Wie können zwei Männer ein Baby bekommen, Papa?

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Wer mich kennt, der weiß, dass wir unsere Kinder recht realitätsnah erziehen. Wer eine Frage hat, bekommt eine Antwort – falls wir die denn überhaupt wissen. Denn oft kommt es vor, dass ich auf Fragen nach Urknall oder Gott oder nach der Sinnhaftigkeit von Kriegen oder Straftaten auch keine eindeutige Antwort habe. Und ja, sowas fragen sie.
 
Nun ist es aber so, dass für uns gewisse Dinge Selbstverständlichkeiten sind und wir diese auch den Kindern von Anfang an vermitteln. Etwa, dass Babys nicht vom Storch gebracht werden. Oder dass das Leben irgendwann endet. Oder dass Jungs- oder Mädchenkleidung nicht durch Farben oder Applikationen zu unterscheiden sind, sondern einzig durch den eigenen Geschmack. Oder dass eine Frau eine Frau lieben kann oder ein Mann einen Mann, genauso wie sich Mann und Frau lieben können.

Für unsere Kinder ist all das nicht mal ein Wimperzucken wert, weil es für sie von Anfang an klar ist.

Erst neulich erklärte meine Tochter ihrem Papa, dass die Sängerin von Heavy Cross, nämlich Beth Ditto, doch mit einer Frau zusammen ist. Das einzige, was unsere Tochter an der Tatsache kirre machte war, dass sie nicht wusste, ob die beiden "nur" liiert sind oder vielleicht doch verheiratet. Wir wussten das auch nicht.

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Nun habe ich in der neuen Zeitschrift "Dad" für Väter eine Abhandlung darüber gefunden, wie man Kindern gleichgeschlechtliche Beziehungen nahe bringen kann. Und da musste ich mich dann doch kurz wundern. Gestellt wird folgende Frage:

Wie können zwei Männer ein Baby bekommen, Papa?

Angeboten werden dann drei Antworten von Experten. Eine für vierjährige Kinder. Eine für Siebenjährige und eine für Zwölfjährige.

Dem Vierjährigen sollen wir sagen: "Die zwei Papas haben das Baby von einer Familie, die sich nicht richtig kümmern konnte. Sie haben es aber genausao lieb wie Mama und Papa dich!"

Natürlich könnte man sich hier frragen, warum sie es auch nicht so lieb haben sollten wie Mama und Papa dich, aber das sparen wir uns, weil wir bei der Antwort für die Siebenjährigen hängen bleiben. Da heißt es wortwörtlich: "Geben Sie Ihrem Kind die Infos häppchenweise, damit es sie angemessen verarbeiten kann. Und rechnen sie damit, erklären zu müssen, was "schwul" bedeutet."

Was schwul bedeutet? Häppchenweise? Verarbeiten? Was gibt es denn da zu verarbeiten? Mann liebt Mann, beide sind glücklich, sie adoptieren ein Kind, weil sie kein gemeinsames bekommen können. Wie wäre es damit? Oder stehe ich auf dem Schlauch?

Weiter geht es mit der Antwort für die 12(!)jährigen. Sie beinhaltet die Empfehlung, den Kindern zu erklären, dass sich auch Mann und Mann lieben können. Im Wortlaut: "Weißt du, nicht nur Mann und Frau können eine Beziehung haben, sondern auch Mann und Mann!" Ja zapperlott, ist das denn wahr? Sowas geht? Und das hat man bis 12 noch nie gehört?

Ist das wirklich so? Ich kann mir das nicht vorstellen. 

 

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8 comments

  1. Leider traurige Realität
    Ich kann über diesen Artikel nur den Kopf schütteln. Gerade als Mutter zweier sehr aufmerksamer Kinder in Berlin lebend konnte ich darüber schon oft mit den Kindern sprechen. Für die Mädels gar kein Problem.
    In der pädagogischen Praxis ist mir bei der Hospitation im Waldorf-Kindergarten jedoch völlig Gegensätzliches widerfahren.
    Die heile Welt der Kinder musste unbedingt gewahrt werden. Krieg, Tod, überhaupt Anderes/Böses existiert für die Kinder nicht. Gleichgeschlechtliche Beziehungen erst recht nicht.
    Gerade die ältere Generation meiner KollegInnen hat ebenfalls große Schwierigkeiten damit, das Kind beim Namen zu nennen. Es lieben sich zwei Menschen – ja Mann und Mann oder Frau und Frau. Die können sich selbstverständlich heiraten. Basta, aus, Ende.
    Solche „Experteninterviews“ wird es wohl weiterhin geben. Da hilft nur ein tolerantes Elternhaus.

  2. Ich lach mich schief
    Wer das geschrieben hat, hat offensichtlich noch nie Kinder frei miteinander spielen sehen: die sehen nämlich gar keinen Unterschied in Hautfarbe, Geschlecht, Religion, Einkommen oder eben wer wen liebt….

    1. Genau!
      Dem schließe ich mich an! Kinder haben kein Problem mit unterschiedlichen Lebensarten, sondern nur die Erwachsenen.

      LG Anke

  3. Und ich dachte in Frauenmagazinen steht viel Blödsinn…
    Schön zu sehen, dass es auch Magazine für Papas gibt. Blöd nur, wenn der Inhalt dann so aussieht.
    1.Finde ich die Antwort für 4Jährige irgendwie gemein und vor allem grübeln die Kinder doch dann nur noch mehr. Warum konnten sich die Eltern Kinder nicht um sie kümmern? Werden sie etwa auch mal von 2 Männern/Frauen adoptiert, wenn Mama und Papa mal krank sind? 😉

    Ich werde meinem Kind das mit 4 genauso erklären wie mit 7. Menschen lieben Menschen. Auch Mann und Mann oder Frau und Frau können sich lieben. Sie können nur keine Kinder zusammen kriegen.
    Aber sie können Kinder adoptieren die z.B. keine Eltern (mehr) haben. Z.B. durch Krieg, Unfall oder oder. Die Kinder sind froh, dass sie in einer Familie leben können (ja, auch diese Konstellationen sehe ich, im Gegensatz zu manch anderem, als Familie!) und die homosexuellen Paare sind glücklich, dass sie so Kinder haben können.
    Ebenso kann man auch einem 4 Jährigen schon erklären, dass man das homosexuell nennt, aber viele Leute einfach schwul sagen. Aber auch, dass man das nicht zu anderen Menschen sagen sollte.
    Die Kinder kriegen doch eh mehr von der Welt mit als die Eltern glauben.
    Mit 12 haben die meisten Kinder schon min. einen Porno auf dem Handy eines Freundes gesehen. Ich denke nicht, dass man denen da noch erklären muss, was es mit der Homosexualität auf sich hat.
    Mal davon abgesehen sollte man bis dahin schon mit den Kindern auch über dieses Thema gesprochen haben.
    Und welches Kind glaubt heute noch an den Klapperstorch? Wie soll der denn an das Baby in (z.B.) Mamas Bauch kommen? 😉

  4. Menschen lieben Menschen
    Liebe Lisa,
    unsere Nachbarinnen leben zusammen und haben als grandiose „Mama und Mami“ einen wundervollen Sohn. Aber glaub mal, was während der Bauphase hier im Dorf los war (Link könnte ich schicken, hab ich bei Alu als Gastbeitrag geschrieben).
    Bei uns kamen ein einziges Mal mit 2,5 Jahren kleine Fragen – wenn Du an dieser süßen Situation als Gastartikel Interesse hast, sag mit gerne Bescheid. (Hier liest leider das Dorf mit, so das ich mich da bei mir zurück halte). Aber bei Euch würde ich gerne davon erzählen.

    Liebste Grüße
    JesSi Ca

    P.S. Menschen lieben Menschen – nicht mehr und nicht weniger!!!

  5. weltfremd
    Da waren wohl sehr weltfremd-konservative Experten am Start. Diese Antworten schaffen doch mehr Probleme als Klarheit. Sehr schade, hoffentlich hält sich niemand an diese Ratschläge. Und stimmt, man kann wirklich Kindern jeden Alters schlicht sagen, dass sich Menschen unabhängig vom Geschlecht lieben können und da Männer nunmal.ohne Frau keine Kinder zeugen können (oder bei Kleineren: Männer können kein Baby im Bauch wachsen lassen), habeb sie es adoptiert. So würde ich vorgehen. Wie tief ein solches Gespräch geht, hängt ja von den Fragen des Kindes ab. Manche machen es wohl unnötig kompliziert.

  6. Reaktionäres Vätermagazin!
    Herjeee, tut ja wirklich weh, so was zu lesen. Ich stelle mir genau wie du die Frage, warum zur Hölle sich irgendwer komplizierte Antworten für 4, 7 und 12-jährige ausdenken sollte. Reicht nicht auch die Aussage „Jede/r kann jede/n lieben“ und gut ist?

    Am grausligsten finde ich den „Gesprächseinstieg“ für 12-jährige: „Interessante Frage. Sag doch mal, woher du das hast“ klingt für mich wie „Wo hast du das Kokain gekauft?“, also nach etwas gänzlich verbotenem und worüber niemand in der ganzen weiten Welt spricht. Schade, dass eine Väter-Zeitschrift sich so weit weg von einer vernünftigen Normalität positioniert. Sicher hat sich der Redakteur die falschen „Experten“ für seine Befragung ausgesucht. Aber wenn er dann solche Antworten erhält, darf er das nicht drucken lassen, sondern muss weitersuchen!