Gastbeitrag: Ich liebe meine Kinder – und kann sie aber gerade einfach nicht leiden

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Mein Name ist Ariane, ich bin 39 Jahre alt und habe zwei Kinder. Meine Tochter ist 7 und mein Sohn 9. Ich gehe 25 Stunden die Woche arbeiten, mein Mann Vollzeit. Er ist aber nicht nur ein Feierabend-Papa, sondern übernimmt auch viele Pflichten. Unser Leben ist aber derzeit sehr anstrengend, was nicht an unseren Jobs liegt, sondern an den Kindern. 

Das mag ein hartes Fazit sein, aber genau so fühlt es sich eben an. Warum? Weil seit gut einem Jahr NICHTS, aber auch gar NICHTS einfach so läuft. Ich liebe meine Kinder sehr, aber ich kann sie gerade nicht wirklich gut leiden. Denn ihr Benehmen geht manchmal einfach gar nicht. 

Das fängt schon morgens an. Der Große steht jeden Tag schlecht gelaunt auf. Ein "Guten Morgen" kommt ihm nicht mehr über die Lippen. Immerzu muss ich ihn antreiben. Am Frühstückstisch lümmelt er nur herum, jeden Morgen muss ich mir anhören, dass wir voll uncool seien, weil es keine Schokopops gäbe und dass ich allen mit meinem gesunden Müsli auf die Nerven gehen würde.

Meine Tochter fühlt sich nonstop ungerecht behandelt. Alle anderen bekommen mehr Taschengeld, haben den neuen Film im Kino schon gesehen, dürfen öfter bei Freundinnen übernachten. Generell endet bei uns alles in einer Diskussion. Dass einfach mal was gemacht wird, was ich sage, kommt nie vor. Dass einfach mal klappt, um was ich sie bitte – Fehlanzeige. 

Wenn die Kinder aus der Schule kommen, feuern sie ihre Schuhe einfach in die Ecke. Ich weiß nicht, wie oft ich schon gesagt habe, sie sollen die Schuhe ins Regal stellen und nicht den Spielplatzsand auf die Dielen kippen. Mindestens fünf Millionen mal, schätze ich. Die Jacken landen im Eck. Die Kids haben natürlich keinen Bock auf Hausaufgaben und fangen an, sich zu zanken. Geschwister-Harmonie? Nicht bei uns. 

Beim Abendessen wird gemeckert. Das Brot schmeckt blöd, die Wurst ist nicht die Richtige. Kein nettes Wort, kein Danke – den ganzen Tag nicht. Ich fühle mich wie ein Box-Sack, auf den einfach alle draufhauen. Wie es mir geht? Scheint keinen zu interessieren.

Ich bin die Putze, die ihnen ihren Dreck weg macht, die Köchin, bei der es nie schmeckt, die Managerin, ihre externe Festplatte, die sie an Dinge erinnert. Die nervige Meckerziege, weil man es mir ja nie recht machen kann. Luxusprobleme – bestimmt. Aber sie gehen mir gerade sowas von auf die Nerven! Ich stelle das Wohl der anderen über meins und ernte dafür noch Kopfschütteln. So fühlt es sich an.

Und das Schlimmste? Ich sitze abends auf dem Sofa und frage mich: Ist das alles meine Schuld? Sind die Kinder so, weil ich nicht streng/liebevoll/konsequent/zugewandt war und bin? Oder bin ich vielleicht zu nett und sie nutzen es schamlos aus? Hab ich es schlicht und einfach verkackt mit der Erziehung?

Mein Mann sagt dann, es sei sicher nur eine Phase und es sei gar nicht möglich, dass wir alles nur falsch gemacht haben. Ich hoffe, er hat recht. Wenn ich mich im Alltag so rumwüten sehe, bin ich da nämlich nicht immer so sicher. Ich will doch einfach nur das Beste für uns alle. Und ein bisschen Liebe! Sieht denn niemand, wie viel Mühe ich mir gebe?

Meine Kinder sind gute Kinder, sie haben ein gutes Herz, engagieren sich, haben viele Freunde. Sie sind keine "Arschloch-Kinder" – bis auf zu Hause. Natürlich weiß ich, dass man als Mutter nicht 24/7 Dankbarkeit erwarten sollte – aber ein bisschen Wertschätzung? Ein kleines bisschen Mitdenken, ein wenig Freundlichkeit? Einfach mal Zähneputzen ohne Diskussion?

Ich bin in der "Mama macht ja eh alles"- Falle. Klar, ich bücke mich, wenn die Jacken in der Ecke liegen und hebe sie auf. Ja, ich sage am Morgen: "Bitte pack dein Mathe-Heft ein." Das könnte ich alles sein lassen. Dann würden die Jacken eben liegen bleiben und das Kind hätte in der Schule kein Matheheft. Wäre auch nicht der Weltuntergang. Aber irgendwie kriege ich es nicht immer hin, die Kids einfach mal auflaufen zu lassen. 

Ich merke, wie müde ich vom ganzen Ermahnen, vom ständigen Schlichten, Eingreifen, Diplomatisch-sein bin. Ich habe auch keine Lust mehr, ständig zu schimpfen. Ich bin es so leid.

Ich stecke fest in einem Familien-Alltag, der uns Eltern einfach nur noch Nerven kostet. Der momentan null Spaß macht, weil wir das Gefühl haben, dass wir Eltern uns Mühe geben, die Kids aber nicht. Das ist so frustrierend. 

Ich werde so traurig, wenn ich überall glückliche Familien und Geschwister-Plüsch sehe. So will ich das auch. Ehrlich! Ich gebe alles dafür. Aber es kommt so wenig zurück. Ich hoffe, dass es wirklich nur eine Phase ist. Dass wie gerade durch ein Tief gehen und in ein paar Wochen oder Monaten alles besser wird. Und dass es einfach wieder friedlicher wird. Und wieder ein bisschen mehr so, wie wir uns Familie früher vorgestellt haben. 

 

 

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24 comments

  1. Ich verstehe dich total gut. Hab das bei meinen Kindern auch gehabt. Habe dann mit ihnen Rollenspiele gemacht. Dadurch haben sie gemerkt wie anstrengend es ist wenn man seine Kinder den ganzen Tag zurechweisen muss und auch ich habe gemerkt wie man sich fühlt wenn man immer zurecht gewiesen wird. Hab sie dann viel öfter gelobt für alles was sie gut gemacht haben.

  2. Ich verstehe genau wie Du Dich fühlst. Mir geht es ganz genau so (Kids sind 5&7). Ich tröste mich damit, dass ich die gefühlt weltschönste Kindheit hatte und ganz ehrlich.. ich musste auch kaum was mithelfen, habe über das falsche Mittagessen gemeckert, bin an vergessene Hefte erinnert worden und durfte gefühlt zu selten bei der Freundin übernachten. Ich habe deinen Text gelesen und habe mich als Kind gesehen. Genau so waren wir mal. Ab und zu trifft einen Mal ein Geistesblitz – zum Beispiel habe ich meine Mutter jeden Morgen angemeckert wenn ich geweckt wurde. Einmal war es ein Freund, der mich geweckt hat und das gewollt (!) zutiefst gemein klingende „Was willst Du denn schon??!“ Um die Ohren geschleudert bekam. Ups, er war geschockt und hat mich zur Rede gestellt. Das hat mich erreicht und mir die Augen geöffnet. Zumindest in diesem Bereich.. man lernt erst wie man mit anderen umgehen sollte.. langsam. Am leichtesten von Freunden.
    Ich bin meinen Eltern zutiefst dankbar, dass sie mir die Zeit gegeben haben das alles zu lernen ohne mich allzusehr zu stressen. Ich versuche diese Geduld und Zeit auch meinen Kindern zu geben. Klappt oft nicht aber ich hoffe es reicht für die weltschönste Kindheit!

    1. Juhuuuuu,glaube mir du bist nicht die einzige. Glaube es ist bei vielen so nur keiner gint es zu . Meine sind 8,15 und 19 Jahre. Die letzten 2 Jahre bin ich am Stock gegangen. Alles lief drunter und drüber . Ich als Mutter war immer ein arscc anscheinend, egal was man mache es reichte nicht. Man bekam ein arsch Tritt nach den anderen von den Kids. Ob sie es wollten kein plan ,ob es Pubertät war keine ahnung ,ob es denen ihr stress war qeiss ich nicht . Aber ich war die die alles ausbügeln musste. Ich bin auch bei den 3 arbeiten bin seit 20 Jahre verheiratet. Mein Mann hat dich komplett rausgegangen egal bei was . Ich war beim Psychologen mit den mittleren ,ich habe die Schulwechel gemacht mit den 100 Lehren mich angelegt . Dazu kam das er mit Joins angefangen hat ,was ein absolutes no go war für mich . Kinderklinik war das Resultat mit Möbel zertrümmern und Gewalt. Gewalt gegen mich und an unnütze Sachen aber auch draussen. Eine Anzeige jagte die anderen . Die Polizisten der k Abteilung kannte ich schon mit Namen . Die kleine kam in der Schule alles Neuland, Coronazeit ,ich spiele also auch noch Lehrerin zu meiner Arbeit und das Theater hier und muss gute Laune haben ,Beschäftigungen suchen ,Freizeitaktivitäten usw. Die grosse in der Lehre nur gestresst ,Streit unter den grossen . Richtig ekeliges verhalten ,null Respekt und das obwohl meine alles bekommen . Aber egal was ich gemacht habe war in meinen Augen anscheinend falsch . Mein Tag hatte manchmal 24 Std und wenn es gut lief 20 Std aber ich musste es alles schaffen. Wir haben jetzt seit ein halben Jahr ruhe. Es war ja nich viel viel mehr das kann man überhuapt gar nicht alles hier schreiben . Gottseidank hat sich das Blatt gewendet aber ich merke ich bin total ausgelaugt . Die grosse habe ich rausgeschmissen, nach dem auch sie mich körperlich angegriffen hat weil ich ihre Sachen vom Tisch geschmissen habe und ein Verbot aufgestellt habe für ihr Freund . Ich habe es vollkommen durchgezogen. Verhalten jetzt ist super . Sie hat gelernt . Mein Sohn ist auch in der Kinder und Jugendklinik wach geworden . Ich sollte ihn Wochenende abholen habe ich aber nicht. Das spielchen ging 8 Wochen. Danach kam auch da die Wende. Die kleine lief immer nebenbei mit. Aber auch sie nahm sich erst das benehmen der beiden grossen an aber das habe icj schnell heraus bekommen . Wohlgemerkt alles zum Job,Haushalt,120 qm ,Wäsche, einkaufen, kochen ,putzen , den 2 Job als Lehrerin,Ehekrisen uvvm. Glaube mir ich habe gelernt an mich zu denken und mich durchzusetzen . Nach dem ich ausgeflippt bin war Feierabend hier . Jetzt ist die Welt im Moment ok . Ich klopfe auf Holz. Aber die Tränen die ich in der Zeit verflogen habe reicht für die nächsten 50 Jahre.

  3. Die heile Familie….
    ..gibt es die überhaupt?

    Liebe Ariane,
    deine Lebenssituation die du schilderst,das Verhalten eurer Kinder, so kenne ich das auch.
    Man opfert sich auf,was schon mit der Schwangerschaft beginnt, indem man auf bestimmte Lebensmittel, Medikamente, Schlafpositionen,auf Schlaf verzichtet und lernt Schmerzen und Einschränkungen zu akzeptieren,wenn es keine Bilderbuchschwangerschaft ist.
    Man bekommt im Bus keinen Platz,wird an der Kasse nicht vorgelassen,erntet seltsame Blicke,wenn man mit 2Kindern und Babybauch,oder später 3 quirligen Kindern beim Arztbesuch ist….
    Es ist nicht die Mutter selbst,es sind die Anforderungen, die über unsere Köpfe wachsen,die Ansprüche aller an uns Mütter, immer alles richtig zu machen.

    Unsere Nachbarn dulden kein Kinderlärm,keine schreiende, wütende Mutter,aber Motoradlärm in der Mittagszeit am Wochenende ist in Ordnung,oder Abends um 7 an der Tür zu läuten und ubs zur Schnecke zu machen,weil wir das Auto vor dem Tor parkten, damit wires etwas leichter haben.
    Es wird mit mir-auch innerhalb der Familie über die Stilldauer diskutiert, ich werde im Job als (stillende)Frau diskriminiert und überall sonst,es sieht niemand, was wir Mütter leisten.
    Ich halte einen 5Personen Haushalt zusammen,koordiniere und organisiere Kleidung für alle,Arztbesuche und die anspruchsvollen und komplizierten Krankenverläufe unserer Tochter,ohne mich wäre sie schon tot.

    Es interessiert niemanden,ob man 7Jahre keinen Schlaf bekam, 5Jahre lang keine Freizeit mit dem Ehepartner mehr hatte,ob man ein Schreibaby hatte oder eins,was mit 4Wochen benahe an einer Sepsis gestorben wäre und das aus all dem Kraftlosigkeit,Burnout und Streit entstehen kann, anders als bei den Nachbarn, die sich nur um sich selbst kümmern müssen.
    Die Kita macht Vorwürfe,dass sich das Kind nicht ordentlich eingewöhnt,alles wird auf die Mütter abgewälzt obwohl und trotzdem sie alles geben,was sie können.

    Es ist denke ich ein Zeichen davon,dass die Gesellschaft erkrankt ist, jeder soll perfekt sein,keiner darf sich Fehler leisten,sollte man aus der Rolle fallen wird einem nicht geholfen(ich denke nur an unsere Eheorobleme und meine unbehandelten postpart. Depr.,dank fehlender Verfügbarkeit von Fachleuten),
    jeder kümmert sich nur noch um seins,niemand übernimmt Verantwortung über seinen Tellerrand hinaus.

    Du machst das toll,ich kenne keine perfekte Familie.
    Meistert es so gut ihr könnt,haltet zusammen,kämpfe für deine Familie und,auch wenn für mich recht realitätsfern,nehmt euch als Paar Zeit füreinander,denn wenn es den Eltern gut geht, dann auch meist den Kids.
    An letztem Punkt scheitern wir,da wir kaum familäre Unterstützung erhalten,noch uns Babysitter leisten können/o.vertrauen wollen.

    1. Liebe Paula… auch wenn dein Kommentar schon älter ist geb ich dir so recht in allem was du da schreibst. Jede Familie ist doch ein eigenes System in sich. Da dürfen sich außenstehende auch meiner Meinung nach kein Urteil erlauben.
      Wenn sie was auszusetzen haben dann sollen sie helfen und die Familie unterstützen. Immerhin leisten wir Familien einen wichtigen Beitrag für die Zukunft aller. Wir sorgen dafür eine Gesellschaft mit jungen Menschen zu bereichern, die eben bestenfalls über den Tellerrand schauen und das ist kein leichter Job. Perfekt macht es keiner. Perfekt gibt es nicht. Ich möchte dir gern liebe Grüße dalassen und dir sagen das du eine gute Mutter bist. Genau wie Ariane. Wir geben alle unser bestes davon bin ich überzeugt. Liebe Grüße von Anne

  4. Wird nicht besser
    Guten morgen,
    Ich kann nur sagen, es wird nicht besser, es wird anders. Mein Sohn ist 16 und geht seit September arbeiten (Bfd) und meint mir grad Die Welt erklären zu müssen und das ich eh keine Ahnung habe und eh nur am Computer arbeite und meine Tochter wird im März 12. Warum räumst du deinen Kindern alles nach ? Ich mache bei meinen im Zimmer nur noch das Bett und putze das Fenster, mehr nicht. Klamotten nicht in der Wäsche, Pech wird nicht gewaschen
    Schulsachen vergesse , Pech, nach der Strafearbeit denken sie dran und da ist unsere Schule auch konsequent. Jacke auf dem Boden, dann fliegt sie eben ins Zimmer. Es liegen Dinge von den Kindern im der Wohnung Rum, fliegt alles ins Zimmer. Warum machst du dir den so ein Streß und räumst ihnen alles nach, meinst du echt dadurch wird es besser. Das kann ich dir verneinen. Ich möchte dich nicht angreifen, sondern einfach nur meine Erfahrung weiter geben. Rede mit den Lehrern lass sie auflaufen, so habe ich das gemacht und es hat funktioniert. Lass die Zimmer aussehen, dürfen halt keine Freunde mehr kommen. Oder geh morgens in die Zimmer mit großen Säcken und sortiere aus, glaub mir, das fällt nicht auf. Lg

  5. Wird nicht besser
    Guten morgen,
    Ich kann nur sagen, es wird nicht besser, es wird anders. Mein Sohn ist 16 und geht seit September arbeiten (Bfd) und meint mir grad Die Welt erklären zu müssen und das ich eh keine Ahnung habe und eh nur am Computer arbeite und meine Tochter wird im März 12. Warum träumst du deinen Kindern alles nach ? Ich mache bei meinen im zimmer nur noch das Bett und putze das Fenster, mehr nicht. Klamotten nicht in der Wäsche, Pech wird nicht gewaschen
    Schulsachen vergesse , Pech, nach der Strafearbeit denken sie dran und da ist unsere Schule auch konsequent. Jacke auf dem Boden, dann fliegt sie eben ins Zimmer. Es liegen Dinge von den Kindern im der Wohnung Rum, fliegt alles ins Zimmer. Warum machst du dir den so ein Streß und träumst ihnen alles nach, meinst du echt dadurch wird es besser. Das kann ich dir verneinen. Ich möchte dich nicht angreifen, sondern einfach nur meine Erfahrung weiter geben. Rede mit den Lehrern lass sie auflaufen, so habe ich das gemacht und es hat funktioniert.

  6. Meine Tochter ist erst 2
    Meine Tochter ist erst 2 Jahre alt, aber bei uns lebt noch die Tochter meines Mannes, fast 12 Jahre alt.
    Ich kann mich erinnern, dass es bei uns dieselben Probleme gab, als sie so 8/9 Jahre alt war. Irgendwie scheint das eine schwierige Phase in der Kindheit zu sein. Vielleicht weil die Schule immer anspruchsvoller wird, und auch wir Eltern haben höhere Ansprüche an die Kinder, erwarten mehr Selbstständigkeit, die die Kinder aber teilweise wirklich nicht leisten können. Natürlich heißt das nicht, das die Mama alles übernehmen soll/muss. Ich würde dir raten das Gespräch mit deinen Kindern zu suchen, nicht zwischen Tür und Angel, sondern zu einem festen Zeitpunkt, eben eine Familienkonferenz, wie hier schon jemand schrieb. Dort darfst du, möglichst ohne Vorwürfe, schildern wie du dich fühlst, ebenso dürfen dies auch deine Kinder tun (und dein Mann). Danach werden Wünsche und Erwartungen geäußert und am besten schriftlich festgehalten. Zum Beispiel “Mittwochs ist Aufräumtag“. Ich würde zuerst nur ein oder zwei Dinge vereinbaren, sonst entsteht schnell Überforderung. Diese Dinge werden aber konsequent eingehalten. Wenn nicht, gibts ne direkte Konsequenz. Beim Rest würde ich den Druck rausnehmen, wirklich versuchen die liegen gebliebenen Jacken zu ignorieren oder selbst kurz ins Zimmer “werfen“. Man muss nicht alle Kämpfe ausfechten. Das fällt mir selbst auch schwer. Ich habe aber gemerkt, je mehr Druck ich mit dem Meckern aufbaue, desto mehr verweigert sich meine Stieftochter. Du kannst deinen Kindern das Aufräumen nicht einbläuen, es ist ein (langwieriger) Entwicklungsprozess. Und es funktioniert nur, wenn man Vorbild ist, nicht in die Meckerfalle tappt, mal alle Fünfe grade sein lässt. Vor allem darfst du das Gemotze deiner Kinder nicht persönlich nehmen, nicht als Angriff auffassen. Auch das musste ich selbst erst lernen. Am besten hilft an der Stelle wirklich Verständnis. Oder “spielerisch“ mit motzen 😉 Sich selbst und den Alltag nicht zu ernst nehmen.
    Zuletzt möchte ich sagen, dass seit der 6. Klasse hier alles besser funktioniert. Sie ist selbstständiger geworden, hat wieder eigenen Antrieb aufzuräumen (natürlich nicht immer, aber immer öfter). Es wird also besser werden!

    1. Konsequenzen nach Familienkonferenz
      Soweit ich weiss passen Konsequenzen und Familienkonferenz nach Thomas Gordon nicht zusammen. Hier war wirklich die bestimmte Methode, die nach ihm benannt ist, gemeint.

  7. Familienkonferenz
    Ich stelle mir die Frage, ob genau bei solchen längerfristigen Problemen die Familienkonferenz nach Gordon Entlastung und ab und zu zu Lösungen von Problemen hilfreich ist. Hat da wer Erfahrungen? Zu diesem Thema fände ich auch einen Artikel sehr schön! Lg

  8. Sich selbst nicht vergessen
    Hallo, meine Kids sind 6 und 8 und ich habe vieles wieder erkannt im Text. Als aller Erstes gönne Dir was Schönes! Es muss nicht gleich ein ganzes Wochenende sein… sich selbst mal treiben lassen lädt bei mir die Batterien schnell auf. Ansonsten Kauf Dir Ohrstöpsel, das hilft. Und erinnere die Meute immer mal wieder daran, wie glücklich ihr sein könnt- ihr habt Euch, seid gesund! Ich sage das zu meinen Beiden auch oft, ihr solltet schätzen, wie gut es uns geht! Allein, dass in der Familie alle zusammen und am Leben sind, ist so schön! Euer Onkel ist gestorben, da war Eure Cousine so alt, wie ihr jetzt- das ist wirklich schlimm. Ich weiß nicht, ob das unbedingt richtig ist, aber es relativiert vieles!

  9. Positive Discipline
    Hey liebe Ariane, alles zu Verantwortung abgeben, Aufgaben übernehmen etc wurde schon gesagt, ich rate dir außerdem: Such dir deine eigenen Höhepunkte, also etwas das dich unabhängig von den Kindern glücklich macht. Sport, Netflix, regelmäßig Wellness, ein Ehrenamt… irgendwie sowas. Denn für dein Glück bist du selber zuständig. Außerdem klingen die Abläufe bei euch ein wenig nach selffulfilling prophecy: dreh doch mal auch an dieser Schraube, wähle andere Worte, ändere den Ablauf ein wenig. Sporne sie an, a la „Wer zuerst die Jacke aufgehängt hat, darf Nachmittagssnack bestimmen“. Noch eine kleine Buchempfehlung: „Wenn der kleine Sonnenschein zum Quälgeist wird.“ Super Tipps, auf die klassischen Situationen zugeschnitten und entsprechend der positive discipline verfasst. Alles Gute euch!

  10. Wo ist die Leichtigkeit – für dich und die Kinder?
    Liebe Ariane,
    mir ist an deinem Text direkt der Satz „Ich stelle das Wohl der anderen über meins“ aufgefallen. Gleichzeitig scheint es aber auch sehr wichtig zu sein, dass die Kinder – überspitzt ausgedrückt – „funktionieren“. Zwischen den Zeilen meine ich herauszulesen, dass euer Alltag möglicherweise sehr anstrengend ist und die Kinder darauf auf ihre Art reagieren. Ich kann hier natürlich nur spekulieren, deshalb entschuldige bitte, wenn ich mich zu weit aus dem Fenster lehne.
    Beim Lesen habe ich mich gefragt, wo denn in eurer Familie der Spaß, die Leichtigkeit sind. Du spürst Neid auf „glückliche Familien“. Was macht für dich eine glückliche Familie aus und wie könnte es in deiner eigenen Familie mehr Freude geben?
    Wann habt ihr denn als Familie zuletzt was schönes unternommen, bei dem ihr alle Spaß hattet und bei dem der Alltag mit all seinen Anforderungen ein klein wenig vergessen werden konnte?
    Und wann hast DU zuletzt für DICH etwas schönes gemacht, das dir Kraft gegeben hat?
    Liebe Grüße
    Nina

  11. Ich bin bei dir…
    Ich kann dir gerade SEHR GUT nachfühlen, ich empfehle dir nichts ausser:
    Schau einfach dass es dir gut geht. Wenns dir gut geht, gehts der Beziehung gut, wenns der Beziehung gut geht, gehts der Familie gut.

  12. Ich schreib sonst nie Kommentare, aber…
    Liebe Ariane, unser Sohn ist auch 9. Ich finde, das ist ein Alter, wo man von Woche zu Woche merkt, dass sie sehr schnell groß werden.

    Bei uns ist es mit der Selbstständigkeit besser geworden, nachdem er immer allein von der Schule nach Hause kommt. Hefte für die Hausaufgaben vergessen? Muss er sich selbst entschuldigen. Die Sachen landen zu oft auf dem Boden? Das Kind hängt das nächste Mal die Wäsche auf. Oder saugt den Boden, wenn er seine Schuhe irgendwo hinschmeißt und der Dreck rausfällt.

    Beim Essen haben wir einen Wunschzettel, wo jeder drauf schreiben kann, was mal gekocht werden soll. Unser Sohn hilft (nicht immer) beim Tisch decken, abräumen und macht auch mal die Spülmaschine oder andere Kleinigkeiten. Keine Lust dazu? Na dann habe ich auch keine Lust, Dinge für ihn zu tun.
    Meist versuchen wir, Kompromisse zu finden. So was wie Schokopops ist bei uns ab und zu erlaubt.

    Was ich aber vor allem gedacht habe: Du schreibst „Ich habe auch keine Lust mehr, ständig zu schimpfen. Ich bin es so leid.“ Vielleicht hilft es wirklich nur, wenn Du nicht mehr tust, was Dir so leid ist. Wenn Du nicht erwartest, dass die Kinder sich ändern. Sondern dass Du die Person bist, die Du sein willst. Überrasch Deine Kinder doch mal mit unerwarteten Reaktionen. „Familie ist keine Einbahnstraße“ schrieb jemand.

    Du hast das Recht, Dich nicht so behandeln lassen zu müssen. Du hast das Recht Dein Wohl neben(!) das der anderen zu stellen, nicht darunter. Das wird sehr schwer werden. Aber die anderen Mamas hier haben gute Ideen geliefert. Wenn es Dir besser geht, wird das auch Deine Familie spüren.

    Vielleicht willst und kannst Du Dich nicht ändern, das ist auch OK. Vielleicht ist es auch nur eine Phase, wie Dein Mann sagt.
    Ich erlebe jedoch in der Familie und im Freundeskreis Jugendliche und junge Erwachsene, die sich immer noch so verhalten, wie Du es von Deinen Kindern beschreibst. Ich finde Egoismus ist ein großes Problem unserer Gesellschaft.
    Wir können nur im Kleinen dagegenhalten.

    Liebe Grüße Anja

  13. Es wird besser!
    Liebe Ariane, ich kann Dich so gut verstehen! Meine Kinder sind in etwa im gleichen Abstand, der Sohn jetzt 10, die Tochter 8 Jahre alt. Es ist bei uns genau wie bei Dir. Exakt. Genau. So. Aber – und hier kommt der Punkt mit der Hoffnung – eigentlich war es genau so. Es wird wirklich besser. Bei meinem Sohn sehe ich eine tolle Entwicklung, er wird gerade viel selbständiger und vor allem auch viel verständiger. Er hat morgens noch immer oft schlechte Laune, aber er kann mittlerweile besser damit umgehen. Und gleicht es durch tolles Verhalten am Nachmittag aus. Und bei meiner Tochter sehe ich so viele Parallelen (im Guten wie im Schlechten), das ich hier schon oftmals gelassener reagiere. Denn im Vergleich zu vor einem Jahr ist es so, so, so viel besser, angenehmer und schöner geworden. Habe Mut, zweifle nicht an Dir und an den Kindern, das wird! Lieben Gruß, Christiane

  14. Selber machen
    Setzt euch zusammen und legt einen Tag in der Woche fest an dem die Kinder selber kochen, Frühstück machen oder Zimmer aufräumen. Das wird nicht immer klappen. Dann ist es halt so. Aber wenn sie sehen wie anstrengend Essen kochen ist und wenn es dann den anderen nicht schmeckt blöd ist, werden sie sich anders benehmen. Wer bei uns beim Essen zu viel meckert, kocht am nächsten Tag. Es gibt dann zwar nur einfache Sachen. Aber ich musste es wenigstens nicht selber machen.
    Gönn dir eine Auszeit und geh einfach, wenn es nervt und mach etwas schönes.
    Ich bin das letzte Mal beim Essensstreit ruhig aufgestanden und ins Kino gegangen. Das hat geholfen.
    Viel Erfolg.

  15. Liebe Ariane, ich kann schon
    Liebe Ariane, ich kann schon die ganzen gutgemeinten Ratschläge, die jetzt in den Kommentaren kommen werden, sehen. „Du musst….“, „Du darfst nicht…“, ich kenne sie aus dem Alltag. Immer muss man sich als Mutter ändern, die halbwüchsigen Kinder werden schon reagieren. Tatsache ist (jedenfalls in meinem Leben), dass Kinder vieles noch nicht können, und man sie als Mutter unterstützen sollte, was nicht jeder macht. Aber man hat halt nur auch begrenzt Kraft. Ich zähle die Jahre bis die Kinder aus dem Haus sind. Und genieße die Zeit, wenn es mal besser lässt und ich nicht in der Rolle des schimpfenden Zicke unterwegs sein muss, damit nicht alles kollabiert zuhause. Auch nehme ich 1x im Jahr eine Woche Auszeit und lasse die Familie ihr Chaos alleine ertragen. Das hilft dann wieder über ein paar Wochen… Meine Söhne sind 9 und 11.
    Alles Gute, Du bist nicht allein! Anna

  16. Auflaufen lassen
    Ist eine super Idee. Ich kenne die Situation, mein Sohn ist ebenfalls 9, meine Tochter 7, und unsere Zwillingsjungs 5. Hier ist reichlich Trubel und es gibt viele Geschwisterthemen.
    Du musst sie wirklich mal auflaufen lassen, Jacken fliegen bei uns regelmäßig auf die Terrasse raus, wenn sie nicht weggeräumt werden. Du solltest keine Anerkennung oder Dankbarkeit seitens deiner Kinder erwarten, das ist nicht ihre Aufgabe. Die Anerkennung musst du dir woanders holen und deine Kinder müssen langsam verstehen, dass Familie keine Einbahnstraße ist. Aufgaben verteilten und wirklich durchziehen, selbstverständlich auch mal ohne passendes Matheheft losziehen lassen. Es wird nicht besser sonst, sondern immer schlimmer. Die Kids meinen das ja nicht böse, aber sie bekommen das Gefühl, eine Hausangestellte zu haben. Du solltest ihr Wohlbefinden nicht über deins stellen, das sie spätestens dann nicht mehr gut, wenn sie das Babyalter hinter sich gelassen haben. Ich wünsche dir Mut und Kraft, Veränderungen durchzusetzen, denn du tust es für euch alle! Es kann nur besser werden!

  17. Mehr Verantwortung abgeben?
    Liebe Ariane,
    meine Kinder sind noch nicht so groß (5 & 6 Jahre alt), deswegen ist es nur eine Idee, keine eigene Erfahrung: Vielleicht kannst du den Kindern mehr Verantwortung geben. Sag ihnen, sie sollen selbst einkaufen gehen fürs Abendessen und fürs Frühstück & sich selbst etwas zubereiten? Ihr seid ja ein Team, vielleicht tut es gut, Verantwortungen an sie abzugeben und dann machen sie ihr Ding – Vielleicht zunächst 1x in der Woche und wenn es gut klappt immer öfter?

    Und wenn deine Tochter ins Kino möchte oder bei Freundinnen übernachten, dann soll sie das doch tun. Woran scheitert das? Ich würde sagen, sie soll es selbst organisieren, selbst ihre Klamotten packen und Hin- und Rückweg planen. Es ist ja ihr Leben, sie sollte für ihre Freizeit selbst Verantwortung übernehmen und nicht von dir erwarten, dass du alles für sie tust (so kommt es bei mir an).

    Deine Kinder sind schon groß, können gut motzen, aber wie eigenständig gestalten sie ihr Leben zu Hause eigentlich?

    Viele Grüße aus Dresden
    Nadine

    1. Realität?
      Manche Deiner Ansätze sind sicher richtig. Alleine Jacken wegräumen und Hefte einpacken, ok. Alleine Kinobesuche samt Hin und Rückfahrt organisieren, Essen selbst machen? Mit 7? Ich denke das geht dann doch an der Realität vorbei. Dein Kind ist 6 also nicht soviel kleiner….

      1. Ja alles altersentsprechend
        Ja, natürlich alles altersentsprechend. Essen selber machen muss auch nicht kochen sein, sie kann zb. belegte Brote mit den lieblingssachen machen und Fingerfood wie Tomaten, Oliven, Würstchen. Was sie eben mag 🙂 Und mit Freundinnen zusammen ins Kino gehen, wäre dann möglich, wenn ein Erwachsener mitgeht. Wenn die Freunde ins Kino gehen, nimmt man sie bestimmt gerne mit – Sie könnte bei den Freunden nachfragen?, aber da will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, weil das natürlich von vielen Faktoren abhängig ist und nicht immer easy klappt. Anderes funktioniert vielleicht einfacher. 🙂

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