Endlich ist es warm. Endlich scheint die Sonne. Keine Strumpfhosen mehr, keine dicken Jacken, Mützen sowieso nicht. Endlich den Sommer schmecken.
Und ich denke an meine eigene Kindheit. Wie sehr ich den Sommer geliebt habe. Wir haben die Badesachen schon mit in die Schule genommen. Nach der sechsten Stunde ging es mit dem Fahrrad ins Freibad. 1,50 Mark Eintritt. Die Hausaufgaben haben wir ausgestreckt auf den Handtüchern gemacht. Mit den fünf Mark von Oma in der Tasche waren wir reich. Saure Schlangen, Gummi-Schlümpfe, Pommes mit Ketchup. Wir hatten keine UV-Kleidung an, wenn wir da den ganzen Nachmittag in der Sonne abhingen – wenns hoch kam, haben wir uns einmal eingecremt. Alle aus der Schule waren da, wir lagen immer am gleichen Platz. 20 Handtüchter nebeneinander. Die ersten verschämten Vergleiche: Wer hat schon Busen? Wer runde Hüften? Und wen gucken die Jungs eine Spur länger an? Manchmal steckten sich Mutige kleine Zettelchen zu. Ich habe mich nicht getraut. Vom Beckenrand durfte man damals noch springen. Wer machte die größte Arschbombe? Heißt es, dass mich Sven mag, wenn er mich taucht? Und warum liegt Michi heute so weit weg von mir? Irgendwann, wenn die Sonne ihre Kraft verlor, schwangen wir uns alle auf die Räder und fuhren heim. Die Haare noch nass, den Badeanzug unter den Shorts. „Bis morgen“, riefen wir uns zu – denn natürlich würden wir morgen wieder unsere Handtücher ausbreiten. Es war so herrlich unaufgeregt, wir hatten kein anderes großes Nachmittags-Programm. Die sechs Wochen Sommerferien verbrachte ich fast komplett im Freibad mit meinen Freunden. Wir waren keine Kinder mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Wer wir waren, wussten wir nicht. Wer wir sein würden, auch nicht. Wir wussten nur: Es ist Sommer!