RSV: Gefährlich für Babys! „Das Virus nahm uns beinahe unseren Sohn“

RS-Virus

Symbolfoto: pixabay

Ihr Lieben, Dr. Karella Easwaran, Kinderärztin aus Köln sagt, dass derzeit jedes zweite Kindergartenkind an einem Infekt der oberen Luftwege leidet. Es gebe eine Virus-Epidemie mit Schnupfen, Fieber, Halsschmerzen und Husten. Natürlich sind die Eltern beunruhigt. Sie sagt: Das ist aber alles kein Problem. Diese Infekte waren immer schon da. Sie ballen sich jetzt einfach, weil die Kinder nun wieder zusammen sind, was sie in Coronazeiten lange Zeit nicht waren.

Alles normal, alles nicht der Sorge wert, findet Easwaran, nennt aber eine Ausnahme. Und da kommt jetzt das große Aber: Ein Virus kann für Babys unter sechs Monaten – besonders aber für Baby unter drei Monaten – gefährlich werden: nämlich RSV (Respiratorischen Synzytial-Virus). Es führt bei den Kleinsten zu einer ausgeprägten Bronchitis und das kann zu Sauerstoffmangel führen und dazu, dass die Kinder ins Krankenhaus kommen. (Hier hat Easwaran ein Erklärvideo zum RS-Virus aufgenommen.)

Dr. Karella Easwaran
Dr. Karella Easwaran. Foto: Amanda-Dahms

Solltet ihr mehrere Kinder haben, müsst ihr sie natürlich trotzdem nicht trennen. Aber sollte euer Baby Husten bekommen, stellt es lieber mal beim Kinderarzt oder der Kinderärztin vor, um sicherzugehen, empfiehlt Easwaran – tut man bei Husten in diesen Zeiten ja eh eher. In der Praxis kann dann ein RSV-Test durchgeführt werden.

Unsere Leserin Lena hat das mit ihrem Kind leider miterleben müssen. Ihr Sohn hatte RSV, als er fünf Wochen alt war. Wir durften sie dazu interviewen.

Liebe Lena, wie genau ging das mit dem Virus bei deinem Sohn los? Hatte er einfach Husten?

Es hat ganz normal angefangen – etwas Schnupfen etwas Husten. Da unser Sohn unser zweites Kind war, kannten wir die gängige Praxis von der älteren Tochter – den Oberkörper etwas hochlegen und zusätzlich noch etwas Säuglingstee geben. Mit der Hebamme habe ich dies auch so abgestimmt.

Seid ihr dann zunächst in die Kinderarztpraxis gegangen?

Als ein etwas stärkerer Husten hinzukam, sind wir zum Kinderarzt gegangen, um es abklären zu lassen. Seitens der Kinderärztin kam genau die gleiche Empfehlung – viel Ruhe, zusätzlich Tee, den Oberkörper hochlagern, Absaugen des Nasensekrets. Wenn sich der Zustand nicht bessern würde, sollten wir am nächsten Tag wieder kommen. Es wurde aber kein RSV-Test durchgeführt. Warum, das weiß ich nicht.

Wie ging es dann weiter?

Am nächsten Tag ging es meinem Sohn schlechter, er wollte nicht mehr so viel trinken und war sehr müde. Daraufhin bin ich erneut zum Kinderarzt gefahren und leider folgten nun die bislang schlimmsten 24 Stunden unseres Lebens.

Auf dem Weg zum Kinderarzt hat er immer mehr gehustet und auf dem kurzen Weg vom Parkplatz – wo er noch eine normale Hautfarbe hatte – bis zum Eingang des Kinderarztes, ist er plötzlich komplett grau geworden.

Oh je.

Zum Glück war sofort eine Kinderärztin zur Stelle und hat die Sauerstoffsättigung gemessen, die leider nicht gut war. Jetzt ging alles schnell. Der Notarzt wurde gerufen, mein Sohn wurde von der Kinderärztin in einen Raum getragen, ihm wurde extra Sauerstoff als Atemunterstützung verabreicht, ein Zugang gelegt und – soweit ich mich noch daran erinnern kann – wurde noch ein Mittel, welches die Bronchien öffnet, verabreicht.

Das ganze Praxisteam hat sich rührend um ihn gekümmert und die Kinderärztin hat, als wir ihn wieder etwas stabilisiert haben, den Verdacht geäußert, dass es das RS-Virus sein könnte und man ihn jetzt ins Krankenhaus bringen würde, um Gewissheit zu bekommen.

Das RS-Virus wurde dann nachgewiesen, hattest du zuvor schon mal davon gehört?

Ich habe persönlich nie davor von diesem Virus gehört und war auch etwas schockiert, dass dies ein sehr häufige Krankheit ist.

Ihr seid dann auf der Intensivstation gelandet, wie war das da?

Es war ein schrecklicher Moment, sein kleines Baby mit so vielen Schläuchen zu sehen. Er hat eine Atemunterstützung erhalten und einen Zugang gelegt bekommen, aber es waren überall Kabel, die die Vitalfunktionen überwacht haben – es bedurfte etwas Übung, ihn aus dem Bett herauszuheben. Zum Glück durfte ich in dem Zimmer schlafen (die Krankheit war Anfang 2019 also vor Corona). Erschreckend war, dass (die Frühchen ausgeklammert) nur kleine Babys mit dem RS-Virus auf der Intensivstation lagen und manche hatten noch mehr zu kämpfen als mein Sohn.

Wie hast du dich als Mama in dieser Situation gefühlt?

Sehr hilflos und endlos traurig. Aber dank der Krankenschwestern, die den Laden dort rocken, habe ich wieder Land sehen können. Sie haben sich rührend um meinen Sohn gekümmert, aber auch um mich. Das hat einem in diesem Moment sehr gutgetan.

Weißt du, wo sich euer Baby das Virus eingefangen haben könnte?

Ich gehe davon aus, dass die Große es vom Kindergarten eingeschleppt hat, wobei sie nur einen leichten Schnupfen und Husten hatte.

Wie lange dauerte es, bis es eurem Kind besser ging? Wann wart ihr raus aus dem Krankenhaus?

Wir waren fünf Tage auf der Intensivstation, da hatte er richtig zu kämpfen und war sehr schwach, ab dem sechsten Tag durften wir auf die Normalstation und da ging es ihm von Tag zu Tag besser und wir haben uns sehr gefreut, dass er nach insgesamt zwölf Tagen das Krankenhaus verlassen durfte.

Wie geht´s eurem Kleinen heute?

Heute ist er fast drei Jahre alt und lebt ganz normal. Er hat natürlich den ein oder anderen Atemwegsinfekt, aber das hat ja wohl jeder kleine Junge in seinem Alter.

Was möchtest du anderen Eltern mit Babys gern mit auf den Weg geben?

Ich möchte gerne ein Bewusstsein für das RS-Virus schaffen und wie lebensbedrohlich das für so kleine Kinder werden kann. Lieber zweimal zum Arzt gehen und es abklären lassen (inkl. Test), gerade wenn man noch ältere Kindergartenkinder im Hause hat. Nicht jedes Kind erwischt es so hart wie meinen Sohn, aber ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn ich nicht zu dem Zeitpunkt gerade beim Arzt gewesen wäre…

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2 comments

  1. Meine Güte, du hast mein ganzes Mitgefühl! Auch wir hatten Bekanntschaft mit dem RS-Virus. Wir wissen sogar wo wir ihn uns eingefangen haben – 2 uns bis dahin unbekannte Kinder die ebenso zur selben Zeit am selben Ort waren, trafen wir im Krankenhaus wieder… Unser Kind, 11 Monate, über eine Woche 40 Fieber welches sich nicht senken ließ, totale Trinkverweigerung, mehrtägiger Krankenhausaufenthalt mit Infusionen. Das schlimme ist, dass man bei einem
    Virus wirklich nichts tun kann. Selbst im Krankenhaus. Klar, Flüssigkeit, Inhalation und alle 4 h ein anderes Fiebermittel, aber der Körper muss es allein schaffen. Es ist übrigens wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder die sehr jung am RS Virus erkrankt sind, später öfter als andere Kinder schwerwiegende Nahrungsmittelallergien entwickeln. Bei uns kam die Diagnose fast genau 2 Jahre nach dem Virus… Bitte, bitte achtet während der Erkältungszeit ganz besonders auf euer Babys!

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