Ihr Lieben, neulich haben wir eine Grafik geteilt, die abgefragt hat, was eure Triggerpunkte sind – also was euch im Socal Media Leben von anderen Familien triggert. „So viel Zeit für Sport!“, „Jede Ferien in den Urlaub fahren“ und „Jeder Tag voller Highlights“ waren die häufigsten Antworten. Daraufhin hat sich unsere Leserin Klara bei uns gemeldet und sagte: „Darf ich mir mal Luft machen, was mich triggert?“ Natürlich wollten wir das hören – und hier kommt Klaras Text!
Über die perfekten Familien auf Instagram
„Ich muss die Instagram-Story zweimal anschauen, weil ich es nicht glauben kann. Die Tochter von Influencerin XY wird drei Jahre alt und hat da eine Torte auf ihrem Geburtstagstisch stehen, die besser aussieht als meine Hochzeitstorte. Mit feinen Linien ist ihr Name auf die Torte geschrieben, zahlreiche Blüten aus Zuckerguss zieren diese Leckerei und es gibt sogar Einhörner aus weißer Schokolade. Die Torte ist so unglaublich schön, sieht so unfassbar teuer aus – und ist Lichtjahre entfernt von dem, was meine Dreijährige bekommen hat: Einen Marmorkuchen mit Schokoüberzug und Smarties oben drauf.
Ich staune über die gesamte Geburtstagsfeier. Im Garten sind kleine Sitzinselchen aufgebaut, es gibt eine Candybar, Mini-Cocktails – nicht wie bei uns Schatzsuche und Pommes mit Nuggets. Die Kinder tragen pastellfarbene Kleidung und sind hübsch frisiert. Es überkommt mich ein schlechtes Gewissen: Mache ich mir einfach zu wenig Mühe bei den Geburtstagen der Kinder oder ist das, was ich da sehe, einfach die Verwirklichung der Sehnsüchte der Mutter?
Ich scrolle weiter und bleibe an einer Instagram-Mutter hängen, die zeigt, wie alle Eltern gewaltfrei kommunizieren können. Ihr Kind hat gerade ein Lieblingsteil der Schwester durch den Raum geworfen und kaputt gemacht. Sie sagt daraufhin: „Du möchtest etwas werfen, weil du Werfen so spannend findest. Möchtest du im Garten etwas werfen? Ja? Hast du eine Idee, was du im Garten werfen möchtest?“ Oder „Wir haben jetzt ganz viel miteinander gespielt. Das hat mir große Freude gemacht. Jetzt möchte ich mich ausruhen. Oh, du willst weiterspielen? Ja, das kann ich verstehen, aber ich brauche jetzt Raum für Ruhe. Hast du eine Idee, was du jetzt brauchst?“
Ich denke nur: HÄÄÄÄÄÄ? Das kann doch keiner durchhalten und mal abgesehen davon, würden meine Kids bei dem Satz „Hast du eine Idee, was du im Garten werfen möchtest“ denken, ich wolle sie veräppeln.
Mich triggern nicht nur diese immer freundlichen, immer geduldigen Mütter (Habt ihr wirklich nie ne schwache Minute und brüllt mal: TÜR ZU! wenn wieder jemand reinkommt, während ihr auf dem Klo sitzt?!?) – mich triggern auch die Mütter, die rosafarbene Sofas haben ohne Flecken und deren Wohnzimmer und Küchen so aussehen, als würden sie alleine leben. Warum liegen da keine Action-Figuren, warum klebt nirgends Knete? Warum sehe ich keine Wäschekörbe mit Wäsche, die seit Tagen ausgeräumt gehören?
Oft denke ich: Unser Alltag ist sowas von furz-langweilig. In anderen Familien werden ständig tolle Ausflüge gemacht, Freude kommen unter der Woche zum Grillen – bei uns sind die Wochentage von Hausaufgaben und Hobbys dominiert und abends schmiere ich nur ein paar Brote, manchmal ohne Gurken, weil ich schon wieder nicht einkaufen war.
Und dann diese Urlaube überall. Mal alle zusammen, mal nur Quality-Time mit einem Kind. Städtetrips, eine Woche nach Italien und über Silvester nach Thailand. Mal abgesehen davon, dass die meisten meiner Urlaubstage für die Schließzeiten in Kita und Hort drauf gehen: Wer kann das bezahlen?
Wisst ihr, immer wenn ich das alles sehe, denke ich mir: ich muss Instagram löschen. Das kann ich alles nicht mehr sehen. Aber sicher kennt ihr das auch: Ich muss einfach hinschauen, das ist irgendwie meine persönliche Soap Opera. Denn zum Glück weiß ich tief in mir drin, dass Instagram mehr Schein als Sein ist. Dass sich auch Kinder in pastellfarbenen Kleidern auf den Boden schmeißen und dass mein Kind auch sehr glücklich mit seinem Marmorkuchen war…
18 comments
Solche Torten sind doch mit Fondant, oder?
Smarties schmecken besser 🙂
Instagramm und Facebook hatte ich auch nie. Die Geburtstagsfeier klingt nach einem Tradwife Projekt, okay wer das mag, findet auch sein Publikum oder seine Community dafür. Jedem / jeder so, wie man es mag. Ich bin eher die „gut genug und nicht unbedingt perfekt“ Verfechterin. Umgib dich mit Gleichgesinnten, mit denen du dich wohlfühlst, und nimm die Traumschloss-Fassaden mit Humor.
Bei mir ist es auch alles andere, aber nicht perfekt. Und das ist auch gut so.
Ich schaue mir die Beiträge in den Netzwerken auch mal an, finde es toll, wie kreativ manche sind. Aber ich vergleiche nicht. Wie hier schon gesagt wurde, es ist deren Job. Der sollte definitiv besser ausgeführt sein, als ich es in wenigen Minuten schaffe. Dafür können diese Influenzer meinem Job bestimmt nicht so gut machen, wie ich es kann.
Manchmal nehme ich auch mal eine tolle Idee mit und freue mich über den Input.
Einfach sich über seine eigenen Stärken freuen und nicht so viel vergleichen.
Ich nutze deswegen wegen schon seit Jahren nur noch Youtube.
Ich muss zugeben, dass ich ein eifersüchtiger Typ Mensch bin. Nicht neidisch, aber eifersüchtig. Jedes Mal, wenn ich gesehen hatte, dass meine Schwestern etwas gemeinsam unternahmen (ohne überhaupt nur mich zu fragen) oder Freundinnen, für die ich immer da war, wenn sie jemanden zum Ausweinen brauchten, deren Kinder ich genommen hatte, damit sie Spaß haben konnten… dann bekam ich Bauchschmerzen und es machte mich traurig, dass ich mal wieder ausgeschlossen wurde. Also raus aus diese Welt. Ich störe mich nicht an das „perfekte Leben“, bin nicht naiv, um daran zu glauben. Aber der Ausschluss meinerseits tat und tut mir weh (leider noch WhatsApp-Status zu sehen, die ich aber auch nicht mehr betrachte).
Danke für diesen Artikel, ich fand ihn super und in seiner Wut lustig und erfrischend. Chapeau!
Ich habe kein Instagram und kürzlich auch mein Facebook gelöscht. War gut, mir fehlt nichts. Aber den Trend, den die Verfasserin bei Instagram beobachtet, sehe ich auch im echten Leben. Kindergeburtstage, die so kuratiert sind, wie Hochzeiten; Kinder, die andauernd beige tragen (müssen?), Kinderzimmer, die aussehen wie kleine Hotels — das ist alles sehr hübsch anzuschauen, aber meiner Meinung nach nicht wirklich kindgerecht.
Aber hey: unterschiedliche Leute mögen unterschiedliche Dinge.
Und meine Tochter bekommt auch einen Smartie-Geburtstagskuchen, den sie dann sofort auf ihre nicht-beige Kleidung schmieren kann, während sie high von Fanta über die Wiese rennt und wild Geburtstag feiert. 😉
Wirklich – nicht hinschauen!
Du würdest ja auch nicht zuhören, wenn jemand auf der Straße laut sein anprahlt.
Die „sozialen“ Medien ist das Gleiche.
Also ich betreibe auch kein Social Media, bin nirgends und das wird auch so bleiben!
Man sollte nicht vergessen, dass das deren Job ist und Influencer mit der Inszenierung des perfekten Lebens Geld verdienen. Wenn ich 8h am Tag Zeit habe, das Haus für eine Geburtstagsparty zu dekorieren, weil das mein Job ist und ich nebenher nichts anderes machen muss, sieht das natürlich am Ende perfekt aus. Eine Pamela Reif, die mit ihren Fitnessvideos Millionen verdient und 12h am Tag Zeit hat, um sich den perfekten Körper anzutrainieren, sieht auch anders aus als ich, die froh ist, wenn sie es 2 mal in der Woche zum Sport schafft.
Bin auch niergends dabei ! Würde es überhaupt nicht mögen, wenn alle wissen würden was ich wann gemacht habe….
Status Sachen der Anderen interessieren mich auch nicht. Habe die Leute lieber bei mir oder neben mir. So sind alle Menschen verschieden.
Ich muss zugeben, dass mich die Bilder aus dem WhatsApp-Status nerven! Frei angelehnt an die Insta-Moms werden die Ausflugs-Wochenenden und Urlaube ausführlich präsentiert. Ich freue mich über eine Handvoll Schnappschüssen von Freundinnen, aber die unendlichen Bilderreihen mit inszenierten Posen machen mich wahnsinnig.
Geht mir auch so. Deshalb habe ich mittlerweile fast alle Statusmeldungen stumm geschaltet. Ich schaue mir nur noch die an, die mich interessieren und mir gut tun.
Ich habe auch einige Status-Meldungen auf stumm gestellt ( manche posten immer nur Sachen, die mich nicht interessieren, z.B ihr Essen oder ihre Deko, manche aber auch einfach, weil mich die Personen nicht interessieren, eher flüchtige Bekannte). Die Status Meldungen von Freunden und Familie freuen mich aber sehr. Man kann ein bisschen Anteil an ihrem Leben nehmen, auch wenn man es im normalen Alltagswahnsinn nicht schafft einander regelmäßig zu sehen oder zu hören. Da habe ich auch nie Neidgefühle oder fühle mich gestresst und unter Druck gesetzt. Man kennt sich ja und kann die Bilder einordnen. Auf social media bin ich nicht, würde mir nicht gut tun und mich nur aggressiv machen
Mir hat es sehr gut getan, als ich als Lehrerin einmal gleich 2 Kinder von Mamainfluencern in die Klasse bekam.
Beide saumäßig schlecht in der Schule, unterzogen, massive Probleme mit schwänzen, Freunden, einer sogar Gewalt und Droge .
Seitdem bin ich nicht mehr neidisch, sondern staune über den Auftritt der beiden Mütter auf Social Media und deren Auftritt bei uns in der Schule, und dass das vollkommen andere Menschen sind, die ihr Leben noch viel schlechter im Griff haben als andere… 😅
Das da ab und zu ein schlechtes Gewissen aufkommt, wenn man Insta anguckt, ist vorprogrammiert.
Ich habe kein Instagram, kein Facebook, gucke keine Shorts bei Youtube. Habe ich mal irgendwann gemacht und bekam mir nicht gut (Suchtverhalten). Und ja, alles sieht da so toll aus. Nicht so, wie bei uns.
Das gleiche Phänomen sehe ich aber auch bei dem WhatsApp Status: da wird viel gepostet im Sinne von „guck mal, was ich tolles mache, habe…“. Das lass ich selbst seit einiger Zeit sein, ich habe einige Personen dort auf „stumm“ gestellt.
Und bei einigen weiß ich ganz genau, dass die Hochglanz Bilder auf WA nur ein schöner Schein sind. Hinter den Kulissen geht da die Post ab.
Ich orientiere mich, wenn überhaupt, an Menschen im realen Umfeld. Und da haben viele ein ähnliches Leben wie wir. Oder ich kenne die Hintergründe genauer und kann auch einordnen, warum Familie X jetzt den dritten Urlaub im Jahr macht bzw. machen kann, wir aber nur einmal im Jahr in eine Ferienwohnung fahren…
Viele Grüße
Stiefelkind
Ich empfinde insta zum großen Teil nur als Angeberei. Zeigen, was man hat, was man tolles unternimmt, am liebsten alles locker fluffig-leicht. Das ist vielleicht als Rückblick für die eigene Familie schön, aber was sollen unbekannte Menschen daraus ziehen? Deshalb ist es wirklich gesünder, sich davon fernzuhalten, aber eben nicht leicht, die menschliche Neugier ist stärker 😉
Es gibt wirklich noch Mütter die ein schlechtes Gewissen bekommen wenn sie sich andere Insta-Mütter anschauen? 2025 sollte sich doch längst rumgesprochen haben, dass das das Trash Tv der heutigen Zeit ist. Was früher Talk Shows oder ähnliches waren, sind heute die sad beige Insta Mütter. Das ist Unterhaltung aber doch nie und nimmer ernst zu nehmen, das ist doch klar.
Vielen Dank für den Beitrag, genau das denk ich mir auch sehr oft. Dabei hab ich nicht mal Instagram sondern scroll bei YouTube durch die Shorts. Diese unzähligen Geschenk sind dann noch die Kirsche auf der Torte.
Och, ich verstehe die Insta- Inszenierungen als Angebot, nehme hier und da eine Deko- Idee mit, dort ne Bastelanleitung, woanders Rezepte etc… Aber trotzdem lebe ich fröhlich mein Leben mit meiner Familie und selbgebackenem Zupfkuchen und Muffins zum Kindergeburtstag, weil bei uns eh niemand Buttercremetorten isst. Ich denke, da braucht man sich selbst von all den Inszenierungen doch nicht geärgert fühlen oder ein schlechtes Gewissen zu haben! Kann es sein, dass die Autorin sowieso schon ein Problem mit sich hat, wenn sie sich da so getroffen fühlt?