So hat die Geburt der Kinder unser Sexleben verändert – drei Leserinnen erzählen

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Ihr Lieben, vor ein paar Tagen haben wir hier die Lesefrage von Hanna veröffentlicht. Sie wollte wissen, wann es "normal" ist, nach einer Geburt wieder Sex zu haben. Es gab viele Zuschriften und viele Meinungen. So unterschiedlich wir Mütter sind, so unterschiedlich ist auch die Lust auf Sex. Einige Frauen waren monatelang zu müde und kaputt für Zärtlichkeiten mit dem Partner, einige Frauen hatten schon nach kurzer Zeit wieder Lust. Heute gibt es Teil 1 der Interviews mit einigen unserer Leserinnen zu dem Thema: 

Liebe Ute, wann hattest du das erste Mal nach der Geburt Sex? Und wie war es für dich?

Ganz genau wann weiß ich nicht mehr, es war auf jeden Fall nach dem Wochenfluss. Ich weiß auch noch, dass ich von ärztlicher Seite aus für die ersten 6 Wochen nach der Geburt "Sexverbot" hatte. Ich glaube es war so 8–10 Wochen nach der Geburt.

Wie es war … also rein körperlich war es nicht wirklich gut. Es war ein wenig schmerzhaft und auch ein bisschen seltsam, weil mein Körper sich durch Schwangerschaft, Geburt und Stillen schon auch anders angefühlt hat. Trotzdem habe ich die Nähe und das Begehrtwerden sehr genossen und es war auch ein tolles Gefühl, mich selber zu spüren und mal wieder was "für mich" zu tun. Ich habe meinen Körper damit zurück erobert. Während der Schwangerschaft und des Stillens ist der Körper ja doch sehr fremdbestimmt und irgendwie zweckgebunden an die Versorgung des Kindes. Für mein Gefühl für mich selber war es also sehr wichtig und gut. Und ich war letztendlich sehr froh, dieses "erste Mal" aus dem Weg geräumt zu haben. Danach war es wieder ganz normal, Sex zu haben.

Wie wichtig ist Sex generell in eurer Beziehung?

Das kann ich so pauschal gar nicht beantworten. Das ändert sich ja auch phasenweise. Am Anfang war es natürlich sehr wichtig und auch sehr häufig. Das hat sich dann mit den Jahren etwas beruhigt. Wichtig finde ich nach wie vor, dass es für beide Seiten zufriedenstellend ist und wir Spaß dran haben. Grundsätzlich mögen wir beide sehr gerne Sex.

Kannst du dir vorstellen, Monate oder gar Jahre ohne Sex zu leben?

Ja. Zum einen hatte ich solche Phasen schon (innerhalb und außerhalb einer Partnerschaft) und zum anderen finde ich es ganz normal. Es gibt ja auch Situationen (Krankheiten, seelisches Ungleichgewicht etc.) in denen man vielleicht Rücksicht nehmen muss, wenn der Partner gerade nicht so will. Solange man drüber sprechen kann und eine Lösung findet, kann eine Partnerschaft das aushalten. Solange man Single ist, ist es meiner Ansicht nach auch eher normal, dass man wenig oder gar keinen Sex hat. Und hey, es gibt auch wirklich tolle Spielzeuge, man braucht nicht immer unbedingt einen Partner .

Warum haben Frauen oft weniger Lust als Männer?

Ich halte das für ein Klischee. Ich selber kenne das nicht so. Mittlerweile denke ich, dass es einfach Menschen gibt, die mehr Spaß am Sex haben und andere, denen das nicht so wichtig ist. (Und es ändert sich wirklich auch im Laufe des Lebens.) Was meiner Meinung nach eher stimmt, ist, dass Frauen oft mehr Probleme (als Männer) damit haben, wirklich für sie befriedigenden Sex zu haben. Sei es, weil sie sich nicht wohl in ihrem Körper fühlen (Stichwort Schlankheitswahn) oder sei es, weil sie sich nicht so leicht fallen lassen können. Viele Mädchen werden ja z. B. auch so erzogen, dass Sex ein Tabu ist und man das nur macht, weil der Mann das will. Dazu kommt, dass Frauen einfach auch ein bisschen komplizierter gebaut sind und es vielleicht nicht ganz so selbstverständlich ist, Spaß am Sex zu haben. Viele Frauen können nur schwer zum Höhepunkt kommen, Männer tun sich da leichter. Und scheinbar ist es für viele immer noch ein Problem, zu kommunizieren, was ihnen gefällt oder was sie brauchen. Viele Frauen wissen es glaube ich auch selber gar nicht.

Hast du einen guten Tipp für mehr Lust?

Also was mir (und uns) immer gut tut, ist, Zeit als Paar zu verbringen, in der man sich wirklich um die Beziehung kümmert. Essen gehen, Kino, Therme, die klassischen Date-Unternehmungen. Oder ein Kurzurlaub. Kinderfreie Zeit. Dann kommt man schnell wieder auf eine Ebene, wo man auch Lust aufeinander hat. Ein bisschen Alkohol schadet nie. Letztendlich kann es, glaube ich, keine universellen Tipps geben, weil doch jede(r) sehr unterschiedlich ist. Es könnte auch helfen, lustvolle oder erotische Situationen, die man bereits miteinander erlebt hat, wieder zu visualisieren. Oder einfach mal knutschen. Ich finde, eine Partnerschaft muss auch den Vertrauensrahmen bieten, dass man sagen kann: Du, ich habe grad keine Lust auf Sex, vielleicht kannst du mir helfen, das zu ändern. Und natürlich darf der andere nicht drängeln oder Sex einfordern, das geht gar nicht. Aus Erfahrung kann ich aber auch sagen, dass der Appetit auch mit dem Essen kommt. Vielleicht mehr machen, weniger denken.

Wie hat sich dein Körpergefühl verändert seit du Mutter bist?

Ich habe ein Kind, das per Kaiserschnitt zur Welt kam. Und ich glaube, dass das tatsächlich einen Riesenunterschied für das Körpergefühl macht im Vergleich zu einer normalen Geburt. Das Kinderhaben hat meine Körperwahrnehmung kaum beeinflusst. Mein Körpergefühl hat sich eher dahingehend verändert, dass ich viel milder geworden bin mit mir selber. Ich habe schon immer einige Kilos zuviel gehabt (nur während der Stillzeit war ich echt schön schlank…) und heute sehe ich das nicht mehr so eng. Ich trage z. B. zwar keinen Bikini, aber ich gehe ins Schwimmbad und mache mir da auch keinen Kopf drüber. Ich fühle mich sehr wohl in meinem Körper – aber ich glaube das hat auch was mit dem Alter und der damit erlangten Reife zu tun. Schön finde ich zum Beispiel, dass Kinder es eigentlich sehr gerne mögen, wenn sie an einem weichen Bauch schwabbeln dürfen. Die sehen das mit ganz anderen Augen und dieser Blick tut einem sehr gut.

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Liebe Jessi, wann hattest Du das erste Mal nach der Geburt wieder Sex? 

Nach etwa 8 Wochen

Und wie war das?

Nicht schön, ich hatte eine Notsectio und hatte deshalb zwar keine klassischen Geburtsverletzungen – aber ich habe nichts beim Sex empfunden

Habt Ihr offen darüber gesprochen, wie sich Eure Bedürfnisse verändert haben?

Meinem Partner habe ich von Anfang an gesagt, wie sich der Sex sich für mich anfühlt und dass ich auch nicht wirklich das Bedürfniss danach habe 

Wie ist Dein Mann mit der Situation umgegangen?

Er hat mir immer Verständnis signalisiert (auch wenn ich mir vorstellen kann, dass er es nicht immer hat/hatte). Man kann ja auch ohne Verkehr zärtlichkeiten austauschen

Auf was führst Du die Lustlosigkeit zurück?

Am Anfang dachte ich, es liegt am Stillen, also an den Hormonen. Aber ich glaube nicht, dass das der Hauptauslöser ist. Der Alltag mit Baby/Kleinkind fordert manchmal soviel von mir, dass ich dann abends  Ruhe ist, nichts mehr hören und nichts mehr sehen möchte. Ich möchte dann einfach mal für mich alleine sein. 

Hast Du Dich deswegen auch mal schlecht/schuldig gefühlt?

Manchmal tat mein Partner mir leid. Aber ich bin der Meinung, dass wir keine Tiere sind und uns einfach mal eine Zeitlang damit arrangieren können sollten.

Wie war Euer Sexleben vor der Geburt?

Wundervoll! Und manchmal finde ich es auch schade, dass der Sex nicht mehr so ist. Aber da hatten wir auch ein ganz anderes Leben. Alles war freier und spontaner.

Glaubst Du, dass eine Ehe auch mit langen Sexflauten funktionieren kann?

Ja, wenn man ehrlich zueinander ist geht das. Und später, wenn wir in Rente sind, können wir die verpassten Liebesstunden alle nachholen.

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Liebe Katja, Du hattest relativ früh nach der Geburt wieder Lust auf Sex – wann genau und wie war das erste Mal? 

Ich habe drei Söhne und hatte relativ schnell wieder Lust auf Sex mit meinem Partner. Jeweils nach 3, 2,5 und nach 2Wochen, obowohl ich alle voll stillte. Das erste Mal war schon komisch, da ja noch etwas Wochenfluss da war, die Brust Milch bildete, die Geburtsverletzung noch vorhanden war und der Körper eben noch sehr weich war. Trotzdem freute ich mich darüber, dass die Bewegung wieder möglich war und der beim Sex störende Bauch weg. 

Wie wichtig ist Sex in Eurer Beziehung generell?

Sex ist in unserer Beziehung sehr wichtig. Schon früher haben wir viel ausprobiert und tun es immer noch, wir sind da sehr offen. In den Schwangerschaften hatten wir ehrlich gesagt sehr wenig Sex. Ich gehöre zwar zu den Frauen, die während der Schwangerschaft eine unbändige Lust haben – aber der Körper einer Schwangeren bringen mein Mann und ich wenig mit Erotik in Verbindung. Schwangersein finde ich nicht sexy oder erotisch sondern eher weiblich, mütterlich, warm, herzhaft, süß. Daher hatten wir sobald der Bauch groß erschien eher wenig bis keinen Sex mehr. Aber ich habe dafür, weil meine Lust so groß war, fast jeden Tag mastubiert und hatte einen Orgasmus, was sogar die Geburt erleichtern soll – denn ein trainierter Muskel arbeitet besser als ein untrainierter. Und die Gebärmutter ist ein Muskel.

Hat sich der Sex durch die Kinder verändert?

Zum Teil. Der Sex ist intensiver geworden und für mich befriedigender. Früher hatte ich das Gefühl, sehr eng zu sein. Nun bin ich zwangsläufig durch drei Geburten etwas weiter geworden. Und ich finde irgendwie je älter man wird, umso mehr entspannter ist der Sex. Das Einzige, was sich geändert hat ist, dass wir durch Arbeit (wir arbeiten beide – er voll, ich dreiviertel), Haushalt und Kinder sehr müde sind und nicht mehr so häufig Sex haben. Aber die Lust und die Offenheit ist immer noch da.

Warum haben so viele Frauen nach den Geburten so wenig Lust?

Das hat wohl viele, unterschiedliche Gründe. Wenn Frauen voll stillen, haben sie genügend Kuschelhormon in sich, dass ihnen die Nähe und das Stillen des Babys völlig ausreiche., Schlafmangel, neue Situation, hormonelle Umstellung führen ebenfalls dazu, dass die Frauen weniger Lust haben. Und für viele Frauen sind auch der Wochenfluss, der weiche, veränderte Körper, die Sorge, dass beim Sex die Nähte der Geburtsverletzungen nicht halten, Faktoren.

Könntest Du Dir vorstellen, mehrere Monate oder gar Jahre auf Sex zu verzichten?

Nein, niemals. Monate vielleicht, wenn ich daran denke, dass wir in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft nur einmal Sex hatten. Aber Jahre? Das ist für mich total unvorstellbar. Sex gehört für mich in einer guten Beziehung dazu.

Viele Frauen haben auch Schwierigkeiten, die körperlichen Veränderungen zu akzeptieren. Kannst Du das verstehen und was möchtest Du diesen Frauen sagen?

Ja, die körperlichen Veränderungen, die eine Schwangerschaft mit sich bringt, sind häufig sehr enorm. Aber nicht bei jeder Frau gleich-  es gibt Frauen, die sehr straffes Bindegewebe haben und nach wenigen Wochen schon wieder annährend ihren alten Körper haben. Und bei vielen anderen sind ganz typisch die Brüste, der Bauch, die Vagina, der Beckenboden, das Bindegewebe /die Haut so verändert, dass es ihnen schwer fällt, ihren Körper so zu akzeptieren. Sie schämen sich dafür – obwohl sie ja nichts dafür können. Sie erleben sich als unattraktiv, trauern ihren alten wohlgeformten Körper hinterher. Das ist sehr hinderlich für guten Sex mit dem Partner. Männer haben wohl meist nicht dieses Problem, können es nicht nachvollziehen.

Ich kann solche Gedanken sehr gut verstehen, da ich selber auch einen sehr veränderten Körper habe. Ich bin zum Beispiel mit meinem Bauch nicht zufrieden- er ist weich geblieben, hat einige Schwangerschaftsstreifen und etwas überschüssige Haut am Unterbauch- für mich manchmal beim Sex auch etwas hemmend- aber je älter ich werde (ich bin 34Jahre) akzeptiere ich mich mehr und mein Mann berührt ihn einfach und mag ihn.

Ich habe drei Kinder geboren, drei mal war mein Bauch maximal gedehnt und diese Leistung ist so unglaublich. Ich kann mich nicht vergleichen mit Frauen, die 10 Jahre jünger sind oder gleich alt und keine Kinder haben. Das was ich getan habe- drei mal Marathon und wieder zurück – muss man mir erstmal nachmachen. Irgendwann muss man sich entscheiden: Möchte ich mich schämen über Jahre, eine schwierige Beziehung, in der Sex einfach wegfällt und es deshalb zu Problemen kommt – oder möchte ich mich einigermaßen akzpetieren, auf guten Sex mit dem Partner nicht verzichten und begreifen, dass es beim Sex völlig egal ist, ob man einen straffen oder einen weichen Bauch, feste straffe Brüste oder etwas weichere, hängende Brüste hat. Das sind zumindest beim Sex keine Kriterien für Qualität. 

 

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