Brustkrebs in Corona-Zeiten – ein Jahr voller Emotionen

wooden track 1932611 1280

Ich bin Anke (fast 41), Mutter zweier wunderbarer Söhne (5+8) und habe Brustkrebs. Für mich ist nicht so leicht, meine Geschichte zu erzählen, aber ich finde, dass Brustkrebs oder Krebs allgemein immer noch viel zu wenig thematisiert werden. Also möchte ich darüber sprechen.

Vor genau einem Jahr habe ich in meiner linken Brust etwas gespürt, was da nicht hingehört. Ich dachte zunächst an eine Verkalkung. Auch meine Frauenärztin konnte nichts Auffälliges erkennen, schickte mich aber trotzdem zur Mammographie. Für mich war die Mammographie eine Qual und erniedrigend. Im Anschluss daran dann der Schock, als gesagt wurde, dass. noch eine Stanzbiopsie gemacht werden muss.

Die schreckliche Diagnose: Brustkrebs

Ein Wochenende lang zog sich die Diagnose, ich habe viel gegrübelt und nachgedacht. Dann kam die Nachricht: „Sie haben Brustkrebs.“ Rums. Auf sowas kann man sich nicht vorbereiten. In mir Stille, viel Stille, dann wieder Massen an Emotionen. Eigentlich bin ich ein sehr „aufgeräumter“ Mensch, aber nach so einer Diagnose ist alles anders. Ich dachte sofort: „Ich werde sterben und ich habe Angst vorm Sterben.“ Was würde aus meinen Kindern werden, meinem Mann, meiner ganzen Familie. Zwei Wochen gab es das schrecklichste Kopfkino, dann hatte ich einen Termin im Brustzentrum.

Ich kann mich tatsächlich nur noch an wenig erinnern von diesem Termin, ich hatte nur ein Rauschen im Kopf. Ich stelle die Frage: Werde ich wieder gesund? Aber natürlich konnte mir darauf niemand eine Antwort geben. Ich frage mich auch, ob sich wohl jeder, der Krebs hat, fragt: Warum ich? Ich stellte sie mir jedenfalls immer wieder. Ich hatte nie geraucht, nie Drogen genommen, bin nicht übergewichtig, achtete auf meine Ernährung…. Diese Frage läuft ins Unendliche und man muss aufpassen, sich nicht darin zu verlieren.

Dann begann die Therapie und um uns herum war auch noch Corona. Es war gut und schlecht zugleich. Viel Zeit mit der Familie, viel Zeit zu Hause, aber auch viel zu wenig „Leben“.

Ich weiß nicht, ob ich je wieder ganz gesund werde

Nun ein Jahr später bin ich überall mit Emotionen. Niemand kann mir sagen, ob ich je wieder ganz gesund werde. Der Tumor ist zwar komplett geschmolzen, aber niemand gibt mir die Garantie, dass er nicht wieder kommt. Ich fühle mich so alleine, auch wenn alle drum herum für einen da sind. Der schlimmste Spruch ist „Denk positiv“. Nein, manchmal ist einfach alles scheisse. Ich konnte sehr lange nicht wirklich für meine Kinder da sein, ich fühle mich sehr leer. Mein langer Atem ist aufgebraucht. Und es ist kein Highlight in Sicht. Corona stoppt alles.

Die Unbeschwertheit ist weg und zwar gerade doppelt, Krebs und Corona. Mein Rucksack, den ich mit mir rumschleppe, ist einfach zu voll gerade.

Ich bete, dass ich zu den Glücklichen gehöre, die keinen Rückfall erleiden. Und dass Corona irgendwann vorbei ist und ich meinen Kindern wieder tolle Erlebnisse ermöglichen kann. Dass wir noch viel Zeit miteinander haben. Momentan bin ich aber einfach nur fertig und ich weiß, es geht vielen da draußen so….. 

2bc1e6fae40f449aacfcfa3404e50fb4

Du magst vielleicht auch


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert