Fehlgeburten: Lauras harter Weg zum Wunschkind

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Liebe Laura, Du bist vor Kurzem das zweite Mal Mama geworden. Erzähl mal, wie die die Corona-Zeit mit einem Baby für Dich ist.

Unsere zweite Tochter wurde am 23. Oktober geboren. Ich empfinde die Coronazeit mit Baby tatsächlich als sehr intensiv, denn ich hatte einfach sehr viel Zeit mit beiden Mädels. Der Altersunterschied von 5 Jahren macht es natürlich einfacher, die Kleine himmelt die Große an und findet es toll, dass sie so viel da ist.

Dadurch, dass ich mit zwei Kindern nonstop zu Hause war, lieb natürlich vieles liegen, aber das hat mich gar nicht so gestört. Am Montag darf die Große nun wieder ab und zu in die Kita – und es ist wirklich schön, dass wieder ein bisschen Alltag einkehrt.

Ihr habt Euch lange ein zweites Kind gewünscht….

Nach dem 3. Geburtstag unserer Tochter wurde der Wunsch nach einem Geschwisterchen immer größer. Ich wurde relativ schnell schwanger, im 3. Zyklus hat es geklappt. Die Freude war riesig. Wir erzählten es sofort unserer Tochter, wir wollten sie von Anfang an mit einbeziehen, machten Pläne für die Zukunft. Ein Altersunterschied von vier Jahren war perfekt für uns. Die ersten beiden Ultraschalltermine verliefen ohne Komplikationen. Das Herzchen schlug kräftig. Ich hatte jeden Morgen mit unangenehmer Übelkeit zu kämpfen, das war kräftezehrend, machte es aber auch realistischer.

Eine Woche vor dem ersten Screening, es war ein Donnerstag und ich war in der 12. Woche, hatte ich morgens nach dem Aufstehen leichte Blutungen. Ich wusste zwar, dass es normal sein kann, hatte aber ein ganz mulmiges Gefühl, als ich zur Arbeit fuhr. Ich machte mir für den Nachmittag einen Termin bei meiner Ärztin. Sie versuchte mich zu beruhigen, dass Blutungen nicht ungewöhnliches seien.

Doch beim Ultraschall sagte sie diesen Satz, vor dem man sich so fürchtet: „Es tut mir leid, aber ich kann leider keinen Herzschlag mehr sehen.“ Das ist ein Gefühl, das kann man nicht beschreiben. Ich bekam direkt einen Termin im Krankenhaus zur Ausschabung. Mein Mann holte mich ab, es ging alles unglaublich schnell. Ich würde es nie wieder so machen. Müsste ich nochmal so etwas durchmachen, dann dürfte es von alleine gehen…

Wie hast du die ersten Wochen nach der Fehlgeburt erlebt?

Die ersten Wochen waren ein auf und ab. Mein Mann und ich haben sehr unterschiedlich getrauert. Ich habe sehr viel geweint, mich verkrochen. Mein Mann hat kein einziges Mal geweint. Das habe ich ihm mal zum Vorwurf gemacht. Er erzählte mir, dass er es mit sich selber ausmacht und einfach für mich stark sein will.

Mir hat es geholfen, über die Fehlgeburt zu sprechen. Ich hatte bei Instagram einen Post verfasst und unglaublich viele Nachrichten bekommen. Zu wissen, dass ich nicht alleine bin, hat mir sehr geholfen. Und auch zu hören, dass viele Frauen nach einer Fehlgeburt doch noch ein Kind bekommen haben, hat mir Mut gemacht.

Außerdem hat mir unsere Tochter geholfen mit meiner Trauer umzugehen. Wir mussten ihr natürlich beibringen, dass unser kleines Baby gestorben war. Sie sagte zu Anfang unserem Sternchen jeden Abend „Gute Nacht“ , malte Bilder für das Baby. Dank ihr ist es trotzdem ein Teil von uns. Ich bin auch sehr dankbar, eine so wundervolle Hebamme wie unsere gehabt zu haben.

Und dann hattest du noch eine Eileiterschwangerschaft…

Mitte September hielt ich wieder einen positiven Test in den Händen. Wir freuten uns sehr, aber ich hatte auch Angst. In der 7. Woche hatte ich den ersten Termin bei meiner Ärztin. Sie sah im Ultraschall nur eine aufgebaute Schleimhaut und eine Fruchthöhle. Sie datierte mich zwei Wochen zurück, was mir sehr komisch vorkam. Einen Tag später hatte ich einen anhaltenden Schmerz in der Leiste. Die Schmerzen wurden im Laufe des Tages immer stärker und waren abends wehenartig. Mein Mann fuhr mit mir in die Notaufnahme. Im Auto sagte er: „Egal was gleich passiert, wir schaffen das!“

Wir wussten eigentlich beide, dass die Schmerzen etwas mit dem Baby zutun haben. Wir kamen zum Glück sehr schnell dran. Die 20-minütige Untersuchung kam mir endlos vor. Dann die Gewissheit: Ein geplatzter Eileiter und viel Flüssigkeit in der Bauchhöhle. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, ob der Eileiter erhalten werden konnte. Kurze Zeit später war ich schon im OP. Der Eileiter war zum Glück reparabel. Ich hatte nur einige Liter Blut verloren. Nach ein paar Tagen durfte ich wieder nach Hause. Und wieder war er geplatzt, der Traum vom Geschwisterkind…

Was hast du in all der Zeit über Dich und das Leben gelernt?

Ich habe über mich gelernt, dass ich viel stärker bin, als ich immer gedacht habe. Allgemein bin ich ein viel entspannterer Mensch geworden, genieße viel mehr die kleinen Augenblicke. Ich bin dankbarer und schätze das, was wir haben. Mama zu sein ist nicht selbstverständlich. Manche Paare müssen auf ihrem Weg zum Wunschkind so viel durchmachen, einige dürfen nie dieses unglaubliche Glück erfahren. 

Wie seid ihr als Paar mit diesen Belastungen umgegangen?


Es hat uns sehr zusammengeschweißt. Ich bin meinem Mann sehr dankbar, dass wir nicht aufgegeben haben. Nicht jeder konnte unsere Entscheidung verstehen, dass wir weiter versuchen wollten, ein Kind zu bekommen. Wir beide haben akzeptiert, dass jeder von uns anders trauert und unterschiedlich mit dieser Situation umgeht.

Er brauchte seine Jungs zum ablenken, ich bin mit Tochter und meinen Eltern ans Meer geflüchtet. Ein paar Tage nach der Eileiterschwangerschaft war die Sammelbestattung unseres Sternenbabys. Mein Mann wollte nicht mit zu der Trauerfeier. Eine Stunde vorher, da war er schon auf der Arbeit, entschied er sich um. Das werde ich ihm niemals vergessen, denn ohne ihn hätte ich das nicht geschafft. Nachmittags schenkte er mir noch eine Kette mit zwei Sternchenanhängern.

Dann bist du wieder schwanger geworden…..

Am 14. Februar machte ich einen Test. Ein zartrosa zweiter Strich war zu sehen. Das wohl schönste Valentinstagsgeschenk. Voller Freude und Angst gingen wir zum ersten Ultraschalltermin. Nach so zwei unterschiedlichen Fehlgeburten hat man viel Angst. Aber alles war gut. Das Baby hatte sich diesmal richtig eingenistet und das Herzchen schlug ganz kräftig.

Trotzdem war die ganze Schwangerschaft nicht entspannt, ich hatte viele Albträume und ständig die Angst, dass noch etwas schief gehen könnte. Ich war sehr froh, als die Schwangerschaft endlich vorbei war.

Carlotta hatte es dann aufeinmal ganz eilig und kam innerhalb von 60 Minuten mit drei Presswehen auf die Welt. Der schönste Moment unseres Lebens war, als Emily ihrer kleinen Schwester das erste Mal begegnete.


Was wünscht Du Dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir mehr Transparenz. Eine Fehlgeburt soll kein Tabuthema mehr sein. Es gehört zu unserem Leben dazu. Keine Mama soll sich dafür rechtfertigen müssen, dass und wie sie um ihr kleines Baby trauert. Denn es ist egal, ob man sein Kind in der 5., 12. oder 25. Schwangerschaftswoche verliert. Dieser kleine Mensch wird ab dem positiven Schwangerschaftstest so sehr geliebt, man plant mit ihm eine Zukunft. Ich habe vier Kinder, zwei an der Hand und zwei im Herzen.

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2 comments

  1. Es tut mir leid, was ihr erlebt habt.
    Danke für diesen offenen Text! Es ist wichtig, dass darüber gesprochen wird. I feel you.
    (Ich hatte selbst vier Fehlgeburten, bin seit vier Jahren endlich Mama und sehr sehr glücklich darüber)

  2. Unsere Klara ist jetzt 5. Ich habe den gleichen Weg wie du hinter mir. Eine Fehlgeburt, eine Eileiterschwangerschaft mit geplatzten Zysten und noch einen Fehlgeburt. Bei der dritten Fehlgeburt hab ich es gleich gewusst, 9. Woche, leichte Blutung, mein Vater gerade mit seinem dritten chemo Zyklus angefangen. Es war ein sonniger Tag im Juni letzten Jahres. Ich hab im Fenster gesessen, das Gesicht in der Sonne und ein Schwalbdnnest bei uns am Haus entdeckt. Und es war das erstemal nach diesen drei Fehlgeburten OK. Ich kann nicht halten was nicht bleiben will. Ende Juli hatte ich dann einen positiven dchwangerychaftstedt in der hand. Diesmal hab ich nur mit meinem Mann und der Ärztin darüber gesprochen und das so wenig wie möglich, keine Pläne gemacht, so weiter gemacht wie immer. Das Böse tschutschu 😉 sollte nicht kommen. Nun hab ich hier seit 7 Wochen eine kleine Enne liegen. Und ich bin dankbar für diese Schwangerschaft!

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