Erziehungsstelle: So klappt es mit unserem Pflegekind

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Ihr Lieben, Manuela und ihr Mann haben bereits eine Tochter, als sie beschließen, eine Erziehungsstelle zu werden und ein Pflegekind aufzunehmen. Nun wohnt die zweijährige Anna bei ihnen und krempelt den Alltag der Familie ordentlich um.

Liebe Manuela, du hast eine Tochter, die durch eine Samenspende entstand, weil dein Mann unfruchtbar ist, nun seid ihr seit acht Wochen auch noch Eltern eines Pflegekindes…. erzählt mal, welches kleine süße Mädchen da grad bei euch eingezogen ist, wie ist die drauf?

Ja, wir haben die kleine Anna kurz vor Weihnachten aus einem Kinderheim abgeholt. Wir hatten nur eine kurze Anbahnung von einer Woche, bei der ich jeden Tag in das 200km entfernte Kleinkinder-Heim gefahren bin, damit sich Anna an mich gewöhnt.

Wir wollten ihr aber schon ein Weihnachtsfest im Heim ersparen, da es ihr dort nicht so gut ging. Auf Grund von Krankheiten gab es ein Mangel an Erzieherinnen, die Kinder bekamen nachts keine Flasche mehr und natürlich fehlte auch die Nestwärme einer Familie. Daher ging alles sehr schnell.

Anna ist meistens gut drauf. Allerdings sind mein Mann und ich schon Mitte 40 und Mitte 50 und merken oft, dass wir das mit unserer Tochter früher leichter gestemmt hatten. Außerdem sind wir einfach auch zu lange raus gewesen aus dem Kleinkindmodus. Unsere eigene Tochter ist zum Beispiel nie weggelaufen.

Anna möchte alles sehen und erleben und rennt und rennt und rennt den ganzen Tag überall hin. Sie braucht volle Aufmerksamkeit und ich habe in kurzer Zeit zehn Kilo abgenommen, da ich nur am Hinterherlaufen bin und kaum zum Essen komme.

Wie reagiert eure große Tochter auf die Kleine?

Sie wurde von Anfang an in die Thematik und unseren Entschluss mit eingebunden. Sie hatte sich sehr gefreut, aber ist nun auf den Boden der Tatsachen angekommen und der ist hart. Sie war zehn Jahre relativ verwöhntes Einzelkind und nun ist da auf einmal eine knapp Zweijährige, die volle Aufmerksamkeit fordert.

Es fielen Sätze, wie „Ihr habt mein schönes Leben zerstört“ und „können wir sie wieder zurückgeben?“ Wir gucken, dass wir ihr so viele Auszeiten mit einem von uns alleine ermöglichen, aber auch gemeinsam als Familie schöne Zeiten sammeln. So sind wir gleich nach fünf Wochen gemeinsam in den Urlaub geflogen.

Letztendlich sagt man, dass es neun bis zwölf Monate dauert, bis so eine Pflegefamilie zusammenwächst. Also haben wir noch ein wenig Zeit. Unsere Tochter braucht auch oft Auszeiten bei ihren Freundinnen. Früher waren immer alle bei uns im Haus, da es so schön ruhig war. Heute ist sie froh, wenn sie mal in Ruhe bei einer Freundin spielen kann.

Wie kam es zu eurer Entscheidung, ein Pflegekind aufzunehmen?

Nach über 20 Jahren Sozialarbeit mit Kindern und Jugendlichen, wollte ich einem Kind ein gutes Zuhause schenken. Wir haben bereits vor fünf Jahren eine Überprüfung als Pflegeeltern erfolgreich abgeschlossen. Da war unsere Tochter fünf Jahre alt. Dann haben wir gesagt, dass wir noch einmal warten, bis sie richtig in der Schule angekommen ist. Inzwischen wurden wir aber natürlich immer älter.

Ich habe dann einen Verein gefunden, wo ich Dank meiner Ausbildung zur Sozialarbeiterin mehr verdiene, wenn ich dafür aber ein Kind aufnehme, was einen „gewissen Rucksack“ mitbringt und dank des Geldes aber dafür auch zu Hause bleiben kann. Es ist dann kein Pflegekind in dem Sinne, sondern eine Erziehungsstelle. Hier zahlt das Jugendamt mehr, da es Kinder sind, die schwerer „vermittelbar“ sind.

Mein Mann war eigentlich schon immer gegen meine Ideen (Heiraten, Kind, Hund, Haus), aber hat dann doch aus Liebe und Vertrauen immer alles mitgemacht und es nie bereut. Sagt er zumindest 😉

Wie regelst du das mit der Elternzeit, wie lang wirst du zu Hause bleiben?

Ich habe für Anna drei Jahre Elternzeit nehmen können, da diese die leibliche Mutter nicht genommen hat. Danach kann ich 15 Jahre Sonderurlaub nehmen, da ich in einer Behörde arbeiten. Und dann bin ich ja schon bald in Rente 😉 Anna ist jetzt meine Aufgabe/Arbeit.

Vielleicht arbeite ich ein bis zwei Vormittage, wenn sie irgendwann in die Schule geht, aber nur wenn mir die Decke auf den Kopf fällt. Finanziell muss ich es nicht mehr dank Anna. Ich habe auch lange in einer therapeutischen Wohngruppe und in Schulen gearbeitet und war ziemlich ausgebrannt. Nun bin ich mein eigener Chef, bzw. ist Anna mein Chef 😉

Eure Kleine hat in ihren ersten Lebensmonaten auch Gewalt an Geschwistern miterlebt… du selbst bist Traumatherapeutin, was erwartest du da noch an Herausforderungen in der Zukunft?

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Ich rechne mit dem Schlimmsten – und hoffe auf das Beste. Es ist noch nicht abzusehen, was da noch alles so aufbricht. Manches zeigt sich vielleicht auch erst in der Pubertät. Nachts macht sich ein bisschen was bemerkbar, wenn sie unter Alpträumen leidet. Sie schreit dann auf und wimmert, aber schläft schnell wieder ein. Anfangs hat sie sich auch den Kopf eingeschlagen, wenn ihr etwas nicht so passte. Das ist inzwischen ganz weg.

Wir müssen demnächst abklären, ob Anna das fetale Alkoholsyndrom (FAS) hat. Das wäre natürlich keine gute Diagnose, da in Deutschland 80% dieser Kinder lebenslang auf Hilfe angewiesen sind. Aber mit Förderung kann man da bestimmt auch viel schaffen. Sprachlich kann sie erst ein paar Wörter sprechen. Als ich sie abgeholt habe, hieß es in dem Bericht, sie spreche gar nicht. Das zuständige Jugendamt, der Kinderarzt und ich merken aber schon deutliche Fortschritte. Es sind knapp 20 Wörter jetzt.

Ich wünsche mir für Anna, dass sie glücklich wird. Ich würde gerne, dass sie in den Waldorfkindergarten und die Waldorfschule geht, wo meine Tochter ist. Ihr tut es gut mit anderen Kindern zu sein. Das kennt sie aus dem Kinderheim. Aber vielleicht schafft sie das nicht und besucht dann eine sonderpädagogische Einrichtung und das ist auch OK. Die haben da kleine Gruppen und andere Settings. Hauptsache sie ist glücklich. Sagte ich ja schon 🙂

Wie lang hat es seit der Bewerbung als Pflegefamilie gedauert, bis ihr die Kleine zu euch nehmen konntet?

Das hat jetzt gar nichts mit der Bewerbung als Pflegefamilie zu tun. Als Pflegefamilie wären wir aufgrund meiner Ausbildung damals sofort belegt worden. Auch hatte unsere Stadt – wie überall auch – einen Mangel an Pflegefamilien. Der Kurs damals dauerte fast ein Jahr inklusive einer psychologischen Überprüfung von uns Eltern, einer Besichtigung unseres Hauses, Gesundheits- und Führungszeugnisse sowie Lebensbericht.

Nun bin ich eine „Erziehungsstelle“. Es läuft über einen Träger, der direkt mit den Jugendämtern in Deutschland zusammenarbeitet. Wir hatten gesagt, ab welchem Zeitpunkt wir ein Kind aufnehmen könnten, drei bis vier Monate später kam Anna dann zu uns. Wobei wir auch einige Anfragen abgelehnt hatten, weil das nicht passte oder wir uns das nicht zugetraut hätten.  

Wie war das erste Zusammentreffen und Kennenlernen?

Anna war sehr ängstlich und vorsichtig, was an sich ein gutes Zeichen ist. Zu schnelle Nähe hätte auf eine Bindungsstörung hinweisen können. Ich habe sie dann erst einmal in Ruhe gelassen und „alleine gespielt“, bis sie neugierig wurde und Kontakt aufgenommen hat. Beim dritten Besuch hat sie mich dann schon angestrahlt und wollte nicht mehr zurück in ihre Gruppe.

Ich hab mich auch nicht gleich sofort „in sie verliebt“. Erst nach ein paar Tagen merkte ich, das passt und sie soll zu uns. Als ich mir sicher war, kamen mein Mann und meine Tochter zu uns, um Anna auch kennenzulernen. Die pädagogischen Fachkräfte im Heim haben uns natürlich auch beobachtet und geguckt, wie es Anna mit uns geht.

Wie reagiert euer Umfeld?

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Einige Freunde fragen „Warum tut ihr euch das an?! Ihr hattet so ein entspanntes Leben mit vielen Urlauben und fangt jetzt wieder von vorne an“. Ehrlich gesagt frage ich mich das auch manchmal. Aber Stillstand ist auch langweilig. Und ich wollte eigentlich schon immer ein Pflegekind. Meine Tochter sagt immer: „Wir sind eine Regenbogenfamilie“, da sie ja auch von einem Fremdspender ist und Anna von keinem von uns.

Meine Eltern waren erst total dagegen. Sie sagten, wir wären schon zu alt, wir zerstörten unser Leben und fanden es ganz schlimm. Weihnachten haben wir dann gemeinsam verbracht und inzwischen finden sie gut, dass meine „Arbeit“ Zuhause stattfindet und haben die kleine Anna in ihr Herz geschlossen.

Andere Freundinnen finden es ganz toll und eine meiner besten Freundinnen überlegt jetzt sogar die Ausbildung zur Erzieherin zu machen, um auch ein Kind aufzunehmen. Sie hat schon Kontakt zu meinem Verein aufgenommen. Viele haben auch Respekt vor der Aufgabe und sagen, dass sie es nicht könnten, aber es toll fänden, dass wir Anna ein wunderbares Zuhause geben mit unseren Möglichkeiten. Das motiviert mich.

Worauf freust du dich am meisten in den nächsten Jahren?

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Wir haben gerade ein kleines Haus am Meer und in der Sonne gekauft und überlegen, dahin später einmal auszuwandern. Das ist vor allem der Traum meines Mannes und der muss ja auch mal erfüllt werden 😉

Ich freue mich, es einzurichten und jetzt schon einmal mit unserer Familie dort schöne Urlaube zu verbringen und Anna weiterhin die Welt zu zeigen. Ich freue mich auch auf die Kindergartenzeit mit Anna, auf Zoobesuche und noch mal die schöne Kinderzeit mit einer kleinen Maus zu verbringen. 

Was würdest du anderen Pflegeeltern mit auf den Weg geben wollen?

Man stellt sich alles anfangs sehr romantisch und verklärt vor. Es sollte einem schon klar sein, dass das aufgenommene Kind aus dem Kinderschutz kommt und eine Vorgeschichte mit sich bringt. Wenn man dem gegenüber offen ist und eigene Erwartungen an das Kind auf Null herunterschraubt, ist es eine wunderschöne Aufgabe. 

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10 comments

  1. Schade das so geschimpft wird Pflegeeltern zu sein bedeutet eine 24Std Beschäftigung. Dazu gehört auch Ihnen etwas zu bieten Freizeitpark Eis essen kleidung ectra. Und natürlich auch Zuwendung und LIEBE!.Oft muss ein kompletter Gesundheitszustand überprüft werden.Das geht auch nicht immer so reibungslos .Lange Wartelisten bei Fachärzten und oft auch weite Fahrten. Von etwas älteren Pflegeeltern sind da Erfahrungen Gold wert Was kostet denn ein Heimplatz! Na? Tausende!!
    Welche Erzieherin Erzieher sucht sich denn einen Arbeitsplatz ohne Entlohnung aus. Keiner würde doch auf die Idee kommen ihnen
    die soziale Absicherung zu nehmen. Oder behaupten Sie arbeiten nur dafür.Es gibt gute und schlechte Tage in einer Pflegefamilie und jeder der sich mit dem Gedanken beschäftigt
    Sollte das auch wissen und auch sagen dürfen

  2. Vielen Dank für die Schilderung eurer Situation und den Einblick. Ich bin überzeugt, dass die Kleine sehr viel Glück hat bei euch nun eine Pflegefamilie und eine Pflegemama mit so viel Erfahrung gefunden hat. Bei mir kommt keine Naivität o.ä. an. Es ist im Rahmen eines so kurzen Artikels halt auch nicht möglich, alles komplett differenziert darzustellen. Aber es wird versucht, wie z.B. auch Herausforderungen wie die Anstrengungen mit höherem Lebensalter zu nennen. Kann ich sehr gut verstehen, habe auch mit 40 noch kleine Kinder, haha. Alles Gute für euch!

  3. Silvia hat mal wieder alles durchschaut 🙂

    Was wäre denn, wenn die beiden noch ein leibliches Kind bekommen hätten (mal vorausgesetzt, das wäre möglich)? Da kommt es auch oft vor, dass die größeren Geschwister sich erst einmal an die neue Situation gewöhnen müssen und nicht selten eifersüchtig sind. Heißt das auch, dass sie nicht einbezogen wurden?

    Ich finde es gut, dass die Autorin so ehrlich ist und auch die Schwierigkeiten benennt sowie Punkte, die sie vorher vielleicht nicht ganz einschätzen konnte.

    Für mich klingt es so, als ginge es der Kleinen bei den ‚zu alten Eltern‘ besser als im Heim und das ist doch das Wichtige, oder?

    Und dass sich die Autorin nun die Zeit für sie nehmen kann finde ich nur richtig. Ich stimme zu, dass man die Formulierungen auch so lesen kann, als sei ein Ausweg aus dem Beruf gesucht worden. Ich denke aber durch die vorherige Ausbildung und Auswahl als Pflegefamilie war schon klar, dass das ebenfalls keine leichte Aufgabe wird. Wie es dann in der Realität wirklich ist, kann sich wahrscheinlich niemand vorher vorstellen, genau wie bei eigenen Kindern.

    Der Familie wünsche ich alles Gute!

    1. Anna
      Ich bin selbst alte Mutter deshalb lese ich die Überforderung so deutlich heraus. Weil ich mir natürlich auch die Gedanken vorher gemacht habe ob ich mit Ende 30 das Kind bekomme und dann bis Ende 50 präsente Mutter sein kann. Und ich schaffe aber noch meine normale Berufstätigkeit ( Pflege) auch mit Kind und hab nicht so massiven Streß das ich viele Kilos verloren hätte. Dieser deutliche Gewichtsverlust ( gleich von Anfang an schon) ist schon ein Überforderungszeichen. Eine ( zukünftige) Mutter rechnet damit ihrem Kind hinterher laufen zu müssen ( das sitzt ja nicht den ganzen Tag auf der Couch?). Das hat auch was mit den Bedürfnissen von Kindern zu tun ob ich das wirklich noch schaffe.

      1. Silvia, Ihr Kommentar zeugt einfach von einer tiefen bornierten Ahnungslosigkeit, die kaum aushaltbar ist. Erstmal dieses mom-shaming. Genau Sie haben also gewusst, wie fit Sie noch 10 Jahre später sind. Das ist einfach lächerlich.
        Dann haben Sie einfach keine Ahnung, wie es im Pflegekinderwesen so ist – keine.
        Kinder, die eine Erziehungsstelle zugewiesen werden, haben einen wesentlichen Mehrbedarf. Das als „Sonderfreizeit“ zu bezeichnen ist einfach bodenlos borniert und bösartig. Vielleicht haben Sie den Artikel nicht ganz gelesen: hier berichtet jemand, die auch etliche Berufsjahre im Gruppendienst gearbeitet hat und eine Traumatherapieausbildung gemacht hat. Wenn man mal in einer Intensivtherapeutischen Gruppe gearbeitet hat, kann es in der Tat erfrischend sein, wenn man sich auf ein Kind konzentrieren darf.

        Es ist total normal, dass Pflegeeltern älter sind, denn die meisten machen das nach ihrer eigenen Kinderphase.
        Ich bin selbst Pflegemutter und hätte auch eine Erziehungsstelle aufmachen können, ich habe das nicht gemacht, denn ich finde diese Fokussierung nur auf den häuslichen Bereich beklemmend und ich liebe meinen Beruf. Und deshalb bewundere ich das umso mehr, denn es gibt einfach Kinder mit erheblichen Mehrbedarf, die auch die Chance haben sollen, mit festen Bezugspersonen aufzuwachsen.
        Bei uns gab es ganz ähnliche Konstellationen. Wir hatten damals einen 4,5 Jahre alten Sohn. Den haben wir nicht um Erlaubnis gefragt, denn man fragt ja auch nicht die eigenen Kinder, ob sie ein Geschwister wollen. Wir haben ihn gefragt, ob er bereit ist ein Pflegegeschwister anzunehmen. Wir haben ihm erklärt, warum wir das für eine gute Idee halten, weshalb es Pflegekinder gibt (Kindversion). Das hat er natürlich nicht ganz durchdrungen, aber er fand es schön, dass wir einem Kind, das ein Zuhause braucht, eines anbieten.
        Heute 5 Jahre später schildert er schon, dass es für ihn Anfangs schwer war, weil wir einen Säugling aufgenommen haben (war anders geplant), aber da konnte ich ihm auch offen und bestätigend sagen, dass jedes ältere Kind das wohl so empfinden würde, wenn ein Säugling viel Aufmerksamkeit braucht.Und ich weiß noch genau, dass er trotzdem auch voller Stolz und Glück damals war. Sonst sind sie genervt und lieben sich so, wie alle Brüder es tun würden. Wir haben da bisher viel Glück. Ich bin gespannt, wie sich das alles noch entwickelt.

      2. Liebe Milia, lass es gut seinen du jetzt glücklich bist. Ich war selbst mein ganzes Leben im Heim und gut, ich kannte meine Mutti, sie wahr ein sehr armer und trauriger Mensch. Meine leibliche Oma hat sie enterbt und auch viele Jahre überlebt, diese Frau war kein Mensch in meinen Augen. Ich hin traurig und auch froh sie nie kennengelernt zu haben, habe erst nach ihrem Tot ihren Namen kennengelernt und so einiges erfahren. Ich wusste nur das sie mich als Enkel nie kennen lernen wollte und hat ihr Vermögen lieber anderen Menschen vererbt.Mein Vater war auch nur mein Erzeuger, der sich nie für mich interessiert hat. Ich bin heute selbst Mama und ich habe so viel Liebe zu vergeben, darüber bin ich unendlich dankbar. Ich habe einen liebenswerten Mann und das ist mein ganzes Glück. Es gibt auch Tage wo ich alles hinterfrage und ja es kommen auch immer wieder Episoden mit leichten Depressionen der Kindheit geschultet.Aber ich schau nach vorn und nimmer zurück.. So eine suche kann dein ganzes Leben auf den Kopf stellen und das in beide Richtungen… Das sollte gut überlegt sein oder du lässt dein Leben so wie du es dir jetzt aufgebaut hast und machst es besser wie deine Erzeuger…

  4. Dieser Beitrag liest sich so schlimm. Die Pflegemutter macht einen hochnäsigen, elitären Eindruck und gibt einem das Gefühl, sie glaubt sie mache hier Missionarsarbeit. Wie kann man nur so weltfremd und ignorant sein? Dank Anna hat sie also finanziell ausgesorgt? Bäh!

  5. Ich bin gerade ein bisschen eifersüchtig geworden auf die Möglichkeit,sich als Pflegestelle voll und ganz dem Kind widmen zu können. Bin nämlich selbst alleinerziehend mit zwei Pflegekinder, 2 und fast 7 Jahre alt, die mit 2 Jahren bzw 17 Monaten zu mir gekommen sind, und muss gerade wieder in meinen Beruf zurück finden. Hab trotz aller Erwägungen unterschätzt, wie viel mehr Zeit zwei Kinder in Anspruch nehmen und hätte während Corona auch noch nicht im Blick, was es bedeutet fast täglich zu Sportkursen, Therapien etc fahren zu müssen.
    Mein Großer hat früher sehr unter der Trennung von seinem leiblichen Bruder gelitten, der leider nicht zu uns kommen durfte, und sich schon lang Geschwister gewünscht. Trotzdem waren die ersten Monate furchtbar. Der Kleine war extrem entwicklungsverzögert, wütend, traurig und hyperaktiv, hat nur geschrien, und der Große hat sich komplett abgekapselt und in „sein“ Zimmer verzogen, das er eigentlich teilen sollte und dann auch in der Schule komplett verweigert. Eigentlich sind wir erst jetzt, nach fast einem Jahr, zusammen gewachsen und es kommt etwas Ruhe rein – nur dass ich jetzt eben wieder arbeiten muss :/
    Trotzdem weiß ich nicht, ob ich das Mama sein sozusagen zu meinem Job machen wollen würde. Ich finde es schon problematisch, den Kindern später zu erklären warum ich Pflegegeld (ca 500 € pro Kind) für sie bekomme, aber nicht nur deshalb, ich glaube mein Anspruch an mich wäre dann zu hoch, alles perfekt zu machen, und damit würde ich mich erst recht verzetteln. In der aktuellen Konstellation kann ich mich damit trösten, dass es eben viel zu wenige Pflegeeltern gibt und die beiden es trotz allem Chaos bei mir wahrscheinlich immer noch besser haben als in einer WG (wegen der konstanten Bezugsperson).
    Aber sehr interessant, dass es in Deutschland diese Möglichkeit gibt, in Österreich meines Wissens nach nicht.

  6. Das klingt, gerade aufgrund der eigenen Berufserfahrung, erschreckend blauäugig. Es hat auch Gründe, dass zu alte Eltern ( die in ihren gewohnten bisher gehobenenLebensumständen festgefahren sind) keine Kinder mehr vermittelt bekommen. So wirklich ins Boot geholt wurde die ältere Tochter auch nicht, sonst gäbe es diese Flucht ihrerseits jetzt nicht so stark. Auch der Mann musste eher als wollte? Und ein Kind sollte nicht als bezahlter Job gesehen werden, dank dessen man ausgesorgt hat? Zumal hier nur die Überforderung der Autorin mit ihrem Beruf anklingt, aus dem sie jetzt flüchten konnte ( 15 Jahre Sonderfreizeit???). Für ein kleines, aktives Kind schade!

    1. Bei mir hinterlässt der Beitrag komplett andere Gefühle. Ich fand ihn sehr erfrischend und interessant. Ich denke, aufgrund ihres Berufes weiß sie genau, was auf sie zukommt und kann sehr gut einschätzen, was sie schafft und was nicht. Dass die Tochter zu wenig mit ins Boot geholt wurde, kann ich nicht sagen. Ist auch schwierig, da es ja nur ein Ausschnitt ist. Ich glaube aber, dass so eine Ablehnungsphase immer auftritt, mal früher, mal später. Egal wie gut man das ältere Kind darauf vorbereitet. Es ist ein bisschen wie mit dem 1. Baby, du kannst zig Ratgeber lesen aber im Grunde erhältst du ein Überraschungspaket und wirst ins kalte Wasser geworfen. Der Prozess, wenn sich ein Geschwisterchen anbahnt, dürfte ähnlich sein.
      Ich finde es schön, dass sie diesen Weg gegangen ist. Für Anna ist das eine große Chance, was aus ihrem Leben zu machen. Und wenn die Autorin dabei weg von ihrem ungeliebten Job kommt und durch die Erziehung soviel Geld bekommt, dass sie daheim bleiben kann, ist das doch eine schöne win-win-Situation für alle. Ihr scheint ja, die Arbeit mit diesen Kindern Spaß zu machen, das kann man deutlich zwischen den Zeilen lesen. Ich vermute, dass die Rahmenbedingungen im alten Job nicht mehr gepasst haben und sie sich deshalb in diese Richtung umorientiert hat.
      Schön für alle. Alles Gute euch und ich drücke die Daumen, dass das Auswandern zum Haus am Meer irgendwann klappt

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