Aggressionen nach der Schule: „Mein Sohn will alles niederreißen“

Aggressionen

Hallo, Ihr Lieben, ich habe euren Beitrag „Inklusion, nur eine Wunschvorstellung?“ gelesen und bin echt begeistert, dass sich endlich mal eine Lehrerin zum Thema äußert. Als Mutter eines Kindes mit täglichen Aggressionen nach dem Unterricht in der Gemeinschaftsschule möchte ich euch gern auch mal erzählen, wie das bei uns hier so läuft.

Mein Sohn ist 8 Jahre alt, musste an besagter Gemeinschaftsschule die 1. Klasse wiederholen, da er da einfach nicht mitkommt. Ihm sind es zu viele Kinder in der Klasse, wir kämpfen schon seit der letzten 1. Klasse um einen Schulwechsel – leider ohne Erfolg, da Lehrer und Konrektorin gegen uns arbeiten und sagen, dass unser Sohn zu klug für andere Schulen sei.

Aggressionen: Mein Sohn kommt wütend von der Schule heim

Und ja, unser Sohn ist klug, aber er hat eben andere Schwierigkeiten, wie auf andere Kinder zuzugehen oder auf Erwachsene generell. Er schottet sich in Pausen ab von den anderen. Ich muss dazu sagen. Er war vorher in eine Heilpädagogischen Kindergarten, da gab es sehr kleine Gruppen.

Seit mein Sohn also nun in dieser Schule ist, wurde es schlimmer – trotz Schulbegleitung. Und der Zustand verbessert sich mit der Zeit leider auch nicht, mein Sohn kommt täglich aggressiv von der Schule heim und hat auch schon der Lehrerin gesagt, dass er die Schule niederreisen will. Dass er die Schule hasst.

Wie können wir eine Schule mit weniger Kindern für ihn finden?

Wir haben uns als Eltern schon an das Schulamt gewandt (schon im Februar 2022) wegen eines Gutachtens, doch bisher wurde keines gemacht – und auf der Warteliste einer weiteren Schule steht er auch schon, aber da heißt es, es gebe in der 2. Klasse leider keinen Platz für ihn.

Jeden Tag ist es ein Kampf, ihn in die Schule zu schicken, da er einfach nicht hinmöchte. Und jeden Tag wird es schlimmer mit den Aggressionen, die er von der Schule nach Hause bringt, es ist jetzt schon so weit, dass er zu einer Psychotherapeutin muss. Wir hoffen sehr, dass uns endlich geholfen wird und wir unseren Sohn auf eine andere Schule bekommen – mit weniger Kindern.

Als Mutter ist es für mich nämlich einfach schrecklich, mit anzusehen, wie überfordert mein Kind ist, wie sehr es sich windet, wie häufig es äußert, dass es die Schule hasst, nicht hinmöchte und auch einfach keine Freunde findet. So sollte es doch nicht sein! Wir sind da mit den Nerven wirklich am Ende grad. Habt ihr hier in eurer großen Community vielleicht noch Tipps für uns?

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6 comments

  1. Es ist ja in jedem Bundesland etwas anders organisiert, aber bei uns ist es z.B. so, dass die Schulbegleitung über die Eingliederungshilfe/Jugendhilfe (u.a. Paragraph 35a SGB VIII), das heisst über die Stadt oder den Landkreis finanziert wird. Dafür braucht es eine psychiatrische Diagnose (ICD 10 Kapitel F). Diese kann z.B. vom Gesundheitsamt der Stadt oder des Landkreises gestellt werden. Ein bei Eingliederungshilfe/Jugendhilfe für den Fall zuständiger Mitarbeiter kann in diesen Fällen nicht nur eine Schulbegleitung, sondern z.B. auch sogenannten anderweitigen Unterricht als Maßnahme installieren. Man könnte also mal einen formlosen Antrag auf anderweitigen Unterricht an das zuständige Jugendamt richten, die dann zumindest eine Beratung anbieten und ggf. auch konkrete Maßnahmen installieren können.

  2. Hallo, ich bin Grundschullehrerin und hatte vor einem Jahr auch ein Kind mit Schulbegleitung in der Klasse, das auch von den vielen Kindern und Eindrücken überfordert war. Solange ihr wegen einer anderen Schule nicht weiter kommt, könnte man versuchen, mit den Lehrern ein paar Sachen zu vereinbaren, die ihm aktuell helfen könnten:
    Z.B. in den Arbeitsphasen mit Schallschutzkopfhörern oder in einem extra Raum (einzeln) arbeiten, ein Einzelplatz im Klassenraum, möglichst weit vorne, damit er weniger abgelenkt ist und positive Bestärkung. Lob oder bei manchen Kindern kann auch ein Rückmeldesystem helfen. Da müssen auch die Lehrer mitspielen: Die Lehrer schreiben einmal am Tag auf, was gut gelaufen ist, evtl auch die Probleme, aber die positiven Rückmeldungen sind eigentlich das Wichtigste.
    Wenn das Kind anderen Kindern auch nicht aggressiv gegenüber ist, könnte man auch versuchen, ihm einen „Paten“ zur Seite zu stellen. Das könnte ein Kind aus der Klasse sein, das bereit ist, deinem Sohn im Unterricht zu helfen und für ein paar Wochen zumindest in der ersten großen Pause zu begleiten. Natürlich muss man dafür euren Sohn fragen, wen er sich als „Pate“ vorstellen könnte und dann die entsprechenden Kinder fragen.

    Um deinem Sohn zuhause Ausgleich zu bieten, könnt ihr auch da auf Ruhe achten und, dass er seine körperliche Energie und den Wut sportlich austobt. Kampfsport kann manchmal helfen, solche Gefühle gut umzuwandeln und Fokussierung zu üben. Fairness und Umgang miteinander wird dort auch oft beigebracht.

    Ich hoffe, dass euch etwas davon hilft und dass die Lehrer bereit sind, solche Sachen auszuprobieren. Nicht alle diese Tipps sind für jedes Kind geeignet, aber vielleicht passt ja etwas für euch.
    Alles Gute!

  3. Hallo du Liebe,

    Ihr habt bisher also keine reguläre Diagnostik beim Kinderpsychiater gemacht? Dann würde ich mich an deiner Stelle darum kümmern. Das Schulamt wird dir da evtl nicht so viel nützen. Die Ärzte dort sind auch nicht unbedingt so ausgebildet wie eben Kinder- und Jugendpsychiater. Und dein Kind ist nur eins von vielen.
    Als Mutter autistischer und neurodiverser Kinder kann ich aus Erfahrung sagen, dass du dich selbst mit deinem Kind auf den Weg machen und „kämpfen“ musst. Vertraue auf dein Bauchgefühl und nimm dein Kind ernst. Ich wünsche euch auf dem Weg Menschen, mit denen ihr euch vernetzen könnt. Mit Diagnose „Autismus“ würdet ihr z.B. Unterstützung durch das Förderzentrum Autismus an der Regelschule bekommen, oder wie auch immer das in deinem Bundesland geregelt ist.

    Alles Gute euch

  4. Ich fühle mit! Leider habe ich keinerlei Tipps für die Situation, bin aber mehr als enttäuscht darüber, dass die Schulen nur für neurotypische Kinder ausgelegt ist und es oft kaum möglich ist für ein Kind, was psycho-sozial aus der Reihe tanzt eine alternative Lösung zu finden. Das fängt schon bei der Präsenzpflicht an- es gibt keine Ausnahmen und keine Alternativen. Erwachsene möchten aber auch nicht reihum in einem Großraumbüro arbeiten, warum müssen das die Kinder tun? Zumal es mittlerweile genug Pilotprojekte und -schulen gibt, die zeigen, dass es anders und besser geht. Ich drücke einfach die Daumen, dass es mit dem Schulwechsel für das Kind der Autorin klappt!

  5. Ich hätte freiwillig von Elternseite aus Termine beim Kinderpsychologen in die Wege geleitet. Nicht erst aufs Schulamt warten. Sucht euch selbst Unterstützung zumal Der-/ Diejenige dann auch wirklich auf eurer Seite ist. Da wird euch nichts freiwillig geschenkt wenn ihr nicht kämpft. Zumal auch viel Zeit vergehen kann wenn die Eltern das Spiel hinnehmen statt selbst aktiv auf Lösungen zu bestehen. Viel Erfolg! Und nicht abwimmeln lassen! Euer Kind hat ja nicht umsonst Schulbegleitung also liegt sehr wohl ein Förderbedarf/-Schwerpunkt vor.

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