Kuckuckskind: „Mein leiblicher Vater weiß nichts von mir…“

Vater unbekannt

Foto: Pixabay

Liebe Karo, es gibt eine Geschichte zu deinem Lebensbeginn, die unser Mutterherz zusammenziehen lässt, denn dir wurde irgendwann erzählt, deine Mutter habe nach deiner Geburt vier Stunden lang geweint, weil du angeblich „das hässlichste Baby“ bist. Wer hat dir das erzählt, wie hast du darauf reagiert?

Tja, so genau weiß ich das nicht mehr, wer mir das gesagt hat. Das ist zu lange her. An was ich mich aber erinnern kann, ist das Gefühl, das ich nach diesem Ausspruch hatte. Ich war wie betäubt. Kein Kind will als hässlich gelten und die eigene Mutter zum Weinen bringen….

Kannst du dir erklären, was da bei einer Mutter los gewesen sein könnte?

Mittlerweile bin ich 38 und selbst Mutter von zwei Kindern. Bei jeder Geburt sahen meine Kinder aus wie mein Mann, deswegen weiß ich, warum sie geweint hat…

Wie meinst du das?

Ich war ein Kuckuckskind – und weiß bis heute nicht genau, wer mein Vater ist. Ich glaube also, dass sie bei meinem Anblick an meinen Erzeuger denken musste…

Meine Mutter hatte nie ein glückliches Händchen, wenn es um Männer ging. Sie erzählte mir mal, dass sie selbst bei 50:50-Entscheidungen stets die falsche Wahl treffen würde.

Ich wuchs bei meiner Mutter und meinem Stiefvater auf. Mein Stiefvater kann charmant sein, wenn er möchte. Aber er hatte auch ein Alkoholproblem und war gewalttätig. Ich vermute, dass meine Mama Angst hatte, dass er merkt, dass ich nicht sein Kind bin. Die Angst war unbegründet, denn er hält bis heute daran fest, dass ich seine Tochter bin.

Seit wann bist du denn sicher, dass du ein Kuckuckskind bist – dass dein vermeintlicher Vater gar nicht dein Erzeuger ist?

Das Ganze ist rausgekommen, als ich 20 war und das erste Mal Blut gespendet habe. Meine Mutter hatte B und mein Stiefvater 0. Ich habe AB. Geahnt hatte ich aber schon länger etwas, weil ich meinen Impfausweis gefunden hatte und dort noch der Familienname des Exmannes meiner Mutter stand. Ich wusste relativ früh, dass mein Stiefvater mich wohl adoptiert hat.

Als ich meinen Verdacht äußerte, wurde mir erklärt, dass dies damals so war bzw. dem Ganzen ein Übersetzungsfehler vorausging. Meine Mutter war kurz vor dem Kalten Krieg als Parteilose aus dem kommunistischen Polen geflohen.

Wie hast du reagiert, als du dann Gewissheit hattest?

Die Gewissheit war eine Erleichterung, dass ich mir das alles nicht eingebildet hatte. Ich war ganz ruhig und habe meine Mutter alles erzählen lassen. Endlich hatte ich für Vieles eine Erklärung. Meine beiden Schwestern sind beide dunkel mit braunen Augen, meine Mama auch. Meine Nichten, mein Großvater – alle hatten dunkle Augen. Mein Stiefvater hat graue und meine sind blau.

Als Kind hab ich mich oft gefragt, ob ich vertauscht worden bin. Die Erklärung mit einem anderen biologischen Erzeuger war einleuchtender und erklärte auch die Tränen-Geschichte bei der Geburt.

Hat deine Mutter dir gesagt, wer dein Erzeuger ist?

Ich denke, ich habe leider damals die falschen Fragen gestellt. Ich wollte wissen, wie er war und nicht, wer er ist. Ich kenne bis heute nur seinen Vornamen, seinen Beruf, wo er ungefähr gearbeitet hat, dass er einen Sohn hat, aber leider nicht, wie er mit Nachnamen heißt.

Nach dem Tod meiner Mutter war ich bei ihrer besten Freundin, aber sie hatte meiner Mutter geschworen, es nicht zu verraten. Ich habe jahrelang nach ihm gesucht, mittlerweile lasse ich es. Er weiß nichts von mir und ich will sein Leben auch nicht durcheinanderbringen.

Konnten dir deine Schwestern bei der Suche helfen?

Meine jüngere Schwester weiß gar nichts. Meine ältere Schwester hat Erinnerungen an einen Mann, der mein Vater sein könnte. Sie sagt, wenn ich lache, sehe ich aus wie er. Sie hat mir alles erzählt, woran sie sich erinnern kann und hat mir auch beim Suchen geholfen, aber an seinen Nachnamen kann sie sich nicht erinnern.

Mittlerweile habe ich den Personenkreis ziemlich eingrenzen können und bin mir fast sicher, dass er es ist. Aber wie gesagt, ich will ihn gar nicht mehr kontaktieren. Ich bin auch ein verdammter Angsthase und habe Sorge, dass er nichts von mir wissen will.

Woher kommt diese Angst?

Ich habe einfach Angst, zurückgewiesen zu werden. Ich rede mir ein, dass ich stark genug wäre, damit umzugehen. Aber ich zweifle sehr oft daran.

Was denkst du heute über deine Mutter?

Sie war eine gute Frau, sie hat sich in den 70er Jahren scheiden lassen, das war absolut nicht üblich damals und erforderte viel Mut. Allerdings kann ich nicht verstehen, warum sie meinen Stiefvater nicht verlassen hat. Er war nie ein guter Vater, auch nicht zu seinen leiblichen Töchtern. Ich glaube, meine Mutter hatte es allen in allem nicht leicht…

Und was hast du dir im Umgang mit deinen Kindern am meisten vorgenommen?

Meine Kinder sollten den besten Vater der Welt haben, jemanden, der für sie immer da ist und auch ihr bester Freund ist. Mit ihnen spielt und ihnen zuhört. Das habe ich geschafft. Wir sind immer füreinander da. Unsere beiden Kinder stehen immer an erster Stelle für uns beide, das war mir immer sehr wichtig.

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4 comments

  1. Ist mir auch aufgefallen und kommt so ziemlich in jedem Bericht vor. Teils schon in der Überschrift. Naja, der Blog ist trotzdem toll, schaue jeden Tag rein

  2. Toller Text… Aber wird der vor der Veröffentlichung nicht gegengelesen? Habe noch nie auf Anhieb so viele Schreibfehler gefunden. LG Hanna

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