Sie wollte, er nicht: „Das zweite Kind habe ich meinem Mann untergemogelt“

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Ihr Lieben, unsere Leserin Anna wollte unbedingt ein zweites Kind. Ihr Mann aber nicht. Am Ende beschloss sie, sich ihren Wunsch zu erfüllen – auch ohne sein Einverständnis. Kann so etwas gut gehen? Lest selbst.
 
Anna, du wolltest immer ein zweites Kind, dein Partner aber nicht. Habt ihr viel darüber gesprochen?
 
Unsere Tochter war damals – und ist bis heute – ein absolutes Wunschkind. Nachdem die Wunden der ersten Geburt verheilt waren, dachte ich über ein zweites Kind nach. Das war so ca. 1,5 Jahre danach.
Mein Mann hat damals sofort abgeblockt mit den Worten, nein, er wolle kein zweites Kind, unsere Tochter solle dieselben Vorzüge genießen, die er selbst als Einzelkind auch hatte.
Das hat mich total gestört, da ich einen jüngeren Bruder habe und es uns wirklich an nichts gefehlt hat. Wir haben seeehr viel darüber gesprochen, ich mehr als er. Er hat immer wieder betont, dass er einfach kein zweites Kind wolle. Konkrete Begründungen dafür hatte er nicht. Für ihn war einfach klar: Er will nicht. Schluss, aus, Ende.

Was hat dieses Ungleichgewicht der Wünsche mit eurer Beziehung gemacht?

Unsere Beziehung war, wie ich finde, nie in Gefahr. Er wusste von Anfang an, dass ich auf jeden Fall zwei Kinder möchte und hat dies anfangs immer akzeptiert und mit den Worten "Schauen wir mal" besänftigt.
Erst einige Zeit nachdem unsere Tochter geboren wurde, sagte er mir, das er keine weiteren Kinder möchte… Sicher haben wir gestritten und diskutiert, ich hab geschmollt, weil das für mich einfach immer wieder Thema war. Aber eine Trennung oder Ähnliches stand bis dahin nie im Raum. Im Gegenteil! Wir haben dann auch noch geheiratet.
Als ich dann wieder ins Berufsleben eingetreten bin, habe ich nicht mehr „laut“ dran gedacht. Das Thema war vorerst „erledigt“. Ich habe mir dann auch die Spirale einsetzen lassen. Geträumt vom zweiten Kind habe ich natürlich trotzdem jede einzelne Nacht. Der Wunsch war einfach da, auch wenn ich ihn vorerst hinter dicken Türen eingeschlossen hatte. Auch unsere Tochter hat ihren Papa immer wieder gefragt, warum sie kein Geschwisterchen haben darf. Zu ihr meinte er das Gleiche: "Ich will einfach nur dich".

Nun habt ihr aber acht Jahre nach dem ersten Kind doch noch ein zweites Kind bekommen… wie kam es dazu?

Eine Spirale muss auch irgendwann wieder raus bzw. gewechselt werden. Ich habe meinen Mann dann schon vor meinem Termin beim Gynäkologen in Kenntnis gesetzt, dass die Verhütung in den nächsten Monaten mal seine Aufgabe sein wird. Das hat er aber vollkommen ignoriert. Und ich natürlich auch…
Ich wäre ja schön blöd gewesen, ihn darauf hinzuweisen. 
Der Gedanke ihn eines unterzujubeln war da, ich gebe es zu. Aber der Plan war noch nicht ausgereift.
Als meine Cousine dann im Sommer 2016 ihren Sohn geboren hatte (ich wartete den ganzen Tag über im Foyer des Krankenhauses) war ich neidisch, mein Herz war gebrochen. Gleichzeitig hat dieses kleine Baby mein Herz aber auch so ausgefüllt, dass ich glaubte, zu platzen. Meine Tochter und ich waren verliebt. Und meinem Mann ging es ähnlich! Er wurde weich, aber noch nicht so weich, wie ich es mit gewünscht hätte.
 
Und dann?
 
Ich habe ihm aus heiterem Himmel gesagt: „Ich möchte ein Kind von dir. Nicht von einem anderen Mann, von dir. Meine Kinder sollen schließlich denselben Vater haben. Und ich werde eines bekommen von dir, das weiß ich. Ob dies uns trennt oder mehr zusammenschweißt? Ich nehme alles in Kauf, auch die Gefahr, dich zu verlieren. Meine Eltern und deine Eltern werden mir helfen…“.
Das waren die Worte um kurz nach Mitternacht, als wir gemeinsam vom Krankenhaus nach Hause fuhren. Sein Blick damals hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt – erstaunt, ängstlich und zornig.
Ich habe im selben Monat meine fruchtbaren Tage abgewartet, ihm nichts davon gesagt, und im September 2016 hielt ich meinen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Ich glaube ja, (er gibt es nicht zu!), dass er ganz genau wusste, was ich da tue. Er ist doch nicht blöd.

Du hast deinem Mann also ein Kind untergemogelt?

Jaein, ich hab es alleine entschieden und ihn nicht dazu gefragt. Ich hätte ihm davor auch nicht die Chance gegeben, etwas dazu zu sagen, muss ich ehrlich zugeben. Ich habe alles riskiert. Er wusste aber davon, dass Verhütung jetzt mal seine Angelegenheit ist – und hat dies ignoriert.

Was sagt denn dein Mann dazu?

Nun, nachdem er den positiven Test in der Hand gehalten hat, hat er mich gefragt, wie das „passiert“ ist. Dann habe ich ihm von meinem „Teufelsplan“ erzählt. Er nennt den so. Er hat gelacht und sich gefreut. Richtig gefreut. Mich umarmt, den Bauch geküsst. Ich hatte davor – beim Testen – einen leichten Nervenzusammenbruch, weil ich nicht wusste, wie ich ihm den positiven Test zeigen soll. Ich wusste ja, wie es im schlimmsten Fall hätte ausgehen können. Und das wäre die Scheidung oder die totale Ablehnung gewesen, denke ich mal.

Das ist ja auch schon echt ein ziemlicher Vertrauensverlust. Hast du manchmal ein schlechtes Gewissen? Oder denkst du: Manchmal muss man Menschen einfach zu ihrem Glück zwingen?

In diesen fünf Minuten des Wartens nach dem Test hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich dachte, es frisst mich auf. Nachdem aber alles gut war nicht mehr. Überhaupt nicht, bis heute nicht. Ich bin der Meinung, ich habe ihm zu seinem Glück zwingen müssen, ja.
 

Wie ist die Situation jetzt? Sagt dein Mann auch schon mal Sachen wie: Siehste! Das meinte ich, genau diese Anstrengung wollte ich halt nicht?

Wir feiern bald den ersten Geburtstag unseres Sohnes. Wir lieben ihn abgöttisch. Ich fühle mich angekommen und mein Mann hat bei der Geburt „Danke“ gesagt. Ich weiß, wie er es gemeint hat. Mehr brauchte ich nicht. Ich weiß, das er auch angekommen ist. Und dass es richtig war. Er hat noch nie ein gemeines Wort verloren, im Gegenteil er ist ein sehr verständnisvoller Vater.

Unser Sohn ist sehr aktiv und kräftig. Er kann zum Beispiel schon laufen, seitdem er 9,5 Monate alt ist. Mein Mann meint nur hin und wieder, (wenn er wieder mal zB die Handtücher vom Schrank ausräumt): „Du hast gesagt er wird brav!“ Aber das ist natürlich nicht ernst gemeint, sondern eher lustig. Ich bezeichne meine Kinder immer als „Wunschkinder 3000“… Er lacht dann immer und sagt: „Hast ja eh recht“!

Würdest du es wieder tun?

Mit meinem Mann immer und immer wieder. Er ist für mich mein absoluter Traummann und -vater. Er meinte auch vorher immer: „Glaubst du echt, ich würde mein Kind nicht lieben? Es ist mein Fleisch und Blut“… Ich wusste, was ich tue.

Ist eure Familienplanung jetzt abgeschlossen?

Ja, die Familienplanung ist abgeschlossen. Er unterzog sich im Frühjahr einer Vasektomie (dabei werden die Samenleiter durchtrennt) – mit dem Nachsatz: „Das kann man ja eh rückgängig machen“.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Hihi… Sein Arzt hatte Lachkrämpfe, als er ihm „unsere Geschichte“ erzählte.

 

Fotoquelle: pixabay

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4 comments

  1. Sie hat einfach Glück gehabt!
    Es hätte auch anders ausgehen können!
    Mein Mann wollte auch kein weiteres Kind, und ich bin ungeplant schwanger geworden. Natürlich hab ich ihm nichts untergejubelt, das geht gar nicht finde ich!
    Aber er wollte es keines Falles, sodass er mich dann zur Abtreibung getrieben hat:-(
    Ich bedauere jeden Tag, dass ich nicht die Kraft hatte, mich durchzusetzen!!!

  2. Oh je
    Was ist das denn für ein Beitrag. Ist es jetzt schon völlig in Ordnung ein Kind unterzujubeln?

    Und warum müssen Geschwister die gleichen Eltern haben?
    Sind es sonst keine Geschwister?

    Ich schäme mich grad als Frau.

    Und ich hoffe das macht jetzt nicht jede 2. Frau.
    Es kann auch anders laufen und da kann ich den Mann sehr gut verstehen.

    Bei manchen würde ich mir ehrlich mal einen Blick über den Telerrand wünschen…

  3. Annas Mann ist mitverantwortlich
    Bei dieser Überschrift hatte ich schlimmeres erwartet. Von Kind unterjubeln würde ich in diesem Fall nicht sprechen, Anna hat ja doch mit offenen Karten gespielt, dann halt etwas zu sportlich agiert. Beim Satz„…. dass die Verhütung in den nächsten Monaten mal seine Aufgabe sein wird.„ musste ich schon etwas schmunzeln – da Mann sich da ungern in der Verantwortung sieht war mir ab dem Punkt schon klar wie es weitergeht. Annas Mann hat dazu geschwiegen und das Ergebnis billigend in Kauf genommen. Von einem Mann, der definitiv kein Kind zeugen möchte, kann man schon erwarten nach Ansage selbst für Verhütung zu sorgen. Eigentlich.

  4. Ernsthaft
    Toll! Mit dem Artikel wird der unsicheren Frau (Kind: ja/nein/vielleicht) impliziert, dass Ihre Bedürfnisse „mehr“ wert sind als die des Mannes. Ihm wurde die Pistole auf die Brust gelegt. Anne hatte pures Glück! Für mich wäre des ein absoluter Vertrauensbruch und damit die Zerstörung der Beziehungsbasis. So etwas geht gar nicht!