Duzen oder siezen? Wie die Freunde unserer Kinder uns ansprechen

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Neulich erzählte mir meine Freundin folgende Geschichte: Sie hatte ihren beiden Söhnen versprochen, mit ihnen zu einem Puppentheater zu gehen. Der Größere erzählte das seinem Freund und der wollte dann unbedingt mit. Meine Freundin dachte sich: Warum nicht und holte die beiden Großen also aus der Schule ab, um zu dem Theater zu fahren. 

Ab dieser Sekunde ging es mit der Stimmung bergab. Der Gastjunge meckerte die ganze Zeit an allem herum. Es sei ihm zu warm, der Stuhl im Theater sei zu hart, er könne auch gar nichts sehen und wann gebe es eigentlich was zu Naschen. Meine Freundin sagte, der Junge habe einfach alles blöd gefunden und die Stimmung änderte sich auch nach der Vorstellung nicht. Als der Junge dann abends abgeholt wurde, stapfte er missmutig an meiner Freundin vorbei und bedankte sich nicht mal für den Nachmittag. 

"Das hätte ich mich früher nie getraut!", sagte meine Freundin und erzählte, dass die Eltern ihrer Freundinnen immer totale Respektspersonen gewesen seien. 

Auch ich kann mich erinnern, dass die Mütter meiner Freundinnen füher "Frau Schmidt" oder "Frau Baumann" waren und nie "Claudia" Oder "Andrea". Dadurch gab es wohl einfach eine andere Distanz. 

Als ich Lisa von meinen Gedanken erzähle, meinte sie, dass ihre Eltern ihren Freundinnen immer gleich das DU angeboten hätten und Siezen für sie deshalb generell total befremdlich sei. 

Natürlich duzen mich die Freunde meiner Kinder heute auch alle – ich wäre nie auf die Idee gekommen, mich siezen zu lassen. Aber ich weiß eben, dass meine Freundinnen meine Mutter fast alle mir dem Nachnamen und "Sie" ansprachen. 

Ich frage mich: Wann kam dieser Wechsel? Liegt es daran, dass wir Mütter heute untereinander ein engeres Band haben, uns mehr unterstützen, dass Freunde zu einem Familienersatz geworden sind? Viele  von uns haben heute viele "Mama-Freundinnen", die sie über Kita und Schule kennengelernt haben und die sich untereinander unterstützen. 

Ich merke auch, dass die Nähe zu meinen Freundinnen und anderen Eltern meinen Kindern gut tut. Einige von meinen Freundinnen sind für meie Kids richtige Bezugspersonen, sie wüssten, dass die immer für sie da sind, wenn sie in Not wären. Sie haben großen Vertrauen zu ihnen und haben sie in ihr Herz geschlossen. Das freut mich und entlastet mich, denn ich weiß, dass meine Kinder sich in anderen Familien wohl fühlen und sich nicht "abgeschoben" fühlen, wenn sie von anderen Eltern mitgenommen werden. 

Und dennoch interessiert mich: Wie ist das bei Euch? Kennt Ihr das auch aus Eurer eigenen Kindheit, dass Ihr andere Eltern gesiezt habt? Und was glaubt Ihr, warum das heute nicht mehr so ist?

Foto: Pixabay

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16 comments

  1. Liebe Katharina,

    Liebe Katharina,

    ich habe die Eltern meiner Freu de früher duzen dürfen, wenn es enge Freunde waren. Die Eltern von Freunden, die ich nur selten sah, habe ich gesiezt.
    Aber auch ich bin der Meinung, dass der Respekt nicht durch die Anrede gezeigt wird. Ich bin Lehrerin an einer Berliner Grundschule und meine SchülerInnen einer fünften Klasse dürfen mich sowohl duzen als auch siezen. Auch haben sie aus meinem Nachnamen einen Kosenamen abgeleitet. Je nach Stimmung sprechen sie mich so oder so an. Aber mit Respektlosigkeit habe ich nur sehr wenig zu „kämpfen“ und auch dann ist hat das nichts mit dem Namen zu tun.
    Liebe Grüße
    Katja

  2. Du
    Die Freunde meines Sohnes duzen mich auch und sprechen mich mit Vornamen an. Ich fände es anders auch komisch.
    Nur einer von vier Freunden, die bisher zu Besuch waren, ist allerdings so ein Meckerkopf, dem langweilig war.
    Ich denke, das ist eine Typfrage.

    Als ich ein Kind war, haben wir Kinder die Kindergartenerzieherinnen und Grundschullehrerinnen geduzt, aber mit „Frau … “ angesprochen.

    Heute ist es hier gewöhnlich so, dass die Erzieherinnen geduzt und mit Vornamen abgesprochen werden, die Grundschullehrerinnen (wie bei mir früher) auch per Du aber als „Frau …“.

    In der weiterführenden Schule werden und wurden die Lehrer dann erst gesiezt.

  3. Das kommt aufs Alter an
    Ich kann mich auch daran erinnern die Eltern meiner Freunde gesiezt zu haben, bzw. auch heute noch zu siezen. Allerdings ist das auch eine Frage des Alters. Bei uns im Kindergarten wurden alle Erzieherinnen geduzt und das ist auch heute noch so (unsere Tochter hat sogar noch zwei meiner Erzieherinnen). In der Schule hat sich das dann natürlicherweise schon geändert. Und in der weiterführenden Schule kamen dann auch noch „neue“ Eltern dazu, da wurde dann automatisch gesiezt. Und bei meiner besten Freundin weiß ich noch, dass ihr damaliger Freund (inzwischen Ehemann), zwei Freunde und ich bei der Silberhochzeit gekellnert haben und uns dann das Du angeboten wurde.
    Wie aber oben schon einmal genannt, hatte auch ich ein Problem mit Erwachsenen, die von meinen Eltern geduzt wurden. Da war ich mir nie sicher, was ich sagen soll.

  4. Ich halte am SIE fest
    Ich finde es schade ums “Sie“. Früher habe ich die Mütter meiner Freundinnen und Freunde entweder mit Tante und Onkel+ Vorname angeredet, wenn sie aus unserem Dorf waren oder mit Herr und Frau X., wenn sie aus anderen Orten kamen. Ich finde das Dauer- Du von allen Seiten: andere Eltern, Schulfreunde der Kinder, Erzieherinnen aus der Elterninitiative nicht gut. Die Eltern aus den Schulklassen meiner Kinder gehören nicht zum Freundeskreis von meinem Mann und mir. Wir sind vor ein paar Jahren aus einer Nachbarstadt in unseren heutigen Wohnort gezogen. Wir arbeiten aber beide in unserer “alten“ Stadt und pflegen dort auch unsere Vereine, Freundschaften, Stammtische. Ich stelle mich grundsätzlich bei Klassenkameraden der Kinder, anderen Eltern als “Frau R. “vor. Kleinere Kinder sagen dann zwar oft “Frau R.“ und “Du“, wechseln später zum Sie, wenn sie älter werden.
    Das Sie schafft für mich gefühlt mehr Respekt. Die Freunde der Kinder sind sehr höflich. Von Seiten anderer Eltern, der Erzieherinnen usw. werde ich viel vorsichtiger behandelt und dadurch auch nicht für jede Kleinigkeit vollgeredet, fürs Helfen angeworben, etc. Ich glaube, wenn man wie ich mehr Abstand möchte, ist das Sie hilfreich.

  5. egal ob du oder sie aber…
    Ich denke es ist im Grunde egal ob man sich duzen oder siezen lässt aber etwas Respekt sollten die Kinder schon vor den Erwachsenen haben. In der beschriebenen Situation hätte ich das Gastkind darauf angesprochen warum es so nörgelig ist.

  6. Hmmm…
    …. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich die Eltern oft gesiezt,v sofern sie nicht mit meinen Eltern befreundet waren. Und wer mit meinen Eltern befreundet war, der war eben “ Tante x“. Heute ist es etwas anders. Ich bin in den neuen Bundesländern aufgewachsen. Da ging man nicht zur Krabbelgruppe, sondern nach 3 Monate wieder arbeiten. Und Freundschaften der Kinder organisierten sich selbst, während heute aufgrund der Vielzahl an Nachmittagsterminen noch bei manchem Drittklässler die Mütter die „playdates“ organisieren. Ein Dankeschön für einen gemeinsamen Ausflug hatte es aber unabhängig von du/ die aus Abstand geben sollen…

  7. Dusieda
    Ich empfinde du nicht zwangsläufig als respektlos. Ich duze häufig, vor allem in einer für mich gewohnten Umgebung. Manchmal passiert mir das (leider) auch bei Fremden – aus purer Gewohnheit, dann entschuldige ich mich entweder oder wechsele beim nächsten mal zum Sie über. In der Regel hat sich auch noch nie jemand negativ darüber geäußert – man ist dann halt beim du geblieben. Das ganze passiert irgendwie automatisch, obwohl ich als Kind auch die Eltern meiner Freunde gesiezt habe und mir das eingetrichtert wurde. Aber auch die Arbeitswelt wandelt sich ja immer mehr hin zur direkten Ansprache mit Vornamen und mit du.

    Maximal nervig finde ich allerdings, wenn mich jemand duzt, aber selbst auf das Sie besteht. Dann ist das in meinen Augen ein herabsetzen. Aber wenn das passiert, dann betrifft das eher die seniorengeneration die mich noch für einen Teenager hält und dann gibt man halt Kontra.

    Ich denke Kinder lernen schnell, wen sie wie ansprechen sollen. Lehrer werden gesiezt, Erzieher manchmal auch und andere Erwachsene können sich ja durchsetzen, wenn sie lieber gesiezt werden möchten. Ich glaube kaum, dass heutzutage Eltern der Schul- oder Kitafreunde es schlimm finden geduzt zu werden. Immerhin sollen sich die Kinder ja aich bei ihnen wohlfühlen.

    Genauso finde ich im beschriebenen Fall, dass das Kind in seine Schranken gewiesen gehört. Unverschämtheiten muss man sich nicht gefallen lassen – und notfalls mit den betreffenden Eltern darüber austauschen. Aber mit der DU oder SIE Diskussion hat das meines Erachtens weniger zu tun.

  8. Immer geduzt
    Bei uns wurde immer geduzt. Ich weiß noch, wie ich mal eine Mutter, bei der ich mir unsicher war, gesiezt habe. Sie hat angefangen zu lachen und gesagt, dass ich sie bitte duzen soll. Die Mutter meiner besten Schulfreundin war für mich auch immer eine Art Tante. Ich freue mich heute noch, sie zu sehen. (Sie ist dazu aber auch eine enge Freundin meiner Mutter.) Meine Mutter stellt sich heute noch meinen Freunden mit Vornamen vor. Alles andere fände ich auch komisch. Dementsprechend möchte ich auch nicht von anderen Kindern gesiezt werden. Dass sie mich deswegen weniger respektieren habe ich bisher noch nicht erlebt.

  9. Genau das Thema habe ich
    Genau das Thema habe ich letzte Woche mit meinem Mann diskutiert. Meine Tochter nennt alle Eltern ihrer Freunde beim Vornamen, das Siezen haben wir mit 3,5 auch bisher nicht thematisiert.
    Ich bin 34 und habe alle Eltern „meiner Freunde gesiezt es sei denn ich bekam das Du angeboten. Schwer fiel es mir manchmal bei Leuten, ( wie unseren Nachbarn) die meine Eltern duzten. Ich habe dann versucht zu vermeiden die Du/ Sie Situationen zu vermeiden. Ich erinnere mich auch daran, dass meine Eltern die meisten anderen Eltern in der Schule ebenfalls gesiezt haben- ein Zustand den ich mich heute nicht vorstellen kann.

    1. Wie bei mir
      Liebe Katrina, liebe Katharina,
      bei mir war es genauso. Die Eltern meiner Freundinnen hab ich auch immer gesiezt, zum Teil heute noch. Ich fand es auch immer schwierig mit den Freunden meiner Eltern, da wusste ich nie, ob duzen oder siezen.
      Heute finde ich es eher befremdlich, wenn mich andere Mütter in der Kita beim Abholen siezen. Liebe Grüße Maria

  10. oh Gott gesiezt werden?!
    Erst gestern, als ich meinen Sohn von der Schule abgeholt habe, wurde ich von seinem Freund gesiezt. Ich finde dies immer total komisch, wenn mich die Freunde von meiner Kids siezen und biete ihnen jedesmal das Du an. Ich finde nicht das durch das Du oder durch das Sie der Respekt verloren geht. Ich denke, dass liegt einfach an einem schlechten Elternhaus. ( wenn die Kids, sich so daneben benehmen) Bei uns zu Hause wurde das nie thematisiert, dass sie jemanden duzen oder siezen sollten ( es passiert einfach aus der Situation heraus – Schule/Lehrer siezen, keine Frage)
    LG

  11. Ich mag das Siezen nicht
    Ich finde Siezen in jedem Bereich befremdlich und möchte es auf keinen Fall ins Private tragen. Ich kann mich nicht erinnern, die Eltern meiner Freunde gesiezt haben, ehrlich gesagt – dafür waren sie mir auch zu vertraut, teilweise Freunde meiner Eltern. Ich bin übrigens 31 Jahre alt.

    Im Gegenteil: Ich habe eine „Tante Bettina“ oder eine „Tante Silke“, die nicht einmal mit mir verwandt sind, aber mit denen wir früher sehr viel zu tun hatten. Das war sogar noch eine Nummer enger als nur „du“ zu sagen.

    Heute nennen die Kinder auch ihre Erzieherinnen im Kindergarten mit Vornamen. Ich denke, sie sind es viel mehr gewohnt. Respektlosigkeit würde ich aber nicht dem „Duzen“ in die Schuhe schieben – vielleicht trauen wir uns einfach weniger als die Erwachsenen früher, mal Tacheles zu reden und das fremde Kind darauf hinzuweisen, dass es echt gerade nervt mit seinen Allüren?! Wir erziehen ja doch mehr auf Augenhöhe als früher.

  12. Ich kann mir auch so Respekt verschaffen
    Wir leben in Großbritannien und da sitzt sowieso jeder jeden. Hinzu kommt dass die meisten meinen Nachnamen nicht aussprechen können und sie dann lieber beim Vornamen bleiben (selbst beim Arzt, aber das ist eine andere Geschichte…). Allerdings wird sehr auf Manieren, Bitte/Danke Wert gelegt.

    Da nennen mich die Freude meiner Kinder je nach dem: Mrs (sprich: Miiis), xxx’s Mum oder beim Vornamen. Aber auch beim dutzen kann ich Respekt erwarten und mir auch verschaffen: Meist reicht es schon zu fragen ob das Verhalten zu Hause oder in der Schule denn ok wäre oder ein Hinweis dass bei uns fluchen, nörgeln etc nicht ok ist (my house, my rules). Zur Not wird mit dem nächsten Playdate eben eine ganze Weile gewartet…

    Schwieriger finde ich, dass die Lehrer von den Kindern gesiezt werden, sie aber mich z.T. dutzen/ sich mir mit Vornamen vorstellen.

  13. Immer gesiezt
    Wir haben das vor nicht allzu langer Zeit auch mal besprochen. Bei mir war es nämlich genauso wie bei dir, liebe Katharina. Wir haben alle gesiezt, also Lehrer sowieso und auch die Eltern meiner Freundinnen habe ich immer mit „Sie“ angesprochen. Auch wenn ich sehe, wie meine Kinder mit den Mamas ihrer Freundinnen scherzen bzw. reden, denk´ ich mir oft „das hätte ich mich nicht getraut“.

    LG Anita

  14. Immer geduzt
    Ich habe die Eltern meiner Freunde immer geduzt. Ich bin 36 Jahre alt. Meine Eltern waren damals allerdings Studenten, die meiner Freunde auch. Ich war ein Kinderladenkind. Elterninitiative. Respektlos war allerdings trotzdem niemand fremden Eltern gegenüber… Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern. Ich denke, das Duzen ist sowohl generations- als vielleicht auch milieuabhängig.

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