Wie geht es nach der Schule weiter? Warum sich eine Ausbildung immer lohnt!

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Ihr Lieben, das Schuljahr ist nun vorbei. Einige von euch haben ja schon so große Kinder, dass das Thema „Was mache ich nach der Schule?“ immer lauter wird. Ich kann mich noch daran erinnern, dass es für einige meiner Klassenkameraden kaum Wahlmöglichkeiten ab. Da war völlig klar, dass sie in die Fußstapfen der Eltern treten, z.B.später einmal den elterlichen Betrieb übernehmen. Und wie oft habe ich gehört, dass jemand sagte: „Mein Vater wollte, dass ich XYZ studiere. Aber eigentlich habe ich da keinen Bock drauf.“

Klar, wir Eltern kennen unsere Kinder so gut wie niemand sonst – und wir wollen auch das Beste für sie. Nur: Das, was wir für das Beste halten, muss nicht immer das Beste für die Kinder sein… Deshalb ist es so wichtig, einander zu zuhören und sich auch Unterstützung zu holen, wenn man das Gefühl hat in einer Sackgasse zu stecken. Genau hier greift die Kampagne „Ausbildung macht Elternstolz, eine Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie zusammen mit den Industrie- und Handelskammern in Bayern und der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern. „Ausbildung macht Elternstolz“ will Eltern und Kindern helfen, ihren beruflichen Weg zu finden und zeigt auch die Vorteile auf, die eine Ausbildung für junge Menschen mitbringt. Familien können sich im Zuge der Initiative von Elternstolz-Coach Kristina Anregungen holen. Mit ihr haben wir über Zukunftsängste, Lehrjahre und Eltern-Unterstützung gesprochen.

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Liebe Kristina, das Schuljahr neigt sich dem Ende, einige Kinder beenden nun ihre Schullaufbahn und wollen ins Berufsleben starten. Viele Eltern machen sich dann Sorgen, weil die Kinder noch gar nicht genau wissen, wo ihr Weg hinführt. Ist so eine gewisse Orientierungslosigkeit ungewöhnlich?

Wir leben in einer Zeit, in der jungen Menschen so viele Optionen geboten werden. Da ist es nur zu verständlich, dass die Orientierung zunehmend schwerer fällt. Zudem muss heute niemand mehr in einer einzigen beruflichen Tätigkeit bis zur Rente bleiben. Es bieten sich überall so viele Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Spezialisierungen. Da kann sich alle paar Jahre die Perspektive verändern. Von daher: Nur Mut, denn überhaupt zu starten, ist das wichtigste!

In diesem Jahr kommen natürlich besondere Bedingungen hinzu: Viele Jugendliche waren sehr intensiv durch Homeschooling gefordert. Etliche berufsberatende Veranstaltungen fielen aus, Berater konnten nicht in die Schulen, Praktika waren oft nicht möglich. Das sind Herausforderungen, mit denen die Schulabgänger sich auseinandersetzen müssen. Gut, wenn Eltern dabei unterstützen und motivieren, auf Infoangebote hinweisen und immer wieder bei der Orientierung helfen können!

Wie können Jugendliche, die noch total unentschlossen sind, herausfinden, wo ihre Stärken sind?

Dazu schlage ich Eltern gerne eine Übung vor, die sie zunächst für sich selbst und dann gemeinsam mit ihrem Kind durchführen können: Nehmen Sie sich Zeit und notieren Sie alle Eigenschaften und Fähigkeiten, die Sie an Ihrem Kind feststellen können. Beziehen Sie vielleicht auch Verwandte, Freunde und Nachbarn mit ein, denn die haben oft einen objektiveren Blick. Man staunt, wie viele positive Begriffe da zusammenkommen können. Und auch vermeintlich negative Eigenschaften können sehr wohl eine Stärke sein: Etwa Widerworte geben. Das kann auch für Argumentieren stehen, für Beharrlichkeit und sich für eine Sache einsetzen. 

Im zweiten Schritt würde ich diese Liste gemeinsam mit dem Kind durchgehen: Wie sieht der Jugendliche sich selbst? Welche Begabung ist ihm wichtig und welche Stärke erkennt er vielleicht gar nicht an sich selbst? Finden beide, dass die Liste vollständig ist, lassen sich daran recht gut Tendenzen für bestimmte Tätigkeitsfelder ablesen. Ist ein Jugendlicher z.B. eher kreativ oder handwerklich begabt, arbeitet er lieber analytisch in seinem Zimmer oder liebt den Kontakt mit Menschen? Das alles können wichtige Parameter sein, die noch nicht so sehr auf einen konkreten Beruf hinweisen, aber bereits Branchen oder Tätigkeiten eingrenzen lassen. Eine solche Liste ist auch sehr hilfreich für ein erstes Gespräch mit den professionellen Ausbildungsberatern bei der Arbeitsagentur, der IHK oder der Handwerkskammer.  

Du bist Elternstolz-Coach – was genau machst du? 

Meine Aufgabe ist es, die Kampagne „Ausbildung macht Elternstolz“ mit einer professionellen Coaching-Begleitung zu unterstützen. Als ich dafür angefragt wurde, war ich sofort begeistert, weil ich in der Praxis immer wieder erlebe, dass eine gelungene Berufsfindung auch sehr viel mit dem Einfluss der Eltern zu tun hat. Als Elternstolz-Coach mache ich die Eltern gewissermaßen fit für typische Situationen mit ihren Teenager-Kindern. Ich zeige etwa in einer Reihe von Videos beispielhaft, wie sie ins Gespräch kommen können, um die beruflichen Vorstellungen des Kindes kennenzulernen, aber auch eigene Standpunkte zu hinterfragen, um sich für die Wünsche und Möglichkeiten des eigenen Kindes zu öffnen.

Handwerk und Dienstleistung boomen in Deutschland – und haben dennoch Nachwuchs-Probleme. Warum ist eine berufliche Ausbildung eine tolle Investition in die Zukunft?

Es gibt eine ganze Reihe von Argumenten, die für eine duale Berufsausbildung sprechen. Da ist z.B. die Chance, einer absolut sinnhaften und erfüllenden Tätigkeit nachzugehen. Vielen Teenies ist heute mehr denn je wichtig, etwas Sinnvolles und nicht nur „einen Job“ zu machen. Wir haben ja gerade erlebt, dass in der Corona-Krise viele Ausbildungsberufe eine ganz neue Wertschätzung erfahren. Denken wir nur an die vielen Berufstätigen in Pflege- und Gesundheitsberufen, im Einzelhandel oder anderen wichtigen Dienstleistungen. 

Natürlich ist vielen Eltern auch wichtig, dass ihr Kind in eine gesicherte berufliche Zukunft startet. Auch hier haben die letzten Monate gezeigt, dass man in Ausbildungsberufen Krisenzeiten gefestigter durchstehen kann. Die oft händeringende Suche von Unternehmen nach qualifizierten Fachkräften wird noch lange Bestand haben. Entsprechend vielfältig sind auch die Karrieremöglichkeiten: Wer heute noch in der Ausbildung steckt, hat später sogar die Chance, einen eigenen Betrieb zu führen. 

Eine Ausbildung ist auch sinnvoll, selbst wenn man hinterher noch studieren will – warum?

Ganz einfach aus dem Grund, dass eine duale Ausbildung dazu eine solide Basis legt. Sie führt zum großen Teil erst einmal hinaus aus dem Schulalltag ins „reale Leben“. Das theoretische Lernen wird ergänzt mit praktischem Arbeiten, man lernt neue Strukturen und Abläufe kennen, Formen der Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Das bringt wichtige Erfahrungen mit sich. Gerade der Praxisbezug bedeutet für viele Jugendliche einen enormen Entwicklungsschub. Sie können richtig Selbstbewusstsein tanken! 

Wer mit einem Ausbildungsabschluss dann in die reguläre Berufstätigkeit startet, kann unter vielen Optionen wählen: erst einmal im erlernten Beruf arbeiten und Geld verdienen, sich weiterqualifizieren oder eben ein Studium draufsetzen. Für was auch immer man sich später entscheidet, die Ausbildung kann einem keiner mehr nehmen. Der Abschluss garantiert die berufliche Anerkennung in ganz Deutschland, der EU und vielen Ländern der Welt. Und falls es doch noch ein Studium sein soll, finden sich dann bestimmt auch die lukrativeren Neben- und Werksstudentenjobs.    

Wie finde ich freie Lehrstellen in meiner Umgebung und wie flexibel sollte ich räumlich sein?

Meine Gegenfrage lautet dazu, wie flexibel möchtest Du denn sein? Ein wesentlicher Vorteil der dualen Berufsausbildung besteht darin, dass man sie praktisch auch „ganz in der Nähe“ absolvieren kann. Ob in der Stadt oder in ländlichen Gebieten, Ausbildungsbetriebe befinden sich in jeder Region. Und Berufsschulen sind auch in kleineren Städten angesiedelt. Jugendliche haben also die Qual der Wahl, ob sie lieber noch eine Weile im„Hotel Mama“ wohnen und so natürlich auch ihre Freunde weitertreffen und im heimatlichen Sportverein bleiben wollen. Oder ob sie ausziehen und einen Ortswechsel vornehmen möchten, was dank der Ausbildungsvergütung vom ersten Tag an auch finanziell unterstützt wird. 

Lehrjahre sind keine Herrenjahre – stimmt dieser Spruch noch?

Wenn das bedeutet, dass Auszubildende erst noch lernen, wie Verantwortung für sich und für andere im Beruf funktioniert, dann schon. Viele von uns befinden sich auch immer noch in den Lehrjahren, denn mit jeder Weiterbildung, jeder Zusatzausbildung oder jedem berufsbegleitenden Studium lernt man wieder dazu und erschließt sich neue Kompetenzbereiche.  

Doch zurück zur Frage: Dieser Spruch meinte früher oft, dass Lehrlinge nur zum Brötchenholen oder Kaffeekochen geschickt wurden. Das sollte heute der Vergangenheit angehören. Dazu haben die geltenden Ausbildungsordnungen und -standards ihren erheblichen Beitrag geleistet. Viele Unternehmen brauchen junge Fachkräfte und haben von daher ein großes Interesse daran, sie auf Augenhöhe auszubilden.

Wie können Eltern ihre Kinder auf ihrer beruflichen Findung unterstützen?

Genau an diesem Punkt setzt unser Elternstolz-Coaching an: Wie können Eltern über das wertschätzende Gespräch und gezielte Fragestellungen ihre Kinder dazu anregen, eigene Ideen zu entwickeln oder Vorstellungen zu sortieren. Bei manchen Jugendlichen mag der Grundstein für den späteren Beruf schon in der Grundschulzeit gelegt worden sein, aber das Interesse ist ihnen nicht mehr bewusst. Bei anderen empfiehlt es sich mehr, über Fragen „einzukreisen“, was ihnen wichtig ist und was davon für eine Berufswahl bedeutend sein könnte. 

Wenn mein Kind z.B. handwerklich sehr geschickt ist, aber überhaupt keine Lust darauf hat, praktisch zu arbeiten, ist eine Ausbildung im Handwerk sicher wenig geeignet. Hat es aber Spaß an Excel-Tabellen und PowerPoint-Präsentationen, liegt die Wahl einer kaufmännischen Ausbildung vielleicht näher. Wichtig ist, dass wir Eltern – ich bin ja auch Mutter von zwei Teenagern – die Jugendlichen unterstützen, ihnen zur Seite stehen und ihnen einen selbst gewählten Weg auch zutrauen. Und eine „falsche“ Entscheidung ist auch kein „Beinbruch“, sondern eine wichtige Erfahrung, die am Ende wieder andere Perspektiven eröffnen kann. Wenn wir aber versuchen, unsere Kinder vor allem zu bewahren, setzen wir uns selbst unter einen viel zu hohen Druck und die Jugendlichen lernen nicht, ihren eigenen Entscheidungen zu vertrauen.

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Unser Fazit: „Ausbildung macht Elternstolz“ ist eine tolle Kampagne, die Eltern die Vorteile einer dualen Berufsausbildung näher bringt und sie dabei unterstützt,  die Stärken ihrer Kinder zu erkennen und diese auch ihren eigenen Weg gehen zu lassen. Denn eins ist klar: Nur wenn unsere Kinder den Job, den sie machen, gerne machen, sind sie auch gut in dem, was sie tun. Daher: Wenn Ihr gerade in dieser Phase seid: Geht auf Elternstolz.de und informiert Euch!

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1 comment

  1. Ich arbeite im kaufmännischen Bereich, habe in dem Berufsfeld auch meine Ausbildung absolviert und später noch ein Studium dran gehangen und mich weiter spezialisiert. Das alles mit einem Abitur, mit welchem ich jeden Studiengang auch die mit einem NC hätte belegen können. Und ich bin seit über 20 Jahren glücklich auf Arbeit. Was ich besonders gerne mache, ist unseren Azubis zur Seite zu stehen. Sie schnuppern immer gerne in meinen Bereich hinein, dürfen ihn aber noch nicht selbständig begleiten. Es macht mir Freude die jungen Leute in der Ausbildung wachsen zu sehen und seit ein paar Jahren haben wir das Glück so direkt unsere Kollegen von morgen auszubilden, das heißt sie werden, wenn es alle Seiten möchten direkt in unser Team übernommen. Das finde ich toll! Nachwuchs wird gebraucht und geschätzt, da wird keiner mehr nur Kaffee kochen oder Brötchen holen geschickt. Nein im Gegenteil wir „alten Hasen“ lassen uns von der „Jugend“ gerne mal bei der Technik unter die Arme greifen. Meine eigenen Kinder sind noch in der Grundschule, mein Großer kommt jetzt aufs Gymnasium, wenn sie mal vor der Wahl stehen, werde ich ihnen immer gerne einen Ausbildungsberuf empfehlen. Denn die Perspektive hinterher sich mit einem Studium weiterbilden zu können, fand und finde ich toll. Mir hat es geholfen auch die „trockenen“ Aspekte des BWL Studiums mit Sinn zu erfüllen und durch zu halten. Natürlich habe ich die Wahlpflichtfächer so gewählt, dass sie meinen angestrebten beruflichen Weg unterstützt haben. Was man auch nicht unterschätzen darf, ist das Netzwerk, was man durch eine vergleichbar kurze Ausbildung direkt in der Praxis bekommt. Das hilft beim beruflichen Weg mit einem Studium enorm weiter. Ganz ohne unbezahlte Praktika…

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