Kita-Kollaps! Fachverband: „So kann es nicht weitergehen“

Kita-Kollaps

Foto: pixabay

Ihr Lieben, Anita meldete sich nach der Veröffentlichung des Liebesbriefs für den Erzieher:innen-Beruf bei uns, weil sie als 2. Vorsitzende des Kita-Fachkräfteverbandes Niedersachsen-Bremen e.V. wirklich Bauchschmerzen hat, wie sehr das System in Deutschland runtergewirtschaftet wurde. Sie spricht gar von einem Kita-Kollaps. Sie hat uns den Kontakt zur 1. Vorsitzenden, zu Melanie Krause, hergestellt, die wir zum Interview bitten durften.

Kita-Kollaps
Unsere Leserin Anita

Liebe Melanie, in den letzten zwei Jahren haben sich viele Berufsverbände gegründet, warum genau, wie sieht die aktuelle Lage aus, steuern wir wirklich auf einen Kita-Kollaps hin?

Die aktuelle Situation ist sehr ernst zu nehmen. Wir steuern geradewegs in einen Kollaps des Systems der frühkindlichen Bildung bzw. der Kitas hinein. In vielen Städten und Gemeinden werden Gruppen geschlossen und Betreuungszeiten eingekürzt. Hierzu hatten wir in den letzten Wochen viele Gespräche sowohl mit betroffenen Familien als auch mit Verantwortlichen seitens der Politik und der Trägerschaft.

Die Rufe nach verlässlicher Betreuung der Kinder werden laut. Es wird sogar gefordert die Standards in den Kitas herabzusetzen, damit betreut werden kann. Die Rahmenbedingungen sind jetzt schon desolat. Wir können nur erahnen, in welche Katastrophe uns das alles führt – und das obwohl seit Jahren davor gewarnt wird.

Wir hören raus: Ihr seht die Entwicklung in der frühkindlichen Bildung mit großer Sorge! An was genau fehlt es?

Es fehlt an Geld, Personal und guten Rahmenbedingungen. Die Ausbildung wird seit Jahren stiefmütterlich behandelt. Erst jetzt kommt so langsam die Möglichkeit der Praxisintegrierten Ausbildung. Die Lernorte arbeiten kaum vernetzend zusammen. Es fehlt an Aufstiegsmöglichkeiten.

Und es fehlt das Verständnis für die pädagogischen Berufe. Vor allem in den Kitas. Wir spielen den ganzen Tag nur. Wir sind jedoch diejenigen, die den Grundstein legen. In den Kitas findet weitaus mehr statt als viele Menschen denken.

Schon vor zehn Jahren hat die Bertelsmann Stiftung vor einem Kollaps gewarnt. Jetzt ist es soweit! Betreuungszeiten werden gekürzt, Gruppen schließen, neue Kitas können gar nicht erst öffnen.

Wackelt dadurch auch der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz?

Absolut. Denn trotz des Rechtsanspruches auf einen Kita-Platz haben nicht alle Familien einen. Die Gruppen sind voll, die pädagogischen Fachkräfte überlastet, die Wartelisten sind lang. Auch wenn vielerorts neue Kitas gebaut werden, um den Rechtsanspruch zu erfüllen, so können diese kaum mit Personal ausgestattet werden.

Wie geht es den Erzieher:innen dabei?

In kaum einem anderen Beruf ist die Gefahr von Burnout so groß. Viele päd. Fachkräfte wechseln den Beruf. Selbst diejenigen, die gerade mit ihrer Ausbildung fertig sind. Sie kehren der Pädagogik lieber den Rücken. Auch aus diesem Grund sehen wir mit großer Sorge auf die aktuellen Forderungen, die aus unterschiedlichen Richtungen laut werden.  

Welche Forderungen meinst du genau?

Kita-Kollaps

Es wird zum Beispiel gefordert, noch mehr Kinder in eine Gruppe zu stecken. In Niedersachsen sind es derzeit zum Beispiel 25 Kinder im Elementarbereich. Zudem soll zukünftige auch ungelerntes Personal in die Kitas kommen, der Fachkraft-Kind-Schlüssel verringert werden. Geflüchtete Frauen aus der Ukraine oder Rentner:innen wurden als Personalersatz vorgeschlagen.

Es geht also lediglich darum, für die Kinder eine Aufbewahrung zu schaffen, damit die Eltern arbeiten gehen können. Bildung, Förderung und all die vielen Päckchen welche die Kinder und Familien mitbringen werden völlig außer Acht gelassen,

Wir brauchen qualifizierte Fachkräfte, wir brauchen eine vergütete und gute Ausbildung, wir brauchen Zeit und einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel. Kitas sind weitaus mehr als „Kinderbetreuung“. Wir legen den Grundstein der Bildung!

Inwiefern machen sie dir Sorgen?

Das wir von unseren Forderungen soweit abweichen müssen und massive Einschränkungen und eine Absenkung der Qualitätsstandards in Kauf nehmen müssen. Sind diese erst einmal abgesenkt, so werden wir sie so schnell nicht wieder auf das jetzige (Mindest-)Niveau bekommen. Wie oft hörten wir bereits: „Aber vorher ging das ja auch“! Oder ähnliche Sätze.

Über kurz oder lang kann der Fachkräftemangel noch mehr verschärft werden, denn der Beruf wird immer unattraktiver. Wenn die Fachkraft fehlt, fehlt es auch an der frühkindlichen Bildung, an dem Blick auf das Kind, an der individuellen Förderung, an Entwicklungspsychologischen Grundlagen, usw. usf. Unsere Kinder sind die Fachkräfte von morgen, wir sollten alle dafür sorgen, dass sie an sicheren und schönen Orten eine gute Bildung erfahren und eine schöne Kindheit haben.

Wie kommen wir raus aus der Misere?

Indem Geld und Zeit in die frühkindliche Bildung investiert wird. Wir benötigen eine Fachkräfte- und Ausbildungsinitiative. Die Vollzeitausbildung muss vergütet werden. Die pädagogischen Kräfte benötigen mehr Verfügungszeit, um die Arbeit am Kind gezielter vorbereiten zu können und den Anforderungen aus dem SGBVIII, dem KitaG und den Eltern gerecht werden zu können. Vor allem müssen solche Entscheidungen endlich mit denen getroffen werden die es betrifft! Wir sind die Stimme aus der Praxis.

Kinderbetreuung
Foto: pixabay

Welche Pläne habt ihr in den nächsten Wochen und Monaten mit eurem Verband?

Am 25.5. sind wir zum Beispiel auch nach Hannover eingeladen und werden dort an der Kitafachtagung vom Kultusministerium teilnehmen. Weiterhin werden wir das Gespräch mit der Politik und den Akteuren der frühkindlichen Bildung suchen. Wir werden weiterhin auf die Situation aufmerksam machen. Wie sagt man so schön: Wir legen so lange den Finger in die Wunde, bis wir gehört und ernstgenommen werden.

Möchtet ihr Eltern und/oder Erzieher:innen abschließend noch etwas mit auf den Weg geben?

Ja, nur gemeinsam können wir es schaffen, denn wir alle haben nur ein Ziel. Es soll unseren Kindern gut gehen und wir möchten eine adäquate Bildung und Betreuung für sie, denn wir pädagogischen Fachkräfte sind wichtige Pfeiler in der Wegbegleitung und sie sind unsere Zukunft. Unsere Kinder sind das Wichtigste, was wir haben, wenn nicht wir dafür kämpfen das es ihnen gut geht – wer dann?

272090dbcd6447a28117de3640c9eccf

Du magst vielleicht auch


16 comments

  1. Vielen lieben Dank für den Artikel. Gott sei Dank haben meine beiden Kinder die Kindergartenzeit hinter sich. Mein jüngstes Kind ist allerdings noch am Nachmittag im Schulhort. Dieser ist in kommunaler Trägerschaft und leidet eigentlich permanent unter Personalmangel. Meine Tochter hatte zudem sowohl in der ersten Klasse als auch leider danach bis jetzt eine Erzieherin, die Bezugserzieherin für ihre Klasse war, die völlig überfordert waren. Bei der ersten äußerte sich das so, dass sie die Kinder bis zu 1 Std. täglich belehrt hat, bei der anderen so, dass sie ausschließlich versuchte über Ausflüge das Hortgelände zu verlassen. Es ging dann immer nur ein Zettel an der Tür, wann die Klasse wieder zurück sei. Natürlich wurden diese Zeiten nicht eingehalten. Man stand also als Eltern immer blöd herum und wartete auf sein Kind. Oder man saß zu Hause und wartete auf sein Kind, was natürlich so zur vereinbarten Uhrzeit noch nach Hause geschickt wurde. Etliche Eltern haben versucht mit der Erzieherin zu reden, dass das so nicht geht. Man hat ja auch noch die gesamte Organisation der restlichen Familie zu managen (Sportvereine, Arzttermine, das andere Kind wo abholen, berufliche Termine etc.). Das bewirkte, dass nun angekündigte Ausflüge einmal pro Woche statt finden sollten, für die wir Eltern extra unterschreiben mussten. Wenn es dann nun leider nicht in die Orga passte und man „erlaubte“ seinem Kind den Ausflug nicht, blieb es im Freien Hort. Was auch eigentlich das Konzept des Hortes ist. Nur leider wurden die Kinder dann massiv moralisch von dieser Erzieherin unter Druck gesetzt, wieviel Zusatzaufwand sie ihr machen würden, wie unfair es den anderen Kindern gegenüber wäre etc. Für uns Eltern stand diese Person leider nicht mehr für Gespräche zur Verfügung. Sie ignorierte diese Kinder, die mal nicht dabei waren fortan auch. Und beim Elternabend machte sie uns Eltern ein schlechtes Gewissen, dass die Kinder keine Bindung aufbauen könnten und wir doch die Familienorganisation überdenken sollen (wegen einem 2 stündigen Ausflug in 3 Wochen, wo sie mal nicht dabei waren). Nach dem sie dann auch noch meine Tochter für Vorfälle beschuldigte, die sie nicht begangen hat, habe ich mich über die Hortleitung versucht an sie zu wenden, um doch mal persönlich mit ihr zu reden. In einem ruhigen Gespräch, nicht nur kurz beim Vorbeigehen. Da war sie plötzlich krank und dann hatte sie gekündigt. Ich gehe davon aus, dass sie massiv überfordert war in einem freien Konzept zu arbeiten. Sie hat auch bei den Elternabenden immer darauf hingewiesen, dass es so kein Arbeiten sei. Sie wollte auch auf jedem Elternabend Verständnis von uns Wltern bekommen, dass sie nicht erreichbar sei, sie hätte eine schwere persönliche Situation und die Situation im Hort sei so angespannt. Was ich mit meinen Beispielen zeigen möchte, ist, dass die Kinder massiv unter dem Personalmangel bzw. unter schlecht qualifizierten Personal in der Betreuung leiden. Wir haben dann versucht die Betreuung im Hort massiv zu reduzieren! Also bitte, werdet weiter laut, damit unsere Kinder auch in der Betreuung eine unbeschwerte Kindheit haben können.

  2. Halli Hallo 🙂
    Dieses Thema ist zum Glück aktuel so groß und der Druck auf die Politik wächst.
    Wie ihr so schön sagt, ändern wir nur was an der Situation, wenn Personal und Eltern zusammen arbeiten! Ich bin selbst Erzieherin und Mama von 2 Kindern, die ab Sommer beide eine Kita besuchen und grade mal 28 Jahre. Meine Ausbildung war dual mit dem Abi und unentgeltlich. Zum Glück musste ich nebenbei nicht jobben und konnte mich auf dieses Pensum konzentrieren. Diese Ausbildung muss unbedingt vergütet werden! Auch junge Menschen möchten Geld haben um zu leben und nicht schon Schule und Job huppen müssen! Wofür denn auch? Man lernt leider so schnell den riesen Schatten von dem Beruf kennen und fragt sich schnell ob man das wirklich will.
    Ich habe mich sehr bewusst für diesen Job entschieden mit 21 Jahren. Mit 23 bin ich ungeplant (aber nicht unerwünscht) Mama geworden. Mein Mann ist Gärtner und naja, verdient einen Witz! (nach 10 Jahren im selben Betrieb, und schon übertariflich bezahlt grad 2000€ netto) Ich bin also nicht nur bei sondern mit Hauptverdiener. Und wisst ihr warum ich meinen Job noch mache? Ich liebe es die Welt von den Kindern gezeigt zu bekommen. Ihnen die Möglichkeit zu geben ihre Welt und Kindheit frei zu entdecken und einfach glücklich zu sein! Warum ich meinen Job hinschmeißen werde sobald es finanziell möglich ist? (Und das werde ich, wenn es so weiter geht) Ich soll ein Pensum erfüllen, was ich nicht bereit bin zu leisten. Denn das schaffe ich nur in Vollzeit. Aber ich habe selbst 2Kinder die ihre Mama brauchen und ein Recht auf meine Zeit und meine Nerven haben! In erster Linie bin ich für meine eigenen Kinder verantwortlich und nicht für die der anderen. Und finanziell lohnt es sich nicht in Vollzeit zu gehen..also gibt es einfach KEINEN Grund dieses Pensum zu leisten.
    Ich muss einen Bildungsauftrag erfüllen, einen Qualitätsmanagement entsprechen (das ist mit den Raumbedingungen schon unmöglich) dann soll ich auf jedes Kind individuelle eingehen? Ja, ist in einem gewissen Rahmen möglich. Aber auch nicht immer nötig (auch Kinder müssen Anpassung an eine Gesellschaft lernen und auch das sind wir als Kita, eine kleine Gemeinschaften) dann muss ich meistens minutkich auf 10 Bedürfnisse der Kinder eingehen und das tue ich, denn die Kinder sind mein Job! Und dann soll ich noch die Wünsche der Eltern erfüllen die erfahrungsgemäß meistens gar keine Ahnung haben was ich tue und viele auch kein Interesse daran oder an mir und sogar häufig auch nicht an den tatsächlichen Interessen des eigenen Kindes! Mit dem was ich erfüllen soll/muss und dem was ich verdiene um mein Leben zu finanzieren steht nicht in Waage. Ich bin Natur-Erzieherin, weiß was ich tue in meinem Job, weiß was ich von meinem Leben und für meine Kinder erwarte und dieser Job erwartet zu viel und ich bin nicht bereit so viel von mir zu geben!
    Wäre das Gehalt (der Grund wie man sein Leben finanzierten 🤷)und der Personalschlüssel (mehr Schultern die die Arbeit teilen) besser würden viele Probleme wie Qualität und Bereitschaft sich deutlich bessern. Denn jede Leitung weiß, eine Fachkraft kann sich aussuchen wohin sie will. Doch mit dem Team und auch den Eltern steht uns fällt eine Kita.
    Mein Wunsch an die Eltern und Politiker? Gebt den Kindern endlich den „Wert“ den sie haben! Sie sind unsere Zukunft, hört auf zu labern und Kapitalisten zu sein! Liebe Eltern, kämpft mit uns für eure Kinder! Denn erst wenn sich die Situation ändert löst sich auch für euch der Druck! Aber der Kampf ist für eure Kinder und deshalb lohnt er sich!

  3. Sehr schwieriges Thema aktuell, dem ich als Mama sehr skeptisch entgegen stehe. Nicht ausgebildetes Personal, Flüchtlingsfrauen mit ggf selbst Traumatischen Erfahrungen und möglicherweise anderen Erziehungsansätzen, ungeprüftes und mangels Zeit unüberwachbares Personal, ständig wechselnde Praktikanten – aus meiner Sicht öffnet man mit solchen Maßnahmen Tür und Tor auch für Menschen, die nicht immer nur Gutes im Sinn haben. Und das unter dem Deckmantel einer vertrauenserweckenden, qualifizierten Einrichtung, auf die wir Eltern angewiesen sind und keine Auswahlmöglichkeit mehr haben, wo wir die Kinder unterbringen oder ob wir noch ein gutes Gefühl dabei haben.
    Gewalt in Kitas/ Kigas, Mobbing unter Kindern, Kinder denen der Freiraum zum Entfalten fehlt weil Anpassung in den großen Gruppen leider wichtiger ist.
    Nein, mir ist es als Mama nicht egal, wer da meinem Kind auf der Toilette hilft und ob mein Kind nur mitläuft oder lernen darf was es interessiert.
    Ich hoffe sehr, dass diese Verbände Erfolg haben und die Politik erreichen. toi toi toi!

  4. Liebe Melanie, ich habe deinen Artikel gelesen und finde du hast den Nagel genau auf den Kopf getroffen. Ich bin Erzieherin in Berlin und hier ist die Situation genauso. Der Beruf Erzieherin war für mich nicht nur ein Wunschberuf sondern auch Berufung, ich war und bin mit Herzblut dabei. Leider hat auch mich schon ein Burnout getroffen,ich mache trotzalledem weiter weil Kinder das wichtigste in unserer Gesellschafft sind. Immer hört man nur von den armen Lerern nun endlich werden auch mal die Stimmen der Erzieher laut denn wir legen den Grundstein. Ich werde auch nicht aufhören, für bessere Bedingungen für Kita, Erzieher/innen und Kinder zu kämpfen. Danke liebe Grüße Bettina

    1. Danke liebe Bettina! Ich bin mit Herzblut Erzieherin und Leitung und das war der Beweggrund, um den Verband zu gründen. Langsam wird die Politik auf uns aufmerksam, doch das geht nicht schnell genug und wir kämpfen weiter dafür! Wir kämpfen zusammen mit der Landeselternvertretung für unsere Kinder!
      LG Melanie

  5. Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Was spricht dagegen, Ungelernte einzusetzen als Unterstützung und um den derzeitigen Mangel zu überbrücken? Selbst wenn jetzt Maßnahmen getroffen werden, dauert es ja, bis diese fruchten und der Notstand ist ja schon da. Natürlich können diese keine pädagogische Fachkraft ersetzen, sollen sie ja auch nicht. Aber mit Kindern aufs Klo gehen, beim Essen unterstützen, beim Turnen Hilfestellung am Klettergerüst geben, mit einer Kleingruppe ein Puzzle zu machen, dafür braucht es ja keine pädagogische Ausbildung. Und während dieser Zeit kann die Fachkraft sich auf ihren eigentlichen Job konzentrieren. Kindergarten ist ja nicht nur den ganzen Tag Förderung sondern auch viel Freispiel (was ja wiederum auch Förderung ist, aber eben nicht geplant sondern frei durch die Kinder selbst) und da betreuen/unterstützen/aufpassen, dass nichts passiert, das kann doch auch jemand Ungelerntes. Vielleicht kann man die wichtigsten Basics für dieses Einsatzgebiet in einem halbjährlichen Crashkurs vermitteln?
    Das sind meine Gedanken hierzu. Ich bin nur Mama, keine Erzieherin und habe auch keinen Einblick in diesen Beruf. Daher würde mich eine Antwort auf meine Eingangsfrage rein sachlich interessieren. Was spräche gegen eine Unterstützung durch Ungelernte? Natürlich im Hinblick, dass diese Fachkräfte niemals ersetzen und den Wert einer Fachkraft nicht absprechen.

    1. Dagegen spricht, dass es dann keinen Druck mehr gibt das Problem zu lösen. Es war schwierig genug dem Beruf der Erzieher*in die nötige Ernsthaftigkeit zu geben. Wenn wir jetzt wieder so tun als könnte jeder „dahergelaufene Trottel* (sorry, überspitzt ausgedrückt) Kinder betreuen, entwerten wir die Arbeit der Erzieher*innen UND sorgen zusätzlich für eine bequeme und billige Lösung. Warum soll sich dann noch irgendein*e Politiker*in bemühen etwas an den Zuständen zu ändern??

    2. Gerade wickeln und auf die Toilette begleiten sind sehr sensible Themen bei Kleinkindern. Das darf nur gut ausgebildetes Personal und das ist auch richtig so. Kleinkinder und Babys können kaum Übergriffe oder Missbrauch beschreiben/ benennen, sie müssen unter allen Umständen geschützt werden!

      Ungelerntes Personal darf maximal in der Küche, bei Hilfstätigkeiten und zum reinigen der Räume eingesetzt werden.
      Unsere Kinder können sich nicht wehren, sie müssen von uns beschützt werden.
      Ungelerntes Personal was veraltete Erziehungstechniken ( ala ein Klaps hat noch niemanden geschadet, ignorieren oder dauerhaft anbrüllen) das geht gar nicht. Kinder haben gut ausgebildetes, geprüftes Personal verdient die sich um sie kümmern, sie ernst nehmen und auf das sie sich verlassen können.

      Es ist ein absolutes Unding die vulnerablste Gruppe unsere Gesellschaft von irgendwelchen Laien betreuen lassen zu wollen!

      1. So sehe ich das auch.

        Der Erzieherberuf muss dringend aufgewertet werden. Es braucht eine deutlich bessere Vergütung dieses Berufsstands und bessere Rahmen- und Arbeitsbedingungen.

    3. Man erinnere sich an 2021 als an einigen deutschen Bahnhöfen einige Frauen und Männer gezielt flüchtende ukrainische Frauen angelockt haben um sie in die Prostition und Menschenhandel zu locken.

      Es gibt immer ein paar Menschen die alles probieren um sich an ungeschützten Menschen und Kindern zu vergehen!
      Jeden Laien, Freiwilligen (auch nach nem 3 monatigen Chrashkurs) in unsere Kitas zu schicken, wo sowieso schon alle am Anschlag sind öffnet Missbrauch alle Türen.

    4. Aufgrund dem Schutz der Kinder. Ich will nicht das mein Kind mit irgendeiner ungelernten Person aufs Klo geht. Darüber hört man viel zu viel negatives (Pädophilie) in den Medien. Man soll nicht Mal Foto’s von Kindern im Netz teilen, aber irgendwelche nicht überprüften Personen mit dem Kindern allein lassen nach nur 6 Monaten Crashkurs. Das macht keine Firma für die Finanzen aber Kinder … naja sind ja nur KINDER…

      Selbst mit Erzieher/innen hat man schon Ärger, weil sie keine Konkurrenz fürchten müssen. Teilweise behandeln sie schon die Kinder unter aller Sau, üben zu viel Druck aus usw… Wo soll das hinführen. Mir wird echt Angst vor der Zukunft. Dieses Kita-Problem ist jetzt schon riesig. Da niemand gekündigt werden kann, und wenn finden diese Personen gleich nen neuen Job.

    5. Liebe Betty, natürlich spricht erstmal nichts gegen Unterstützung. Wie wir im Artikel bereits schrieben, befürchten wir jedoch, dass eine Herabsetzung (der ohnehin schlechten) Standards eine Lösung sein könnte, welche sich so schnell nicht mehr ändert. Unterstützung hieße für uns, dass Mitarbeitende zusätzlich zum Fachpersonal eingestellt werden und nicht als Ersatz.
      Päd. Fachpersonal hat eine lange Ausbildung genossen. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse und Kinderschutz sind hier große Themen. Wir sprechen von Sexualpädagogik, von Schutzkonzepten. Wir sehen Kinderrechte und Partizipation. Wir dokumentieren und arbeiten eng mit Jugendämtern zusammen. Wir haben Kinder mit erhöhtem Förderbedarf, wir haben Kinder, für die die Kita der einzige sichere Hafen ist. Unsere Einrichtungen werden von Kindern mit Fluchterfahrung besucht, von Kindern die in Heimen leben oder bei Pflegefamilien. In unseren Einrichtungen haben wir Kinder mit verschiedensten Behinderungen. Kinder welche Gewalt erfahren haben. Wir begleiten Kinder mit unterschiedlichsten Bedürfnissen und Entwicklungsstufen. Anders gesagt: Würden Sie Ihr Auto von einer/einem Friseur:in reparieren lassen? (Bitte die Metapha sehen, es gibt mit Sicherheit Friseur:innen, welche sehr wohl Autos reparieren können). Es gibt sicherlich die Möglichkeit einen Einblick in den Beruf zu bekommen, viele Kitas bieten Hospitationen für ihre Familien an.
      Ich danke Ihnen sehr für Ihren Kommentar und Ihre Gedanken!
      Liebe Grüße
      Anita Arndt
      2. Vorsitzende Kita-Fachkräfteverband Nes.-Bremen e.V.

    6. Hallo Betty,
      Die Problematik daran ist, dass sie nicht zusätzlich eingesetzt werden sollen, sondern sie sollen eine Fachkraft ersetzen. Für die verbleibende Fachkraft in der Gruppe bedeutet das, dass sie die Beobachtung, Dokumentation und Elterngespräche etc. für 25 Kinder statt für 12 oder 13 führt. Dies führt zu einer Überbelastung und das wiederum zu erhöhtem Krankenstand. Ich hoffe, dass es durch die Ausführung verständlicher für dich ist.
      LG Melanie

    7. Es ist einfach ein Unding, was passiert. Alles wird auf uns Eltern abgewälzt. Wir haben echte Existenzsorgen, weil ständig Personalausfall ist und nun sollen auch noch die Stunden gekürzt werden. Wir Eltern sind bereit, einzuspringen, bis es eine adäquate Lösung gibt, damit Existenzen gesichert werden. Warum können nicht Quereinsteiger solange angeheuert werden? Unser Träger ist für keinen Vorschlag offen. Das Personal ist sowieso unmotiviert und alles andere als qualifiziert für diesen Beruf! (zumindest in unserer Einrichtung) Meiner Meinung nach kann gerne jemand ohne entsprechende Ausbildung den Job machen, insofern dieser Motivation hat. Schlimmer kann es nicht werden. Aber Himmel, lasst die Eltern arbeiten, damit sie nicht Hab und Gut verlieren. Das Gejammer ist groß, aber die Elternseite zählt offensichtlich gar nicht.

  6. Der Kern des Problems ist, dass auf der Entscheidungsebene Menschen sitzen, die Kinder nicht kennen.
    Man kann Kinder nicht einfach „aufbewahren“, sie wollen etwas sinnvolles tun!
    Je mehr die Standards nun herunter gesetzt werden, desto weniger ist es denn Kindern möglich auch sinnvoll zu beschäftigen und desto weniger ist es denn Erzieher*innen möglich ihnen dabei hilfreich zur Seite zu stehen. Die Fachkräfte brennen aus und das Problem verschärft sich noch mehr.
    Kinder sind in dieser Gesellschaft einfach nicht wichtig genug, Frauen, die die meisten Fachkräfte ist pädagogischen Berufen stellen, auch nicht.
    Unsere Kita kürzt die Betreuungszeiten an dem Sommer komplett auf 14uhr. Berufstätigkeit wird damit schwieriger, meine geplante Stundenerhöhung fällt aus. Aber sie tun es im ihre Fachkräfte zu schützen und das verstehe ich vollkommen. Und bin gleichzeitig froh dass ich nur noch ein Kind durch die Kita-Zeit begleiten werden und freue mich auf die Freiheit danach…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert