Haha, du heißt TITTEL!? Wie und warum ich meinen Nachnamen ändern ließ

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Ihr Lieben, unsere Leserin hat sich Jahrzehnte lang unwohl gefühlt mit ihrem Nachnamen Tittel. Immer wieder wurde gegrinst, gelacht und gelästert. Irgendwann hatte sie einfach die Faxen dicke, ging zum Standesamt und beantragte eine Namensänderung. Wie das geht, was das kostet und wie es ihr heute damit geht, als einzige in der Familie einen anderen Namen zu tragen…

Wann hast du dich zum ersten Mal unwohl gefühlt mit deinem Namen?

Es fing ungefähr im Alter von zehn Jahren an. Nach einem Umzug war ich neu in der dritten Klasse und ständig wurde gelacht und getuschelt. Mein Name wurde häufig genannt und erfragt, da ich ja neu war.

Zu dieser Zeit fing ich dann auch an, mich überall unwohl zu fühlen. Wenn ich beim Arzt aufgerufen wurde, wenn in der Schule das Klassenbuch durchgegangen wurde bei der Anwesenheitsprüfung und dabei nur der Nachname genannt wurde…

Ich begann mich nur noch mit dem Vornamen vorzustellen und mir fiel immer häufiger auf, dass es kleine Schmunzler und Witzchen gab und unter den Kindern in der Schule eben gemeinere, direktere Sprüche.
Zu dieser Zeit ging ja auch irgendwie die Pubertät los und „Titten“ bekamen eine Bedeutung. Dafür war mein Name eine ständige Steilvorlage. Aber ich muss sagen, auch im Erwachsenenalter war es Thema.

Natürlich wurden die Witzchen respektvoller und indirekter, aber sie waren da. Ich konnte niemandem in die Augen schauen und mich mit meinem Nachnamen vorstellen, ohne mich total unwohl zu fühlen.

Was hat dann den Ausschlag gegeben, ernsthaft über eine Namensänderung nachzudenken?

Ich habe das erste Mal über Namensänderung nachgedacht, als ich 25 Jahre alt war und gegoogelt habe, ob so etwas überhaupt geht. Vorher dachte ich immer, ich heirate den Namen irgendwie mal weg.

Aber ich war mit meinem Freund schon Jahre zusammen zu dieser Zeit, hatte meine erste Stelle nach dem Studium angetreten und neben mir gab es an der Arbeitsstelle zwei weitere Kolleginnen mit „lustigem“ Nachnamen. Man schmunzelte. Und ich war sooo genervt.

Also googelte ich und überlegte, es zu tun. Verwarf es dann aber, weil es mir teuer schien und mein Freund mir abriet. Eine Hochzeit war auch nicht geplant und ich wollte auch nicht des Namens wegen zur Hochzeit drängen.

Als ich dann 29 Jahre alt war und wir unsere erste Tochter hatten, die den Nachnamen meines Freundes bekam (Natürlich :-)), war für mich klar, jetzt tue ich es. Ich wollte spätestens mit 30 eine Frau sein, die sich namentlich vorstellen konnte, ohne sich zu schämen.

Ich wusste, dass es letztlich ein Kopfproblem ist, aber ich habe mir gedacht: Manches kann man nicht ändern, aber den Namen schon! Und so ging ich es an, obwohl mein Freund weiterhin nicht begeistert war und ich zu dieser Zeit keinen Kontakt mit meinem Vater hatte.

Das mit der Heirat war auch unser erster Gedanke…

Ja, ich hab oft gehört: „Du heiratest bestimmt irgendwann und dann ist der Name weg.“ Im Allgemeinen war aber der Tenor in meinem Umfeld, dass der Name doch gar nicht so schlimm sei.

Eine Postbotin sagte mir mal: „Wissen Sie, eben habe ich bei Leuten ein Paket abgegeben, die hießen xy, hahahahaha. Dagegen sind Sie gar nichts.“ Und mir wurde damit erneut bestätigt, dass mein Name wirklich einladend zur Belustigung ist.

Jedenfalls sind wir bis heute fast acht Jahre zusammen und denken noch immer nicht ans Heiraten 🙂 Es war schon gut, dass ich es selbst in die Hand genommen hatte.

An wen wendet man sich denn eigentlich, wenn man seinen Namen ändern will?

Man wendet sich an das zuständige Standesamt. Bei mir war es in Berlin Pankow, ich bin einfach hingegangen und habe mein Anliegen vorgetragen. Ich bekam einen Antrag zum Ausfüllen mit und dem Hinweis, mir das gut zu überlegen, viele bereuten es wohl, weil sie vorher nicht bedächten, welche Reaktionen in der Familie auftreten danach.

Was genau muss man nachweisen (und evtl. bezahlen) für eine Namensänderung?

Ich musste meine Geburtsurkunde mitbringen und mehr nicht, meine ich. Man findet diese Infos aber online oder bekommt sie beim Standesbeamten erklärt. Der Preis richtet sich nach dem Aufwand.
Deshalb erfährt man zuvor nur eine Preisspanne. Diese hatte mich auch abgeschreckt, sie war nämlich angegeben mit bis zu 700€. Allerdings wird es nur teuer, wenn ausländische Behörden zu kontaktieren sind oder das Ganze aus anderen Gründen sehr aufwändig ist.

In meinem Fall war nur eine Behörde in meiner Geburtsstadt Dresden zu kontaktieren und ich hab am Ende knapp 70€ gezahlt. Das ist natürlich auch Geld, aber es ist mir jeden Cent wert gewesen.

Wie wird der neue Name ausgewählt?

Der neue Name sollte kein extrem häufiger sein, wurde mir erklärt. Also Müller, Meyer, Schulz war mir nicht erlaubt. Ansonsten kann man sich den Namen relativ frei auswählen. Ich habe den Mädchennamen meiner Oma gewählt.

Ich wollte einen Namen, mit dem ich irgendwie verbunden bin, der zum Vornamen passt und neutral ist. Der Mädchenname meiner Oma erfüllte das und es gibt einige entfernte Verwandte von mir, die den Namen tragen.
Ich hätte ansonsten aber einfach geschaut, was mir zusagt, wenn ich in der Familie nichts Passendes gefunden hätte. Verboten war mir noch der Nachname meines Freundes übrigens. Der wäre für mich nämlich auch eine Option gewesen, aber das darf man nicht machen.

So ein Name hat ja immer auch eine (Familien-)Geschichte, fiel dir die Entscheidung deswegen schwer?

Nein, das fiel mir überhaupt nicht schwer. Als ich mich zur Änderung des Namens entschlossen hatte, war mir klar, dass ich allein mit meinem Namen in der Welt stehe. Keiner sonst lebt mein Leben und fühlt, was ich fühle. Was andere denken war mir egal.

Mich hat verunsichert, dass mein Freund immer dagegen war, denn er hörte ständig von mir, wie unwohl ich mich damit fühlte. Meine Mutter und meine Schwester waren immer dafür, dass ich ihn ändere, wenn ich mich unwohl fühle.

Mein Freund ist tatsächlich ein Mensch, der sowas nicht könnte, weil er findet, dass der Name nicht irgendwas ist etc. und eine Änderung ist für ihn wohl ein bisschen wie eine Abkehr von der Familie.
Aber wer weiß wie er denken würde, wenn sein Name ihm Probleme bereiten würde…

Wie hat denn dein Umfeld auf die Namensänderung reagiert?

Anfangs habe ich es gar nicht so vielen gesagt. Aber viele haben erstmal zur vermeintlichen Hochzeit gratuliert, das ist ja das Erste, woran man denkt. Ich habe es dann aufgeklärt und ganz viele fanden das total gut, dass ich es gemacht habe und waren interessiert wie das geht. Das fand ich schön.

In der Familie gab es gemischte Reaktionen. Ich glaube, einige verstehen es bis heute nicht so richtig. Ich habe es manchen erklärt, andere haben gar nicht gefragt. Auf jeden Fall habe ich gemerkt, dass Fremde, Bekannte und Freunde sehr viel besser damit zurecht kommen als die Verwandtschaft. Scheinbar empfinden sie es teilweise als übertrieben oder völlig unangemessen, ich weiß es nicht genau. Aber ich finde es toll, dass meine Freunde es verstehen und unterstützt haben.

Wie gehts dir heute mit dem neuen Namen? Hast du den Wechsel jemals bereut?

Mir geht es sehr gut mit dem neuen Namen. Ich habe es nie bereut. Falls wir irgendwann einmal heiraten, glaube ich sogar, dass ich meinen Namen behalten werde.

Ich finde es ein bisschen schade, dass meine mittlerweile zwei Töchter meinen Namen nun nicht haben, aber sie sind dem Papa ja genauso nahe wie mir 🙂

Was gibts du Eltern mit auf den Weg, die ihren Kindern exotische Namen geben?

Exotische Namen, naja. Also ich würde immer versuchen Namen zu wählen, die nicht anstößig sind auf den ersten Blick. Aber so einfach ist das gar nicht und ich bin grundsätzlich der Meinung, dass Mobbing jeden treffen kann. Auch Menschen, bei denen man auf den ersten Blick nix findet.

Natürlich kann man aber ja trotzdem versuchen, auch durch die Namenswahl die Möglichkeiten zu minimieren.

Bei exotischen Namen kommt oft hinzu, dass man sie dauernd buchstabieren muss oder jeder fragt ob das jetzt ein Name für Jungs oder Mädchen ist. Das wäre mir zu nervig, aber ansonsten mag ich seltene Namen und auch exotische. Aber ich würde – wie gesagt – schauen, dass sie nicht so schnell ins Lächerliche gezogen werden können.

 

Foto: pixabay

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