Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom: Wie Iris mit der Diagnose ADHS für ihren Sohn umgeht

adhs stadtlandmama

Liebe Iris, dein Sohn hat kürzlich die Diagnose ADHS bekommen. Schreib uns doch einfach mal was für ein Kind dein Sohn ist. 

Mein Sohn ist ein sehr aufgeweckter, freundlicher, wissbegieriger und wilder Junge. Er liebt es, Wissen in sich aufzusaugen und Zusammenhänge zu erfragen. In der ersten Klasse hat er Referate gehalten über Themen, die ihn interessieren, z. B. über Dinosaurier. Er baut unheimlich gerne Lego oder fährt mit seinem Fahrrad.

Seit einiger Zeit haben wir einen Hund, mit dem spielt er oft und gerne. Da muss ich ihn manchmal bremsen, da sein Spiel sonst zu wild wird. Er räumt absolut nicht gerne auf und hilft auch nicht gerne im Haushalt. Bittet man ihn jedoch darum und motiviert ihn, ist es ok.

Hausaufgaben sind auch nicht seine Lieblingsbeschäftigung, aber ich denke, das geht vielen Kindern so. Er hat einen sehr guten Freund, der leider auf eine andere Schule geht und in einem anderen Dorf wohnt. Aber wir versuchen uns so oft es geht zu treffen. Da er erst auf eine neue Schule gekommen ist, ist er noch dabei, neue Freundschaften zu schließen.

Wann und warum hast du das erste Mal gedacht, dass dein Kind anders sein könnte als andere Kinder?

Das ist mir schon relativ früh beim PEKiP aufgefallen. Er hat andere Kinder oft einfach überkrabbelt oder umgeworfen, wir haben ihn immer kleiner Panzer genannt. Richtig aufgefallen ist es aber dann in der Krippe bzw. im Kindergarten. Mein Sohn war immer der lauteste, wildeste, einfach anders als die anderen. Man musste ihn immer mehrmals rufen oder ermahnen.

Er hat nie gefremdelt und wäre mit jedem mitgegangen. Einfach ein absolut furchtloses Kind. Oft haben mich Menschen angesprochen, dass ich mein Kind zurückpfeifen soll. Es gab böse Blicke an der Kasse im Supermarkt, andere Mütter, die Ihre Kinder nicht mit meinem Sohn spielen lassen wollten und Spielverabredungen entweder abgesagt haben oder gar nicht erst auf Nachrichten geantwortet haben…

Wie seid ihr dann vorgegangen? 

Letztendlich hat der Kindergarten in Absprache mit uns eine Dame von einem Sozialen Zentrum beauftragt, ihn in der Kindergarten-Situation zu beobachten. Das war im letzten Kindergarten-Jahr. Ihr sind dann einige Defizite aufgefallen, z.B. dass er keine Distanz zu anderen Menschen kennt, einen schwachen Muskeltonus hat und dass er  Zahlen falsch herum aufschreibt (also bei der Zahl 10, zuerst die 0 und dann die 1).

Eine Diagnose hat sie nicht abgegeben, uns aber beauftragt weiter zu beobachten. Er kam dann in die Schule (die Einschulungsuntersuchung war übrigens ganz normal) und ab da ging der Stress richtig los. Er hörte nicht, blieb nicht sitzen, störte den Unterricht und vieles mehr. Seine Lehrerin sprach bereits nach 2 Wochen von ADHS und dass sie ihn zurückstufen wolle. Wir standen in sehr engem Kontakt mit seiner Lehrerin. Ich stellte ihn mit der bekannten Problematik beim Kinderarzt vor, dieser wiegelte jedoch ab und meinte unser Sohn sei völlig normal.

Da aber seine Lehrerin schon davon sprach ihn der Schule zu verweisen, da er unbeschulbar sei, habe ich einen Termin beim Kinderpsychologen gemacht. Dieser führte erst einmal einen Intelligenztest (HAWIK) durch. Ergebnis: Cleveres Kind, unterdurchschnittliche Verarbeitungsgeschwindigkeit. Sie empfahlen uns Ergotherapie, die haben wir auch zum Glück sehr schnell bekommen. Somit waren wir regelmäßig beim Psychologen, bei der Ergo-Therapie und bei seiner Lehrerin oder der Rektorin.

Wie lange hat es gedauert, bis Ihr die Diagnose hattet und wie hast du dich danach gefühlt?

Bis alles in trockenen Tüchern war hat es gut ein Jahr gedauert. Einige Tests später und viele viele Gespräche mit der Psychologin war es klar, dass er ADHS hat. Ich habe mich extrem schlecht gefühlt. Das ganze Jahr war eine einzige Achterbahnfahrt. Meine Psyche hat sehr gelitten, vor allem da ich meinem Sohn nicht helfen konnte. Ich dachte vorher immer, ADHS gibt es nicht. Wir sind hier aber sehr unsanft mit der Realität konfrontiert worden.

Dein Sohn bekommt jetzt auch Medikamente. Warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Seine neue Lehrerin, er geht seit September auf eine Förderschule, hat es treffend ausgedrückt. Wenn jemand ein Bein verliert, bekommt er auch eine Prothese. Und bei meinem Sohn läuft im Gehirn einiges anders als bei anderen Menschen. Warum sollte ich ihm also diese Hilfe unterschlagen? Es hatte sich außerdem gezeigt, dass viele alternative Ansätze bei ihm abprallen. Es interessiert ihn einfach nicht. Ergo-Therapie ist eine tolle Unterstützung, reicht aber alleine bei ihm einfach nicht aus.

Wie geht es deinem Sohn heute durch die Medikation?

Er braucht die Medikamente vor allem in der Schule. Am Wochenende oder in den Ferien können wir bisher, darauf verzichten. Er kann sich auf einmal konzentrieren, bleibt sitzen, seine Impulsivität ist nicht mehr so extrem. Auch kann er endlich seine Hausaufgaben im Hort machen, im ersten Schuljahr war dies ein Ding der Unmöglichkeit. Er erträgt auch den Geräuschpegel in der ohnehin schon kleinen Klasse besser, zu Unterstützung hat er außerdem Ohrschützer, die normalerweise auf dem Bau benutzt werden. Stimmengewirr ist normalerweise ein großes Problem für ihn.

Hast du manchmal Befürchtungen, dein Sohn müsste sein Leben lang Medikamente nehmen?

Ich weiß es nicht. Ich wünsche es ihm nicht, hoffe, es verwächst sich irgendwann. Aber die Möglichkeit, dass es ihm ein Leben lang bleibt besteht natürlich.

Welches Vorurteil Ärgert dich in Bezug auf ADHS?

Dass viele Menschen denken, dass solche Kinder nicht erzogen sind und Zuhause ohne Regeln und Rituale aufwachsen. Das ist, zumindest bei uns, ein totaler Irrtum. Wenn wir Zuhause keine Regeln hätten, dann würde alles drunter und drüber gehen. Aber er ist einfach nicht in der Lage bestimmte Dinge umzusetzen. Dinge, die für viele Kinder selbstverständlich sind, sind für ihn absolut unschaffbar. Nicht, weil er es nicht will, sondern weil er es nicht kann. Diese Erkenntnis hat auch bei mir und meinem Mann länger gedauert. Das Schlimmste, was ich gehört habe war, dass ich ihn doch einfach schlagen solle, das würde ihm schon Respekt beibringen.

Was wünscht du dir für deinen Sohn?

Dass er glücklich ist und so wie er ist geliebt und akzeptiert wird. Aber ich bin mir sicher er wird seinen Weg machen, egal wie!

Was möchtest du anderen betroffenen Eltern sagen?

Lasst euch nicht erzählen euer Kind wäre falsch. Und mit den richtigen Therapien und Hilfen von außen bleibt es zwar anstrengend, aber es ist auch wunderschön. Ich habe mehrfach aufgeben wollen weil es einfach alles so verfahren war, war verzweifelt und hatte Angst um mein Kind. Aber es lihnt sich weiterzukämpfen. 

Fotoquelle: pixabay

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26 comments

  1. Bei mir wurde 1996 mit 7
    Bei mir wurde 1996 mit 7 Jahren ADHS diagnostiziert. Damals hatte ADHS noch den furchtbaren Namen hyperkinetische Störung. Kaum einer wusste was ADHS ist und man hatte kein Verständnis dafür.

    Meine Eltern und ich haben grauenvolle Kämpfe geführt, weil ich die Tabletten nicht nehmen wollte. Weil ich Angst hatte stigmatisiert zu werden.

    Heute bin ich fast 30, seit 10 Jahren nehme ich keine Medikamente mehr. Durch die Schule bin ich glatt und mit meist vernünftigen Noten gegangen. Ich habe eine abgeschlossene Berufsausbildung und einen Masterabschluss. Ich bin immer wieder angeeckt, aber im Grunde genommen problemlos durchs Leben gegangen.

    Heute bin ich meinen Eltern unendlich dankbar, dass sie 1996 auf Rat der Kinderärztin mit mir zur Kinder- und Jugendpsychiaterin gegangen sind.

    Würde sich bei einem meiner Kinder herausstellen, dass es ADHS hätte, dann würde ich genau so handeln wie meine Eltern.

  2. JEDER der es hier besser weiß
    JEDER der es hier besser weiß als ich, also wie ich mit meinem Sohn umzugehen habe lade ich herzlich ein uns einmal zu besuchen und meinen Sohn live zu erleben!

  3. Leistungsgesellschaft
    Ich finde es so unfassbar traurig, dass lebhafte, wilde Kinder Medikamente verabreicht bekommen, nur damit sie in der Schule still sitzen, brav aufpassen und bloß nicht auffallen.

    Die Kinder sind meines Erachtens VÖLLIG NoRMAL!
    NICHT NORMAL ist es, dass Kinder nahezu den ganzen Vormittag (und auch in den Nachmittag hinein) tagein, tagaus ruhig und besonnen auf unbequemen Stühlen sitzen müssen und sich pausenlos in das Idealbild einpressen lassen.

    Hört mal ganz tief in euch hinein:
    Sind wirklich die Kinder das Problem?

    Wisst ihr, was die Medikamente mit den Kindern machen?

    Zum einen sind die Medikamente gegen ADHS nichts weiter als Drogen. Sie putschen auf und machen leistungsfähiger. Damit sind die Kinder auch nicht mehr sie selbst. Sie sind nur noch das, was die Gesellschaft von ihnen erwartet.

    Nebenwirkungen treten zudem Studien zufolge bei bis zu 78% der Patienten auf.
    Appetitminderung, Übelkeit, Schlafprobleme, Puls- und Blutdrucksteigerung, Wachstumsverlangsamung … sind nur einige davon.

    Auch noch wichtig: Langzeitschäden sind noch nicht erforscht. Niemand kann genau sagen, ob nicht eine große wahrscheinlichkeit besteht, dass eure Kinder in den nächsten 20 Jahren völlig kaputt sind, aufgrund der Behandlung.

    Ist es das wert?

    1. Bitte informieren Sie sich
      Bitte informieren Sie sich über das Krankheitsbild, die Ursachen und die Wirkweisen der Medikamente. Dann können Sie gerne nocheinmal antworten.

      Mein Sohn ist normal. Jedoch funktioniert sein Gehirn nicht so wie es soll und er hat dadurch nur Probleme! wieso sollte ich ihm dann Hilfe verweigern? Wenn alles andere scheitert? Soll ich ihn lieber Stationär behandeln lassen weil er nicht beschulbar ist und jede Schule es ablehnt ihn zu beschulen? wäre es besser für ihn keine Freunde zu haben weil er immer nur abgelehnt wird? Ist es schöner für ihn immer zu denken er sei falsch?

      Man kann die Gesellschaft nicht so schnell ändern, und das Schulsystem sowieso nicht.

      Er kann seine Fähigkeiten nicht voll entfalten. Und dabei unterstütze ich ihn, denn ich will nur sein bestes.

      Übrigens habe ich zu 99% selber ADHS. Was denken sie was aus mir geworden wäre hätte das in meiner Kindheit schon Beachtung gefunden? Sicher mehr als jetzt!

      1. Keine konkret nachweisbare Diagnose.
        Sein Gehirn funktioniert nicht, wie es soll? Aha.
        Die Diagnose ADHS kann wissenschaftlich doch gar nicht konkret nachgewiesen werden. Anhand von Fragebögen, etc. wird die Diagnose gestellt. Fehldiagnosen sind prozentual wesentlich häufiger, als dass die Diagnose zutrifft. Und eine Falschbehandlung kann erhebliche Folgen haben. Aber es ist halt immer einfacher, ein Kind medikamentös ruhig zu stellen, als sich mit ihm auseinanderzusetzen. Es ist nämlich wesentlich wahrscheinlicher, dass die Ursache eine andere ist. Aber wieso sollte man das in Betracht ziehen, wenn das Kind unter Medikamenten gerade so schön ins Bild passt …

        1. Genau. Sie wollen einfach nur
          Genau. Sie wollen einfach nur ihren Senf loswerden und das war es.

          Wenn es ihm nicht soviel besser gehen würde mit den Medis würde ich ja zweifeln, aber da sie wirken?

          Und nochmal: Er ist NICHT ruhig gestellt!!! Er ist genauso wild und eloquent und fröhlich wie immer. Nur mit dem Unterschied das er jetzt in der Schule aufpassen kann und nicht mehr komplett ausrastet. Denn normal ist das nicht. Aber wer es nicht erlebt hat, wird es eh nicht glauben. Ich gebe Ihnen einen Tag mit meinem Sohn in der Klasse wenn er keine Medikamente bekommt, dann geben sie freiwillig auf und rufen mich an ich soll ihn bitte abholen.

  4. Brauchen Sie einen Kredit?
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  5. Ich finde die Kommentare hier
    Ich finde die Kommentare hier gemein und gehässig und werde daher hier Nichts mehr schreiben. Meine Meinung wird hier von den Meisten nicht respektiert. Es sind Generationen von Kindern ohne diese Medikamente aufgewachsen und man hat sie geliebt und akzeptiert wie sie waren.

  6. liebe laura,

    liebe laura,
    zum ersten, es sind keine Psychopharmaka, sondern Stimulanzien.
    Wenn ich irgendwo mittute, dann bitte mit Verstand.
    Nicht jedes Kind geht auf eine Förderschule.
    Es gibt sehr viele studierte Adhs ler.
    Ausserdem würde ich mich an Deiner Stelle auch erstmal über Förderschule schlau machen.
    Wenn du es aussitzt *(herzlichen Glückwunsch)
    dann lässt Du dein Kind ins offene Messer rennen.
    Verweise, Schulausschluss, Ausgrenzung.
    Aber Glückwunsch, DU hast es ja ausgesessen und so geschafft.
    Und hoffentlich steht dein Kind nicht irgendwann am Fenster und will springen, da es alles nicht mehr aushält.
    Und hoffentlich leidet dein Kind nicht irgendwann an den Folgen von unbehandeltem adhs.

  7. Aus kinderpsychiatrischer Sicht…
    …und mit Kindern im Vorschulalter kann ich nur sagen: natürlich würde ich mich auch schwer tun, meinem Kind ein Medikament zu geben. Va wenn es evtl in der Schule Verhaltensweisen zeigt, die ich von zuhause nicht kenne. Und dass das deutsche Schul-, oder insgesamt Bildungssystem großen Reformbedarf hat, ist bekannt. Aber was hat das betroffene Kind davon? Das System wird sich in den nächsten Monaten und (wenigen) Jahren nicht so ändern, dass es auch Kinder mit speziellen lernbezogenen Bedürfnissen kindgerecht beschulen kann. Ich muss also meinem Kind evtl. einen Schulwechsel zumuten und ggf auch eine Medikation. Dann wäre allerdings auch eine Spieltherapie sinnvoll! Das Kind mit dieser Problematik alleine zu lassen und die Schuld auf „das System“ zu schieben, halte ich für den unfairsten Weg.
    Hut ab vor den Eltern, die sich differenzierter mit der Symptomatik und den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten rtrauseinandersetzen, wie die Autorin des Textes.

  8. @laura
    Als Mutter eines lebendigen Jungen mit starken Emotionen bin ich auf Deiner Seite! Wir haben da leider in der Kita auch sehr negative Erlebnisse gehabt: was nicht passt, wird passend gemacht, und zwar schnell! Vertraue auf Dich und Dein Kind, und vielleicht ist ein Institutionswechsel in Eurem Fall wirksamer als Medikation.

    1. Das ist auch unsere
      Das ist auch unsere Überlegung. Von Bekannten haben wir schon gehört, dass solche schwierigen Kinder bei Schulwechsel teilweise unauffällig werden. Andere Lehrer/Schulen schaffen das also durchaus.

  9. @Britta
    Es widerstrebt mir, bei einem gesunde und glücklichen und offensichtlich schlauen Kind immer nur die Fehlleistungen zu sehen. Er kann viele Dinge auch besser als Andere, ist kreativ, selbstständig, vorausplanend, hilfsbereit. Diese Fähigkeiten nutzen wir zuhause stark und er macht kaum Probleme. Die Schule verfährt nach Schema F und darum Soll er eingenordet werden. Ich finde das falsch

    1. Leider gibt es in Schule
      Leider gibt es in Schule nicht die Möglichkeit sie jedes Kind einzeln einzugehen , wie soll das klappen außer im Einzelunterricht ? Es widerstrebt mir auch mein Kind in ein Schema drücken zu müssen, aber wie soll die Alternative realistisch aussehen? Wenn nun mal 24 andere Kinder in dem Schema ‚funktionieren‘ muss bei Kind 25., das aus der Reihe tanzt , mal geguckt werden, woran es liegt und ob es in der schulart richtig aufgehoben ist.

  10. ADS vs ADHS
    Nur eine kleine Anmerkung zum Artikel bzw. der Überschrift. Das sind zwei unterschiedliche Diagnosen – ADS = Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (wie es in der Überschrift steht) und die Diagnose des Kindes mit ADHS = Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom…

  11. Mein Sohn ist sonst So, wie
    Mein Sohn ist sonst So, wie von den Anderen beschrieben: wild und laut und lebhaft. Aber: ER geht gern zur Schule, ER kommt im Unterricht mit, WIR kommen zuhause klar. Was nicht klappt, ist die Schule: fortwährend hagelt es Beschwerden und Einträge und er ist bei den Lehrern unten durch, trotz guter Leistungen. Die Bereitschaft auf das Kind einzugehen ist oft nicht da, er passt nicht ins Schema, daher will man ihn loswerden. Das ist leider mein Eindruck. Ich finde das traurig und es hinterlässt mich in hilfloser Wut gegen das System.

    1. Erschreckend
      Ich bin gerade sprachlos. Bei meiner Tochter ging es auch erst richtig los mit der Einschulung. Einträge, jeden zweiten Tag in der Schule oder in der Mittagsbetreuung und ich war auch mit dem Nerven am Ende. Die Lehrerin bat uns sie testen zu lassen. Also haben wir einen Termin ausgemacht. Es geht nicht um mich und nicht um die Lehrer oder das Umfeld, sondern ganz und gar um das Wohl meines Kindes. Die Diagnose stand recht schnell fest, da sie typische ADHS Verhaltensweisen aufzeigt. Mir war auch mulmig bei dem Gedanken an die Medikamente, aber wenn ich sehe, wie toll sie sich mit den Medikamenten entwickelt hat. Auch die Lehrer sind super zufrieden mit ihr. Unsere Lehrerin arbeitet super mit dem Psychologen zusammen und fragt auch um Rat, wenn sie nicht weiter kommt. Was für mich ein großes Geschenk ist. Ist ja nicht selbstverständlich.
      Einem Kind die Hilfe zu verwehren und dann noch den Lehrern und dem System die Schuld zu geben ist natürlich einfacher, als den Fehler bei sich selbst zu suchen.

  12. Sehe es anders
    Wir werden zur Zeit unter Druck gesetzt, unseren Zweitklässler auf ADHS testen zu lassen, vom Kinderarzt und den Lehrern.
    Ich weigere mich das zu tun. Weder Soll mein Kind Psychopharmaka kriegen noch Soll er auf eine Förderschule. Daher verweigern wir den Test und sitzen das aus.

    1. @Laura
      Meine (ungefragte) Meinung dazu: Sie werden es auf Dauer nicht aussitzen können. Die Schere zwischen möglichen Fortschritten und Fehlleistungen in der Schule als auch im privaten Umfeld wird sich weiter öffnen. Das Kind leidet – das wird vielfach übersehen. Zum Elternsein gehört meiner Meinung nach auch, sich mit unangenehmen Dingen auseinander zu setzen und bei zu fällenden Entscheidungen auf Epertenrat zu hören. Das eigene Empfinden ist nicht immer der beste Ratgeber… Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kind alles Gute!

    2. @Laura
      Genau diese Überzeugung habe ich auch gehabt….. Vor 2 Jahren. Mittlerweile ist mein KIND in der 2 Klasse. Und bekommt seit 2 Wochen Medikamente. Weil Ergotherapie nicht ausreicht, weil die Konzentration so leidet dass es Mathematik einfach nicht versteht. Weil es keine Lust hat zum Schreiben, weil es sich schlecht fühlt. Dumm. All das wurde mir vor zwei Jahren von der Psychologin gesagt, dass mein Kind mit dieser Form nicht um eine Medikation herumkommt. Aber ich wollte nicht hören. Ganz Sozialarbeiterin irgendwie … (Das schaffe ich schon mit meiner Profession und „Dr. HÜTHER hat in jedem Fall Recht!!!“ Einstellung. PUSTEKUCHEN. Und wer durfte unter meiner besserwisserischen Ignoranz leiden? — Meine Familie

  13. Ich hätte exakt die gleiche
    Ich hätte exakt die gleiche Geschichte erzählen können. Wir haben die Diagnose ebenfalls in der ersten Klasse erhalten, dass er anders tickt, war schon im frühen Kindergartenalter abzusehen. Von Vorteil ist es auch jeden Fall, wenn Eltern, Lehrer, Erzieher und Ärzte eng zusammenwirken, das ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Auch bei uns gibt es strenge Regeln und feste Rituale, anders geht es nicht. Mit Medikament kann er den Schulalltag gut bewältigen, sein Schriftbild wurde besser, die Konzentration im Allgemeinen. Ganz wird er das, was er an Wissen im Kopf hat nie so aufs Papier bekommen, was sich leider in den Noten widerspiegelt. Dennoch läuft es viel besser und in der Freizeit hat er sich für Schach, Singen und Theaterspielen entschieden, das beste, was diese Kinder machen können. Meine Erfahrung in den letzten Jahren ist die, dass nicht direkt Betroffene es einfach nicht wissen, wie es ist mit so einem Kind. Und dennoch erlauben sich viele darüber eine völlig unangebrachte Meinung. Man braucht ein hartes Fell und die Überzeugung, dass das eigene Handeln das richtige für das Kind ist. Mein Sohn war glücklich, als die Stürme im Kopf nicht mehr so tobten.