben schwanger war, in dem ich eine unglaublich kraftvolle, versöhnliche Geburt erleben durfte. In dem ich ein letztes Mal mit einem Baby tagelang im Bett lag, den Duft eingesogen und jeden Moment genossen habe.

Es war aber auch das Jahr, in dem wir uns als Großfamilie finden mussten, in dem ich eine Rolle rückwärts in die Fremdbestimmung erlebte, in dem die großen Kinder ein ganzes Stück mehr in die Verantwortung gehen mussten.

Ein Jahr, in dem ich mich wirklich sehr angestrengt habe, dass ich beruflich meine Aufgaben erfülle, ein Jahr, in dem ich oft abends den Rechner aufgeklappt habe, obwohl ich hundemüde war. Und es war ein Jahr, in dem Lisa und ich uns nicht persönlich gesehen haben.

Ich war die einzige mit Baby

Ich habe viel gelernt in diesem ersten Jahr mit Baby. Als ich erzählte, dass ich schwanger bin, waren sehr viele Menschen komplett überrascht. Die meisten Freunde und Bekannte haben zwei Kinder, die schon etwas älter sind. Kaum einer hat noch ein Kitakind und ein Baby schon gar nicht. Ich dachte, dass meine Rolle rückwärts in den Babyalltag nichts an Verbindungen ändern wird.

Ich habe in den letztem Monaten aber gemerkt, dass viele einfach sehr mit sich und ihrem Alltag beschäftigt sind und – weil sie durch ihre größeren Kinder wieder mehr Freiräume hatten – oft keine rechte Lust hatten, sich wieder auf einen Baby-Rhythmus einzulassen. Ich schreibe das hier ganz ohne Wertung, das ist und war für mich völlig ok. Mit einigen Menschen habe ich aber durch dieses Babyjahr nun deutlich weniger Kontakt, die Tagesabläufe und Prioritäten waren einfach zu unterschiedlich. Auch das schreibe ich ohne Wertung.

Ich hatte aber auch Freunde, die mir wirklich, wirklich unfassbar geholfen haben im letzten Jahr. Eine Freundin hat zum Beispiel immer meine Tochter zum Spielen abgeholt und sie auch wieder nach Hause gebracht, weil sie wusste, wie schlimm das Autofahren anfangs mit dem Baby war. Es hat mich so entlastet, zu wissen, dass ich nicht zwei Autofahrten mit schreiendem Kind machen muss.

Eine andere Freundin wusste, dass ich morgens immer spazieren gehe. Sie sagte: „Ruf mich 10 Minuten bevor du raus gehst an, dann komme ich mit.“ So musste ich mich nicht an eine starre Uhrzeit halten, sondern konnte so los, wie ich mit dem Baby fertig wurde.

Andere Freunde haben unseren Sohn von jedem (!) Fußball-Training nach Hause gefahren, weil das genau in die Abendessenszeit reinfiel und sie wussten, dass der Kleine da schon quengelig wird.

Sätze wie „Alles gut, du hast ein Baby und ich nicht. Ich bin doch viel flexibler als du“ oder „Welche Uhrzeit ist für dich machbar?“ hören sich nach Kleinigkeiten an, aber sie haben mir enorm geholfen. Weil ich gespürt habe, dass sich jemand die Mühe macht, sich in mich und meine Situation hineinzuversetzen.

2023 war aber – trotz aller Hilfe von Freunden – auch ein Jahr, in dem ich viel alleine (mit Baby natürlich) war. Manchmal auch etwas einsam, aber die meiste Zeit kam ich sehr gut mit dem Alleinsein klar. Ich konnte schon immer gut alleine sein, das kam mir in diesem Jahr wirklich zugute. Ich war unfassbar viel draußen spazieren und war ganz, ganz dankbar, dass ich den Wechsel der Jahreszeiten so intensiv mitbekommen habe.

2023 war auch ein Jahr, in dem ich gelernt habe, jede Chance auf eine Auszeit zu ergreifen. In der Vergangenheit habe ich oft darüber gemeckert, dass ich zu wenig für mich selbst mache. In diesem Jahr habe ich regelmäßig geschaut, wo sich Lücken auftun und diese dann für mich genutzt. Manchmal war es nur eine Runde alleine um den Block, manchmal eine Yoga-Stunde im Studio, mal ein Abendessen mit – und eben zuletzt ein Wochenende mit einer Freundin. Dass ich das in diesem herausfordernden ersten Jahr mit Baby (und drei anderen Kindern!) so gut geschafft habe, macht mich froh.

Insgesamt war 2023 ein anstrengendes, sehr erfüllendes Jahr. Es hat unsere Familie komplett gemacht und uns ein wunderbares kleines Kerlchen geschenkt. Die Großen sind nach wie vor überglücklich über das Brüderchen und lieben ihn heiß und innig.

2023 war ich wesentlich weniger oft am Rande der Verzweiflung als ich Anfang 2023 dachte. Ich habe sehr viel bewusst genießen können, war alles in allem wirklich stabil und glücklich.

Ich freue mich auf 2024. Ich bin zwar müde, aber ich schleppe mich nicht erschöpft in das neue Jahr. Ich blicke gespannt und zuversichtlich auf das, was vor uns liegt.

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3 comments

  1. Hallo, vielen Dank auch von mir für den Jahresrückblick!
    Ich frage mich – wie so oft nach dem Lesen eurer Artikel – wo ist der Vater?
    Warum fährt er die Tochter nicht zum Spielen oder holt den Sohn mal vom Training ab? Ihr seid doch beide zum vierten Mal Eltern geworden und teilt euch im Idealfall die Kinderbetreuung/ den Haushalt.
    Wie fühlt sich dein Mann, wenn er diesen Text liest? Es wirkt leider so, als wäre er nicht existent…
    viele Grüße und gemütliche Weihnachten!

    1. Liebe Dominique, der Land-und Stadtpapa tauchen hier eigentlich nie explizit auf, weil sie es nicht möchten. Das ist schon viele Jahre so.
      Zu deinen Fragen: Mein Mann hat im Sommer Elternzeit gemacht und jetzt Anfang des Jahres nun auch wieder. Haushalt (Wäsche/Einkauf und so) teilen wir uns ziemlich gleichwertig auf. Aber er hat einen Vollzeit-Job und da ist es nur an Homeoffice-Tagen möglich, dass er Kinder zu Playdates um 15 Uhr fährt. Daher war ich hier sehr dankbar für Freude-Unterstützung!

  2. Liebe Katharina,
    danke für deinen ehrlichen Jahresrückblick. Freundschaften bzw.Bekanntschaften ändern sich mit der entsprechenden familiären Situation. Das ist leider oft so und zu akzeptieren, hab ich auch schon erlebt.
    LG Sarah

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