Fouraction: „Wir wollten ein Klettergerüst, das mitwächst“

Klettergerüst

Ihr Lieben, wir sind ja immer wieder fasziniert von Menschen, die an ihre Sache glauben, die sich nicht von geschlossenen Türen verschrecken lassen, sondern sie einfach behutsam und mutig öffnen. Vierfachvater Simon Gulde hat genau das getan.

In den Lockdowns merkte er, dass seine Kinder – sie sind zwischen 1 und 8, darunter fünfjährige Zwillinge – eine gute, mitwachsende und robuste Möglichkeit zum Spielen im Garten brauchten. Tage- und nächtelang entwickelte er daraufhin die Geräte, für die er schließlich sein StartUp Fouraction gründete. Ist das nicht mega? Lest selbst, wie er auf die Idee kam und wie es ihm mit der Umsetzung erging.

Und wenn ihr danach Lust bekommen solltet, euch selbst ein Fouraction-Produkt zuzulegen, haben wir hier noch einen Rabatt für euch: Mit dem Code „Stadtlandmama“ bekommt ihr 100€ Preisnachlass!

Lieber Simon, du bist selbst Vater von vier Kindern, wie kamst du in der Pandemie auf die Idee, ein höhenverstellbares Klettergerüst zu entwickeln?

Klettergerüst
Simon mit Töchterchen

Während der Pandemie hatten wir uns vorgenommen, jeden Tag ein Highlight für die Kinder zu organisieren. Wir sind dann in Wald oder ans Wasser gegangen, haben Hütten gebaut oder irgendwas im Garten gespielt. Meine Schwiegereltern haben uns dann noch eine alte Doppelschaukel aufgetrieben und da ist mir dann zum ersten Mal aufgefallen, dass die Spieldauer so einer Schaukel recht kurz ist. Also einmal 10 Minuten Schaukeln – und das war´s dann meistens.

Es konnten halt auch immer nur zwei Kinder gleichzeitig schaukeln und das ganze Gestell außenrum war und ist zum Spielen auch eher ungeeignet. Bei uns im Garten stand noch ein Trampolin, ein Spielhäuschen, Ringe und sogar eine Seilbahn, die wir aus einer Winde und einer Slackline gebaut haben, aber immer wieder machten wir die gleiche Beobachtung: Nach kurzer Zeit standen alle wieder auf der Matte.

Inspiriert durch Callestenic Sportanlagen, die aktuell sehr beliebten Ninja Warrior-Geschichten und internationalen Spielzeuganbietern begann ich dann mit den ersten Versuchen. Das war aber erstmal nur ein Barren und wurde dann im Sommer mehr und mehr zum Klettergerüst.

Von der Idee, ein quasi mitwachsendes Spielgerät für Kinder ins Leben zu rufen, das nie seinen Reiz und seine Materialqualität verliert, bis hin zur Umsetzung, ist es ja aber auch nochmal ein langer Weg. Erzähl mal davon.

Klettergerüst

Ganz zu Beginn hatte ich nicht geplant, mich mit den Klettergerüsten selbstständig zu machen. Ich hatte wegen der Mindestbestellmenge Material übrig, und habe ein zweites Gerüst bei ebay Kleinanzeigen inseriert. Nachdem sofort Anfragen und Interesse da waren und es beruflich aufgrund der Corona-Krise nicht so lief, wie ich mir das erhofft hatte, habe ich mich dazu entschieden, die Idee intensiver zu verfolgen.

Mir war klar, dass das Projekt eine Chance hat, aber ich wollte es auf keinen Fall allein machen. Mit meinem jetzigen Geschäftspartner Simon Bretz hatte ich in den Jahren davor schon oft gut zusammengearbeitet und er ist dann zuerst mit den technischen Zeichnungen eingestiegen und ist seither an Bord.

Zu Beginn galt es, alle rechtlichen Fragen zu klären. Dürfen wir das so verkaufen? Welche Auflagen, Anforderungen gibt es? Das war erstmal ein absolutes, scheinbar undurchschaubares Regelwerk. Wir haben uns dann jede Woche ein bis zweimal vormittags zusammengesetzt und Aufgabe für Aufgabe gelöst, einen Markennamen und Logo angemeldet, einen Business Plan geschrieben, einen Antrag für einen KFW-Startgeld-Kredit eingereicht, alle Unterlagen für die TÜV-Prüfung erstellt und so weiter. In Deutschland ist ja alles sehr streng reglementiert und das Erstellen der Dokumentation hat sehr viel Zeit gekostet.

Ab und an sind wir dann auf „Montage“ gefahren. Wenn wir zu den Kunden fuhren, um dort ein Klettergerüst aufzubauen, haben wir das selbstironisch und wichtig „Montage“ genannt. Im Anschluss sind wir immer nach Hause gefahren und haben die ganze Fahrt, manchmal 3 bis 4 Stunden gefachsimpelt, was gut geklappt hat und was noch besser werden muss. Bis wir am Ende dann aber tatsächlich den TÜV-Bericht in der Hand hatten, der uns bescheinigt, dass das Klettergerüst den Anforderungen der geltenden DIN-Vorschrift entspricht – insgesamt hat das fast zwei Jahre gedauert.

Was unterscheidet euch von anderen Herstellern?

Klettergerüst

Hauptmaterial sind bei uns pulverbeschichtete Stahlrohre, die im Gegensatz zu Holz nicht morsch werden können oder anfangen zu splittern. Dann benötigen wir keinen Beton, um das Klettergerüst stabil und sicher im Boden aufzustellen. Dafür haben wir ein kleines Patent, ein sogenanntes Gebrauchsmuster, angemeldet. Kein Fundament: umweltschonend. Keine lange Vorbereitungszeit: auspacken und aufstellen.

Was aber eigentlich wichtiger ist, ist der Aufbau des Gerüsts. Jedes Element, jede Stange kann bei unseren Klettergerüsten auf unterschiedliche Art und Weise bespielt werden. Das fördert zum einen das freie Spiel der Kinder, weil das Klettergerüst Anreize zum Spielen bietet und nicht Aufgaben, die die Kinder lösen sollen.

Zum anderen bietet es genügend Möglichkeiten zum Austoben, dass bis zu sieben Kinder gleichzeitig spielen können. Oder was auch schön ist, wenn die Eltern mit im Geschehen sind, entweder aktiv beim Workout oder passiv in der Hängematte. Und mit der Möglichkeit, einzelne Stangen und Leitern in der Höhe zu verstellen oder Schwungelemente schnell auszutauschen ist das Klettergerüst ein interessantes Spielgerät für die gesamte Kindheit. Wenn sie mit einer Höhe gut klarkommen, kann man die Leiter höherstellen. Wenn das Schaukelalter zu Ende geht, hängt man einen Boxsack hinein. Wobei: Eigentlich ist man nie zu alt zum Schaukeln…

Dir ging es nicht nur um eine gute Beschäftigungsmöglichkeit für deine eigenen Kinder, sondern auch darum, dass sich viele, viele Kinder in ihrer Freizeitz mehr bewegen, mehr angeregt werden, mehr Selbstbewusstsein, Ausdauer und Ehrgeiz entwickeln, richtig?

Klettergerüst

Auf jeden Fall. Bei unserer Recherche haben wir immer wieder Studien gelesen, in denen der Bewegungsmangel bei Kindern thematisiert wurde. Nur ein Drittel der Kinder in Deutschland zwischen 5 und 17 Jahre erreicht die Bewegungsempfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO. 60 Minuten aktive Bewegung am Tag mit moderater bis hoher Intensität. Wenn wir dann Rückmeldungen bekommen, wie die Kinder die Klettergerüste annehmen, und dass sie jeden Tag und bei jedem Wetter draußen sind, freut uns das natürlich auch im Hinblick auf diesen Aspekt.

Seit wann sind eure Klettergerüste auf dem Markt und wie sind die ersten Kundenreaktionen darauf?

Wir sind offiziell seit dem 11. Juni 2022 auf dem Markt und gehen also dieses Jahr in unser erstes volles Geschäftsjahr. Einige Klettergerüste haben wir im letzten Jahr schon verkauft und die Reaktionen bisher sind sehr positiv und motivierend.

Unsere Klettergerüste sind hochpreisig und da müssen viele Eltern erstmal schlucken, wenn sie den Preis sehen. Bei unserer Recherche haben wir den Eindruck bekommen, dass die Suche nach einem Gartenspielgerät für Kinder sehr automatisiert abläuft. „Wir haben jetzt Kinder und einen Garten. Was kaufen wir. Ein Spielhäuschen. 1000€, ok.“ Dass diese Spielhäuschen aber häufig nach zwei Jahren gar nicht mehr groß bespielt werden, wird nicht bedacht.

Unsere Klettergerüste sind dank der robusten Materialien und der beschriebenen Anpassungsfähigkeit an Können und Kraft der Kinder im Idealfall 10 Jahre oder länger im Einsatz.

Welchen Tipp möchtest du anderen visionären Eltern mit auf den Weg geben?

Klettergerüst
Simon mit Mia

Puh, ich weiß noch nicht, ob ich schon in der Position bin, Tipps zu geben. Es fühlt sich immer noch an wie eine Achterbahnfahrt, auch wenn es scheint, als lägen die großen Loopings jetzt erstmal hinter uns sind. Mir hat sicher geholfen, dass wir früh zu zweit waren. Es kommt in so einer Zeit immer wieder zu Motivationslöchern, Zweifeln, scheinbar unlösbaren Problemen. Da ist es gut, wenn man das besprechen kann.

Der zweite Tipp, und den musste ich in erster Linie selbst befolgen, ist eine gute Planung. Gleich zu Beginn und dann in der gesamten Gründungsphase habe ich mich regelmäßig mit einem Start-up Berater zusammengesetzt und Meilensteine besprochen. Und mit der richtigen Planung kommt man auch ein wenig sicherer und selbstbewusster durch Zeiten, in denen es nicht so läuft. Das kennt man ja auch aus anderen Lebensbereichen!

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1 comment

  1. Ziemlich cooler Beitrag und spannendes Interview. Respekt, dass der Erfinder bzw. die Gründer es durchgezogen haben. Ich habe auch oft Produktideen und schreibe sie mir auf, aber dann passiert nichts weiter 😉
    Da wir im Sommer mit Kind in ein Haus mit Garten ziehen, könnte ich mir sehr gut vorstellen, so ein Klettergerüst zu kaufen. Das scheint mir sehr praktisch zu sein.
    Vielleicht wär es auch etwas für meinen Blog, denn da geht es um alles was praktisch & schön ist und einem das Leben leichter und schöner macht.

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