„Wie würdest Du Deine Kinder nennen, Thilo Mischke?“ Interview mit dem Uncovered-Reporter

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Thilo Mischke hängt derzeit großflächig plakatiert in ganz Deutschland und heute abend läuft wieder Uncovered 2 auf PRO 7. Wer die letzten Folgen noch nicht gesehen hat, sollte heute abend unbedingt einschalten, denn die Reportage-Reihe von und mit Thilo ist richtig richtig gutes Fernsehen!  Lisa und ich kennen Thilo schon einige Jahre, haben für Zeitungen und TV zusammen gearbeitet. Und: Thilo war auch jemand, der mir immer Mut gemacht hat, mich in die Selbstständigkeit zu wagen – unter anderem hat er gleich einen meiner ersten Aufträge vermittelt. Wir freuen uns riesig, dass Thilo uns heute einige Fragen beantwortet – und das, obwohl er eigentlich gerade urlaubt!

Lieber Thilo, Du hast monatelang für uncovered 2 gedreht und machst gerade endlich Urlaub. Wie urlaubt jemand, der beruflich so viel im Ausland unterwegs ist und ständig Action hat?

Es ist sehr schwer Urlaub zu machen, nach so vielen Reisen. Insbesondere weil der Urlaub auch immer eine exotische Zerstreuung sein soll. Das funktioniert für mich nicht mehr. Letztes Jahr habe ich Malle versucht – dieser Versuch ist gescheitert, weil die Insel sich anfühlt, wie Urlaub in Deutschland nach der Klimakatastrophe. Es gibt drei Orte auf dieser Welt, die mir echte Erholung garantieren: Rheinsberg, Island und Tokio. Und diese Orte suche ich regelmäßig auf.

Du warst für uncovered 2 in Nordkorea und Somalia – wenn ich deine Mutter wäre, könnte ich nicht mehr ruhig schlafen. Wissen Deine Eltern immer wo du bist?

Nein, meine Eltern wissen nur von den weniger gefährlichen Orten. Als ich nach Somalia fuhr, habe ich Ostafrika gesagt. Als ich im Irak war, meinte ich, ich würde in den nahen Osten fahren. Nordkorea habe ich erzählt, einfach so, Nordkorea ist kein gefährliches Land – wenn man sich an die Regeln hält.

Für was bewunderst Du Deine Eltern?

Wie sie mich erzogen haben. Das, was ich heute bin, das, was ich mache, ist das Produkt der Erziehung meiner Eltern. Mein Vater, der ewige Träumer, meine Mutter vermittelte mir Geschäftssinn.

Und was würdest Du bei Deinen eigenen Kindern ganz anders machen?

Nichts, wirklich. Vielleicht würde ich meine Kinder zwingen, ein Instrument zu lernen, das haben meine Eltern verpasst.

Bei den Dreharbeiten war Anja – deine Freundin – immer dabei.  Was ist daran das Beste und was das Schlechteste?

Sie ist nicht immer dabei, als Redakteurin betreut sie aber fast alle Länder, außer die, die zu gefährlich sind. In Somalia zum Beispiel musste sie aber zu Hause bleiben. Das Gute daran ist, wir führen eine Beziehung auf dieser Welt. Wir sind beide Reiseprofis, kennen Lieblingsorte. Das Schwierige ist: es ist fast immer Arbeit. Also reden wir sehr viel über Arbeit. Das kann manchmal belastend sein. So: „Ich hab dich lieb“ – „Hast du schon die Sprechertexte kontrolliert?“

Wir haben neulich einen Text von Dir geteilt, in dem Du über Deinen unerfüllten Kinderwunsch schreibst. Wie siehst du – als Noch-Außenstender – die heutige Elterngeneration?

Ich sehe sie sehr bedacht und vorsichtig. Früher, so mein subjektives Gefühl, waren Kinder das Produkt von Schnaps und Zigaretten. Und man hat es schon irgendwie hinbekommen. Heute wird ein Kind geplant wie eine Boss-Transformation. Mach dich krass in neun Monaten. Es fehlt die Spontanität.

Sag mal Mädchen- und Jungennamen, die Du besonders schön findest Und was ist ein besonders schrecklicher Kindername?

Ich kann nur meine Wunschnamen sagen. Das sind Ernst und Linde. Aber beide wurden schon abgelehnt. So richtig schreckliche Namen kenne ich nicht. Allerdings kenne ich einen Friedrichshainer Neonazi, der sein Kind Hermann (Göring) genannt hat – das ist schon ziemlich hart.

Möchtest Du, dass Deine Kinder mal in Berlin aufwachsen oder würdest Du raus ziehen.

Ich als Berliner will natürlich, dass mein Kind in Berlin aufwächst. Das ist gut fürs Gehirn und schlecht fürs Sozialverhalten. Ich habe kein Rausziehbedürfnis.

Wenn Du nicht mehr als Journalist arbeitest, als was würdest Du dann arbeiten?

Das kann ich mir nicht vorstellen, wirklich nicht. Ich liebe diesen, meinen, Beruf. Und habe nie über eine Alternative nachgedacht.

Die Person, die Dich in der letzten Zeit am meisten beeindruckt hat…

Meine Freundin Anja. Wenn ich nach sieben Monaten Reise zurück komme und jammere, geht sie nahtlos in den Schnitt und an die Texte. Sie ist so fleißig, das beeindruckt mich sehr.thilo2

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2 comments

  1. Gutes Interview
    „Früher, so mein subjektives Gefühl, waren Kinder das Produkt von Schnaps und Zigaretten. Und man hat es schon irgendwie hinbekommen. Heute wird ein Kind geplant wie eine Boss-Transformation.“
    Genau das finde ich auch!!!!!