„Und Ihr so?“: Heute mit Olaolu, Philipp und Baby Naima aus Berlin

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Ihr Lieben, endlich geht unsere Reihe "Und Ihr so?" weiter. Darin stellen wir Familien mit verschiedenen Lebensmodellen, Ansichten und Vorlieben vor. Wie schön, dass wir Euch heute Olaolu und Philipp vorstellen dürfen! 

Wer seid Ihr?

Wir sind Olaolu, Philipp und das Babygirl Naima.

Was heißt für Euch Heimat?

Olaolu: Ich bin dort zuhause, wo meine Liebsten sind. Meine Familie, meine FreundInnen. Und am liebsten dort, wo die Sonne ist. Und gutes Essen. Und Mangos.

Philipp: Heimat kann da sein, wo ich mir eine Zukunft vorstellen kann.

Wie wohnt Ihr?

Wir sind ganz frisch aus dem Hotspot Berlin-Neukölln in das zauberhafte Berlin-Schöneberg gezogen. Hotspot-Leben geht ja jetzt mit Kind eh weniger, dafür schätzen wir die etwas entschleunigte Lebensweise Schönebergs.

Wie hat sich Eure Wohnsituation verändert seit Ihr Kinder habt?

Unsere Wohnsituation hat sich drastisch geändert. Wir sind sozusagen hochschwanger aus dem WG-Zimmer bzw. der Einzimmerwohnung in eine 3-Zimmerwohnung gezogen. Und dort haben wir das Zusammenleben geübt. Mit allen Höhen und Fallstricken. Und einem Baby. Das war intensiv. Teilweise anstrengend, teilweise noch anstrengender. 

Was tut Ihr vormittags?

Philipp ist ja tagsüber nicht da. Naima ist bisher noch nicht in der Kita, daher verbringen wir den ganzen Tag zusammen. Da sie noch nicht so begeistert über das Laufen ist, laufe ich mit ihr sehr viel durch die Stadt und bin noch nicht so sehr auf den Spielplätzen unterwegs. Das Laufen mit ihr gestaltet sich natürlich zunehmend als schwierig, da sie schon jetzt über einen starken Willen verfügt  und seltsamerweise schon ganz genau weiß, wohin sie möchte. Meistens nicht dorthin, wo ich eigentlich hinwollte. Und dann wird jedes Blatt (und Müll) begrüßt, mit den Menschen geflirtet und so weiter. Ich übe mich also in Geduld und lerne die Langsamkeit zu schätzen. Aber klar, es gibt auch die Tage des nimmer-endenden Kreislaufs aus Essenschlacht, putzen, nächste Essenschlacht usw.

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Nun suchen wir einen Kitaplatz für den halben Tag, da einerseits sie so begeistert von anderen Kindern ist und sicherlich sehr viel Spaß mit ihnen hätte. Und ich andererseits gerne etwas mehr Zeit für mich hätte, um meinem Projekt „Willkommensbücher für Babys“ nachgehen zu können.

Das sind personalisierte Babybücher, die ich auf Bestellung herstelle. Diese enthalten viele Informationen, die genau auf das Kind zugeschnitten sind: ein Foto des Kindes mit Worten der Begrüßung des Schenkenden, Information zur Namensbedeutung des Kindes, zu dessen Sternzeichen, persönliche Worte und ein Foto des Schenkenden. Dazu eine personalisierte Geschichte, ein Gedicht für die Eltern usw. Jedes Buch wird einzeln hergestellt und gedruckt.

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Und nachmittags?

Die Nachmittagsgestaltung ist wirklich etwas schwierig für uns. Da die kleine Madame meistens alle Pläne durch ihren Mittagsschlaf in den Wind schreibt, nehme ich mir meistens nicht zu viel vor. Ich muss sagen, sie und ich verfügen momentan über den Luxus des Müßiggangs und genießen es (noch) keine regelmäßigen Veranstaltungen und Verpflichtungen nachgehen zu müssen. Meistens entscheiden wir recht spontan, wie wir den Tag gestalten möchten.

Während sie ihren Mittagsschlaf hält, arbeite ich an den Willkommensbüchern, beantworte Emails, nehme Aufträge entgegen. Dann etwas Haushalt, Kochen und schon geht der Nachmittag los.

Vereinbarkeit: Wie glücklich seid Ihr mit der Situation?

Ich stellte mir das immer einfach vor: Sobald das Kind abgestillt ist, geht das alles 50:50. So einfach ist/war das dann natürlich nicht. Da ich diejenige bin, die die Elternzeit genommen habe, verbringe ich zwangsläufig mehr Zeit zu Hause und mit der Kleinen. Momentan sind wir, diplomatisch gesagt, noch in der Findungsphase, was die Aufgabenteilung betrifft. Wie kann die Hausarbeit gerecht (was nicht bedeutet, dass alles 50:50 aufgeteilt wird) bewältigt werden? Wie können Rückzugsmomente und die Betreuung des Kindes für Beide bewerkstelligt werden? Welche Priorität räumen wir dem Lohnerwerb, der Hausarbeit, der Erziehung des Kindes (bzw. des Glücks das Kind den ganzen Tag um sich zu haben) ein? Wie reduzieren wir Frustration und den Alltagstrott usw.? So viele Fragen … die Antworten kommen langsam (verschwinden aber manchmal leider auch wieder).

Was bedeutet Gleichberechtigung für Dich?

Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass es keine vorgefertigten Frauen- oder Männerrollen gibt.

Es bedeutet für mich, die gegenseitige Wertschätzung der Arbeit des Einzelnen. Die gegenseitige Unterstützung im Lohnerwerb, Erziehung des Kindes, und ganz wichtig in der Teilung der Hausarbeit.

Was ist etwas, mit dem Du nie gerechnet hast bevor Du Mutter/Vater wurdest?

Olaolu: Ich hatte das große Glück schon relativ viel über Elternschaft zu erfahren, bevor ich selbst Mutter wurde, einfach da ich einer großen Familie entstamme (acht Geschwister mit vielen Nichten und Neffen). Trotzdem war ich von den manchmal widersprüchlichen Gefühlen, die in mir herrschten überwältigt. Diese teils absolute Nähe zwischen Glück und Traurigkeit, dem Wunsch alleine zu sein und das Gefühl trotz Kind einsam zu sein. Dann wieder das schlechte Gewissen. Immer wieder, trotz besseres Wissen. Und dann wieder dieses Glück und diese Liebe, die keine Worte kennt. All das.

Phil: Ich habe nicht damit gerechnet, wie sehr eine Beziehung unter einem Kind leiden kann. Und wie sehr sich der alltägliche Lebensrhythmus verändern kann. 

Inwiefern würdet Ihr Euer Leben optimieren, wenn Ihr könntet?

Olaolu: Ich hätte gerne mehr Zeit für mich. Und gerne mehr Zeit mit Philipp. Und gerne mehr Zeit für uns Drei. 

Phil: Ich würde gerne mehr Zeit für meine Tochter einbauen. Und ich würde gerne reisen.

Was ist Euch als Familie wirklich wichtig?

Gelebte und erlebte gemeinsame Zeit. Glück, Lachen, konstruktives Streiten.

 

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3 comments

  1. Das ist unglaublich
    Das ist unglaublich authentisch und sehr sympathisch geschrieben dieses Interview. Diese Findungsphase kennen wohl alle Eltern und auch die widersprüchlichen Gefühle die in einem herrschen. Alles Liebe den dreien und viel Freude und Erfolg mit den Willkommensbüchern, die sind wirklich schön.