Noch mehr arbeiten? Wie soll das für Eltern funktionieren?

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Ihr Lieben, die deutsche Wirtschaft kommt nicht in den Schwung, deshalb haben Bundeskanzler Friedrich Merz und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann eine höhere Leistungsbereitschaft in der Gesellschaft gefordert. „Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten“, sagte der Bundeskanzler in seiner ersten Regierungserklärung.

Für viele Menschen ist das eine befremdliche Diskussion, denn sie sind seit Jahren am Limit und wüssten gar nicht, wie noch mehr arbeiten funktionieren sollte. Auch unserer Leserin Silke ist der Kragen geplatzt, als sie die Rede des Bundeskanzlers hörte und macht sich hier Luft.

Noch mehr arbeiten? Wie und wann bitte schön?

„Ich heiße Silke, bin verheiratet und habe ein Kind. Mein Mann und ich arbeiten Vollzeit. Ich habe promoviert und arbeite als Wissenschaftlerin. Von einem Gehalt kann ich mir keine Nanny oder wöchentliche Putzkraft leisten, wenn Wissenschaftler werden hier schlechter bezahlt, als viele vielleicht meinen. Wir haben keinerlei Unterstützung durch Großeltern. Daher frage ich:

Wie soll es gehen, noch mehr zu arbeiten? Wieso wird uns immer vorgeworfen faul zu sein? Wie kommt man auf diese Idee?

Wir sollen Kinder bekommen, damit die Zukunft und die Renten gesichert sind. Wenn das Kind da ist, sollen wir aber ganz schnell wieder arbeiten, denn Carearbeit ist nichts wert. Also schnell zurück zur Erwerbsarbeit, dafür braucht man aber eine gute Kinderbetreuung.

Schauen wir uns doch mal die Kinderbetreuung an. Es gibt zu wenige Kitaplätze, Erzieher*innen werden schlecht bezahlt. Immer wieder schlagen Erzieher*innen Alarm, dass sie ihre Arbeit nicht mehr richtig machen können, überfordert sind und dass es nur noch Kinderaufbewahrung ist. Wie soll man sein Kind da mit gutem Gewissen lassen?

Immer wieder ist unsere Kita wegen Erzieher*innen Mangel oder Streik geschlossen. Und wenn die Kinder gehen, bringen sie Krankheiten mit nach Hause. Kranke Kinder müssen gepflegt werden, oft stecken sich die Eltern aber direkt mit an – das heißt, du bist krank, das Kind ist krank, aber auf der Arbeit fehlen darf man ja auch nicht ständig. Übrigens: Kinderkrankentage gibt es auch nicht unbegrenzt, da denkt man schon mal drüber nach, das halbkranke Kind doch in die Kita zu bringen…

Und mit der Schulzeit geht der Wahnsinn erst richtig los. Wir haben viel zu wenig Urlaub, und die Ferien der Kinder abzudecken (Ferien, die die Kinder aber brauchen!). Also muss die Nachmittagshortbetreuung auch in den Ferien ran oder du musst tief in die Tasche für Feriencamps greifen, denn das kostet alles extra. Unser Ferienhort hat gar keine 8 Stunden-Verträge, das heißt, ich kann gar nicht 40 Stunden arbeiten gehen, weil ich ja auch noch Fahrtwege einberechnen muss.

Wenn man es irgendwie finanziell stemmen kann und in den Ferien Urlaub bucht, wirst du gemolken als wärst du eine goldene Kuh. Eltern schulpflichtiger Kinder können eben nur in den Ferien wegfahren und ausgerechnet hier ist alles am Teuersten. Außerhalb er Ferien sind die Preise viel niedriger, aber man kann ja nicht auf diese Zeiten ausweichen – also kassiert man schön bei den Familien ab, die keine andere Wahl haben.

Nach unseren Vollzeitjobs kümmern wir uns um Hausaufgaben und Hobbys des Kindes, den Einkauf, den Haushalt, Ehrenamt. Ich finde: Wir Eltern arbeiten uns kaputt – um dann zu hören: Ihr seid faul und es sollen Feiertage gestrichen werden.

Kommt mit nicht mit den Großeltern. Diese Generation an Großeltern unterstützt ihre Kinder
nur selten bei der Kindererziehung. Zum einen müssen diese Großeltern selbst noch arbeiten, zum anderen sind sie mit der Pflege ihrer Eltern beschäftigt, denn Pflegeheime sind zu teuer und haben einen schlechten Ruf.

Und wenn es doch vorkommen sollte, dass in diese Generation Großeltern Zeit hätte, dann wollen sie diese Zeit für sich, weil sie ihr Leben lang geschuftet haben und viele gesundheitliche Baustellen haben und nicht mehr belastbar sind.

Also frage ich: Wie sollen wir bitte noch mehr arbeiten? Oder wäre es nicht besser, endlich anzuerkennen, was wir täglich leisten und den Wert von Kinderpflege, Altenpflege und Hausarbeiten wie Putzen und Kochen sehen? Ich bin es so leid, dass immer nur auf uns rumgehackt wird!“

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40 comments

  1. Ich fühle die gleiche Wut! Der Herr Merz macht mich aggressiv. Immer noch mehr und noch mehr bis dann irgendwann immer mehr Eltern im Burn-Out sind, weil sie schlichtweg nicht mehr können. Weil die fortlaufend enorm hohen Anforderungen irgendwann krank machen. Spätestens bei Schuleintritt ist es vorbei mit Vollzeit arbeiten. Und ich bin ein Mensch, der immer Vollzeit arbeiten wollte und als das erste Kind in der Krippe war, da konnte ich das auch noch. Aber inzwischen geht das nicht mehr. Weil Ganztagsbetrieb geht nur bis 16 Uhr und wenn es blöd läuft, dann sind die Hausaufgaben noch nicht fertig, wenn das Kind heim kommt. Und nach so vielen Jahren „am Limit“ merke ich auch, dass ich keine Kraft mehr habe mich zwischen Job und Familie zu zerreißen. Danke für den Artikel!

  2. Wir sind beide Krankenpfleger und arbeiten beide 30h/ Woche und würden mehr nicht schaffen: der ständige Schichtwechsel macht einen kaputt und dauer-müde, und wir haben gar keine Großeltern, die helfen – wir haben nur uns.
    Wir wohnen in Berlin, tragen die Last der hohen Miete einer beliebten Großstadt, und die Ergebnisse aus über 20 Jahren Sparpolitik: spätestens seit der Corona Pandemie war es in der Kita normal, immer mal wieder spontan eingekürzte Wochentage einzuschieben oder gar ganze Tage der Betreuung ausfallen zu lassen, aufgrund von Personalmangel, Krankheit etc. Die Eltern schaffen das schon.
    Nun sind beide Kinder in der Schule, und da wird es eher noch schlimmer. Mal abgesehen davon, dass auch der Hort uns immer mal wieder bittet, die Kinder möglichst nach Unterrichtsschluss abzuholen, weil akuter Personalmangel herrscht.
    Der Unterricht wird von Lehrern geführt, die ganz frisch sind (vor Referendariat), oder Quereinsteiger. In den Klassen sind teils so verkorkste Kinder, dass der Unterricht nicht vernünftig stattfinden kann, wurde auch oft schon frühzeitig abgebrochen (Grundschule!). Erzieher versuchen in Ausfallstunden „Unterricht“ zu machen. Ausfall gibt es jede Woche, teils mehrfach. Hausaufgabenzeit ist eine halbe Stunde nach dem Unterricht, wo aber auch nicht geholfen, sondern nur aufgepasst wird. Somit sitzen wir mit beiden Kindern nachmittags und arbeiten alles nach, was die Schule nicht schafft. Die Rechenschwäche eines Kindes wurde von uns erkannt, nicht vom Lehrer. Die spezialisierte Nachhilfe von 300 € / Monat trugen wir 3 Jahre. Nun wird sie für 1 Jahr vom Staat finanziert. 3 Kinder wurden aus der Klasse unserer Tochter schon raus genommen, und gehen nun auf die Privatschule. Andere wollen noch folgen.. Wohl dem, der sich das leisten kann..

  3. Stichwort „Effizienz“ – da darf die Politik gerne erstmal bei sich selbst anfangen anstatt auf ihre Bürger zu zeigen, die durch Scherze wie die CO2 Steuer und Co. schon genug gegängelt werden. Eventuell auch mal überdenken, warum wir Millionen von Euros ins Ausland tragen oder jenen, die hier noch nie in unser Sozialsystem eingezahlt haben, das Geld in den Hals werfen.

    1. Die CO2-Steuer hat den Sinn durch die Verringerung des CO2-Ausstoßes die Schäden durch den Klimawandel zu verringern. Einen Scherz kann ich weder in der Mehrbelastung noch in den Klimawandelfolgen erkennen.
      Wenn wir alles, was wir verbrauchen selbst herstellen würden, und gleichzeitig eine kriegsfähige Armee hätten, könnte man anfangen sich über internationale Zusammenarbeit (von der wir auch deutlich profitieren) keinen Kopf mehr zu machen.
      Und schließlich, die Einwanderung wird derzeit nicht nur überdacht, sondern auch begrenzt. In diesem Punkt passiert etwas, was mir in ihrem Sinne scheint. Für die Unterstützung von Menschen, die hier geboren sind, aber noch nichts eingezahlt haben, gibt es einige sehr gute Gründe. Andere mögen sich darauf ausruhen, das wäre aber eine differenzierte Diskussion für sich.

  4. Liebe Silke,
    auch für mich ist dein Artikel arg überspitzt. Ich habe 2 Kinder, 11 und 15 J., arbeite 27 Stunden in einem Bürojob,mein Mann in Vollzeit. Wir haben in den letzten Jahren immer häufiger 20jährige Azubis, die jammern und ankündigen, nach der Ausbildung auf keinen Fall 40 Std/Woche arbeiten zu können, weil das zu anstrengend sei. Sie haben keine Kinder, nach der Arbeit also quasi frei und trotzdem sind 40 Stunden zu viel? Ich denke, dass Merz eher solche Leute meinte, denn die nehmen nach meiner Wahrnehmung durchaus zu. Ich fühlte mich von Merz auf jeden Fall nicht angesprochen…

  5. für mich ist das ganz klar Vorbereitung auf den Kriegsfall. Je mehr man uns unter Druck setzt desto eher ist das Volk bereit für den Kampf.

    hat ja vor 90 Jahren ähnliche angefangen.
    vielen Dank an alle die die Diktatur CDU gewählt haben.

    1. Ich finde es krass, wie aggressiv hier der Ton z.T. ist. Das spricht für mich auch für Unzufriedenheit.
      Die Lebensentwürfe sind sehr unterschiedlich. Jemand der studiert hat, sieht es oft als natürlich gegeben ein eigenes Haus abzubezahlen, das Geld fehlt dann natürlich für andere Bereiche.
      Ich selbst achte, wegen gesundheitlicher Problemen stark auf meine Balance – letztendlich bin ich MIR verpflichtet, nicht einem Politiker. Auch sehe ich es kritisch, dass Kinder heutzutage in übergrossem zeitlichen Masse fremdbetreut werden sollen. Ob das ab irgendeinem Punkt noch entwicklungspsychologisch „artgerecht“ ist, ist fraglich… Auch hier muss man, sofern das möglich ist, selbst Verantwortung übernehmen.
      Meine Kinder sind mir zuletzt wichtiger als das Eigenheim.

  6. Das sehe ich ganz genau so. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, dass ich weniger arbeite. Und im Pension muss ich dann höchstwahrscheinlich auf die Straße…

  7. Danke. Ich wüsste auch nicht, wie wir noch mehr arbeiten könnten. Ich studiere Vollzeit und arbeite nebenher, zusätzlich habe ich noch zwei Kinder im Grundschulalter. Mein Mann arbeitet selbstständig etwa 30-50 Stunden die Woche. Auch in unserem Umfeld sehe ich kaum Familien, die noch mehr arbeiten könnten.

  8. Hallo,
    meine Erfahrung ist die, dass viele Erwerbstätige im homeoffice ihre Zeit nutzen, um Privatangelegenheiten zu organisieren. Effizientes Arbeiten funktioniert so nicht. Nachmittags bei den Sportvereinen stehen viele Eltern bereits um 16.00 Uhr und sehen ihrem Nachwuchs beim Sport zu. Diese Zeit ist wohl vorhanden. Dabei würde es den Kindern gut tun, eigene Schritte, ohne Eltern im Gepäck,zu gehen.
    Eine Viertagewoche wird die Problematik auch nicht lösen.
    LG Sarah

    1. Ich finde den Artikel Klasse und stimme voll und ganz zu!!!Für die die schon arbeiten ( genug Arbeiten) mit Kindern und allem drum herum. Die sollte man eher mal loben und sagen die machen es gut. Eher sollte es heißen die Millionen die nicht arbeiten gehen aber könnten die sollten angesprochen werden od und die, die zu uns gekommen sind sollte man einfacher in Arbeit bringen können.

    2. Liebe Sarah, vielleicht stehen die Eltern ja gerne in der Turnhalle oder am Spielfeldrand. Weil sie Anteil nehmen wollen an der Entwicklung ihrer Kinder. Diese Zeit sollte vorhanden sein.

    3. Da wo man um 16 Uhr mit steht, muss man ja meistens das Kind auch hinbringen, weil es je nach Alter in einer Großstadt, diese Strecke noch nicht schaffen kann. meist lohnt es sich dann gar nicht noch woanders hinzufahren in den 45 Minuten Training. Außerdem stärkt es sich die Bindung, Kinder wollen oft zeigen was sie können und fühlen sich gesehen und auch Eltern macht es stolz auf sehen was ihr Kind kann. Auch das ist Sorgearbeit und die braucht ihren Platz.

  9. Liebe Silke,

    deine Schilderungen sind völlig übertrieben. Ich habe 3 Kinder arbeite 30 Stunden (in 2 Jobs), mein Mann Vollzeit. Auch wir haben Hobbies, Ehrenamt etc. Klar, ist viel zu tun, aber ich fühle mich nicht überfordert. Faul bin ich nicht, deshalb fühle ich mich auch nicht angesprochen von Merz‘ Kritik…
    Deine Schilderungen sind völlig überspitzt und helfen der Debatte gar nichts voran zu bringen:
    Ja, es gibt sie, die leicht Überforderten, die sich nicht in die Gesellschaft einbringen und nur an ihr eigenes Wohl denken. Diese Schreien dann wohl am lautesten nach Unterstützung vom Staat, weil Sie nie was gegeben haben und dann auch nicht viel vom sozialen Umfeld zurück bekommen. Und es gibt auch die anderen, die immer mit anpacken, sich aufopfern oder einfach nur da sind für sich und für andere. Die einfach mit viel Leichtigkeit durchs Leben gehen, die die täglichen Aufgaben des Dasein meistern, ohne zu jammern und zu fordern.
    Das ist eben so, und eine Gesellschaft kann ein paar schwache Glieder auch aushalten. Nur die Balance sollte halt stimmen, und ich habe das Gefühl, das hier das Gleichgewicht nicht mehr vorhanden ist.

    Unsere Familie lebt in einem starken sozialen Umfeld, nur so können wir es schaffen. Wenn wir mal Hilfe brauchen, sind Menschen für uns da, weil auch wir für Menschen da sind, die Hilfe brauchen.
    Ich wünschte mehr Menschen hätten diese Sichtweise. In der Stunde, in der du deinen Jammerartikel verfasst hast, hättest du auch viel Gutes tun können.
    Speaking of which: muss los, hab zu tun!!

    LG

    1. Liebe Frau Richter,

      ihr Name ist wohl Programm, denn Sie erlauben sich, diesen ehrlichen Artikel, der sehr vielen Menschen aus der Seele spricht, als „Jammer Artikel“ zu richten. Schämen sollten Sie sich für diese Aussage!

      Diese Frau spricht POLITSCHE Probleme an. Wir sollen noch mehr arbeiten, obwohl wir uns das mit Kindern nicht leisten können. Schön für Sie, das sie die Möglichkeit haben Ihre Kinder in gute, treue Hände abzugeben. Wer hat das Bitte heutzutage?

      Kaum jemand. Mag sein, dass Sie über den Holzkopf Merz drüber stehen, aber besser als er sind Sie mit Sicherheit wohl kaum, denn Sie denken in eine egoistischen Weise. Ihnen geht es gut. Also haben andere nicht zu jammern.

      Und ich? Tja, ich hab Zeit über Sie zu urteilen, denn diese Frechheit nehmen Sie sich schließlich auch heraus. PS: ob ich arbeite? Kinder haben? Tse, spielt nichts zu Sache. Ob Sie das nun wissen oder nicht, richten liebe Frau Richter tun Sie ja sowieso auf die feindliche Weise.

      Einen schönen Tag noch 👋🏽

      LG Lichterseelchen

    2. Na da ist ja wieder die super Mami, bei der alles läuft und wären wir doch alle mehr wie sie, dann würde es schon gehen.
      Aber ja, ich bin überfordert im Alltag, egal wie viele Kinder ich habe oder wie viel ich nebenbei arbeite. Die meisten Probleme, die wir haben sind struktureller Natur. Wenn sie das aus ihrer privilegierten Situation nicht wahrnehmen, liegt das hauptsächlich an fehlendem Weitblick und Empathie vermögen. Die ganze Art und Weise, wie sie über andere Menschen schrieben und denken, sagt am allermeisten über sie selbst aus. Vielleicht genießen sie einfach, dass es ihnen nicht so geht, anstatt anderen Menschen ihre Empfindungen anzusprechen.

  10. Liebe Silke, genau so ist es, jeder einzelne Punkt stimmt! Noch dazu habe ich meine Kinder nicht bekommen, um sie ständig fremd betreuen zu lassen. Ich möchte für sie da sein, sie begleiten und auch Zeit mit ihnen verbringen.

    1. Ich finde dieser Artikel sagt viel mehr über die Autorin aus, als über Herrn Merz.
      Sie scheint ja gravierend mit ihrer Lebenssituation zu hadern.
      Und anhand dieses Artikels kann ich das auch sehr gut nachvollziehen.
      Beide arbeiten Vollzeit ohne großelterliche Unterstützung .Das ist im Kleinkindalter ein sicheres Burnoutrisiko.
      In meinen Augen ist sie diesem Szenario aber nicht hilflos ausgeliefert.die gute Frau arbeitet als hochspezialisierte Frau in der Wissenschaft und verdient damit mindestens TVL 13 und dies als wenig zu bezeichnen, finde ich völlig anmaßend und blanker Hohn für Geringverdiener, die wirklich Vollzeit arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen.
      Ich vermute mal dass die Konsumansprüche auch recht hoch sind.Vllt mal darüber nachdenken, bevor man sich künstlich über einen Herrn Merz aufregt.

      Ich habe eine Idee, von welcher Zielgruppe Herr Merz spricht.
      Ich arbeite in der Schule, ich liebe meinen Job, aber erst diese Woche sind die zukünftigen Fachabiturienten in ein Praktikum gestartet. Am allerersten Tag habe ich 6 Anfragen bekommen, ob die Arbeitszeiten doch so rechtens sind.Sie empfinden sie als zu lang( es war ein 8 Std.Tag).
      Am nächsten Tag haben sie 4 Schüler krank gemeldet. Am übernächsten Tag hatte ich von 2 Schülerinnen ein ärztliches Attest dass sie maximal 4 Std.pro Tag arbeiten gehen können. Dieser Arzt wird von den Schülerinnen auch liebevoll Doc Holiday genannt.

      Nur 8 von 23 Schülern haben überhaupt die erste Woche komplett durchgearbeitet.
      Wo soll das hinführen?

      Daher ist mit Herrn Merz Ansprache sicherlich nicht die gute Autorin gemeint.

    2. Genau! Guter Artikel! Selbst wenn ich mehr arbeiten KÖNNTE..was nicht der Fall ist..alleine mit 2 Teenies und der Oma, die Hilfe und Besuche braucht,..möchte ich die wenige Zeit für die Kids da sein.. auch Teenies möchten nicht nur abends ihre Eltern sehen..und andersrum auch nicht..und auch junge Arbeitende haben ein Recht auf Work Life Balance. Wir können aber auch 58h arbeiten bis wir 72 sind und alle Feiertage abschaffen. Und die Urlaubtage halbieren. Dann läuft die Wirtschaft vielleicht wieder gut aber wir sind keine Menschen mehr sondern dumme brave Roboter

    3. Hallo
      mir sind solche Diskussionen einfach egal ich bin gerade mit Kind 4 in Elternzeit und werde wider mit 2 Tage in der Woche starten wenn ich soweit bin. Ich lasse mir von niemandem vorschreiben wie viele Stunden ich zu arbeiten habe. Das entscheide ich selbst. Meine Kinder werden nicht den ganzen Tag fremdbetreut. Wir haben auch niemanden der für uns einspringen könnte wenn eins der Mäuse krank ist.Für jeden Durchfall in der Kita werden mindestens. 3 Tage frei verlangt wie soll das laufen? Ich lasse mich auch nichtmehr wie andere meiner Generation in sozialen Berufen verheizen! Ich war immer nach einem Jahr wider arbeiten und war nur seltenst krank. Ich denke es gibt in Deutschland große Unterschiede was die arbeitslast in den einzelnen berufen betrifft. 40 Stunden sind mit Kindern in der Pflege mit Schichtdiensten kaum zu mahen den dort gibt es auch nicht die Möglichkeit den homeoffice. Wir werden nurnoch soviel arbeiten wie wir zum leben brauchen der rest ist mir egal. Wenn ich krank bin und alle Kinder betreue die ebenfalls erkrankt sind ist auch keiner da. Ich werde nicht jammern aber mich auch nichtmehr auftreiben für diese Gesellschaft. Wir haben unsere Ehrenämter, Kinder und Jobs das reicht und mehr muss auch nicht sein.
      lg

  11. Ich bin schon Großmutter und kann dem nur voll zustimmen. Ich arbeite noch, Rente in 2 Jahren, nach 48 Vollzeitarbeitsjahren. Ich würde gern bei der Kinderbetreuung einspringen, geht aber nicht. Meine Tochter hat 2 Kinder im Kitaalter und arbeitet 30 Stunden, Schwiegersohn Vollzeit. Beide Vollzeit, wie soll das gegen? Wann bleibt da Zeit für die Kinder, Hobbys, Vereine etc.? Von der Paarbeziehung ganz zu schweigen. Es ist zum k……, Und wir als bald Renter sollen ja auch noch länger arbeiten. Mit mir nicht.

  12. Hallo Ihr Lieben,
    Ich kann die Aussagen von Silke voll und ganz unterstreichen.
    Ich arbeite zwar nicht als Wissenschaftlerin, sondern in der Industrie. Ich liebe meine Arbeit.
    Um allen dynamischen Anforderungen gerecht zu werden, Projekte optimal auszusteuern und mitzugestalten und (besonders als Frau in der Männerdomäne) nicht zu versagen, arbeite ich mind. 60 Std. pro Woche. Da ja in den meisten Unternehmen die sog. Vertrauensrbeitszeit herrscht und wir immer noch einige Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten dürfen, fallen die kontinuierlich geleisteten Überstunden niemandem auf. Ich kenne viele Kollegen, die bereits Burn-Out hatten. Mein Mann und ich arbeiten beide, zahlen entsprechend viele Steuern. Wir haben nur ein Kind, das mittlerweile 16 Jahre alt ist. Wir haben leider nur noch eine Oma, die weit weg wohnt und stets mit ihrer eigenen Gesundheit beschäftigt ist.Ich kann mich jedoch an die Ausnahmesituationen mit langen Krankheiten und Krankenhausaufenthalten, Kindergartenschliessungen und Problemen sowie hohen Kosten bei der Ferienbetreuung und dem Urlaub während der Schulferien sehr gut erinnern. Auch ich finde den Vorwurf, dass wir viel zu wenig arbeiten, nicht gerecht. Auch finde ich es traurig, dass trotz der hohen Steuern, die wir zahlen, die Sportvereine für die Kinder bis zur Jugendbundesliga nur durch das Engagement und die Spenden der Eltern überleben. Die Eltern müssen entscheiden, ob sie ihrem Kind die Klamotten mit dem Vereinslogo kaufen können, ob sie sich das leisten können. Die Busse zu den Spielen werden von den Eltern gefahren. Und da nicht alle Eltern eine Übernachtung für ihr Kind in einer anderen Stadt bezahlen können, sitzt die gesamte Mannschaft wegen eines 1.5 Std. Spiels 6 bis 8 Stunden im Bus. Mit „nur“ einem Kind ist das alles kein grosses Problem für uns. Unsere gesamte Freizeit ist auf unser Kind ausgerichtet. Mir tun jedoch die Eltern mit mehreren Kindern sehr leid. Wieviel mehr sollen wir alle arbeiten, damit für unsere Kinder mehr getan wird?

  13. Der Beitrag hat mich so sehr berührt. Ich arbeite als Mama von 3 Kindern, wobei mein jüngster viel Pflwgeaufwand nach einem Unfall braucht….und warum arbeite ich????…..damit ich auch mit 3 Kindern Eisessen gehen kann ohne dass ich ständig sagen muss “ heute nicht, heute hat Mama kein Geld!“ Betreuung übernimmt oft mein Grosser, obwohl ich das nie wollte, bin ich auf sein Wohlwollen angewiesen…..auf den Staat kann man sich schon lange nicht verlassen. Der WILL nur – wie so ein kleines Kind!…..Fühle mich in Stich gelassen vom Vater Staat…….und habe das Empfinden, wie die Autorin unser „sich zerreißen“ wird nicht gesehen.

  14. Vielen Dank für den Beitrag. Mir geht es genauso, wie beschrieben, bin Mutter von 3 schulpflichtigen Kindern. arbeite nur Teilzeit, weil mehr nicht möglich wäre neben der Familien-/ Kinder- und Haushaltsorganisation.

    Ich hatte mich auch sehr geärgert über die Aussage der neuen Bundesregierung.

  15. Ich verstehe die Aufregung nicht – ganz sicher sind mit dem Aufruf keine Menschen gemeint, die bereits 40h arbeiten.

    Wir wohnen im ländlichen Bayern. Maximal 10% aller Mütter arbeiten Vollzeit. Hort ist da, Kita nimmt alle auf und musste die Zeiten wieder kürzen, weil kein Bedarf da war.

    Warum die Frauen nicht oder sehr wenig arbeiten? Weil genug Geld vom Mann verdient wird und sie die Zeit mit den Kindern genießen wollen. Zitat.

    Ich finde übrigens nicht, dass die Politiker meine Arbeitszeitentscheidung etwas angeht.

    Wenn sie was ändern wollen, dann das Ehegatten Splitting abschaffen.

  16. Deutschland ist das Land der unbezahlten und oft genug sogar undokumentierten Überstunden. („Schreib‘ die bloß nicht auf, sonst haben wir den Betriebsrat an der Backe, und der Kunde muss doch schnell sein XYZ erhalten!“)

    Man könnte die Wirtschaft ankurbeln, indem man geleistete Arbeit auch tatsächlich bezahlt und vor allem gerechter besteuert. Dann hätte auch der Mittelstand und jede darunter liegenden Einkommensklasse wieder Geld für Konsum zu Verfügung, statt verzweifelt jeden übrigen Cent für die Altersvorsorge zusammenzukratzen.

    Aber das wäre in Merz‘ trüben Augen wahrscheinlich zu einfach …

    1. …und wie sehr ich mich für diese Mütter freue – dass sie die Chance haben, sich finanziell dafür entscheiden zu können, ihre Kinder beim Großwerden zu begleiten. Sofern das ihr ureigener Wunsch ist, dann werden sie diese Entscheidung im Alter sicher nicht bereuen. Im Job kräht kein Hahn nach einem, wenn man ausfällt. In der Familie ist eine Mama unersetzlich. (Was nicht heißt, dass sie nicht auch arbeiten darf, wenn sie das möchte)

  17. Ich habe eine Bitte: Lasst uns doch nicht auf diese Provokationen aus der Politik anspringen. Zu versuchen, das sachlich zu diskutieren macht doch nur Frust und unzufrieden und schürt Animositäten zwischen Bevölkerungsgruppen. Wir Eltern, wir Arbeitslosen, wir Rentner, wir Doppelverdiener ohne Kinder, das ist endlos und vor allem überhaupt nicht zielführend. Ich halte das für eine gezielte politische Nebelkerze, nach dem Motto „teile und herrsche“….lasst Euch nicht darauf ein und benutzen!

  18. Ich glaube, die Schere ist sehr weit auseinander. Es gibt viele, die bis auf Anschlag arbeiten. Aber es gibt auch sehr viele, die Nutznießer des Systems sind, in dem es sich nicht lohnt arbeiten zu gehen. Finanzielle Hilfen werden ja teilweise mit der Gießkanne ausgeschüttet. Da könnte man ansetzen.

  19. Hmm, klar können wir uns jetzt alle kollektiv aufregen, aber ich denke nicht, dass da der Focus drauf war, dass die Leute, die eh schon viel arbeiten, noch mehr arbeiten. Ihr müsst ja nicht angesprochen fühlen, wenn ihr eh schon am Limit seid… Eher die Leute, die nicht/wenig arbeiten… die fühlen sich aber oftmals nicht angesprochen…

  20. Sehr guter Kommentar. Die Vollzeitpolitiker sind so gut versorgt, die kennen solche Probleme nicht.
    Diese Taktik ist ja dieselbe die auch gerne bei Bürgereldbeziehern angewendet wird. Die sind pauschal auch immer alle faul.

  21. Danke! Genau auf den Punkt getroffen! Wie soll das denn gehen? Schule und Kindergarten sind oft nur Verwahrungen. Die Kinder lernen nicht mehr richtig lesen und schreiben, wenn wir Eltern uns nicht hinsetzen mit ihnen. Kleinkinder werden kaum trocken, weil vielleicht die Eltern ihr Kind kaum noch sehn. Müssen ja arbeiten… Aber WIR sind Schuld!
    Großeltern – ja die meisten habe eher Last als Entlastung.
    Wir arbeiten zusammen nachts um unsere Stunden voll zu bekommen, da tagsüber unsere Kinder im Mittelpunkt stehen sollen. Das heißt aber dann auch nur, dass Hausaufgaben ordentlich gemacht werden und die Kleinen Ruhe für ein Puzzle bekommen.
    Urlaub… kennen wir nur Auserzählungen.

    Der Text könnte viel länger sein…. muss aber jetzt Kinder in den Kiga bringen und arbeiten. Aber wir sind die Faulen am Brückentag!

  22. Ja genau so geht es uns auch.Mein Mann und ich arbeiten beide und führen im Nebenerwerb ein Landwirtschaftlichen Betrieb mit Forst und Ackerbau und Tierhaltung. Von dem Landwirtschaftlichen Betrieb können wir nicht leben. Die Tierhaltung wollen wir im Laufe dieses Jahres aus Zeitgründen auslaufen lassen. Wir haben zwei Kinder und unser Alltag ist voll. Ich wüsste nicht wo wir noch mehr arbeiten sollte.

  23. Na ja, dieser Artikel ist genauso ein pauschales Gelaber wie das, was Herrn Merz vorgeworfen wird.
    Es gibt einen ganzen Haufen Großeltern, die Kinder regelmäßig am Nachmittag und in den Ferien betreuen und es gibt auch einen Haufen Eltern, die viel Wert auf Work-Life-Balance legen. Die zwar jammern, was sie alles wuppen müssen, für die es aber unvorstellbar ist, das Kind für das Fußballturnier mal Eltern von Freunden mitzugeben oder nicht zu zweit beim Chorauftritt zu stehen.
    Viele Eltern haben gar nicht den Luxus, sich ihre Arbeitszeit aussuchen zu können, aber viele eben doch.
    Und dieses pauschale „Ich-habe-Kind-und-deshalb-bin-ich-total-überarbeitet“ nervt halt auch ein bisschen und ist auch nicht immer gerechtfertigt.

  24. Den Tenor des Artikels teile ich vollumfänglich – gerade in Familien wird derart viel unbezahlte Care-Arbeit geleistet, die Herr Bundeskanzler Merz anscheinend für verzichtbar zugunsten von mehr bezahlter Erwerbsarbeit hält.

    Ich hatte seinen Appell jedoch dahingehend verstanden, dass vor allem in Teilzeit Erwerbsarbeitende die Stunden aufstocken sollen – nicht pauschal dahingehend, dass in Vollzeit arbeitende Eltern noch mehr arbeiten sollen. Ich bin mir daher nicht sicher, ob sich die in dem Appell mitschwingende Kritik überhaupt an Familien wie die der Autorin richtet.

    Jedenfalls bin ich dankbar, mein inneres Kopfschütteln über diesen Mehrarbeitsappell im Artikel wiederzufinden.

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