Übergriffige Männer-Kommentare: „Glotz nicht aufs Handy“

Übergriffige Männer-Kommentare

Ich drehe mal wieder eine meiner Runden durch den Wald. Seit der Kleinste auf der Welt ist, sind meine Schrittzahlen explodiert. Eine Runde vormittags, eine nachmittags, dann meist mit allen Kindern. Wir laufen durch den Wald, die Vögel zwitschern, ich scrolle mit einer Hand meine Email-Liste durch, habe meine Kopfhörer drin, um gleich ein paar Emails per Diktierfunktion zu beantworten. Der Kleine mümmelt an einem Butterkeks und guckt zufrieden in die Welt.

Übergriffige Männer-Kommentare: „Genieß mal die Natur“

„Lieber mal die Natur genießen, als immer nur aufs Handy zu glotzen“, höre ich da plötzlich. Vor mir ein Mann, Ende 50/Anfang 60. Ich bleibe stehen, kann es kaum fassen, was ich da höre. „Ja, nicht immer nur aufs Handy glotzen“, schiebt er nach, schüttelt den Kopf und geht dann weiter. Ich nehme meine Kopfhörer raus, schnappe nach Luft. Will – um ehrlich zu sein – rufen: „Halt den Mund, du Arschloch!“.

Dann ein Feuerwerk aus tausend Gedanken, Wut, wirkliche Wut, was nimmt sich dieser Mann (ja, es sind leider immer Männer!) eigentlich heraus? Soll ich ihm hinterher, ihm meine Meinung sagen? Aber wo fängt man da an? Bei null. Ganz unten, bei der Lektion: „Warum ich mich nicht ins Leben fremder Menschen einmische.“

Aber: Mir hat es einfach die Sprache verschlagen, dafür schießen mir Tränen in die Augen. Nicht nur wegen dieser Unverschämtheit, wegen all den Unverschämtheiten, die diese Art von Männern mir mein ganzes Leben schon entgegengebracht haben. Sondern auch vor Müdigkeit und Erschöpfung, denn die letzten Wochen hatten es in sich. Als ich mich sammle, ist der Mann schon weg. Er wird die folgenden Zeilen nicht lesen, aber ich muss sie mir von der Seele schreiben….

Brief an Jürgen, Dieter oder Hans-Peter

„Hallo Jürgen (ich nenne Sie jetzt einfach Jürgen, weil ich einen Namen brauche, Sie könnten natürlich auch Dieter und Hans-Peter heißen, suchen Sie sich gerne einen aus). Ich habe vor 13 Monaten ein Kind bekommen und bin seitdem seeeeeehr viel spazieren gewesen. Immer wieder hat mir die Natur ganz viel Kraft gegeben. Wenn ich eine harte Nacht hatte, geht es mir gleich besser, wenn ich frische Luft schnappe. Es ist so beruhigend, den Lauf der Jahreszeiten zu sehen und ich freue mich über jede Veränderung, die ich wahrnehme. Der Wald ist mir Kraftort und jetzt sind Sie eben gekommen und haben mir genau dort einen blöden Spruch an den Kopf gehauen.

Ich weiß, ich muss mich nicht rechtfertigen und schon gar nicht dafür entschuldigen, dass ich aufs Handy geschaut habe. Aber ich möchte Ihnen etwas erklären. Seit Silvester sind wir in einer beispiellosen Krankheitswelle gefangen. Immer wenn ich denke, dass es wieder ok ist, geht´s von vorne los. Mittelohrentzündungen, Streptokokken, Magen-Darm, Fieber, alles dabei. Die vier Kinder stecken sich ständig gegenseitig wieder an und nächste Woche steht nun bei einem Kind eine OP an – die aber nur stattfinden kann, wenn es gesund ist. Wir sind also nervlich alle sehr angespannt.

Neben wochenlangen Krankendiensten kommt auch noch der Druck der Erwerbsarbeit. Mein Mann ist angestellt, ich arbeite freiberuflich. Wir zerreißen uns seit Wochen, um neben der Pflege der Kinder auch unseren beruflichen Verpflichtungen nachzukommen. Wir wechseln uns ab, arbeiten sehr früh morgens oder spät abends, wir schlafen viel zu wenig und sehen beide gerade echt fertig aus.

Es geht aber nicht nur um berufliche Verpflichtungen, sondern auch darum, dass wir unsere Jobs mögen und sie gerne machen. Mir tut es enorm gut, wenn ich mich den ganzen Tag nicht nur mit einem Einjährigen beschäftige, weil, gemeinsam Töpfe ein- und ausräumen oder Ball spielen zwar Spaß macht, aber keine intellektuelle Herausforderung ist. Sie können das sehr wahrscheinlich nicht nachvollziehen, weil sie selbst natürlich noch nie 13 Monate 24/7 mit einem Baby/Kleinkind verbracht haben.

Es tut mir also gut, wenn ich am Tag auch Interviews mit Erwachsenen führe, meinen Horizont erweitere, einfach das tue, was ich gelernt habe und was meine Leidenschaft ist. Heißt: Wenn mein Baby fröhlich im Buggy sitzt, gibt es keinen Grund, die Emails nicht zu checken.

Generell möchte ich Ihnen mal sagen: Wenn Sie eine Mutter am Handy sehen, dann sehen Sie einen MINIMALEN Ausschnitt ihres Lebens. Vielleicht hat sie vorher schon sieben Puzzle mit ihren Kindern gelegt, Wäsche gewaschen, ein Kind gepflegt, mit anstrengenden Kollegen verhandelt, die Welt ein bisschen besser gemacht, sich im Lehrerzimmer den A***rsch für ihre Schüler*innen aufgerissen, an einem Medikament gegen Krebs geforscht, unfreundliche Kunden an der Kasse beschwichtigt – wir wissen rein gar nichts über den Alltag und die Herausforderungen, die jede Mutter jeden Tag bewältigen muss.

Wir kennen nicht ihre Päckchen, ihre Traumata, ihre Träume, ihre Verletzungen. Sie sehen nur, wie sie aufs Handy schaut – und ob sie das tut, weil ihr großes Kind sie anruft, weil sie das Handy als Arbeitsgerät nutzt oder weil sie einfach durch Instagram scrollt, weil sie eine Pause braucht, ist egal. Es geht Sie nichts an, es sagt nichts über die Frau aus und deshalb gebe ich Ihnen jetzt einen direkten, aber immerhin noch gut gemeinten Tipp: Halten Sie einfach den Mund, Jürgen. Ihre Meinung interessiert hier niemanden und bringt auch niemanden weiter.

Ich weiß, es fällt vielen Männern aus Ihrer Generation schwer, einfach mal den Mund zu halten und die eigene Meinung nicht allzu wichtig zu nehmen. Aber man kann es lernen. Wenn Sie also mal wieder einen blöden Spruch auf den Lippen haben, kann ich Ihnen nur sagen „Einfach mal lieber die Natur genießen und die Fresse halten.“

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37 comments

  1. Kann gut verstehen, dass Du da wütend bist. Ich kann solche Gestalten, die meinen, ständig ihre Nase in die Angelegenheiten anderer Leute stecken zu müssen, auch nicht leiden.

    Tröste Dich aber damit: Sowas erlebt man nicht nur als Frau von Männern.

    Als Mann habe ich da eher das subjektive Empfinden, dass es oft Frauen des Typs neugierige rüstige Rentnerin oder ökobewusste Bessermutti sind, die einen mit ungefragten Belehrungen überfallen.

    Aber egal ob Mann oder Frau: Wenn man mich ankläfft, kläffe ich zurück.

    Auf Worte wie „A*loch“ sollte man natürlich verzichten, da man damit einen Beleidigungstatbestand verwirklicht. Aber solchen Leuten ein kräftiges „WAS GEHT DICH DAS AN?!? MACH DASS DU LAND GEWINNST!!!“ entgegenzuschmettern wirkt ungemein befreiend.

  2. Liebe Katharina,
    ich bin seit vielen Jahren Leserin eures Blogs. Als ich vor 16 Jahren das erste Mal Mutter wurde und zudem erst kurz vor der Geburt von Berlin zu meinem Mann aufs Land nach Thüringen gezogen bin, fühlte ich mich mit meinen Sorgen und Ängsten ziemlich allein. Als ich dann im Kleinkindalter meiner beiden Kinder zufällig auf euren Blog gestoßen bin, war ich sehr dankbar, weil ich mich in zahlreichen Beiträgen wiederfand. Ich bin in den 70ern geboren und wurde dazu erzogen, es allen recht zu machen. Es war ein langer und harter Weg sich davon zu befreien. Ich habe mich auch immer viel zu viel gerechtfertigt, weil ich eben auch nicht zu Schlagfertigkeit erzogen wurde. Ich versuche es meinen Kindern anders beizubringen. Sie ärgerten und ärgern sich oft über Kommentare von Mitschülern. Letztens fragte ich meinen Sohn etwas wütend und unter Zeitdruck, wieso er noch immer in sein Handy schaut, statt für die Klassenarbeit zu lernen. Er konterte cool: „Weil ich’s kann!“ Ich war baff, zunächst schnappte ich nach Luft, gleichzeitig erheiterte mich dieser so kurze Satz! Und ja, dieser Satz sagt alles ohne Rechtfertigung oder Beleidigung der Person gegenüber. Meine Erziehung trägt Früchte! Mein Sohn zeigte mir sein Handy und siehe da: Er lernte. Auf seinem Gymnasium läuft ohne den gegenseitigen Austausch von Mitschriften in der Klassengruppe bei WhatsApp, insbesondere wenn einer krank war, gar nichts! Häufig wird ausgedruckt, aber warum? Man kann unterwegs mit Smartphone im Auto oder Bus doch auch lernen. Das hatte ich nicht bedacht, weil ich vom guten alten Papierhefter ausgegangen war. Manche Menschen der älteren Generation verweigern sich der Technik und ihrer Möglichkeiten. Sie betrachten es als Spielerei und nicht als Arbeitswerkzeug. Andererseits sind sie dann im Alter extrem auf die junge Generation angewiesen, da mittlerweile Terminvergaben, Unterlagenversendung zur Krankenkasse, Pflegekasse, Tickets fürs Museum etc. immer mehr nur noch digital funktioniert. In der Schule könnte meines Erachtens nach das Handy auch sinnvoll als Recherchewerkzeug zur Wissensaneignung eingesetzt werden. Leider erfolgt dies aber nur sehr wenig!
    Warum Menschen anderen Menschen ungefragt mit Kommentaren ihre Meinung mitteilen müssen, habe ich nie verstanden. Sie fühlen sich wahrscheinlich in der Gesellschaft zu wenig gewürdigt. „Leben und leben lassen“ ist mein Motto. „Weil ich es kann!“ ist mittlerweile mein Lieblingssatz!
    Herzliche Grüße und bleibt alle stark! Simone

    1. Liebe Simone, das ist soooooo schön, dass du schon so lange bei uns mitliest und wir dir ein paar Mal schon gut getan haben – genau dafür machen wir das alles! Alles Liebe

  3. Liebe Katharina,
    ich kann gut nachempfinden, was du in dem Moment gefühlt hast. Ich frage mich oft, ob es ein Generationenproblem ist, warum sich oft „ältere Leute“ (egal ob Mann oder Frau) in Situationen einmischen, die sie nichts angehen!
    Ich bin schon groß (40 Jahre, verheiratet) und kann für mich und meine Kinder sorgen. Ich frage, wenn ich Hilfe brauche, aber ungebeten, finde ich’s echt unangebracht.
    Na klar könnte man es vlt auch so sehen, dass der Mann es vlt gut gemeint haben könnte und man vlt einfach mal Pause machen sollte…
    Wie auch immer es gemeint gewesen ist, es geht ihn nichts an, fertig!
    In solchen Situationen habe ich gelernt, mich nicht darüber zu ärgern, wofür? Und die Kids bekommen das ebenso mit, was ich auch nicht möchte.
    Ich versuche also einfach zu Lächeln, mich zu freuen für die Aufmerksamkeit die der Jenige in dem Augenblick erzwingen möchte und sag, Dir auch einen schönen Tag und Lächle.

  4. Viele von uns müssen bereits mit Kleinkindern wieder arbeiten, da ein Gehalt nicht reicht für eine Familie. Wir zahlen die aktuellen Renten damit und müssen private Vorsorge stemmen um nicht in kompletter Armut im Rentneralter zu leben. Unsere Aussichten sind auch einfach dazu noch sehr düster, was seine Generation verbockt hat. Dass wir unseren Kinder TROTZDEM die Natur zeigen und nicht vor dem Fernseher parken, sieht er nicht.
    Und bitte tragt das in die Welt, dass Jürgen, Hans-Peter etc es lesen.

  5. Liebe Katharina,
    Oje, ich kann dich so gut verstehen.Das ist sehr verletzend.Habe früher als die Kinder noch kleiner waren , auch oft ungefragt Sachen zu hören gekriegt und nur weil ich ziemlich jung ausgesehen ( oder einfach jünger als andere Mütter ) habe…..
    Als ich mein erstes Kind bekommen habe war ich 32 Jahre alt und schon 12 Jahre mit meinem Mann ( Vater der Kinder ) zusammen und verheiratet.Und musste immer wieder gegen sehr viele Vorurteile kämpfen……es war ganz schlimm und verletzend, was die Leute alles in mir gesehen haben und ungeniert geäussert haben. Ein älterer Herr hat mal behauptet, dass ich doch noch viel zu jung wäre für Kinder ( da war ich 35 ).Damit aber nicht genug…dann hat er meine Kinder betrachtet und ganz frech gesagt; zumindest sieht es so aus, als wären sie vom gleichen Vater….aber warum sind ihre Kinder so weiss und sie so braun. was stimmt nicht mit den Kindern oder mit ihnen ? Solche Sachen haben mich immer sehr verletzt. Nach und nach konnte ich ganz klar sagen; Ich hab sie nicht um ihre Meinung gebeten, sie kennen mich nicht.Klar ohne Rechtfertigung! Ab dem Moment, als ich das ganz bestimmt und trotzdem höflich sagen konnte, ist es auch viel weniger passiert.
    Meine Erkenntnis ist, dass Menschen, die solche Komentare abgeben müssen, nicht im Gleichgewicht sind mit sich selbst. Daher sind sie eher bemitleidenswert. Diese Erkenntnis hat mir die Wut genommen.
    Alles Liebe aus der Schweiz

    1. „Wer sich über andere ärgert, bestraft sich für die Fehler anderer.“ Ich kann die Wut gut nachvollziehen, aber tatsächlich ist es doch wahrscheinlich – mit etwas Abstand – eher die Wut auf die Gesamtsituation, für die der Mann nun gar nichts kann. Wenn du ihm aber etwas hinterher gerufen hättest, würde es dir wahrscheinlich auch nicht besser gehen.

      Es gibt doch immer Menschen, die sich ein Urteil über andere bilden und nicht ihren Mund halten können. Und wenn wir ehrlich sind, machen wir das doch manchmal auch. Und wer weiß? Vielleicht ist der Mann eigentlich total bezaubernd. Er war selbst nahezu Alleinerziehend und hat 4 Kinder großgezogen, nachdem er lange Jahre seine krebskranke und früh demente Frau gepflegt hat. Als ihr euch getroffen habt, war er gerade unheimlich wütend, da sich der Todestag seiner Frau jährte. Nachdem du vorbeigegangen bist, hat er sich unheimlich über sich geärgert, da er dich als Ventil benutzt hat. So könnte es doch gewesen sein – und wäre es dann nicht einfacher für dich?

      Jetzt irgendwelche Artikel in der Zeit oder anderen Zeitungen zu veröffentlichen, ist doch auch nicht die Lösung. Es sind ja nicht immer andere dafür verantwortlich, dass es uns so geht, wie es geht. Ich verstehe, dass Menschen gesehen werden wollen. Aber haben wir es nicht auch eine Nummer kleiner und ich meine nicht dich, liebe Katharina, sondern eher die anderen Zuschriften. Wir haben es nicht schlecht und vielleicht hilft der Blick darauf, was wir haben und nicht was fehlt und was alles doof ist. Und wir sehen doch auch nicht die Last aller anderen sondern oft nur unsere.

      1. Du Liebe, danke für diese Gedanken. Und na klar kann es sein, dass dieser Mann ein Päckchen zu tragen hat und wütend war. Aber gibt ihm das das Recht, mich als Ventil zu nutzen? Das hieße ja umgekehrt, dass ich – weil es mir an dem Tag auch nicht besonders gut ging – auch einfach andere Menschen anpampen darf. Und das würde ich nicht tun.
        Und weisst du, jeden Tag, wenn ich durch den Wald gehe, bin ich so dankbar, dass ich die Natur vor der Nase habe und es uns gut geht. Ich bin ein sehr dankbarer Mensch – und trotzdem waren die letzten echt anstrengend. Ich glaube, das geht beides – dankbar zu sein und manchmal an seine Grenzen zu kommen. Ich bin eben kein Roboter, weisst du? Und dennoch käme ich nie auf die Idee, meine schlechte Laune oder Stimmung an jemand fremden auszulassen, der mir begegnet.
        Es geht mir einfach darum, dass es viele Menschen gibt, die ein Bedürfnis haben, andere zu belehren. Und ich glaube, das ist einfach nicht okay.

      2. Aber auch, falls Hans-Dieter-Jürgen ein liebender Ehemann, fantastischer Mensch mit reicher Biografie und einigen Tiefs im Leben sein sollte, rechtfertigt das diese Verletzung und Wortwahl nicht.
        „Glotzen“ hat schon etwas sehr beleidigendes, finde ich. Er hat eine ihm unbekannte Person – eine Mutter mit Kinderwagen – angepflaumt. Wofür? Um sich selber etwas besser zu fühlen? Den Drang, schlechte Laune an anderen auslassen zu wollen, kennen wir sicherlich alle, es ist aber dennoch nicht okay.
        Nach solchen Zurechtweisungen bräuchte ich persönlich auch etwas Zeit und Beistand von lieben Menschen, um dies zu verdauen und wieder das Positive um mich zu sehen.
        Ich bin froh, dass Katharina dieses Erlebnis mit uns geteilt hat und wie man an den Kommentaren sieht, ist sie mit ihrer Erfahrung nicht allein…
        Und was ich ebenfalls super finde, sind all die Beispiele für schlagfertiges Kontern – werde ich mir fest abspeichern.
        Alles Liebe, dir Katharina und deiner Familie!

    2. Das ist wirklich eine bescheidene Situation. Das tut mir leid. Die Männer sind es eigentlich nicht wert,dass man darüber nachdenkt.
      Früher haben mich solche Äußerungen auch sehr ungetrieben.Mittlerweile kann ich die meistens glücklicherweise nach 5 -10 min ad acta legen.Denn ich finde auch, dass sagt mehr über den Mann aus,als über den Adressaten. Allerdings kommt es natürlich auf die eigene Verfassung an. Wenn man sowieso schon am Rande der Belastung steht, kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass man einfach nur weinen will.
      Dennoch: In vielen Fällen kann ich mittlerweile süffisant lächeln, was erstaunlicherweise schon oft eine Reaktion ala jetzt sind sie auch noch arrogant provoziert.
      Wenn mich eine Äußerung trifft,dann ist mein Standardspruch ( sehr derb, aber hilfreich): Wissen Sie, Klugscheißer kann niemand leiden.
      Dies löst auch oft Schnappatmung aus.
      Wenn ein Spruch so unter die Gürtellinie geht, gehe ich auch unter die Gürtellinie: Gucken Sie mal in die Geschichtsbücher, wer sich auch immer auf der moralisch guten Seite der Geschichte empfunden hat.
      Der Spruch ist grenzwertig,ist mir schon klar. Den habe ich auch erst einmal benutzt, aber es hält den Leuten den Spiegel hin.
      Daher muss ich gestehen, bin ich mittlerweile abgestumpft. In meinen jungen Jahren hätte ich mich sowas nie getraut. Diese Sprüche habe ich mir allerdings als Standard abgespeichert, ansonsten fallen einem adhoc ja nie die passenden Worte ein.
      Ich kenne übrigens die Sprüche von Seiten von Männern, aber ebenso leider auch von Frauen.
      Ich hoffe,dass es irgendwann heißt,leben und leben lassen, solange sich alle dabei wohlfühlen.

  6. Ich habe mal gelesen, dass man auf solch übergriffige Kommentare antworten soll: Denken Sie mal darüber nach, was es über Sie aussagt, was Sie zu mir sagen. Habe ich in einer anderen Situation zu einer älteren Dame gesagt, die mich bzgl. meiner Kinder blöd angemacht hat. Da war sie zumindest sprachlos.

  7. Puh, ich kenne das. Ein blöder, übergriffiger, abwertender Kommentar einer fremden Person, und ich stehe fassungslos – und stumm – da.
    Für die Zukunft versuche ich mir die Sätze „Mischen Sie sich bitte nicht in mein Leben ein. Ich tue das bei Ihnen auch nicht.“ im Bewusstsein präsent zu halten.

  8. Irgendwie kann ich den zuvor überflogenen Artikel gerade nicht nochmal öffnen und bin noch nicht mal Mutter und kenne demnach noch nicht mal das beschriebene Phänomen, aber mich macht das schon vom Anlesen wütend. So ein Artikel müsste eigentlich in großen Wochenzeitungen erscheinen, die eben auch solche Sprücheklopfer wie im Artikel lesen. So bleibt die Wut wieder nur unter den Frauen/Müttern/u.a . Mich ärgert so oft und generell, dass so viele vermeintlich private Ärgernisse dieser Art eigentlich politisch sind und überall sichtbar sein müssten, aber man ( als Frau) damit oft nur im Frauenumkreis Gehör findet und für Männer „son Frauenzeugs“ sind.

    1. Ja! Ersatzname! Bitte, wie bekommen wir den Artikel in Jürgens Tageszeitung!? Ich war kurz davor zu überlegen, wie ich es hinbekomme, dass mein Schwieervater das liest. danke für die liebevollen Worte für Mütter! raus in die Welt mit ihnen.

    2. Gute Idee! Vielleicht hat ja die ZEIT Interesse an solch einem Artikel und möchte sich mal mit dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Rollenerwartungen und Generationenvertrag in Deutschland im 21. Jahrhundert befassen. Aus Sicht der Frauen.

  9. Wie gut ich das verstehen kann.
    Vielleicht sollte frau sich eine Standard Antwort zurecht legen , die meistens passt, zB „ ich habe Sie nicht um Ihre Meinung gebeten“.
    Denn den einen markigen Spruch, der in der jeweiligen Situation passt, fällt einem ja wirklich meistens erst hinterher ein.
    Und ja, das mit dem rechtfertigen unbedingt lassen, auch vor sich selbst !
    Unnötige Zeitverschwendung.

  10. Hallo Katharina,
    am 08. März zum Frauentag hatte ich einem Satz im Status, der hieß ‚Imagine how different the world would be if little girls were taught to set boundaries as often as they were taught to be polite‘.

    Ich verstehe total, dass du dem Mann den ersten Gedanken, der dir durch den Kopf geschossen ist, nicht sagen wolltest. Einerseits. Anderseits denke ich auch, schade!! Natürlich, wir wollen nicht Teil dieser ‚rüpelhaft werdenden Welt‘ werden…, dazu hast du neulich ja auch ganz richtig zum Austausch angeregt. Aber wir dürfen solchen unangemessenen Kommentaren (ob vom Männern oder Frauen) auch direkt einen Riegel vorschieben! Und da sage ich: auch von der Art her ein Stück weit ‚wie es in den Wald hineinschallt’…‘. Als Frauen sind wir häufig es eben weniger gewöhnt, sind anders erzogen oder haben einen anderen Anspruch an uns. Aber damit tun wir uns keinen Gefallen! Ich übe mich seit Jahren darin, bei solchen Gelegenheiten schlagfertig und angemessen zurück zu pöbeln äh zu antworten ;-).
    So gesehen ist so ein Jürgen einfach aus meinen Augen auch immer eine Gelegenheit sich selbst darin zu üben, Grenzen zu setzen. Und zwar direkt und an den, den es betrifft!
    Und auch, wenn unsere Kinder dabei sind. Es ist wichtig, dass sie es lernen und das tun sie am meisten, wenn sie uns so erleben. (Ich meine damit natürlich nicht, sich mit ihnen in irgendwelche gefährlichen Situationen zu begeben, sondern ich meine solche Situationen, wie du sie beschrieben hast).
    Liebe Grüße an dich, Katharina, und glaub mir, du bist nicht allein in deinem Frust, dass solche Situationen passieren! Lass dich nicht ärgern. Nächstes Mal ihm einfach die Zunge rausstrecken. Damit rechnet er bei so einer erwachsenen Frau wie dir sicher nicht und dann guckt er bestimmt doof, hahaha 🙂

    1. Liebe Katharina,

      Ich verstehe Dich sooo gut und fühle mit Dir!

      In solchen Situationen fühle ich mich tief getroffen und verletzt, obwohl ich das Gegenüber nicht mal kenne. Weniger aufgrund der Grenzüberschreitung, sondern weil ich mich nicht gesehen fühle. Der andere sieht nicht meine Anstrengung, meine Müdigkeit, meinen häufigen persönlichen Verzicht, meinen inneren Druck, unter dem ich täglich versuche den Bedürfnissen meines Kindes und den Anforderungen der Arbeitswelt gleichermaßen gerecht zu werden.

      Umso schöner und wichtiger sind daher für mich die Erfahrungen im Alltag (wie auch hier im Forum) bei denen wir Mütter uns untereinander wohlwollend sehen und mitfühlend verhalten.

    2. Schließe mich vollumfänglich an. Es hilft nur, Grenzen zu setzen und sich Respekt zu verschaffen. Was bei mir gut funktioniert ist freundlich zu antworten: „Ach, sie möchten mir ein bisschen die Welt erklären? Das ist aber nett von Ihnen“.
      Paradoxe Intervention quasi.
      Ich arbeite sowohl beruflich als auch ehrenamtlich fast ausschließlich mit Männern und erlebe Mansplaining echt sehr selten. Ist aber vielleicht auch anders, wenn man sich durch Leistung schon Anerkennung und Respekt verschafft hat. Ich finde Frauen durchaus häufiger übergriffig, oftmals subtiler oder hintenrum, oder auch nur durch geschickte „Platzierung“ der eigenen Befindlichkeiten. Das wurmt mich viel mehr, weil es schwieriger ist direkt drauf zu reagieren.

  11. I feel you! Lass Dich drücken! Verstehe auch nicht, was die Leute dazu treibt andere zu belehren, und das auf so eine abwertende Weise. Haben sie kein eigenes Leben? Hab neulich eine Spruch gelesen, der auf „Jürgen“ gut passt: „das ist aber viel Meinung für so wenig Ahnung“.

    1. P.S.zu meinem Kommentar: das mit der Leistung klingt irgendwie komisch. Wollte damit nur sagen, dass solche Übergrifflichkeiten eher seltener passieren, wenn man sich kennt und schätzt.

  12. Ich schreie meistens zurück “Ich kann sie nicht hören – ich habe Kopfhörer drin!”. Zeige auf meine Ohren und gehe dann schnell weiter. Ich weiß noch wie wütend es meine Oma bei ihren Belehrungen gemacht hat, wenn ich einfach gegangen/nicht zugehört hab und hoffe einfach, dass es die alten weißen Männer genauso ärgert. Interessiert halt auch niemanden, was sie für angemessen halten. Wird Zeit, dass sie das verstehen.

  13. Liebe Katharina, mir hat es gerade die Tränen vor Wut in die Augen getrieben. Ich hatte kürzlich eine ähnliche Situation nach welcher ich gedanklich viele Briefe an die in diesem Fall ältere Dame verfasst hatte um meiner Enttäuschung über ihre Reaktion Luft zu machen. Wartezimmer Pneumologe, ich saß dort mit meinem 85jährigen Opa den ich aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes sehr häufig zu Arztbesuchen fahre (Landfamilie die zu Arztbesuchen in die Stadt muss). Und ja, ich hab während drei Stunden im Wartezimmer Dienstmails auf dem Handy gecheckt und meine Erwerbsarbeit damit zumindest teilweise sichergestellt als eine ältere Patientin in dem vollen Wartezimmer mit ihrem Finger auf mich zeigt und ruft: Ohne Handy gehts bei den jungen Leuten gar nicht mehr, eine Frechheit das Ding nicht mehr aus der Hand legen zu können!“ Stille. Niemand sagte was. Ich auch nicht.. weil Kampf mit den Tränen. Ich hab drei Kinder, meine Erwerbsarbeit, ein Ehrenamt, Haushalt, pflegebedürftige Großeltern und gefühlt tausend Dinge die meinen Verantwortungsrucksack so oft unsagbar schwer machen. Dennoch versuche ich diese Arzttermine abzudecken. Und es ist erschütternd dann so was an den Kopf geworfen zu bekommen. Mein Opa hat am coolsten reagiert: „Ist doch super das sie dich in Deinem Alter (40) als junge Leute bezeichnet und jetzt zeig mir mal neue Fotos von den Kindern auf Deinem Wunderding.“ (er meinte das Smartphone)

    1. Oh, liebe Annett, ich kann mich so in dich einfühlen. Es trifft einen so, obwohl es das eigentlich nicht sollte… Ich drück dich

  14. Ich kann diese Wut so gut verstehen. Ich wäre auch fassungslos und (danach, zu spät) wütend gewesen. Bin da leider auch nicht der schlagfertige Typ.
    Ist bestimmt auch angenehm, das hier mal runterzuschreiben.
    Aber, wie Du selbst auch schon schreibst, er wird es NIE lesen, das heißt, eigentlich völlig falsche Adressaten hier. Hier lesen mitfühlende Frauen, die Dich jetzt trösten und Verständnis zeigen. Aber ändern tut sich die Welt dadurch kein Stück.
    Dafür muss man diesen übergriffigen Männern Kontra geben. Aber das ist viel schwerer.

  15. Liebe Katharina,
    bin komplett bei Dir! Und Jürgen ist ein Idiot!
    Nein, du jammerst nicht, diese krassen Wochen und Monate zehren so sehr.
    Auch hier Kinder alle hier, seit Weihnachten krank, beide berufstätig. Nun liege ich seit 2 Wochen flach, hab echt keine Lust mehr.
    Wir machen wieder komplettes Homeschooling, im Januar gingen alle Kinder genau an einem Tag gemeinsam zur Schule, im Februar waren es immerhin zwei.

    Ist das Jammern? Ich denke nicht, aber Sichtbarmachen von Ausnahmesituationen, wo man nicht noch dämliche Kommentare von Fremden braucht.

    Passt auf euch auf, Katharina. Und er Frühling kommt! Alles Gute für die OP!

  16. @noname…
    Darum geht es doch gar nicht. Es geht doch nur darum, dass doofe Kommentar nicht nur nerven, sondern völlig unangebracht sind, weil man nie weiß, was die anderen 23,75 Stunden am Tag passiert. Selbst wenn sich alle den ganzen Tag fröhlich hüpfend an den Händen halten, ist etwas Bildschirmzeit voll in Ordnung und wenn es dann noch Arbeit ist, nicht mal diskutabel. Nur sieht es eben in den meisten Familien (wie bei dir auch) anders aus als bei Astrid Lindgren. Warum sollte sie das nicht schreiben dürfen?
    Viele Privatschulen sind übrigens einkommensgestaffelt und kosten für Geringverdiener fast nichts, so dass man darüber nicht auf das Einkommen oder Vermögen schließen kann.

  17. Danke für den tollen Artikel, der mal wieder die richtigen Worte findet!
    Mir hat diese Woche erst ein Nachbar gesagt, ich solle mir ernsthaft überlegen, mich „als Sekretärin meines Mannes um seine Anrufe zu kümmern“. Die Männer hätten ja immer so viel zu tun. Er kenne das.

  18. Sehr gutes Thema, danke!
    Der Teil mit der Selbstrechtfertigung wäre aber nicht nötig gewesen, genau in solche Gedankenkarussels fallen Frauen dann leider oft. Der entscheidende Punkt ist doch der, dass dieser Typ einem Mann/ Vater gegenüber so einen übergriffigen Spruch nie gebracht hätte! Bei einer Frau mit Baby oder auch bei jüngeren Frauen traut er sich das aber.
    Und als Frau macht man dann den Fehler, ganz viel Energie aufzuwenden, sich selbst zu hinterfragen, anstatt einfach direkt nen blöden Spruch zurück zu rufen.
    Als junge Frau habe ich auch oft Sprüche von fremden Männern erlebt wie „lächel doch mal“ und co. So ätzend! Das einzige was hier hilft, ist das Gegenüber ebenso lächerlich zu machen, zum Beispiel „Sei leise, sonst hörst du die Vögel nicht“ oder so. 😉

    1. Du hast soooo recht. Ich bin mir auch sicher, dass mein Mann den Spruch niemals gehört hätte, wenn er mit Baby Emails liest. Danke für deinen guten Kommentar

    1. bin selbst 72 Jahre u.hab echt Verständnis für Sie.Meine Tochter ist zur zeit in ähnlicher Situation.
      Da ich Christ bin denk ich das Mann und Frau gleichwertig sind =Eva ist aus der Rippe Adams!!💥
      Ich persönlich würd dem Mann diesen „Schrott“vergeben -ihn segnen und ihn an Gott abgeben=Freiheit von Wut usw.

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