Gleichberechtigung: Schluss mit „Mein Mann muss ja arbeiten“

Gleichberechtigung

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Ihr Lieben, heute ist Vatertag und aus diesem Anlass hat uns Giulia Catana einen Text zum Thema Gleichberechtigung und zum Satz „Mein Mann muss ja arbeiten“ geschrieben. Denn sie wundert sich, dass dieser eben auch aus vermeintlich emanzipierten Familien zu hören ist. Hier kommt ihr Beitrag:

Es ist wieder so ein Gespräch auf dem Spielplatz oder zwischen Tür und Angel im Kindergarten. Eine Mutter erzählt von ihrem Stress, von der To-do-Liste, vom durchgetakteten Tag. Und dann fällt er, dieser Satz: „Mein Mann muss ja arbeiten – der kann da nicht helfen.“

Ein Satz, der vieles erklärt – und noch mehr verschweigt. Denn selbst in Partnerschaften, die sich als modern, feministisch oder wenigstens „irgendwie gleichberechtigt“ verstehen, passiert oft genau das Gegenteil. Verantwortung bleibt an einer Person hängen – und das ist meistens nicht der Vater.

Lasst uns gemeinsam zum heutigen Vatertag beleuchten, worin die Wurzel dieses Phänomens liegt und was wir Mütter tun können, um Gleichberechtigung in Care-, Erwerbs-, und Partnerschaften zu erzielen. Denn ja, wir haben auch etwas damit zu tun.

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1. „Er verdient das Geld – ich regele den Rest“

Warum diese Denkweise uns zurückwirft – und wie wir konkret gegensteuern können

Natürlich: Wer Vollzeit arbeitet, hat weniger Zeit zuhause. Aber „weniger“ heißt nicht „gar nicht“. Und: Auch viele Frauen arbeiten. Teilzeit, selbstständig, mit Schichtdienst – und übernehmen trotzdem den Löwenanteil der Familienorganisation. Dass das mathematisch kräftemäßig nicht aufgehen kann, ist vielen klar. Was aber tun, um das zu ändern?

Was hilft konkret:

  • Familienarbeitszeiten aufschreiben. Wer kocht, bringt Kinder ins Bett, plant Geburtstagsgeschenke? Eine Woche mal alles mitloggen. Nicht zur Abrechnung – sondern zur Erkenntnis. Viele Männer sind ehrlich überrascht, wie viel sie nicht auf dem Schirm haben.
  • Wert der Arbeit offen besprechen. Ein Arbeitstag endet mit dem Laptopzuklappen. Care-Arbeit endet nie. Macht sichtbar, wie viel mentale und emotionale Energie da reingeht – und warum das auch Arbeit ist. Wann könnt ihr beide „Feierabend“ machen? Am besten gemeinsam.

2. „Ich kann das nicht so gut wie du“

Gelernte Hilflosigkeit entlarven – und wie man aus ihr rauskommt

„Du machst das besser“, „Ich wickele falsch rum“, „Das Kind hört nur auf dich“ – klingt wie Bewunderung, ist aber oft nur eine schelle Ausrede. Dabei ist elterliche Kompetenz nicht angeboren – sie entsteht durch Übung. Wenn ein Vater keine Nacht allein mit dem Kind verbringt, wie soll er souverän reagieren können?

Ich selbst bin auch damals in die Falle getappt zu glauben „wenn ich es schnell mache“ ist es erledigt. Außerdem hab ich mir früher tatsächlich eingebildet, als Mutter könne ich vieles besser. Das war nicht nur total dumm, sondern meinerseits auch „übergriffig“. Ich habe meinem Mann gar keine Chance gegeben, seine eigenen Erfahrungen zu sammeln.

Nur so haben auch wir Mamas gelernt, wie es schneller/besser funktioniert. Weil wir mehr Chancen für eigenes Trial and Error haben. Leider begehen wir aber häufig selbst den Fehler, den Vätern nicht auch diese „Lernphase“ einzugestehen und zu ermöglichen. Wir greifen zu früh ein oder beschweren uns über das nicht perfekte Ergebnis. Als wären wir die uns reinredende Schwiegermutter, deren „Einmischen“ wir uns auch nicht gern gefallen lassen. Oder?

Was hilft konkret:

  • Verantwortung nicht nur delegieren – abgeben. Nicht „Kannst du bitte mal wickeln“, sondern: „Heute Abend bist du für alles zuständig.“ Komplett. Ohne ständiges Eingreifen. Ohne „Checkliste schreiben“. Vertrauen ist der Schlüssel – auch wenn’s nicht perfekt läuft. Wenn doch: no comment.
  • Wissensvorsprung aktiv abbauen. Oft wissen wir Frauen einfach mehr: Wann Zahnarzt ist, was das Kind nicht verträgt, wie der Kita-Rhythmus läuft. Statt alles selbst zu speichern: Gemeinsamer Kalender (wir haben über Apple einen Familienkalender, Einkaufslisten in Notizen und Erinnerungen), es gibt auch To-do-Apps wie „Trello“ oder „Bring“ für Einkauf & Termine.
  • Ergebnisse aushalten. Wenn er das falsche T-Shirt einpackt oder die Gurkenscheiben nicht rund, sondern eckig sind – lasst es gut sein. Perfektionismus ist der Feind jeder Beteiligung. Und langfristig auch einer Partnerschaft auf Augenhöhe!
  • Erkenntnis: Stell Dir vor, wie würde sich Dein Partner fühlen, wenn Du ihm ständig in seinen Erwerbsjob reinreden würdest?

3. Gleichberechtigung beginnt mit „Ich“

So bitter es klingt: Wir sind oft Teil des Problems. Weil wir übernehmen. Weil wir’s besser können. Weil wir nicht delegieren, sondern kontrollieren. Und weil wir uns so sehr verantwortlich fühlen, dass „Abgeben“ gleichbedeutend mit „Versagen“ scheint. Ich selbst dachte früher, wenn ich alles perfekt mache, mich „rundum“ um alle sorge, habe ich allen gezeigt, wie gut ich bin und wollte dafür geliebt werden. Zudem sah ich darin auch das Kundtun meiner Liebe für meine Familie. Was für ein Quatsch!

Viele von uns sind damit aufgewachsen, dass Fürsorge, Organisation und „an alles denken“ zu einem guten Mutter- oder Frausein dazugehören: Nur wer alles im Griff hat, macht es richtig. Es wurde nie laut gesagt – aber subtil durch das Vorleben der eigenen Eltern und Großeltern vermittelt. Wir wurden groß mit Werbung für kilometerlang saubere Bettwäsche, der radelnden „perfect Mom“ der Rama Werbung oder Frau Winter, die die „Krönung“ einer jeden Kaffeerunde auf den Tisch brachte. Mama ist für alles zuständig und verwöhnt alle.

Das war in einer Zeit, in der Frauen meist (leider) gar nicht berufstätig waren, kräftetechnisch nicht so dramatisch (wenn auch für manche finanziell). Heutige Mamas arbeiten in der Regel und wuppen den Rest „nebenbei“. Daher macht es uns diese tief verinnerlichte Rolle ungleich schwer, Aufgaben abzugeben, ohne Schuldgefühle oder Versagensängste zu haben. Denn plötzlich nicht mehr „alles zu regeln“, fühlt sich nicht nur nach Kontrollverlust an, sondern auch nach Identitätsverlust.

Was hilft konkret:

  • Sich selbst ernst nehmen. Eigene Termine nicht immer als „verschiebbar“ betrachten. Wenn dein Yogaabend oder deine Fortbildung immer zuerst geopfert wird, signalisiert das: Deine Zeit ist weniger wert.
  • Konsequent Freiräume schaffen. Beispiel: Samstagvormittag gehört dir. Ohne Rückfragen. Ohne „nur mal eben“ Mitdenken. Mach einen Termin daraus. Wenn’s fest im Kalender steht, hat es Gewicht.
  • Kommunikation statt Groll. Nicht: „Du hilfst nie!“ – sondern: „Ich merke, dass ich ständig alles plane. Ich wünsche mir, dass wir uns da gleichwertig aufstellen.“ Konkrete Bitte + konkreter Wunsch = mehr Wirkung als Vorwurf.
Happy and Family
Autorin Giulia Catana. Foto: Susann Friedrich

Fazit: Echte Gleichberechtigung ist ein fortlaufender Prozess

Gleichberechtigung bedeutet nicht, dass alles immer 50/50 läuft. Manches lässt sich nicht mathematisch aufteilen. So handhaben auch wir das als Elternpaar nicht. Wir teilen keine To-do Listen, sondern übernehmen ganz intuitiv, was zu tun ist. Mal bestelle ich ein Buch für die Schule, mal mein Mann die neuen Schuhe. Ohne jede Absprache. Damit will ich Euch zurufen: diese Art von echter Gleichberechtigung ist möglich!

Männer können mehr, als wir ihnen manchmal zutrauen. Und wir Frauen dürfen aufhören, alles zu kontrollieren, alles zu schultern und uns dann zu wundern, warum wir total erschöpft sind, weil niemand hilft. Gleichberechtigung bedeutet, dass beide verantwortlich sind. Und dass Arbeit nicht allein am Bruttogehalt gemessen wird.

Guilia Catana
HAPPY AND FAMILY. Entspannte Mama, glückliche Familie

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2 comments

  1. Das Blöde ist halt, dass meist das Kind oder man selber ausbaden muss, wenn der Partner etwas vergisst oder grundfalsch macht. Sauer sind dann beide auf die Mutter, weil „das hättest du doch sagen müssen/können, wenn du’s doch wusstest!“ Erlernte und tatsächliche Hilflosigkeit werden nicht umsonst als psychologische Waffe bezeichnet. Als Allererstes muss man also einen Partner erwischen, dessen Mindset diese Waffe gar nicht erst im Arsenal hat. Was man aber oft erst merkt, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen bzw. auf die Welt gekommen ist.

  2. Danke für den sachlichen und ausgewogenen Artikel. Das mit dem Selbstbild spielt, glaube ich, wirklich eine wichtige Rolle vor allem in Kombination mit der zumindest gefühlt omnipräsenten Konkurrenz zwischen Müttern. Nach dem Motto, wer nicht überlastet ist oder das zumindest äußert, kann gar keine „gute“ Mutter sein. (Unbenommen, dass viele tatsächlich überlastet sind)

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