Mehrgenerationen-Haus: Bei uns gab es nur Konflikte und Stress…

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Ihr Lieben, die ganze Familie unter einem Dach, das hört sich erstmal toll an. Die Großeltern entlasten die Eltern, die Enkel haben einen engen Draht zu Oma und Opa. Wenn es klappt, ist das eine großartige Form des Zusammenlebens. Wenn das Mehrgenerationen-Haus allerdings nur Konflikte mit sich bringt, geht das schnell ganz schön an die Nerven. Melanie hat zehn Jahre mit ihren Eltern unter einem Dach gelebt, dann ging es nicht mehr. Davon erzählt sie uns hier:

Liebe Melanie, erzähl erstmal, wer alle zu deiner Familie gehört.

Mein Name ist Melanie, bin 44 Jahre alt und arbeite Teilzeit im Sales-Backoffice eines Konzerns. Mein Mann Chris (45) ist selbständiger Maler. Wir haben 3 Jungs:  Ludwig ist 13, Theo 9 und  Carl 5 Jahre alt. 

Ihr habt über 10 Jahre mit deinen Eltern unter einem Dach gelebt. Wie kam das und wie war die Wohnsituation genau? 

Als mein Mann und ich uns kennengelernt haben, sind wir recht schnell zusammen gezogen – und zwar in seine Wohnung. Die war allerdings echt klein und eigentlich nicht für zwei Personen ausgelegt. Ich hatte bis dahin in einer Wohnung im Haus meiner Eltern gelebt – und weil diese wesentlich größer war, haben wir beschlossen, dorthin zurück zu ziehen.

Wir dachten uns, wie könnten ja jederzeit wieder ausziehen, wenn es nicht klappen würde – aber wir fühlten uns wohl. Wir hatten so viel Platz, außerdem waren wir eh wenig zuHause, weil wir beide viel gearbeitet haben.

Doch dann fingen irgendwann die Konflikte an…

Oh ja, Konflikte gab es nach und nach immer mehr, vor allem, nachdem die Kinder geboren worden. Meistens ging es um die Kinder und die Erziehung. Meine Mutter fand es zum Beispiel besser, die Kinder per Kaiserschnitt zu bekommen. Auch Stillen fand sie völlig überflüssig. Bei den beiden größeren Kindern habe ich noch viel auf meine Mutter gehört, erst beim dritten Kind habe ich angefangen „auszubrechen“.

Wir haben Zoff über die Unordnung im Flur, welche Jacken und Schuhe die Kinder tragen, warum der Sandkasten unaufgeräumt war, wo die Autos parkten, wie ich die Wäsche waschen soll. Es war sehr anstrengend, denn es ging jeden Tag so.

Ein großes Konfliktthema war auch die Ernährung der Kinder. Zum Frühstück gab es bei Oma Brot mit Schoko-Aufstrich. Mittags meist nur Nudeln ohne Sauce und natürlich immer viel Nachtisch.

Hast du mit einer Mutter darüber gesprochen?

Ja klar, ich habe sie oft gebeten, die Süssigkeiten einzuschränken. Mein mittlerer Sohn war durch den ganzen Zucker schon ganz hibbelig und mein Jüngster hatte Übergewicht. Sie hat die Kinder auch öfter mal vor dem Tablet geparkt, anstatt mit ihnen rauszugehen.

Wie sah euer Alltag eigentlich aus? Wie sehr waren deine Eltern da integriert?

Meine Eltern haben die zwei großen Jungs morgens ab 6:30 genommen, weil ich zur Arbeit musste. Meine Eltern haben die Jungs dann in die Schule gebracht. Generell sind sie oft eingesprungen, wenn wir Eltern länger arbeiten mussten. Abends haben sie die Kinder aber nur sehr selten übernommen, drei Kinder ins Bett zu bringen, war ihnen doch zu viel.

Gab es auch etwas Schönes an der Wohnsituation?

Ja, natürlich gab es das auch. Es ist schon toll, wenn die Kinder bei Oma und Opa ein-und ausgehen können….

Ihr habt aber irgendwann beschlossen, dass ihr euch räumlich verändert müsst.

Ja, nach der Geburt von dem Jüngsten bin ich an Krebs erkrankt, glücklicherweise bin ich bisher gut da durch gekommen. Für meinen Mann war das aber der AHA Moment. Wer sagte, dass wir JETZT was ändern müssen, wenn wir was ändern wollen. Dass es einfach nicht gut ist, alles vor sich herzuschieben, weil man nie weiß, wie sich das Leben verändert.

Wie und wo wohnt ihr jetzt? 

Wir wohnen seit einem Jahr in einem kleinen Häuschen am Waldrand, es geht uns sehr gut.

Wie waren die Reaktionen auf euren Auszug?

Die waren und sind heftig. Seit wir meinen Eltern gesagt haben,  dass wir ausziehen wollen, herrscht Funkstille zwischen meinen Eltern und mir. Mein Vater wurde kurz darauf krank und meine Mutter gab uns die Schuld daran…Das hat mich sehr verletzt und ehrlich gesagt wurde mir erst da klar, wie sehr meine Mutter mich immer unter Druck gesetzt hatte….

Was hat sich seit eurem Umzug verändert?

Unser Tag beginnt nun wesentlich früher. Wir stehen um 5 auf und erledigen den Haushalt. Ab acht Uhr arbeiten wir beide, die Kinderbetreuung am Nachmittag teilen wir uns auf. Die Großeltern nehmen nun einmal die Woche ein Kind. Wir als Familie sind alle entspannter seit wir hier wohnen. Wenn mal was rum liegt, liegt es halt rum. Wenn mal nicht geputzt wurde, tut es auch keinem weh.

Was meinst du: Welche Regeln/Voraussetzungen müssen da sein, dass so ein Mehrgenerationenhaus klappt?

Das Wichtigste ist Toleranz. Wenn eine Generation sich ständig einmischt und den anderen immer ihre Meinung und Lebensweise aufdrückt, dann klappt es nicht. Leben und leben lassen, das wäre wichtig.

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6 comments

  1. Vielen Dank für diesen informativen Beitrag und die Einblicke. Wir sind uns einige dieser Hindernisse durchaus bewusst, allerdings sind wir sehr optimistisch, dass wir als Familie das gut hinbekommen. Außerdem haben wir in der Theorie schon einen Bauträger, der uns unterstützen würde.

  2. wir wohnen zwar nicht zusammen im haus, aber in zwei häusern auf einem grundstück. meine schwiegereltern und wir ( mein mann, unsere kinder sind 3 1/2 und bald 5 und ich ) zusätzlich arbeiten mein mann und sein vater zusammen im kleinen familien betrieb. mein mann hat vor zwölf jahren sein haus gebaut, ich bin ungeplant sofort mit eingezogen. es gab immer wieder schwierigkeiten, auch und vor allem nach der geburt unseres sohnes. wir hatten einen schweren start und er war ein schreibaby. meine schwiegermutter wollte alles so machen wie bei ihren kindern, das habe ich aber nicht zugelassen und hatte auch wenig vertrauen zu ihr. das hat sich aber gelegt als er größer wurde. und seine kleine schwester ist sowieso ein anderer typ mensch, sie braucht die großfamilie und will(!) selbst dauernd. bei oma schlafen. wir hatten auch die probleme mit den süßigkeiten. da hatten wir auch streit. eigenlxuh hat nur viel reden und nachgeben von allen seiten geholfen. stress gibt es jetzt manchmal. nur noch weil mein mann und ich nicht optimal den hof und die straße aufräumen bzw. fegen, aber ich mache in der hinsicht soviel ich kann. wie helfen uns auch mit der betreuung, da ich seit mai wieder an zwei tagen arbeite. sie holen die kinder um 13:00 uhr von der kita ab. und mein mann kommt dann zwischen 15:00und 16:00 uhr und übernimmt. in der zeit schauen sie dort auch ipad. das machen sie zuhause in der mittagspause aber auch. es läuft also immer anderst. nur wichtig finde ich, das allen klar ist, das die eltern das letzte wort haben. nur zu erwarten das die kinder wenn sie so viel zeit bei den großeltern sind nie zb schauen oder süßes essen, zu viel verlangt. da müsste man als eltern präsenter sein und das selbst anderst gestalten.

  3. Ich kann mir vorstellen, dass so ein Zusammenleben schwierig sein kann und würde vermutlich auch ziemlich patzig werden, wenn Regeln durch die Großeltern so extrem missachtet werden wie mit den Süßigkeiten.
    Allerdings finde ich es von den Großeltern auch eine ganz schöne Leistung, täglich ab 6.30 Uhr! parat zu sein und die Kinder für die Schule fertig zu machen. Und täglich für die Kinder mittags zu kochen und die Kinder vermutlich bis zum späten Nachmittag zu beaufsichtigen /beschäftigen. Sich dann zu beschweren, dass niemand mit den Kindern raus geht, sondern sie vors Tablet zu setzt, finde ich irgendwie unangebracht. Die Großeltern sind wahrscheinlich auch nicht mehr die jüngsten, und 3 eventuell quirlige Jungs sind bestimmt nicht unanstrengend… Die Großeltern tun mir ein bisschen leid, weil es so rüber kommt, als wenn ihr ganzer Einsatz gar nicht anerkannt wird. Stattdessen wird noch angemerkt, dass sie die Kinder abends nur selten genommen haben, weil es ihnen zu viel ist. Das wundert mich jetzt nicht!

  4. Wir leben mit der Uroma unserer 2 Kinder (1,5 und 4) zusammen in einem Haus und ich finde es perfekt. Wir können uns toll gegenseitig unterstützen. Andererseits geht niemand davon aus, dass die über 90 jährige Uroma mit für die Erziehung unserer Kinder verantwortlich ist oder sich da einmischen sollte. Mein 4 jähriger Sohn ist schon mal für eine Stunde bei seiner Uroma und wir haben ein bisschen Ruhe, aber immer trotzdem ein Auge oder Ohr drauf. Und wir wissen auch, dass diese Zeit irgendwann vorbei sein wird und wir dann alleine in dem Haus leben werden, oder einen Teil vermieten. Das Modell Mehrgenerationenhaus geht bei uns aktuell voll auf. Auch wenn es uns natürlich auch mal nervt, dass die Kinder da ständig Süßigkeiten bekommen oder die Uroma unserem Sohn erzählt, dass Jungs sich nicht schminken dürfen. Aber so ist das mit den Uromas nun einmal.

  5. Wir haben im Haus meiner Schwiegereltern gewohnt. Solange wir beide arbeiten waren ging es eigentlich noch ganz gut.
    Als wir dann Kinder bekommen haben und ich viel zu Hause war, wurde es aus meiner Sicht echt schwierig. Grundsätzlich haben sie sich zwar nicht eingemischt oder zumindest habe ich da nix offensichtliches mitbekommen. Was ich aber unangenehm empfunden habe war, das ich mich irgendwie immer „unter Beobachtung“ gefühlt habe.
    Was machen wir und wann und wer war da und überhaupt. Auch mit Sachen mal liegen lassen (draußen Kinderspielsachen, zB) war immer schwierig.
    Naja, zum Glück war eigentlich immer klar bzw wurde von uns thematisiert dass wir uns was eigenes suchen.
    Daher war es dann glücklicherweise kein Problem als wir dann (endlich:) irgendwann ausgezogen sind.
    Ich wollte auch gerne ausziehen bevor es irgendwann einen großen Knall gibt und man kein normales Verhältnis mehr haben kann. Und das wäre eher früher als später passiert.
    Das hätte ich sehr schade gefunden. Für meinen Mann, aber auch für die Kinder und Großeltern.
    Von daher bin ich froh dass wir sozusagen rechtzeitig ausziehen konnten. Und ich jetzt noch gerne hinfahre.

  6. Ich bin gespannt auf weitere Kommentare. Ich wohne hier mit meinem Partner in seine, Haus (Bauernhof, er hat den Hof übernommen von seinen Eltern) seine Eltern haben Wohnrecht und wohnen in der zweiten Wohnung. Es ist…… anstrengend. Weniger weil täglich genörgelt wird, als vor Allem dass ich mich ständig kontrolliert fühle und mein Partner auch schwer hat um richtig selbstständig zu werden weil zum Einen sein Vater ihm ständig umgefragt alles vorkaut und zum Anderen dann auch jegliche von ihm getroffene Entscheidungen in Frage stellt. Wir haben (noch?) keine Kinder, dass potentielle Kinder allerdings niemals bei ihren Grosseltern rein und raus gehen werden wissen alle Beteiligten noch nicht, das werde ich so nicht zulassen, da mir ein guter Umgang mit ALLEN Menschen super wichtig ist. Sein Vater ist allerdings ein unsicherer Herr der ständig lästert oder dann verbal so ausflippt dass Andere durchaus schiss haben davor. Und seine Mutter ist psychisch und physisch durch Krankheit so eingeschränkt, dass sie nicht mehr ordentlich auf ein Kind gucken könnte. So gewinnen wir hier leider weder ohne noch irgendwann mit Kindern. Und ausziehen kommt hier eher nicht in Frage, weil das Haus ja meinem Partner gehört. Alles sehr kompliziert…. Ich finde ihr habt die allerbeste Entscheidung getroffen auszuziehen und so auch klar zu kommunizieren, dass ihr ein eigenes Leben habt und wollt. Alles Liebe weiterhin!

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