Auswandern nach Schweden: „Beste Entscheidung unseres Lebens“

Auswandern nach Schweden

Ihr Lieben, hach, habt ihr auch schon mal vom Auswandern nach Schweden geträumt? Oder anderswo hin? Wenn ich Auswander- oder Weltreise-Geschichten lese wird mir immer ganz warm ums Herz. Ich hätte mir das für uns durchaus auch vorstellen können, aber irgendwie kam bislang immer der Alltag dazwischen oder der Job oder die Kids, die dann doch auch sehr in der Heimat verwurzelt sind.

Sunny hat das mit ihrer Familie anders gemacht. Durch Corona war eh alles anders, also plante sie ihr Auswandern nach Schweden. Und zog es durch. Was sie hier erzählt, klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Hier kommt ihr Gastbeitrag.

Auswandern nach Schweden: Endlich!

Auswandern nach Schweden

„Hej aus Småland! Ich bin Sunny (28) und letzten Frühling mit meinem Mann (48), unseren drei Söhnen (6, 5 und 4 Jahre alt) und unseren Tieren nach Schweden ausgewandert. Hier möchte ich euch von unserem ersten Jahr „im Norden“ erzählen: ob wir uns eingelebt haben, wie die Kinder mit der neuen Sprache zurechtkommen usw.

„Kurz“ zur Vorgeschichte: Ich wollte eigentlich „schon immer“ nach Schweden und hatte geplant, nach meinem Abitur hier zu studieren. Aber man kennt das ja: Erstens kommt es anders… Ich lernte meinen Mann kennen, der als Polizeibeamter ziemlich an seine Arbeitsstelle gebunden war und somit waren meine Pläne erstmal verworfen. Auch wenn der Wunsch immer irgendwo in mir „geschlummert“ hat.

Umzug, Hochzeit, Kinder

Nachdem mein Mann einen Unfall bei der Arbeit hatte, sind wir in ein winziges Dörfchen im Süden von Brandenburg gezogen, haben geheiratet, Kinder bekommen und ich habe eine Firma gegründet und diese vier Jahre lang erfolgreich geführt, bis die Corona-Politik der Bundesregierung mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat – wie so vielen anderen Selbstständigen eben auch. 

Da wir dadurch nicht mehr allzu viel hatten, was uns in Deutschland noch gehalten hat, haben wir spontan unser Haus verkauft und sind aufgebrochen nach Schweden, wo wir nach drei Besichtigungen unser Traumobjekt gefunden und gekauft haben, eine richtige Fügung!

Hallo Schweden! Hallo Pferdehof am See!

Auswandern nach Schweden

Nun leben wir auf einem recht einsamen Pferdehof am See inmitten von Wäldern und unseren Heuwiesen, denn Naturverbundenheit war uns schon immer wichtig. Wir sind zwar eher „Eigenbrötler“ und gern unter uns, haben aber dennoch guten Anschluss zu den einheimischen „Nachbarn“ gefunden. (Schweden ist, wenn dein „Nachbar“ drei Kilometer weit weg wohnt!) 

Ich sprach nach ca. einem viertel Jahr fließend Schwedisch, denn da ich hochbegabt bin, fällt mir das Lernen sehr leicht. Es stimmt zwar, dass viele Schweden gut Englisch sprechen, aber die vorwiegend ältere Bevölkerung auf dem Land unterhält sich lieber in ihrer Landessprache. Davon abgesehen, dass ich finde, dass das Lernen derselbigen auch etwas mit Respekt zu tun hat, wenn man irgendwo leben möchte.

Schule und Kita in Schweden

Auswandern nach Schweden

Die Kinder haben wir in dieser Hinsicht ein bisschen ins kalte Wasser geschubst, denn unser Großer ist ja sechs Jahre alt und somit schulpflichtig. Am ersten Schultag konnte er noch so gut wie nichts sagen – außer, wie er heißt und wie alt er ist… Aber mittlerweile spricht er auch schon sehr gut Schwedisch, ohne dass wir dafür extra irgendwas mit ihm geübt hätten oder so. 
Kinder sind einfach faszinierend!

Ich geb euch an dieser Stelle gern mal ein paar allgemeine Infos zum schwedischen Bildungssystem, welches mir persönlich besser gefällt als das Deutsche. Der Besuch einer Schule ist für alle Kinder von 6-16 Jahren obligatorisch und beginnt mit der „Förskoleklass” (vgl. Vorschule), wo sie spielerisch an Zahlen und Buchstaben herangeführt werden und das Stillsitzen und Konzentrieren lernen. Das gesamte Schulwesen ist staatlich finanziert und somit kostenlos. 

Mittagessen, Stifte, Bücher: kostenlos

Hier erzählt Sunny von ihrem Auswandern nach Schweden - mit Mann und vier Jungs.

Die Unterrichtsmaterialien (Stifte, Bücher usw.) werden von der Schule gestellt. Auch gibt es für alle Kinder ein kostenloses Mittagessen, da generell viel Wert drauf gelegt wird, dass alle Kinder die gleichen Voraussetzungen haben, unabhängig vom Einkommen der Eltern. 

Wir haben uns für eine freie Schule von einem kirchlichen Träger entschieden, die wir auch nicht extra bezahlen müssen und ich bin restlos begeistert. In der Klasse unseres Großen sind sieben (!) Kinder und sie werden wirklich als Individuen betrachtet und nicht in irgendein Schema gepresst. Es wird mit positiver Bestärkung und ohne Druck gelernt, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass es erst ab der 6. Klasse Noten gibt.

Kita-Erzieherin in Schweden: „Ich arbeite mit Schwedens Zukunft.“ 

Unsere beiden Kleinen besuchen die Kita. Fünfzehn Stunden in der Woche sind auch hier für Kinder ab drei Jahren kostenlos. Am ersten Kita-Tag erzählte mir die Kita-Leiterin, was ihre Antwort sei, wenn sie jemand fragen würde, was ihr Job wäre: „Ich arbeite mit Schwedens Zukunft.“ 

Auswandern nach Schweden

Diese Aussage hat mich irgendwie sehr berührt und ich finde, man spürt hier auch überall, dass Kinder in der Politik und Gesellschaft einen ganz anderen Stellenwert haben als in Deutschland. Man sieht es nicht nur am Zustand der Einrichtungen für Kinder, an Spielplätzen oder daran, dass es in vielen Supermärkten eine Kindertreppe an den Pfandrückgabe-Automaten gibt und in Bank-Filialen Kisten mit Spielzeug.

In Schweden sind Kinder willkommen

Auswandern nach Schweden

Auch, wenn man mit den Kindern unterwegs ist, merkt man, dass die Menschen Kinder wertschätzen und nicht als notwendiges Übel betrachten. Ihr Mamas (und Papas! (Anmerkung von meinem Mann)) wisst ja, wie das ist, Kinder sind nicht immer leise und artig. Trotzdem lächeln die Menschen mich an und sagen, wie schön lebhaft die drei Jungs sind und bedenken mich nicht mit bösen Blicken und murmeln dabei was von Erziehung. 

Ich könnte hier noch sooo viel schreiben, es ist hier ähnlich wie in Deutschland und doch so anders! Die Auswanderung hat so viel verändert, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Ich habe viel über mich selbst gelernt und gesehen, was ich alles schaffen kann. Ich habe das Eisbaden für mich entdeckt und wir sind auch als Familie noch mehr zusammengewachsen an den kleinen Herausforderungen, die dieses Abenteuer so mit sich bringt. 

„Die Auswanderung war die beste Entscheidung unseres Lebens“

Auswandern nach Schweden

Nächstes Schuljahr kommt auch unser Mittlerer zur Schule und nachdem wir uns nun eingelebt haben, werde ich mich wieder selbstständig machen… wir planen, ein Ferienhaus zu bauen. Ich sehe unsere Auswanderung definitiv als die beste Entscheidung unseres Lebens an und schaue positiv in unsere Zukunft hier in Schweden!“

Beste Grüße aus Småland,

Sunny

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8 comments

  1. Solche Beiträge und solche Menschen verstehe ich nicht: sie fühlen sich im Hamsterrad und den Erwartungen der Gesellschaft ausgeliefert. Wandern also in ein anderes Land aus. Verbleiben bei den „sozialen“ Medien, um anderen zu zeigen, wie toll es Ihnen geht. Warum?

    Wir leben in einem kleinen Ort in Bayern, die Schule ist toll, die Noten werden ohne Druck vergeben, für Kinder gibt es tolle Vereine und viel Natur. Man kann viel in Gesellschaft machen oder auch als Familie. Jeder wie er mag.

    Gesellschaftlicher Druck kommt nur aus den „sozialen“ Medien und lässt sich ganz wunderbar abstellen.
    Auch wohlwollende und freundliche Menschen als Freunde kann man sich selbst aussuchen.

    Mir persönlich wäre Eisbaden keine Tausende Kilometer Entfernung zu den Großeltern und meinen Schulfreundinnen wert. Freundliche Nachbarn sind nicht das gleiche.

    Ich hoffe die Familie wird auch langfristig glücklich mit ihrer Entscheidung.

    Mir ist die Darstellung der Situation zu oberflächlich. Wie eine Instagram Story.

  2. Ich lese immer gerne Berichte über Familien, die so ganz anders leben als ich mit meiner Familie.
    Schade finde ich es, wenn bei solchen Themen der „elephant in the room“, das Thema Finanzen, komplett unter den Tisch fallen gelassen wird. Wie finanziert sich Sunnys Familie; sind sie und ihr Mann berufstätig? Schweden ist ein sehr teures Land. Auch bei dem Bericht neulich über die Familie mit (bald?) neun Kindern habe ich solche Infos vermisst.

  3. Deine Geschichte liest sich fast wie meine und ich kann alles nur zu 100 % bestätigen. Wir sind auch im letzten Sommer nach Schweden ausgewandert, auch ins wunderschöne Småland und ebenfalls mit drei (schulpflichtigen) Kindern. Ich arbeite hier genau wie in Deutschland als Erzieherin ( Förskollärare) und bin unheimlich fasziniert von dem wahnsinnig liebevollen Umgang mit den Kindern hier und ich durfte schon in mehreren Kitas hereinschnuppern. Für uns als Familie gibt es nichts besseres und wir sind sehr glücklich hier. Liebe Grüße

  4. Das klingt fast zu schön um wahr zu sein. Toll!!!
    Mich interessiert, was ihr arbeitet. Hast du dich wieder selbständig gemacht? Ist dein Mann aus dem Beamtenstatus ausgeschieden? Oder kann man im ausland Pension beziehen und das reicht für ein Leben in Schweden aus? Wir haben auch drei Kinder, älter als eure, und spielen schon so lange mit dem Gedanken, Deutschland zu verlassen. Aber wenn man einen gut dotierten Job hat und das Haus abbezahlt ist, fällt die wirtschaftliche Entscheidung schwer.
    Alles Gute für euch, hej då

    1. Ich habe auch zwei Kinder – älter als hier im Beispiel. Und trotz sicherem Job bei SAS und dem drängenden Wunsch nach Schweden auswandern zu wollen (bereits seit Jahrzehnten), habe ich jetzt vor zwei Tagen die Reissleine gezogen. Alles ist vorbereitet für den Umzug im Juli. Aber es gibt einfach zu viele ungeklärte Fragen in Bezug auf die Kinder. Das Risiko dem Großen das Abi zu verderben und der Kleinen endgültig den Spaß an der Schule zu nehmen, war einfach zu groß. Jetzt bleibe ich „Daheim“ bis die beiden aus der Schule raus sind.

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