Leben mit Teenagern: Die brauchen uns doch gar nicht mehr…

Teenager

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Ihr Lieben, eigentlich ist Lisa ja die Teenager-Expertin, aber auch meine Kids werden ja größer und so habe ich mit einer 14-jährigen Tochter und einem 11-Jährigen Sohn doch auch schon die (Vor-)Pubertät im Haus. Und nicht nur meine Kinder werden älter, sondern natürlich auch die Kinder aus den Familien, die wir schon seit vielen Jahren kennen. Ein Satz, der mir in diesem neuen Lebensabschnitt öfter mal begegnet, ist: „Ach, die brauchen uns doch gar nicht mehr, die machen jetzt echt ihr eigenes Ding.“

Und ja, das stimmt. Meine Tochter verabredet sich mittlerweile natürlich komplett ohne mein Zutun mit ihren Freundinnen. Sie organisiert ihre Lerngruppen selbst, sucht sich Bus- und Bahnverbindungen raus, wenn ein Ausflug ansteht. Sie besorgt sich die Wimperntusche, die sie möchte, selbst, kauft sich unterwegs ein Brötchen, wenn sie Hunger hat und bereitet Referate ohne meine Hilfe vor.

Sie macht oft ihr eigenes Ding, aber das heißt nicht, dass sie mich nicht noch braucht. Natürlich braucht sie mich auf eine andere Art als ihre kleinen Geschwister, die Unterstützung beim Schuhe anziehen oder Haare-Kämmen brauchen.

Teenager brauchen uns auch, aber eben anders!

Sie brauchen uns – und das spüre ich oft ganz deutlich – als emotionalen Hafen. Die Welt da draußen ist so schnell und aufregend, dass es total hilft, wenn zu Hause eine sichere Basis ist. Natürlich weiß ich auch, dass Teenager nicht alles mit ihren Eltern besprechen wollen, aber manchmal eben doch noch ein bisschen was. Ich setze mich zum Beispiel oft abends zu ihr ans Bett, stelle konkrete Fragen: „Wie läuft´s gerade mit dem schrägen Lehrer XY?“ oder „Warum triffst du dich denn gerade so wenig mit Freundin VZ?“ oder „Du wirkst ein bisschen bedrückt. Kann ich dich irgendwie unterstützen?“ Nicht immer, aber oft genug, kommen wir dadurch ins Reden.

Apropos Reden: Auch das höre ich immer wieder: „Mein Teenie redet gar nicht mehr mit uns“ und das finde ich sooooo schade. Vielleicht werden Jungs auch eher „stummer“ als Mädchen, aber ich hoffe, dass unser Ritual, die Mahlzeiten überwiegend gemeinsam einzunehmen, da entgegenwirkt. Klar ist mal ein Kind nicht da, weil es noch Training hat oder einen anderen Termin, aber den größten Teil der Mahlzeiten sitzen wir zusammen, reden über den Tag, besprechen, was noch ansteht. Und auch hier: Manchmal ploppt dann irgendwas Wichtiges auf, sei es eine Zensur, die „ungerecht“ ist oder ein kleiner Streit oder sonst was, was da besprochen werden muss.

Um ins Reden zu kommen, hole ich mir bei den Großen auch oft deren Expertise oder Meinung. Ich sage dann: „Ich verstehe den Hype um Brawl Stars nicht. Erklär doch mal, was ihr alle so cool daran findet“, aber auch: „Wie findest du es, dass die Kids nebeneinander in den Bushaltestellen sitzen und auf ihre Handys starren und gar nicht miteinander quatschen?“ Wir sind nicht immer einer Meinung, aber wir kommen dadurch ins Gespräch.

Manchmal fragt man sich ja, ob man das alles so richtig macht mit den Teenies und ob man sie gut durch diese sensible Zeit begleitet. Klar ist, wir werden Fehler machen und die Kids werden uns auch mal richtig blöd finden. Aber neulich erzählte meine Große, dass viele ihrer Klassenkameraden nach der Schule in eine leere Wohnung kämen und dass sie es schön fände, dass bei uns eigentlich immer irgendwer zum Quatschen da ist, wenn sie von der Schule heimkommt. Dass sie das so wahrnimmt und wertschätzt, hat mich gerührt.

Ich glaube also nicht, dass unsere Teenies uns nicht mehr brauchen. Sie brauchen uns einfach nur anders und vielleicht nicht mehr nonstop. Ich glaube, dass sie Halt und Grenzen brauchen, Regeln und Rituale, die ihnen Halt geben in dieser unglaublich spannenden Lebensphase. Oder was meint ihr?

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6 comments

  1. Als Vollzeit arbeitende Mama schmerzt der Satz, die anderen würden immer in leere Wohnungen nach Hause kommen und wären daher zu bedauern ,ziemlich muss ich sagen. Meine Tochter ist auch 14, jeden Tag zu Hause zu sein wenn sie von der Schule kommt, würde bedeuten, nur etwa 20 Stunden zu arbeiten. Das wäre finanziell nicht möglich. In Ferienzeiten schon mal gar nicht. Ich bin Therapeutin. Selbst wenn ich Homeoffice hätte, würde das bedeuten, dass sie vor verschlossenen Türen stünde, weil man da nicht einfach zum Quatschen reinkommen kann.

    1. Liebe Cornelia, ich glaube jeder hat hier manchmal Punkte die schmerzt. Aber ich glaube es kommt auf das Grundstanding drauf an. Wenn dir bewusst ist, dass deine Tochter dich noch als Hafen braucht, wird es über Telefon, Mal ein nettes warmes Essen vom Vortag oder einen schönen Brief, abendliche Gespräche genug Möglichkeiten geben, trotzdem genug Geborgenheit zu geben.
      Irgendwie können wir Mamas ja keine eierlegenden Wollmilchsäue sein. Ich bin gerade Zuhause mit einem Nachzüglerchen und kann meinen Teenies trotzdem nicht immer das geben, was Katharina sagt, oft liege ich bei ihr neben dem Mittagsschlaf, darf nicht aufstehen und die Teens haben mich trotz Zuhause nicht und ich habe auch ein schlechtes Gewissen. Und manchmal bin ich Rabenmutter sogar einfach zu kaputt nach 24/7 Kleinkind. Aber in allen anderen Momenten bemühe ich mich von Herzen, das Standing stimmt, ich reflektiere mich und hoffe, wie die meisten, dass das reicht.
      Liebe Grüße

    2. Liebe Cornelia,
      meine Eltern haben beide Vollzeit gearbeitet.
      Und ich habe es früher geliebt, erst mal allein zu Hause zu sein und Zeit für mich zu haben 😉-don’t worry!

      1. Genauso war das bei mir auch. Ich hatte ab der 2. Klasse einen eigenen Schlüssel und bin oft gezielt aus dem Hort so nach Hause gekommen, dass ich noch eine Stunde alleine zu Hause war, bevor meine Mama nach Hause kam. Bei meinen eigenen Kindern bin ich immer da, wenn sie aus der Schule kommen, denn ich bin chronisch krank und kann die Wohnung nur kurz verlassen. Die Kinder freuen sich, dass ich dann meistens Zeit zum Quatschen habe oder für ein kurzes Spiel. Dafür gibt es allerdings nie große gemeinsame Unternehmungen. Ich fürchte, alles Gute ist nie beisammen.

    3. Liebe Cornelia, mir ging es mit dem Satz genau wie dir und als ich darüber nachgedacht habe, ist mir aufgefallen, dass das eigentlich nur mein eigenes schlechtes Gewissen wegen meiner Vollzeitarbeit zeigt. Lisa schreibt, dass ihre Kinder sich freuen, wenn jemand da ist, wenn sie heimkommen. Das heißt nicht, dass alle unglücklich sind oder ein Defizit spüren, wenn bei ihnen nie jemand daheim ist. Manche genießen vielleicht auch erstmal die Ruhe, um etwas runterzukommen bevor alle eintrudeln und es wieder hoch her geht. Ich merke bei mir dann auch gleich den Reflex, der bei dir zum Ausdruck kommt, sich rechtfertigen, weil man Vollzeit arbeitet. Es ist völlig in Ordnung Vollzeit zu arbeiten, auch wenn man es sich leisten könnte, Teilzeit zu arbeiten. Niemand sollte sich für seine Vollzeittätigkeit rechtfertigen müssen, schon gar nicht, wenn man Teenies daheim hat. Letztlich sind wahrscheinlich viele Mütter hin und wieder unsicher, ob ihre Kinder alles von ihnen bekommen, was sie brauchen. Mein Gefühl ist aber, dass wir Vollzeit Arbeitende dafür besonders anfällig sind.

    4. Liebe Cornelia, danke für dein ehrliches Feedback. Es ist tatsächlich nicht so, dass immer nur ich da bin, manchmal arbeitet der Papa aus dem Home office, manchmal sind die kleineren Geschwister da. Und ich bin momentan auch nur relativ viel zu Hause, weil wir ja noch einen Nachzügler haben…Ich glaube übrigens auch nicht, dass alle Teenager das brauchen. Wenn ich an mich selbst denke, hätte ich es ziemlich cool gefunden, mehr alleine zu Hause zu sein 🙂 Und wie May total richtig schreibt: Wir Mamas sind keine eierlegenden Wollmilchsäue – glaub mir, dafür schaffe ich andere Dinge nicht und es gibt wegen anderen Dingen Konflikte. Ich drück dich!

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