Einmal Fasching NICHT in Pink, bitte!

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Liebe Lisa, ich bin kein Freund von Karneval/Fasching, das weißt Du ja. Was nicht bedeutet, dass ich meiner Tochter die Freude daran nehme. Die ist nämlich seit Wochen aufgeregt und ganz wild aufs Verkleiden. Heute war´s dann endlich soweit: In der Kita wird Fasching gefeiert. Seit ein paar Tagen frage ich, neugierig wie ich nun mal bin, ihre Freundinnen, welches Kostüm sie denn ausgesucht haben. Und kriege fast immer die gleiche Antwort: PINK. Was bedeutet: Fee, Prinzessin, Elfe. Und ganz cool sind die, die sagen: Tinkerbell oder Elsa. Elsa? Welche Elsa, fragen sich jetzt vielleicht sämtliche Jungs-Mamas. Jaja, Elsa ist gerade der heißeste Scheiß des Planeten. Kurz zur Erklärung: Elsa ist die Hauptfigur aus Disneys Kracher „Die Eiskönigin“ (auf engl. Frozen). Sie besitzt magische Kräfte und kann mit ihren Händen alles zu Eis gefrieren lassen. Weil sie einmal ihre kleine Schwester Anna versehentlich damit verletzt hat, zieht sie sich immer mehr zurück und flieht schießlich in die Einsamkeit der Berge. Ihre Schwester Anna will sie zurückholen –was sie auch schafft. Und irgendwie geht’s natürlich auch um die wahre Liebe – denn nur die kann den Eis-Fluch besiegen.

Ich habe mir den Film tatsächlich angesehen und fand ihn – vorsichtig gesagt – bescheiden. Irgendwie ist er soweit weg von den Disney-Filmen meiner Kindheit. Aber gut, so ist das eben. Meine Tochter ist auf jeden Fall voll im Anna-und-Elsa-Fieber – und das obwohl sie nur 15 Minuten des Films gucken durfte (er ist nämlich noch viel zu spannend). Doch durch ihre Kita-Freunde ist sie infiziert  – sie tragen fast täglich Shirts und Kleider mit Elsa-Prints. Was meine Tochter auch möchte. Und was ich nicht will. Ich bin eine von den Müttern, die versuchen, Klamotten so wenig wie möglich Bedeutung zu geben. Wir diskutieren morgens nicht, was angezogen wird. Ich lege es raus und sie zieht es an. Natürlich gibt es bei uns Feiertags-Outfits, aber an ganz normalen Tagen trägt sie Jeans und Pulli – und die wiederum sind bunt. Ich möchte nicht, dass sie ausschließlich Pink und Glitzer trägt. Zu meiner eigenen Verwunderung klappt das bisher auch noch gut.

Zurück zum Fasching: Meine Tochter wollte also plötzlich auch ein Elsa-Kostüm. Ich habe lange überlegt, ob ich ihr die Freude nehme, wenn ich so ein Kostüm nicht kaufe. Und bin dann zu der Entscheidung gekommen, dass sie genauso viel Spaß haben wird, wenn sie im Kostüm des letzten Jahres (Pippi Langstrumpf) oder in dem von Helloween (Hexe) geht. Also habe ich gesagt, dass es dieses Jahr kein Neues gibt, weil sie bereits zwei hat. Wir haben die alten Kostüme also herausgezogen, ich habe sie gelobt und bewundert – und das Kind war happy.

Natürlich wäre es ein Leichtes gewesen, ihr irgendwo günstig einen neuen Glitzerfummel zu kaufen, aber ich denke, dass schon Kinder in ihrem Alter verstehen können, dass es nicht jedes Jahr etwas Neues braucht. Ich bin absolut kein strikter Konsumkritiker, gehe gerne lust-shoppen, aber dieses Immer-mehr-immer-neu nervt mich. Gerade für Kinder. Meine Tochter ist vier – ich bin froh, wenn dieser ganze Modekram noch ein bisschen dauert.

Ich bin auf jeden Fall stolz, wie glücklich sie heute morgen in ihrem Kostüm vor mir stand, obwohl es nicht komplett pink ist, obwohl es nicht Elsa ist. Obwohl sie ganz anders aussieht als ihre Kita-Freundinnen heute. Gegen den Strom schwimmen fängt manchmal eben schon beim Fasching an….piip

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7 comments

  1. Ich fand den Film auch nicht
    Ich fand den Film auch nicht so der Knaller, die Story war mir zu platt. 🙁

  2. Falsches Verständnis von Karneval
    Ehrlich gesagt kann ich als echte Karnevalisten aus dem Rheinland diese Einstellung überhaupt nicht nachvollziehen. Es geht ja nicht darum, immer was Neues zu kaufen. Von meinen rheinischen Freunden haben die meisten keine
    gekauften Kostüme. Es geht doch darum, spielerisch eine andere Identität anzunehmen. Das kann mit ganz einfachen Mitteln geschehen. Selbst etwas basteln, Alltagskleider zweckentfremden etc. Aber es sollte doch bitte jedes Mal ein anderes Ich sein, dass man an Karneval ausführt. Das wäre ja sonst echt langweilig. Es sei denn, das Kind möchte es unbedingt so, dann ist natürlich alles erlaubt. Naja, in Berlin hat das eben alles keine Tradition….

  3. haha @ Angie
    Ein Hoch auf die kritischen und selbstreflektierten Eltern! Habe richtig gut gelacht! Danke 😉

  4. Aber Vorsicht,
    diese Gender-Geschichte sehe ich mittlerweile differenzierter. Meine Tochter ist 3 1/2 und steht voll auf rosa und Glitzer. Ich propagiere das nicht – im Gegenteil, ich finde es scheußlich und war früher an Fasching immer Cowboy. Wollte ihr das (oder IRGEND etwas anderes, nicht rosafarbenes- eine Giraffe? Feuerwehrfrau? Ärztin vielleicht?) nahebringen, aber sie wollte Prinzessin sein. Wir haben uns auf Tänzerin geeinigt. Knallrosa, und die vom Kleid abfallenden Glitzerstückchen werde ich eventuell nie wieder aus dem Sofa kriegen. Aber – was solls? Warum sollte ich ihr den Spaß verderben? Mein Sohn kann auch als Blumenmädchen gehen, wenn er will, und Haarspangen gebe ich ihm auch. Oder einen Feuerwehrhelm. Ich finde die genderspezifischen Spielsachen besch… und weigere mich entsprechende Klischees an meine Kinder weiter zu geben. Aber wenn mein Kind mit 3 ein rosa Kleidchen mit Katze drauf anziehen will, werde ich sie nicht daran hindern. Alles ist eine Phase.

  5. Du Glückliche!
    Du legst die Sachen raus und deine Tochter zieht sie ohne Theater an. Wenn das mal bei uns so wäre. Hier ist kein Rosa angesagt, aber immer das Gegenteil von dem was ich ihr gebe. Und wenn es nach ih ginge, dann immer nur Spagettiträgerkleider 😉

  6. Pink stinkt!
    Super, das sehe ich ganz genauso! Dieser ganze pinke Glitzerkramhype wird doch oft vor allem von Müttern und der Gesellschaft ausgelöst und kommt nicht wirklich vom Kind / Mädchen selber… In unserer Elternini haben wir zum Glück nur kritische, selbstreflektierte Eltern, so dass das bisher gar kein Thema ist. Niemand dort trägt Hello Kitty, Elsa & Co. Guter Artikel zu dem Thema: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/rosa-spielzeug-fuer-maedchen-zu-weihnachten-pro-und-contra-a-1007745.html

  7. Elsa
    Jetzr weiß ich endlich wer Anna und Elsa sind. Danke! Bei uns hat sich die rosa Prinzesinnenphase zu Faschin ganz schnell rausgewachsen. Mit knapp 4 war noch Prinzessin, mit knapp 5 „nur noch“ Pipi Langstrumpf und nun mit knapp 6 Indianer. Alles gut 🙂