Die eine hat Kinder, die andere nicht – kann eine Freundschaft dann noch funktionieren?

lisadeadom

Ihr Lieben, wie oft erscheinen Artikel darüber, dass Eltern mit Nicht-Eltern keine Überschneidungspunkte mehr haben, dass das mit der Freundschaft nicht mehr funktioniert.

Aber wenn man das Glas mal halb voll und nicht halb leer sieht, dann könnte man ja auch sagen: Gerade dadurch können sich Menschen auch ganz gut verstehen. Weil sie das Leben des anderen spannend und inspirierend finden.

Meine Freundin Dea zum Beispiel ist Schauspielerin, unverheiratet und meine gelebte "Daily Soap", wie ich es oft nenne. Ich kann sicher sein: Wenn sie sich meldet, dann wird es spannend. Die Party, der Typ, die Premierenfeier, für mich ist das immer ein Ausflug in eine andere Welt.

Wir haben zusammen Abi gemacht, das trägt uns auch heute noch durch den Alltag und über Durststrecken hinweg. Nach dem gemeinsamen Abi in Köln ging ich nach Berlin, sie nach Wien. Ich begann mein Volontariat, sie die Schauspielschule. Doch während sie danach ans Theater ging, wurde ich schwanger.

Drei Kinder in zwei Jahren, da war ich erstmal abgemeldet. Nicht von ihr aus, sondern von mir aus. Ich hatte keinen Kopf für irgendwas, ich war Tag und Nacht damit beschäftigt, Tränen zu trocknen und Milch zu geben und Babys zu schuckeln. Sie wurde die Patentante unseres ersten Kindes, sie mag Kinder – Kinderlose sind nämlich gar nicht allesamt Kinderhasser, wie es so fröhlich immer wieder in der Öffentlichkeit behauptet wird.

Ich machte mir einen Kopf, bei unseren Gesprächen nicht zu viel Babycontent zu liefern, sie schlug mir dafür verbal auf die Finger. "Bist du bekloppt? Das ist grad dein Haupt-Lebensthema, selbstverständlich erzählst du mir darüber. Das ist doch auch weltbewegend, was du da grad erlebst." Na gut.

Und vielleicht liegt hierin auch einfach der Schlüssel darin, dass unser Kontakt auch heute noch so gut ist. Ich muss ja auch keinen Gesangsunterricht nehmen, um mich über ihre Stimme bei der Premierenfeier zu freuen. Stimmt´s? Aber es braucht eben nicht nur dieses gegenseitige Verständnis und die Empathie, sondern auch Geduld.

Die ersten Jahre mit den Kindern sind einfach unheimlich intensiv. Und wie es der Zufall wollte, hat es uns Freundinnen nach den Jahren in Wien und Berlin dann wieder in dieselbe Gegend verschlagen, an den Rhein. Wir sind groß geworden, rein äußerlich, erwachsener. Aber wenn wir uns sehen ist es manchmal doch wieder so wie mit 19 auf dem Abiball.

Die Kinder sind jetzt größer, die Jobs sind angekurbelt, ich kann wieder mehr rausgehen und mich ins Leben werfen. Sie hat nach den vielen Jahren, in denen sie sich jobtechnisch etabliert hat, mittlerweile Lust, dem Trubel etwas zu entgehen und will jetzt raus aus der Innenstadt. Wir treffen uns da grad ziemlich gut in der Mitte. Unser Weg hat verschiedene Gabelungen genommen, gerade treffen wir uns wieder auf einer Kreuzung.

Wir haben beide viel gearbeitet in den letzten Jahren, etliche Erfahrungen gesammelt und profitieren von der jeweils anderen. Ich schau mir ihre Vorstellungen an, sie liest meine Texte. Ich lasse mir von ihren neusten Bekanntschaften erzählen, sie fragt mich nach dem Elternabend (na gut oder nach dem letzten Interviewpartner ;-)). Wenn ich am Samstag mal wieder feiern gehe, dann kommt sie zu uns raus aufs Land und wird auf die Kinder aufpassen. Aber am 11.11. sind wir dann wieder zusammen unterwegs.

Und dann werden wir uns wieder fühlen wie mit 19. Ich weiß es genau. Wir sind nämlich dieselben geblieben. Nur mit mehr Lebenserfahrung.  

 

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1 comment

  1. Gemeinsamkeiten feiern
    Liebe Lisa, liebe Dea,

    ich finde es toll, wie Ihr das gemeinsam meistert. Aus meiner Sicht gehört schon eine Portion Anstrengung dazu (wie ich auch in meinem Blog http://www.mamakadabra.de beschreibe), schließlich hat jede von Euch ganz unterschiedliche Alltagsprobleme zu meistern. Bei mir klappt es mit den Freunden am besten, mit denen ich offen kommunizieren kann. Und spannend bleibt es ja bei Euch beiden, egal ob mit Familie oder ohne 😉
    Liebe Grüße
    Dinah