Ihr Lieben, manchmal erreichen uns Mails, die wir quasi Eins zu Eins hier als Beitrag bringen können. Die Geschichte von Lena ist so eine. Sie hat drei Kinder und möchte uns einfach mal erzählen, wie sie durch gelangweilte Auffälligkeiten in der Schule fast durch Zufall erfuhr, dass sie wohl mehrere hochbegabte Kinder zu Hause hat…
Lisa Lisa, liebe Katharina, ich lese sehr gerne euren Blog und da ihr manchmal erwähnt wir dürfen uns gerne melden, wenn wir unsere Geschichte teilen möchten, dachte ich mir ich erzähle mal aus meinem Leben. Ihr bekommt bestimmt viele interessante und schöne Mails und könnt nicht jede Geschichte erzählen, aber finde ich es einfach toll, dass ihr ganz normalen Familien durch eure Arbeit ein Sprachrohr gebt.
Mein Mann und ich sind glücklich verheiratet und haben drei wunderbare Kinder zwischen 2 und 10 Jahren. Unsere Kids waren schon immer pfiffig, egal ob beim Sprechen oder Puzzeln… häufig wurden wir darauf angesprochen, wie weit unsere Kinder schon sind.

Bisher haben wir uns aber nie was dabei gedacht, jedes Kind hat Stärken und Schwächen und entwickelt sich anders. Und da unsere Drei alle so sind, fällt es im Vergleich nicht auf. Doch jetzt sind wir auf einmal „hochbegabt“, was zunächst einmal ein Schock für uns war.
Das alles kam so: Als unser Mittlerer vorletztes Jahr eingeschult werden sollte, freute er sich tierisch auf die Schule, weil er endlich lernen wollte, Bücher zu lesen. Zu Nikolaus konnte er lesen und schreiben und ab da ging es bergab. Wir wurden des Öfteren von den Lehrkräften angesprochen, er könne sich nicht an Regeln halten, er störe die Klasse z.B. durch Geräusche, usw.
Teilweise musste ich ihn frühzeitig abholen, weil es gar nicht mehr ging. Er fing an, erst die Hausaufgaben und dann die Schule zu verweigern. Er konnte nachts nicht schlafen und war morgens nicht wachzukriegen. Er schloss sich im Klo ein, sobald er aus der Schule kam.
Hochbegabte Kinder: Auffällig in der Schule, dann Diagnose

Ein Jahr lang haben wir immer wieder der Schule versucht klarzumachen, dass er unterfordert ist. Er selbst sagte immer wieder, er möchte einfach nur schwerere Aufgaben. Schließlich schickte uns die Schule zum Testen. Natürlich mit Verdacht auf ADHS oder sozial-emotionale Störung. Beides bewahrheitete sich nicht. Stattdessen ist er hochbegabt.
Also fingen wir an zu recherchieren und meist war es so, dass wir in dem, was wir lasen entweder unseren Mittleren oder unseren Ältesten wiedererkannten. Die beiden sind sehr verschieden in vielen Dingen.
Wir fingen an, Kontakt zu Vereinen für hochbegabte Kinder aufzunehmen und es fühlt sich ein wenig an wie in einer neuen Welt. Als wir angesprochen haben, dass wir auch bei unserem Großen viele für hochbegabte Kinder typische Aspekte sehen, sagte man uns: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass ihre anderen Kinder auch hochbegabt sind, wenn sie selber schon das Gefühl haben und eine entsprechende Disposition vorliegt“.
Also haben wir jetzt drei Kinder mit potenzieller Hochbegabung zu Hause. Aber was, wie gesagt, erstmal ein Schock war, sehe ich jetzt mit etwas Abstand als großes Glück an. Endlich habe ich das Gefühl, meine Jungs zu verstehen und unser Familienleben entspannt sich dadurch. Wir sind stolz auf unsere Kinder und sehr gespannt, wie es weitergeht und wie sie sich entwickeln.
Ich danke euch fürs Zuhören und sende ganz herzliche Grüße, Lena
3 comments
Liebe alle, ich finde es schwierig, dass hier negativ über den Vorschlag der ADHS-Abklärung geschrieben wird. Zumal in der ADHS-Diagnostik auch standardmäßig ein Intelligenztest gemacht wird, wodurch dieser Aspekt auch abgedeckt wird.
Tatsächlich war mir auch nicht bewusst, dass hochbegabte Kinder durchaus auch ADHS haben können. Hier der Fall: ein Kind mit ausgeprägter Hochbegabung (>140), Autismus UND ADHS. Und ein Kind mit Hochbegabung im Teilbereich (dort auch >140) und ADHS.
Fazit: Neurodivergenz hat viele Facetten. Lehrkräfte können keine Diagnosen stellen, aber sie haben nicht selten ein gutes Gefühl, dass eine Neurodivergenz vorliegen könnte. Uns haben beide Diagnostiken sehr viel weiter gebracht. Meine ursprüngliche Befürchtung, dass den Kindern ein Stempel aufgedrückt würde, hat sich kein bisschen bewahrheitet.
Ich empfehle alle Materialien (Instagram, Bücher, Podcast …) von Saskia Niechzial zu dem Thema.
Hallo, wir haben auch einen Sohn, bei dem wir erst kürzlich die Hochbegabung diagnostiziert bekommen haben. Er ist schon 14 und fiel immer durch eine sehr schnelle Auffassungsgabe und einen enormen Ehrgeiz auf. In der Grundschule hatte er eine tolle Lehrerin, die ihn da echt abgeholt hat, doch jetzt auf dem Gymnasium fällt mir auf, dass auf die individuellen Fähigkeiten nur bedingt eingegangen wird. Er liebt Sprachen und Naturwissenschaften, könnte meinem Gefühl nach da noch sehr viel tiefer einsteigen, aber hat gerade (sicher auch pubertätsbedingt) wenig Lust neben der Schule extra Projekte zu verfolgen und in der Schule wird auch nur auf den Lehrplan bestanden. Den hakt er zügig ab und hat dann viel Zeit für Blödsinn, unsere Hinweise ihn mit spannenden Extra- Themen zu versorgen und nicht nur schreiend Disziplin von ihm zu fordern, wird nur sehr bedingt nachgekommen. Man gab uns noch die Empfehlung für ein Hochbegabten- Internat, aber das kommt für ihn nicht in Frage, da er sozial hier in seinem Umfeld gut eingebunden ist auch im Fußballverein stark eingebunden. Ich habe leider das Gefühl, dass die Schule (die schon ein Extra- Sprachgymnasium ist) gar kein Interesse an der Förderung hat. So bieten wir ihm viel Anreiz und Input, damit er sich wohl fühlt.
Das fühle ich so sehr. Wir haben einen ähnlichen Weg hinter und. Unser größter zeigte starke depressive Verstimmungen und die Schule forderte eine Abklärung der ADHS Thematik, obwohl es zu diesem Zeitpunkt bereits (Dank der Abklärung der Depressiven Verstimmungen) eine Feststellung der Hochbegabung gab. Leider bleiben die Probleme in der Schule teilweise bestehen. Wir als Elterm geben unser Bestes, ihn in der Freizeit mit Hobbys und Projekten auszulassen und sind schon Exprerten in vielen Bereichen geworden (Abends lernen, damit man Tagsüber Fragen folgen und beantworten kann).
Von den drei weiteren Kindern befindet sich eines aktuell ebenfalls in der Diagnostik, wegen entsprechender Auffälligkeiten.
Ein Kind ist noch zu jung, zeigt aber schon jetzt Fähigkeiten die ebenfalls in die Richtung gehen…
Die Auslastung und angemessene Förderung wäre eigentlich ein eigener Job, den wir nun irgendwie versuchen mit unterzubringen…