Die Tochter ist beim Papa, also arbeite ich freiwillig an Weihnachten

Weihnachten

Foto: Pixabay

Ihr Lieben, während die meisten von uns gemütlich an Weihnachten mit unseren Liebsten zusammen sind, gibt es viele, viele Menschen, die arbeiten müssen, um die Versorgung unserer Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Diese Menschen stellen sicher, dass wir bei einem Notfall versorgt werden, dass uns geholfen wird – und sie verzichten dafür auf Zeit mit der eigenen Familie. Auch unsere Leserin Heike arbeitet an Heiligabend – wir haben mit ihr darüber gesprochen.

Liebe Heike, wie verbringst du dieses Jahr Heiligabend?

Ich bin Krankenschwester und werde dieses Jahr an den Weihnachtfeiertagen im Spätdienst arbeiten. Der Spätdienst geht von 13.30 bis 21 Uhr. Ich bin Zeitarbeiterin, dadurch arbeite ich alle paar Wochen bzw. Monate in einer anderen Klinik. Dieses Jahr in einer Reha-Klinik im Bereich Kardiologie und Gastrologie. 

Und wo feiert deine Tochter?

Meine 14-jährige Tochter ist während meiner Spätschicht bei ihrem Vater, sie wird mit ihm, ihren Großeltern, Tanten, Onkeln und ihren Cousins Heiligabend ganz traditionell feiern. 

Allerdings machen meine Tochter, ihr Vater und ich jedes Jahr an Heiligabend ein gemeinsames Weihnachtsfrühstück mit Bescherung. Das ist seit unserer Trennung vor fünf Jahren zu einer kleinen Tradition geworden.

Wie teilt ihr euch Weihnachten seit der Trennung auf? Wechselt ihr euch jährlich ab?

Nein, meine Tochter ist nach unserem gemeinsamen Frühstück die gesamten Feiertage bei ihrem Vater und kommt erst nach Weihnachten wieder zu mir. Im 1. Jahr war es schwer für mich, da ich damals frei hatte und somit Heiligabend alleine zuhause war bzw. abends zu einer guten Freundin gefahren bin. Meine Eltern leben nicht mehr und die andere Familie lebt weit weg, daher habe ich mich entschieden, dass ich lieber an Weihnachten arbeite, als alleine zu Hause zu sein.

Wie geht es dir damit, dass du Heiligabend arbeitest?

Mir geht es mittlerweile sehr gut damit, allerdings: Richtige Weihnachtsstimmung kommt bei mir nicht auf. 

Was macht ihr im Krankenhaus für euch und die Patienten, damit es eben kein ganz normaler Tag ist? 

Meistens bringen die Kollegen Gebäck, Kinderpunsch oder auch Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat mit, so dass wir dann auch ein wenig Weihnachtsgefühl haben. Ich habe es aber auch schon erlebt, dass die Klinik an Heiligabend kleine Geschenke für Patienten und Personal verteilt hat. Zusätzlich kommen auch viele Besucher und bringen Süßigkeiten oder Gebäck mit.

Aber tatsächlich kann man ja nie wissen, wie die Schicht läuft. Ich hatte schon extrem stressige Dienste an Heiligabend, an denen ich Weihnachten vollkommen vergessen habe. Aber ich hatte auch schon richti ruhige Dienste, die dann wirklich schön weihnachtlich mit den Kollegen waren.

Wie erlebst du die Patienten, die über Weihnachten im Krankenhaus bleiben müssen?

Die meisten Patienten sind traurig. Einige schweigen dazu, andere reden offen darüber. Oft ist es auch abhängig davon, wie schwer erkrankt sie sind. Es gibt Patienten, die sehr dankbar sind, dass man sie an Weihnachten versorgt, aber es gibt auch Patienten, die verbittert und deprimiert sind, dass sie nicht nach Hause können…

Natürlich gibt es ganz, ganz viele andere Menschen, die an Weihnachten arbeiten müssen. Findest du, dass das genug gewürdigt wird?

Ich glaube, wenn man so einen Beruf ergreift, gehört es dazu, dass man Weihnachten, Silvester oder Ostern mal arbeiten muss. Ich selbst habe mich davon gelöst, dass ich Weihnachten am 24.12. feiern muss, ich kann es auch etwas früher oder später mit gutem Essen und meinen Lieblingsmenschen feiern.

Aber natürlich tut es gut, wenn man spürt, dass die Patienten diese speziellen Dienste würdigen. Ich glaube, ganz viele Menschen vergessen schlichtweg, dass jedes Jahr ganz viele Menschen (z.B. Ärzte, Rettungsdienst, Feuerwehr, Polizei) keinen gemütlichen Heiligabend haben.

Was wünscht du dir ganz persönlich zu Weihnachten?

Ich wünsche mir, wie jedes Jahr, dass die Menschen die mir wichtig sind, gesund bleiben. Denn Gesundheit kann man nicht verschenken oder kaufen. 

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1 comment

  1. Liebe Heike, danke, dass Du an Heiligabend für die Kranken da bist! Mein Mann musste am ersten bewussten Heiligabend unseres Sohnes notfallmäßig mit einer Noroviruserkrankung ins Krankenhaus und wurde dort vom netten Krankenhauspersonal wieder aufgepäppelt! Nachdem mein Sohn schlief, bin ich nochmal zu ihm gefahren und ich muss sagen, es war schon eine besinnliche Stimmung auf der Station! In diesem Sinne wünsche ich Dir einen hoffentlich ruhigen Dienst am heiligen Abend!

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