„Warum finden meine Kinder nur so schwer Freunde?“ Interview mit Steffi

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Liebe Steffi, erzähl doch erstmal, wer alles zu deiner Familie gehört.

Mein Mann Gustav und ich haben drei Kinder im Alter von 13,11 und 5 Jahren. 

Und nun beschreib uns doch mal deine Kinder. 

Meine Große ist ein absoluter Kopfmensch, sie liest unheimlich gerne, oft verschwindet ihr Kopf tagelang hinter den Büchern. Dann ist sie glücklich. Außerdem spielt sie gerne Klarinette. 

Mein Mittlerer hat lange Fußball gespielt, ist jetzt aber auf Taekwando umgestiegen. Er ist immer draußen und erlebt gerne Abenteuer. Er ist richtig clever im Kopf und sehr begeisterungsfähig. 

Meine Kleinste turnt sehr gerne und möchte jetzt Ballett anfangen. Sie ist auch gerne draußen und radelt gerne.

Das hört sich nach richtig tollen Kindern an. Du hast uns allerdings geschrieben, dass Deine Kinder nur schwer Freunde finden. Woran könnte das liegen?

Es ist nicht so, dass meine Kinder gar keine Freunde haben, aber eben nur ein oder zwei. Das wäre auch nicht das Problem, wenn diese Freundschaften dann aber beständig wären. Aber irgendwie werden Kinder-Freundschaften heute schnell beendet und das verstehen meine Kids nicht, sie sind dann tief enttäuscht. 

Aktuell ist es so, dass mein Mittlerer bald Geburtstag hat. Sein "bester" Freund  hat einfach so abgesagt. Das macht meinen Sohn und mich echt traurig. Mein Sohn ist körperlich sehr aktiv und hat manchmal auch Blödsinn im Kopf – ich glaube, dass das für andere Kinder manchmal auch schwer aushaltbar ist. 

Meine Große ist nicht Mainstream. Sie ist sehr ehrlich, sagt ihre Meinung und hat einen ausgeprägten Gerichtigkeitssinn – das mögen viele nicht. Kinder, die anders sind, haben es einfach schwer. 

Die Kleinste geht ja noch in die Kita und ist meistens happy, wenn ihre Familie um sie herum ist. 

Sprechen Deine Kinder auch darüber, also sind sie traurig darüber?

Nach der Absage seines Freundes war der Mittlere schon ganz schön geknickt und meinte: "Ich muss mir echt noch andere Freunde suchen." Er hat die Absage auch nicht wirklich nachvollziehen können. Er sagte, er sei wütend und traurig. 

Meine Große hatte eine Freundin noch aus dem Kindergarten, mit der sie sich super gut verstanden hat. Die hat sich aber irgendwann auch abgewandt. Das hat sie sehr verletzt und fassungslos. .

Sind Deine Kinder denn auf Geburtstagen von anderen Kindern eingeladen und haben nachmittags Verabredungen?

Ja, sind sie ab und zu – aber im Vergleich doch eher selten. Nachmittags sind viele andere Kinder total durch ihre Hobbies verplant. Da sind spontane Verabredungen ja kaum noch mögich. 

Ich bin in einem Dorf großgeworden. Wir hatten nach der Schule immer frei und draußen auf der Straße waren immer andere Kinder zum Spielen. Das ist heute nicht mehr so. 

Wie versuchst Du neue Freundschaften zu fördern?

Ich gehe mit meiner Kleinen in den Turnverein, damit sie andere Kinder kennen lernt. Die Großen möchten ihre Freundschaften lieber selbst regeln. 

Wie geht es Dir damit, dass Deine Kinder nur schwer Freunde finden?

Bei der Großen habe ich sehr gelitten und hätte mir von den Eltern des anderen Mädchens einfach auch mal gewünscht, dass sie versuchen Einfluss zu nehmen. Auch beim Mittleren nimmt mich das alles mit. Ich frage mich, warum meine Kinder so schwer gute Freunde finden. Sie sind wirklich tolle Kinder und ich möchte, dass es ihnen gut geht. Klar, ich weiß, dass sich Kinderfreundschaften oft verändern, aber irgendwie fehlt mir die Verbindlichkeit. 

Hast Du das mal mit Lehrern thematisiert?

Ja. Bei meiner Großen hieß es, sei sei doch integriert. Nur sah sie das selbst nicht so. Sie sagte, sie fühle sich in ihrer Klasse wie ein Alien. Bei meinem Mittleren ist es so, dass er der Klassenclown ist. Das macht er natürlich, weil er sich davon Beliebtheit verspricht. 

Was wünscht Du Dir für Deine Kinder?

Ich wünsche mir, dass sie richtig gute, verlässliche Freunde finden – es müssen ja gar nicht viele sein. Aber ich wünsche ihnen Menschen, mit denen sie sich austauschen können, mit denen sie Abenteuer erleen können und dass sie genau so gemocht und angenommen werden, wie sie sind. Meine Kinder sind Persönlichkeiten mit starkem Charakter und sie sind es absolut wert, kennengelernt und gemocht zu werden. 

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6 comments

  1. Ich hab erst im Studium feste
    Ich hab erst im Studium feste Freunde gefunden. In der Schule waren fast nur Tussis ich hatte immer nur eine beste Freundin die aber alle zwei Jahre gewechselt hat. Aber da ich zwei Schwestern hatte war ich nie alleine. Denke das ist normal dass die anderen einen enttäuschen und sich andere Freunde suchen. Man lebt sich auseinander.

  2. Das kommt mir bekannt vor
    Dein Bericht könnte von mir sein. Ich habe zwei Kinder. Meine Tochter ist ein Bücherwurm mag Musik und ist gerechtigkeitsliebend. Einmal in der Woche geht sie tanzen. Freundschaften: fast keine. In der Schule war es wie bei Euch, wenn man dachte, das wäre eine nette Freundschaft war schon wieder ein anderes Mädchen interessanter als meine Tochter. Mein Sohn ist sehr sportlich , geht gern auf den Bolzplatz und spielt Tennis. Aber vermeintliche Freunde, für die er sich in der Schule stark gemacht hat, haben ihn irgendwann fallen lassen. Er sagt eben das was er denkt und ist nicht immer Mainstream. Dann steht man plötzlich alleine da . Kinder in der Nachbarschaft; Fehlanzeige. Die sind entweder viel älter oder viel jünger.Wir wohnen nicht in einer Neubausiedlung. Bei uns sind die Nachbarn eher im Alter von Großeltern! Ich kenne das Problem sehr gut und ich weiß, wie weh das tut!!!! Trotzdem durchhalten ich wünsche euch die Kraft dafür!

  3. Aus Muttersicht kann ich die
    Aus Muttersicht kann ich die Situation noch nicht beurteilen, da mein Sohn noch zu klein ist, aber ich erkenne mich etwas in deiner großen Tochter wieder – Ich habe auch viel Musik gemacht und darüber viele meiner Freunde kennengelernt. Viele Musikschulen haben ja einen Jugendorchester oder andere Ensembles – das wäre für deine Tochter eine Möglichkeit Gleichgesinnte zu treffen.

  4. Ich finde das normal
    Ich finde das normal, was Du schreibst. Gerade Kinder mit mehreren Geschwistern sind auch als Familie stark und brauchen nicht unbedingt noch viele Freunde von ausserhalb.
    Ich würde mich auch in der Nachbarschaft umsehen. Das ist viel besser als Freunde, zu denen man Kinder fahren muss. Besser die Kinder von nebenan, bei denen man selbst spontan klingeln kann als diese ewigen Terminvereinbarungen.

  5. Das hört sich für mich relativ normal an
    Das hört sich für mich relativ normal an. Mein Sohn ist noch nicht alt genug, dass ich aus Mama-Sicht sprechen kann. Aber da ich selbst ein introvertiertes Kind war, kann ich aus eigener Erfahrung sagen: lieber wenige gute Freunde. Mit Zurückweisung müssen wir leider oder Gottseidank irgendwann alle klarkommen, und so bitter es für uns als Mamas werden mag, besser als du es ohnehin machst, kannst du deine Kinder nicht unterstützen. Die treue Freunde werden sich schon noch einfinden, und bis dahin sind deine Kinder stärker geworden und haben viel gelernt. Trotzdem wünsche ich euch viel Kraft. Ich weiß, wie man als Kind in dieser Situation fühlt, die Gefühle kann man natürlich nicht kleinreden! Das große Ganze darf man aber auch nicht vergessen. Deine Kinder sind auf dem Weg zum gefestigten Menschen mit wenigen treuen und guten Freunden.
    LG M.

    1. Formatierung bleibt nicht 🙁
      Die Formatierung in diesen Kommentaren bleibt nicht 🙁 sehr schade! Mein Text liest sich total blöd so ohne Absätze.