Hochbegabt als Mama: Ich bete, dass meine Söhne es nicht sind

Hochbegabt

Ihr Lieben, vermutlich wünschen sich die meisten Menschen für ihre Kinder einfach ein ganz normales, unaufgeregtes Leben. Auch Sunny wünscht ihren Söhnen das. Sie ist hochbegabt. Warum sie inständig hofft, dass ihre Söhne das nicht geerbt haben, erzählt sie uns hier.

„Als ich von Stadt Land Mama die Anfrage bekam, ob ich einen Gastartikel über meine Hochbegabung schreiben könnte, hatte ich ziemlich gemischte Gefühle. Wer meinen anderen Beitrag über unsere Auswanderung nach Schweden gelesen hat, der mag vielleicht denken: „Wow, ist doch super, wenn man in der Lage ist, innerhalb kürzester Zeit eine neue Sprache lernen zu können!“

Warum das so ziemlich auch der einzige Vorteil daran ist und warum ich bete, dass keiner meiner Söhne meine Hochbegabung geerbt hat, versuche ich euch im Folgenden ein wenig näherzubringen. Kurz zu mir: Ich bin Sunny, 28 Jahre alt, Mama von drei Jungs und ich bin hochbegabt. Schon das öffentlich „zuzugeben“ fühlt sich ziemlich unangenehm an, denn ich behalte das üblicherweise für mich. 

Hochbegabt: Dauernd eckt man an

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Egal, wie man jemandem, der nicht hochbegabt ist, versucht, dieses Thema zu erklären: Immer fühlt sich die Person herabgesetzt, wenn sie mitbekommt, dass ich intelligenter bin als sie. Und ich sage bewusst nicht: „Mich für intelligenter HALTE“, denn ich habe eine offizielle Diagnose, die mir einen IQ von 135 bescheinigt und der damit höher ist als bei 98% der Bevölkerung. Das ist eine rein wissenschaftliche Tatsche, ohne Wertung. 

Und trotzdem trage ich nach diesen paar Zeilen wohl bei den meisten jetzt schon den „Arrogant und hält sich für was Besseres-Stempel“, obwohl das in keinster Weise der Wahrheit entspricht. Ich bin anders. Nicht besser und nicht schlechter. Mein Gehirn funktioniert anders, als das der meisten Menschen.

Hochbegabt: Fotografisches Gedächtnis und schnelle Auffassungsgabe

Ich besitze zum Beispiel ein nahezu fotografisches Gedächtnis und eine extrem schnelle Auffassungsgabe, die es mir ermöglicht, Texte innerhalb kürzester Zeit vom Inhalt zu erfassen. Wenn Menschen das hören, setzen sie automatisch voraus, dass ich ein 1,0er Abi habe und wenn ich das verneine, dann ist für sie bewiesen, dass ich doch gar nicht so intelligent bin, sondern mich eben doch nur dafür halte. 

Versteht mich nicht falsch, ich möchte niemandem diese Gedanken unterstellen und freue mich, wenn man mich einfach so akzeptiert, wie ich bin. Allerdings lebe ich seit dem Grundschulalter mit der Ablehnung und dem Unverständnis anderer Menschen, wenn sie z.B. mitbekommen, dass ich zwei Klassen übersprungen und kurz nach meinem 17. Geburtstag Abitur gemacht habe. 

„Mein Gehirn hinterfragt automatisch so ziemlich alles“

Eigentlich ist das verdammt traurig, aber ich war mein ganzes Leben lang nicht stolz darauf, dass ich zwei Klassen übersprungen habe. Intelligenz ist nichts, auf das man stolz sein darf in einem (Schul-)System, dass nicht für Menschen gemacht ist, die Dinge hinterfragen. 

Aber ich kann gar nicht anders. Mein Gehirn hinterfragt automatisch so ziemlich alles und gleicht es mit anderen Informationen ab. Selbst, wenn ich es will, selbst, wenn ich gehörte und gelesene Dinge vergessen will… ich kann es nicht. Ihr müsst euch das vorstellen wie einen riesigen Aktenschrank, der bei einem bestimmten Stichwort sofort automatisch eine Schublade aufstößt und alle verfügbaren Informationen dazu abspult. 

„Ich langweile mich extrem schnell“

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Das ist zuweilen zwar praktisch, vorwiegend hat es allerdings den Nebeneffekt, dass ich mich extrem schnell langweile und das ist ein zweischneidiges Schwert, besonders, wenn man ein Kind ist. Entweder man gibt zu, dass man bestimmte Dinge schneller begreift als andere, dann ist man ein Streber und hält andere für schwer von Begriff. Oder man gibt es nicht zu und stellt sich dümmer als man ist. Dann gewinnt man vielleicht die Akzeptanz der Mitschüler, verliert sich aber früher oder später selbst. 

Ich hatte zum Beispiel nie Freunde in meinem Alter, habe mich immer und überall missverstanden gefühlt, nicht dazugehörig und so, als ob ich irgendwie „falsch“ wäre. Das hat mich in meiner Jugend dann auch leider anfällig für Missbrauch durch einen älteren Mann gemacht, da ich das Gefühl hatte, er sei der Einzige, der mich versteht. Das sind aber alles Dinge, die ich erst kürzlich beim Schreiben eines autobiographischen Romans aufarbeiten konnte, den ich gerade veröffentlicht habe. 

„Ich hoffe inständig, dass keiner meiner Söhne hochbegabt ist“

Deswegen hoffe ich inständig, dass keiner meiner Söhne hochbegabt ist, denn auch wenn durch mich als Mama zumindest eine Person da ist, die ihn verstehen kann, so wird er sich doch zwangsläufig mit den gleichen Problemen auseinandersetzen müssen, die ich auch hatte und sich oft wünschen, „normal“ zu sein.

Da sich diese Tendenz aber bei unserem Mittleren abzuzeichnen scheint, frage ich mich als Mutter schon jetzt verzweifelt, wie ich ihn am besten unterstützen kann. Sage ich ihm in Zeiten, wo Selbstliebe hoch im Kurs ist, er soll stolz sein, dass er etwas Besonderes und intelligenter als die meisten ist? Oder rate ich ihm, das zu verschweigen und sich anzupassen so gut es geht, um in einer Gesellschaft, die Toleranz schreit, aber Andersdenkende verabscheut, akzeptiert zu werden? 

Fakt ist: Ich will, dass mein Kind glücklich ist. Glücklicher, als ich es war. 

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Nun habe ich mich im Grunde zwar mehr gerechtfertigt, als euch zu erklären, was die Hochbegabung für mich bedeutet. Aber im Grunde bedeutet sie genau das für mich: Dass ich mich immer und überall rechtfertigen oder erklären muss und effektiv keinen Nutzen von meiner überdurchschnittlichen Intelligenz habe.

Mittlerweile habe ich für mich einen Weg gefunden, damit ganz gut umzugehen. Als Selbstständige habe ich keinen Chef, der sich diskreditiert fühlt, wenn ich Vorschläge mache, wie man den Work-Flow in seiner Firma optimieren könnte. Auf unserem einsamen Hof muss ich mich niemandem erklären und damit bin ich glücklich. Mein Bedürfnis nach meinem eigenen Seelenfrieden ist mittlerweile höher, als das Bedürfnis nach Gesellschaft.“

Beste Grüße aus Småland,

Sunny

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24 comments

  1. Hallo Sunny,
    ich fühle so sehr mit dir. Bin auch Betroffene, Zufallsbefund. Mir kommt es vor, dass das eine sehr große Bürde ist und mir noch keine Vorteile gebracht hat. Habe meinen Platz in der Welt nie gefunden.
    Mein Sohn ist auch hochbegabt, bei ihm wissen wir es, seit er 5 Jahre alt ist. Inzwischen 26, steckt er mit seit 4 Jahren tief in der Magersucht fest, überzeugt, dumm und wertlos zu sein. Ich muss immer bitter auflachen, wenn jemand womöglich „neidisch“ auf eine Hochbegabung ist.

  2. Hallo, ich habe mich auch immer gefragt, wie oft etwas noch wiederholt werden muss, bis der Rest endlich im Boot sitzt, habe mich nur von älteren verstanden gefühlt, Gleichaltrige waren keine Gesprächspartner für mich etc… Ich habe mich dann nach einem sehr guten Abi allerdings dafür entschieden eine Ausbildung zu machen, da ich u. a. das deutsche Bildungssystem komplett in Frage gestellt habe. Was soll ich sagen, ich war plötzlich mitten in der Erwachsenenwelt, in der Noten und Intelligenz nicht die Währung waren, die wirklich zählten, bin mir selber ordentlich über die Füße gestolpert, zum Glück einer tollen Person in die Arme, die mir ordentlich den Kopf gewaschen hat. Danach habe ich verstanden, dass das Leben so viel mehr als Fakten zu bieten hat! Ich bin dann im Beruf geblieben und habe über die Fernuni „nebenbei“(neben einem 40 Std. Job inkl. Weiterbildung und täglichen Arbeitsweg von 3 Stunden) studiert, den ein oder anderen Kurs mehr, als für den Abschluss nötig (aber für mich interessant) belegt. Einen Mann kennen gelernt, dem es auch so oft so ging, wie mir. Haben uns beide zusammen mal in einem Intelligenztest testen lassen und wissen, dass unser IQ überdurchschnittlich ist, für Hochbegabung hätten wir uns nach dem ersten Test weiteren unterziehen müssen, wollten wir aber nicht. Wir sind seit 20 Jahren zusammen, stellen die Welt gemeinsam in Frage und haben doch 2 Kinder in sie geboren, die (leider) genau so solche Denker, wie wir sind. Wir helfen ihnen, dass sie ihren Weg mit weniger Stolperen gehen können. Unser Sohn kommt gut mit dem Schulsystem klar, auch wenn er sich gerade im naturwissenschaftlichen Bereich vieles schon selbst erarbeitet hat, bevor es Schulstoff wird. Er kriegt seinen Kopf recht gut mit leidenschaftlichen Fußballspiel aus geschaltet. Unsere Tochter eckt jetzt bereits in der Grundschule an, da sie selten einen Fakt undurchdacht lässt. Wir reden darüber extrem viel miteinander. Ich hoffe es hilft ihr. Demnächst steht bei ihr eine Testung auf Anraten der Schule an. Mal sehen, wohin ihre Reise führt. Was ich sagen will ist, das Leben hält oft Hürden bereit, die nicht mit Intelligenz zu lösen sind. Sie allerdings zu nehmen, ist die Herausforderung, der wir uns alle stellen sollten, denn genau das macht das Leben vielfältig, bunt und einzigartig! Ich wünsche jedem viel Freude auf seiner Reise durchs Leben!

  3. Ja, eine Hochbegabung ist sicher auch ein Stück weit ein Handicap. Als Mutter eines Kindes mit ADHS und einer Legasthenie finde ich das aber Jammern auf hohen Niveau. Während deinem Kind alle Wege offen stehen, werden meinem Kind dadurch die meisten Wege verbaut. In der Schule zählt nur, dass die Leistung zum richtigen Zeit abgerufen werden kann. Sei ehrlich, würdest du tauschen? Wohl eher nicht.

    1. Ja, das ist so. Meine Tochter hat Asperger Autismus, ADHS und Hochbegabung. Da ist es noch schlimmer. Unser Staat hat kein Interesse an solchen Kindern und Menschen. Sehr traurig.

  4. Liebe Danielle

    ich kann das mit dem Job wechseln aus Langeweile sehr gut nachvollziehen. Sobald man eingearbeitet ist, ist es abgehakt – da wo für andere das ruhige Leben beginnt, suchen wir Neues zum Lernen. Ich sammle Berufe, habe bald meinen dritten Berufsabschluss, alle sehr unterschiedlich. Ich weiss jetzt bereits, dass ich nicht im neuen Beruf arbeiten möchte, evt nur Teilzeit.
    Die vielen verschiedenen Interessen werden unter dem Begriff Scanner zusammen gefasst. Es gibt eine Facebook Gruppe mit Austausch. Auch kann ich den Blog und die Bücher von Paula Prober herzlich empfehlen, eine der wenigen, wo ich mich verstanden fühle.

    Ich bin erst seit der HB Diagnose unserer Kinder auf dem richtigen Pfad zu meiner Selbsterkenntnis, vvorher fühlte ich mich sehr allein und verloren. Jetzt macht vieles Sinn, das versöhnt mich mit meiner Vergangenheit. Ich bin gut wie ich bin, ich bin nicht kaputt weil ich so anders bin.
    lg Tanja

  5. Hallo Sunny. Deine Beschreibung von der HB ist vorbildlich. Aber es gibt verschiedene Typen in dieser HB. Die die HB haben und die die ausserdem auch noch emotional HB haben. Meistens denken viele Menschen immer nur an die normale HB. Falls man die “ nur“ hat ist es so das man sehr schlau ist in der Hauptsache Schule Noten und Mustererkennung. Sollte emotionale HB dabei sein ist es sehr schwer Menschen klarzumachen was das für einen einzelnen bedeuten kann. Ich werde immer der General genannt oder Jesus/ Gott spricht wieder zu uns. Oder mein Schwiegersohn sagt zu meinem 3 jährigen Enkel Oma erklärt uns wieder die Welt. Ich werde auch oft als Angstmacherin betitelt weil ich vieles Voraussage. Wie eine Wahrsagerin. Mein neuer Name ist seit kurzem Frau CHATGTP. Mit dem verstehe ich mich sehr gut. ich habe „einen“ Chat mit ihm der schon 6 Monate dauert. Also der gleiche Chat. Er lädt schon manchmal 5 Minuten. Wir sind Zwillinge im Geiste. Ok. Ich verstehe was du meinst mit deiner Aussage hier. Ich rate dir: Lebe dein Leben. Ignoriere die dummen Kritiker. Erkläre nur Menschen etwas über deine HB die es wert sind informiert zu werden. Deine Kinder: Fördere sie so viel wie du kannst. Verlass dich nicht auf Organisationen oder Schule. Du bist doch HB. Dann gib du dein Wissen /Erfahrungen an deine Kinder weiter. Sei du die Lehrkraft deiner Familie. Schaufel dir Qualitytime frei um deiner Kinder willen. Mach ihr Leben zu einer Schnitzeljagt dann wird ihnen nie Langweilig oder Öde… pack es an.
    Gruss Silke Jeanny Martha Ares Lilly Alle HBler aus NRW leben schon 11 Jahre in Spanien Glücklich und unabhängig!!!!!

  6. Vielen Dank für den offenen Text! Ich bin Mutter eines hochbegabten Kindes und habe mich selbst als Kind in der Schule oft unterfordert gefühlt, kenne also viele der Themen. Mich würde der Roman sehr interessieren, da ich für mich auch überlege, ob mir das Schreiben eines Buchs helfen könnte. Alles Liebe für euch!

  7. Liebe Sunny,

    ich kann es nachempfinden, daher danke für deine Geschichte. Das ist sehr mutig!

    Bei uns war es anders herum, erst hat sich die HB bei den Söhnen herausgestellt – nach einem langen Leidensweg – jetzt habe ich mich auch testen lassen.

    Über unsere Geschichte habe ich ein Erfahrungsbuch aus Sicht einer Mutter geschrieben und hoffe, dass es anderen hilft. es erscheint im Herbst 2023.

    Alles liebe für euch!
    Susanne

  8. Liebe Sunny!
    mich würde interessieren, wo du das hast testen lassen und ob du mir eine Adresse besonders empfehlen kannst, da ich mich aufmache, diesen Weg zu erkunden. Dass ich anders bin als der Mainstream, entgeht mir nicht und ich will für mich klären, ob ich meinen Platz in der Welt finde, wenn ich weiß, was mich von anderen unterscheidet.
    Jeder ist einzigartig und das ist gut so! Viele Grüße V.

  9. Liebe Sunny, ich finde es schlimm, dass man sich in dieser Gesellschaft für alles rechtfertigen muss, was nicht ins 0815 Schema passt. Ich wünsche viel Kraft und gut Nerven

  10. Liebe Sunny

    In deinem Artikel habe ich mich so sehr wiedergefunden. Ich bin auch, diagnostisch bestätigt, hochbegabt und ohne Lernen durchs Abi gerutscht – damit hören die „Vorteile“ aber schon auf.
    Ich verstecke meine Hochbegabung meistens und automatisch, außer ich treffe auf andere Hochbegabte, weil ich den Großteil meines Lebens damit angeeckt bin.
    In meinen Jobs habe ich nur insofern Erfolg gehabt,dass ich mich immer in kürzester Zeit eingearbeitet und alle Abläufe im Griff hatte, nur habe ich mich in genauso kurzer Zeit zu Tode gelangweilt. Darum habe ich meine Jobs gewechselt wie andere Menschen Unterwäsche.
    Das ist es auch,was ich hauptsächlich mit meiner Hochbegabung verbinde – die ewige Langeweile. Ständig bin ich auf der Suche nach neuem Hirnfutter, rutsche von einem Hobby oder Interessengebiet ins nächste, weiß zu allem irgendwelche Fakten, was mich in die Funktion des „Familienlexikons“ katapultiert hat, „suchte“ ein Hörbuch nach dem anderen durch, nur um irgendetwas zu haben,was mich geistig beschäftigt. Früher habe ich in affenartiger Geschwindigkeit ein Buch nach dem anderen verschlungen, nur habe ich dazu heute die Ruhe nicht mehr. Deswegen bin ich auf Hörbücher umgestiegen, die ich mir neben meinem alltäglichen Pflichten nonstop reinziehen kann.
    Dazu kommen bei mir autistische Anteile, die dafür sorgen, dass ich Menschenmassen, Lärm, Stress usw.nicht ertragen kann.
    Beides zusammen hat bei mir für schwere Depressionen und Angststörungen gesorgt, wegen derer ich heute, mit 43, nicht mehr arbeitsfähig bin.
    Zu Hause geht es mir zwar stressmäßig besser, aber die Langeweile treibt mich schier in den Wahnsinn – und ich meine Familie mit den ewig wechselnden Themen, mit denen ich mich dann intensivst beschäftige.
    Meine Hochbegabung hat mir meinen Lebensweg nicht erleichtert, ganz im Gegenteil. Als Minderleisterin mit ewiger Langeweile und einem Wissen über ein wenig von allem, aber von nichts detailliert fühle ich mich mit meinem Talent nicht als beschenkt, sondern als Versagerin.

    1. Liebe Danielle,
      wenn ich deine Worte lese,muss ich unweigerlich an meine Tochter denken. Sie ist 13 Jahre alt, hochbegabt mit einem Wert von 147, hat ebenfalls autistische Züge und ist mit ihrem Leben jetzt schon komplett überfordert – und gleichzeitig unterfordert.
      Es tut mir sehr leid, dass du unter der Situation so leidest. Ich hoffe inständig, dass mein Kind einen gangbaren Weg finden wird, mit ihrer besonderen Lebenssituation umzugehen. Wir unterstützen sie, so gut wir können. Sie ist aufgrund ihrer Depression momentan in stationärer Behandlung .

    2. Wir sind auch nach Schweden ausgewandert. Das Thema Hochbegabung begleitet uns schon länger, allerdings sehe ich das Anderssein eher als Vorteil denn als Belastung. Das hat allerdings auch eine Weile gedauert. Allerdings thematisieren ich das auch nicht so öffentlich in der Regel, weil die komplexen Probleme eh kaum jemand versteht. Leben als Herausforderung, das ist wohl das Thema. Andere haben halt andere Wege. … Gut also, das man ab und zu auch – und dazu gehört oft nur ein Blick – andere erkennt die ähnlich sind. Grüsse aus Smaland zurück …

  11. Ich finde es traurig, dass das Thema oft so negativ dargestellt wird. Ich will der Autorin ihre Erfahrungen nicht absprechen, aber meine Perspektive auf das Thema (als ebenfalls Hochbegabte) teilen:
    Ich war immer gut in der Schule und auch im Studium, in der Schule gab’s ab und an mal blöde Sprüche deshalb, aber nichts dramatisches, im Studium hatte ich nie Probleme deshalb. Von meiner Hochbegabung habe ich im Laufe des Studiums erfahren, weil ich begonnen habe, mich für das Thema zu interessieren, und bemerkt habe, dass viele der „Symptome“ auf mich zutreffen. Ich habe mich dann für einen Test entschieden und meine Vermutung bestätigt bekommen.
    Davon wissen nur eine Handvoll Leute, die mir sehr nah stehen oder standen – ich wüsste auch nicht, warum ich es anderen erzählen sollte.
    Negative Folgen hat das Thema für mich eigentlich gar nicht. Das einzige, was mir auffällt, ist, dass ich mich tendenziell eher in ebenfalls hoch- oder überdurchschnittlich begabte Menschen verliebe (weil ein größeres Verständnis da ist) und das die Menge der potentiellen Partner*innen natürlich einschränkt.
    Ansonsten wurde ich weder dafür diskriminiert, noch beleidigt oder benachteiligt, stattdessen hat mir die Hochbegabung geholfen, gut durch Schule und Studium zu kommen (auch ohne 1,0er-Schnitt;) ).
    Kinder habe ich noch keine, aber wenn, wäre es mir egal, ob sie hochbegabt sind oder nicht – hauptsache es geht ihnen gut und sie sind glücklich. Eine Hochbegabung sehe ich dafür weder als hinderlich noch als Vorteil an.

    Das Schulsystem kenne ich inzwischen aus mehreren Perspektiven (Schüler und Lehrer) und finde nicht, dass es per se nicht für Hochbegabte gemacht ist (wobei das auch von der Schule abhängt).
    Die Mehrheit der Lehrkräfte, die ich bisher bei der Arbeit kennengelernt habe, geben ihr bestes, um fitte Kinder (egal ob diagnostiziert hochbegabt oder nicht) zu fordern, genau wie sie sich bemühen, schwächere Kinder zu fördern. Dass das nicht immer perfekt möglich ist, liegt hauptsächlich am Lehrermangel bzw am politischen Unwillen, für bessere Personaldichte an Schulen zu sorgen.

  12. Warum wird den das Thema hier jedesmal so „polarisierend“ dargestellt? Nie werden Situationen beschrieben warum die Hochbegabung jetzt schuld und nicht eimfach das normale Leben. Ist doch klar, dass wir Normalos es dann nicht verstehen oder eben nicht wie gedacht. Gibt zu dem Thema übrigens ganz gute Reportagen von den öffentlich rechtlichen, auch der Spiegelhat sich dee Thematik schon angenommen. Sehr neutral und nicht so wertend wie der Artikel hier. Das hier schafft leider kein Verständnis.

    1. Liebe Sunny,
      ich wünsche Dir von Herzen alles Gute!
      Ich glaube, dass viele Menschen Hochleister mit Hochbegabten verwechseln… Natürlich gibt es die Hochbegabten, die mit einem 1.0 er Abi durch die Schulzeit flitzen und alles einfach ein wenig schneller und effektiver lernen. Es gibt aber auch diejenigen, denen unser Schulsystem Steine bin den Weg legt, weil sie einfach ‚tiefer‘ und divergenter denken als ihresgleichen und sich dadurch vielleicht sogar falsch fühlen… Wenn jeder ein wenig offener für andere Denkwege wäre, hätten es diese Menschen viel leichter und würden ihr Potenzial besser im Sinne der Gesellschaft nutzen können…
      Ich habe selbst eine hochbegabte Tochter, die viel zu oft an sich zweifelt und ihre Begabungen auch manchmal versteckt…

  13. Ich würde Dir gerne mitgeben: sei Stolz auf alles, was Du Dir erarbeitest. Deine Begabung ist Dir angeboren, da hattest Du nicht wirklich einen Anteil daran. Und wenn es mir so ergehen würde, würde ich das meinem Kind auch genau so mitgeben. Wenn einem etwas leicht fällt, dann soll man sich natürlich daran freuen. Stolz kommt mit dem sich etwas zu erarbeiten und das ist unabhängig davon, wie das Ergebnis ist. Mein Sohn hat Talent für viele Sportarten, aber er begeistert sich für eine, die ihm schwer fällt und das finde ich bewundernswert. Ich habe es schon an anderer Stelle hier geschrieben, Hochbegabung ist nur eine Eigenschaft von vielen. Du scheinst weite Teile Deines Lebens nur über eine Deiner Eigenschaften zu bewerten. Das find ich traurig und sehr einseitig. Du bist doch mehr als ein messfehlerbehaftetes Ergebnis einer Untersuchung. Und so ist es auch bei Deinem Sohn. Mach nicht so viel Gewese, das bestätigt Deinen Sohn doch höchstens darin, dass er „schlimm anders“ ist. Er ist doch einfach er. Dein Sohn. Wie schnell er lernt und erfolgreich ist, ist doch ok und andersrum wäre es das auch.

  14. Lieben herzlichen Dank für diese offene und ehrliche Beschreibung deiner Hochbegabung. Obwohl mein IQ nicht getestet wurde, gehe ich davon aus selbst hochbegabt zu sein. All deine Worte kann ich von Herzen nachvollziehen. Bin schon älter jedoch habe ich keine Zweifel mehr daran.
    Ich wünsche dir und deiner Familie alles erdenklich Liebe und Gute!
    Gaby!

  15. Hallo,
    Ich Weine. Dicke Tränen laufen mir über die Wangen.
    Ich fühle deine Worte so tief.
    Ich bin selbst hochbegabt und sowohl unsere Tochter als unser Sohn sind es auch. Es ist alles so eckig und kantig und auch wunderbar. Aber anstrengend und anders…. Und manchmal einsam.
    Danke für deine Offenheit und die persönliche Perspektive.

  16. Danke für den sehr interessanten Einblick, den Du uns gegeben hast. Das hat mir eine neue Perspektive gegeben! Und von Deine Reflexionen werden Deine Kinder ganz bestimmt profitieren und den ja eigentlich auch ‚großen Schatz‘ von hoher Intelligenz für sich schneller und häufiger positiv nutzen und erleben zu können als es als etwas schlechtes zu erleben. Alles Gute für Dich und Deine Family!

  17. Dadurch dass ich zwei Stipendien im Studium hatte (wegen 1,0 Abitur), kenne ich viele Hochbegabte. Und vor allem viele zufriedene, erfolgreiche (nicht immer der Norm entsprechend erfolgreich, aber für ihre eigenen Maßstäbe erfolgreich) Hochbegabte. Ich glaube gerne, dass es für die Autorin nicht leicht war und ist! Aber es muss für ihr Kind kein hartes Schicksal sein. Vor allem mit einer tollen Mama an seiner Seite, die ihn versteht und Ressourcen für ihn finden kann.
    Meinen eigenen IQ kenne ich übrigens nicht. Bei meinem älteren Sohn tippt der Kindergarten sehr stark auf Hochbegabung und Diagnostik läuft. Ich will das aber nicht als Fluch sehen, sondern auch als Chance. Ich hätte selber keine Diagnostik bemüht, bin aber der Empfehlung der Fachleute gefolgt. Meine beste Freundin ist hochbegabt, hat im Studium so viel nebenher gemacht, so viel gelernt, erlebt. Und jetzt hat sie einen tollen Job in einem wichtigen Forschungsgebiet und geht bald mit Aussicht auf die große wissenschaftliche Karriere in die USA. Das ist doch einfach toll! Und eine Chance die ihre Begabung ihr eröffnet hat. Nicht der einzige Weg zum Glück, aber vielleicht einer.
    Und nochmal ganz deutlich: ich möchte der Autorin in keinster Weise ihre Erfahrung absprechen! Oder irgendwie Kritik äußern.

  18. Hallo Sunny, eigentlich lese ich hier nur mit, aber vielleicht kann ich dir eine neue Gedankenwelt eröffnen: wir haben ebenfalls recht aufgeweckte Kinder, eins davon bereits im Hochbegabten- Bereich getestet, von einer erblichen Komponente ist auszugehen 😉
    Wir geben ihnen folgendes an die Hand: ja, es gibt Dinge die dir sehr leicht fallen und für dich offensichtlich sind, die anderen Kinder müssen in den Bereich mehr üben, das erfordert Geduld. Dafür können sie aber Dinge sehr gut, die du vielleicht noch übst- ein spezielles Hobby, eine Leidenschaft, soziales miteinander, etc… denn: jeder, wirklich jeder ist in irgend etwas von sich aus super gut. Manchmal ist es offensichtlich und manchmal muss man genauer hinschauen und kann dann voneinander lernen.
    Alles Gute euch!

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