Die unperfekte Mutterschaft: Stellt euch vor, unsere Kinder haben das überlebt!

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Ihr Lieben, in Zeiten von Instagram, Pinterest und all den anderen Netzneuheiten für die ich mich zu alt (oder zu doof) fühle, ist es ja gar nicht so leicht, sich als Mutter NICHT unter Druck zu setzen.
Ich erzähl euch jetzt mal was: Als ich meine erste Tochter bekam, da gab es noch nicht mal Elterngeld ("ein Jahrzehnt her")! Als ich unsere Söhne bekam, da hatte ich noch nicht einmal ein Smartphone! Ich musste also, während ich die Zwillinge Tandem stillte, ein BUCH lesen! Aus Papier! Mit Geknirsche. Oder noch besser: Mich mit meiner zweijährigen Tochter unterhalten, die immer, wenn ich ans Stillkissen gefesselt mit ihren Brüdern herumwurschtelte, die Wände anmalte oder sämtliche Spielzeugregale auseinanderwarf. Die war und ist nämlich schlau und wusste genau, welchen Moment sie abpassen musste, wenn sie Quatsch machen wollte. Nun gut. Jedenfalls: Ich hatte keine digitalen Vergleiche mit anderen Müttern. Weil ich fürs Internet an den Computer musste und der war in dieser Phase so weit entfernt wie Timbuktu. Oder noch weiter.
 

So ging es mir mit Baby

Also sah ich keine weißen Couches ohne Nutellaflecken. Sah ich keine hübschen bunten Girlanden über Babybetten. Ich sah meine Söhne in ihren zum Teil rüschend-pinken Nickianzügen (von der Schwester geerbt und nicht der aktuellen Mode aus Katalogen nachempfunden) auf unserem verkrümelten Sofa liegen und es war so wie es war. Ich war froh, wenn alle satt waren und keiner schrie, um ehrlich zu sein.

Heute ist das bestimmt anders als Mutter!

Die Mama-Beichte

Da schaut man hier und da im Netz und was sieht man? Lächelnde Säuglinge in sauberen Designerklamöttchen. Mütter, die bereits im Wochenbett schon wieder roten Lippenstift tragen und augenringlos in die Kamera lächeln. Alles easy mit so nem Baby, so wirkt das. Und damit sich NIEMAND, der hier mitliest davon irgendwie unter Druck gesetzt fühlen muss, hier meine Beichte:

  • Ich habe noch NIE für die Brotdose unserer Kinder Herzchen oder Sternchen in Goudakäse-Scheiben gestochen

  • Ich habe in den ersten Wochen nach der Geburt NIE ausgesehen, wie das blühende Leben
  • Ich habe noch NIE aus einer Gurke einen Drachen gebaut
  • Ich habe noch NIE einen bunten Regenbogen-Geburtstagskuchen gebacken
  • Ich habe noch NIE etwas für meine Kinder selbst genäht oder gestrickt (kann ich auch gar nicht)
  • Ich habe noch NIE bunte Girlanden fürs Kinderzimmer selbst gebastelt.
  • Ich hab noch NIE ein weißes Sofa besessen, auf dem ich lichtdurchflutete Traumfotos schießen könnte.
  • Ich bin noch NIE bauchfrei in neonfarbenem Dress mit dem Kinderwagen gejoggt (bauchbedeckt auch nicht).
 

Und wisst ihr was? Unsere Kinder haben das überlebt. Echt! Die leben sogar ganz gut mit ihrer unperfekten Mutter! Das jedenfalls deuten sie an, wenn sie sich freuen, dass ich sie zum Fußballturnier begleite, wenn sie sich freuen, dass ich ihnen das Händchen halte, wenn die TKKG-CD zu spannend wird, wenn sie sich freuen, dass wir zusammen kochen (keine Gurkenkrokodile, sondern eher Fischstäbchen mit Kartoffelpü).

Es ist die Zeit, die wir ihnen geben und die Liebe, die wir ihnen entgegenbringen, die ihre Kindheit zu einer schönen Kindheit macht.

Es ist toll, wenn Mütter dann auch noch nähen, kochen, basteln können. Ich beneide sie dafür. Aber ich mach mir trotzdem keinen Druck, das auch alles zu können oder zu schaffen. Vielleicht, weil es damals kein erreichbares Internet gab. Vielleicht aber auch einfach, weil es nicht ausschließlich darum geht. Sondern um viel Größeres. Dass wir für sie da sind. Egal ob mit oder ohne unbefleckte weiße Couch!   

 

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14 comments

  1. Liebe Lisa, danke!

    Liebe Lisa, danke!
    Ich lese diesen Text als das was er wohl sein sollte… Ein Mutmacher an alle Mütter die nicht alles schaffen und trotzdem die beste Mutter für ihre Kinder ist. Kein Angriff auf die backenden, nähenden Mamas die ebenso unperfekt genau richtig sind.
    Ein Text der zeigt „wie sitzen alle im selben Boot“ und bei niemandem lädt alles immer rund!
    Danke dir dafür, mir hat er gut getan denn ich stecke oft fest im Wunsch alles perfekt zu machen und mache es mir damit meist schwer. Ich baue Hausbetten, habe immer Obst und Rohkost mit auf dem Spielplatz und könnte wohl niemals eine Schultüte kaufen… Ich gehöre aber nicht zu denen die das alles scheinbar aus dem Ärmel schütteln und ich habe mir soeben vorgenommen diese Dinge nicht zu wichtig zu nehmen wenn ich merke dass es mir gerade zu viel wird!

  2. Sehr lustige Aufzählung!
    Eine sehr lustige Aufzählung hast du da zusammengetragen! Dass du dich nicht schämst 😉

    Ich bin sehr froh das zu lesen, denn bis auf den Rainbow Cake habe ich das alles auch noch nie gemacht und bin auch der Meinung, dass meine Kids das überleben werden!

    Liebe Grüße aus London,
    Uta

  3. Ich habe noch NIE einen bunten Regenbogen-Geburtstagskuchen geba
    Es gibt total simple Backmischungen dafür 😉

  4. Kann das Sinn und Zweck sein
    Kann das Sinn und Zweck sein „die Kindheit zu überleben“?
    Ist etwas zu überleben etwas positives?
    Ich denke nicht, denn wenn ich etwas überlebt habe, bedeutet das, dass ich mich vorher in einer ganz bedrohlichen, lebensgefährlichen Situation befunden habe!
    Es kann also nicht positiv gewertet werden „etwas überlebt zu haben“!

    Es ist okay als Mutter seine eigenen Gefühle zu achten und zu sagen, dass man darauf schlicht kein Bock hat.
    Aber dann doch bitte den Arsch in der Hose haben und zu seiner Entscheidungen stehen und nicht das „Überleben einer Situation“ als etwas positives verkaufen wollen.

  5. Das kann man auch noch anders sehen….
    Das hier habe ich letztens in einem Blogartikel geschrieben und ich dachte es passt irgendwie zum Thema und zeigt vielleicht nochmal eine andere Seite der Medaille: „Manchmal denken wir ja, auf Instagram sei „alles gestellt“ und „das ist ja nicht das wirkliche Leben“. Doch! Ich kann ja nur für mich sprechen, aber diese Momente passieren wirklich in meiner Welt. In meinem Alltag und sicher auch in deinem. Und ich halte sie fest. Auf Fotos und im Herzen. Ich entscheide mich auch bewusst andere, weniger ermutigende, Momente nicht festzuhalten. Ich konzentriere mich auf die positiven Dinge. Und das macht mich dankbar.“(https://honigdusche.com/2017/04/01/vier-schluessel-zu-einem-erfuellenden-alltag-mit-kleinkindern/)

  6. Danke
    Ich habe es auch aufgegeben, den DIY Müttern nachzueifern. Fasching! Waaaah! Wer näht das tollste Kostüm? Ich nicht. Ich kann nicht nähen. Dafür kann ich total gut shoppen! Jede(r) sollte das tun, was er/sie am besten kann. Also kaufe ich Schultüten, Hobbit-Kostüme und Federmäppchen. Ich kaufe sogar die Kekse für den Adventsnachmittag im Kindergarten. Ich finde, das mache ich fantastisch. Ich vergesse nur immer, das für Instagram festzuhalten. So ein Pech…

  7. So ist es
    Meine älteste ist 18 Jahre und mein jüngster 10 Monate alt. Ich hab auch viel mit den großen gebastelt und sogar schon mal ein Brot ausgestochen. Neulich erzählte mir meine große was ihre schönste Kindheitserinnerung ist, wenn sie mit ihrer Schwester beim Betten beziehen im Bett sitzen durften und ich die Decken über ihnen aufgeschüttelt habe.

  8. Warum nicht einfach machen lassen?
    Also ich richte keine netten Brotdosen her, damit andere Mütter denken: „WOW“, sondern für mein Kind, weil ich ihm gern eine Freude mache, weil ich es selbst liebe, nett hergerichtete Sachen zu essen, weil meine Mama mir vor 30 Jahren auch die Leberwurstbrote ausgestochen hat und weil ICH es einfach gern mache. Genauso verhält es sich mit diversen Bastelein… ich mache das doch nicht, nur um vor anderen Müttern gut dazustehen! So ein Schwachsinn. Ich mache das, weil es MIR Spaß macht. Schon mal daran gedacht, dass Basteln, Backen, Kochen, Nähen, Sport, Mode usw. einfach nur Hobbies sind? Warum muss man da gleich wieder ein Ich bin besser-Ding rein interpretieren? Genauso sehen andere Mütter vielleicht top aus, weil es IHNEN einfach wichtig ist, weil sie gern Sport machen, sich gern schminken oder was auch immer. Aber das ist doch sowas von scheißegal. Warum muss man da gleich einen Wettbewerb drin sehen? Außerdem schließen Nähereien, modisch gekleidete Mamas oder was auch immer doch in keinster Weise aus, seinem Kind Zeit, Liebe oder dergleichen entgegenzubringen. Es ist ja schön und gut einen Text darüber zu verfassen, was man eben noch NIE gemacht hat, aber diverse Formulierungen wie „wir haben es auch überlebt“, machen das Ganze für mich zu nichts anderem als einen rein provozierenden Bericht.

  9. Hier schreibt mit jemand aus
    Hier schreibt mit jemand aus der Seele… dieser ewige „wer ist du tollste Mama-Wettstreit“ lässt einen manchmal zweifeln…
    Trotzdem geht es mir besser, wenn ich mir selbst und vor allem meinen Zwillis treu bleibe…

  10. Wunderbar
    Ich habe gar keinen großartigen Kommentar dazu, aber ich LIEBE diesen Beitrag.
    Wir alle müssen uns immer wieder daran erinnern, dass es gut und richtig und einfach normal ist „unperfekt“ zu sein.
    Danke für diese Worte – ich fühle mich gleich 100 Mal entspannter als vorher.
    Danke!
    Christine

  11. All You Need is Love
    Mein Sohn hatte als Baby noch gar kein eigenes Zimmer, weil es noch ein Arbeitszimmer war, in dem ich die Diplomarbeit schrieb, wenn er schlief… Ich glaube er fand das viel besser, weil er sowieso immer direkt bei uns war. Als dann meine Tochter geboren wurde, hatte er dann ein Zimmer, aber das Baby keines. Also hat er immer alles dorthin geschleppt, wo ich mit dem Baby war. Und geschlafen haben eh beide bei uns… Dann sind wir in ne 4 Raumwohnung gezogen- und was soll ich sagen, wir freuen uns über den Platz, denn wir können jederzeit Übernachtungsgäste empfangen, die sich in den Kinderzimmern wohl fühlen, denn die Kinder schlafen am liebsten bei uns und spielen sowieso am liebsten zusammen im Wohnbereich, was wiederum zur Folge hat, dass die Kinderzimmer a) vor allem praktisch eingerichtet sind und b) fröhlich buntes Kinderchaos sich durch die Wohnubg zieht! Die Beiden sind aber glücklich damit, dass wir sie nicht wegschicken und dass nicht die ganze Wohnung aus Verboteb besteht, damit es ja immer perfekt aussieht ;-)!

  12. Die unperfekte Mutterschaft
    Vielen Dank für diesen Beitrag.
    Es ist zwar nicht so, dass ich mich durch diverse Medien und deren Fotos unter Druck setzen lasse.
    Trotzdem erwische ich mich manchmal dabei, dass ich mich innerlich frage ; genügt das, was ich meinen Kids zeitlich gebe bzw was ich mit ihnen Unternehme etc….
    Ich habe ein sehr bewegtes,manchmal abenteuerliches Leben und ab u an sind die Kids tatsächlich schon etwas zu kurz gekommen (habs in den Sommerferien wieder gut gemacht), aber dieser Beitrag bestätigt mir wieder, dass es Ok ist, so wie wir leben.
    Es tut einfach gut „Gleichgesinnte“ zu haben.
    Deshalb DANKESCHÖN,

    Weiter so ihr seid toll!

    Liebsten Gruß Regina

  13. So wahr
    Selten kann ich jedem geschriebenen Wort zu 100 Prozent zustimmen. Du hast so recht. Ich bin zwar eine junge Mutti die sanft an unsere digitale Welt heran geführt wurde,dennoch ist der Kern so wahr: neben Liebe ist es die Zeit die wir verbringen die auch meiner Meinung nach das Wichtigste ist. Ich werde mich nie diesem alles-muss-getoppt-werden-Hype hingeben.