Geboren am 29.2.: „Mein Sohn feiert nur alle 4 Jahre am richtigen Tag Geburtstag“

Geboren am 29.2.

Ihr Lieben, in diesem Jahr wird uns ein Tag mehr geschenkt, wir befinden uns mitten in einem Schaltjahr und an diesem besonderen Datum vor 12 Jahren kam der Sohn von unserem Kollegen Yorick zur Welt: Er ist geboren am 29.2. und kann heut endlich mal wieder am Tag selbst feiern. Was dieses Geburtsdatum bedeutet, ob sein Sohn auch sonst eher besonders ist und warum die Familie zunächst meist nach- und nun vorfeierte, erzählt der stolze Papa hier.

Lieber Yorick, für welchen Termin war euer erstes Kind ausgerechnet?

Der ET, der für unseren Sohn im Mutterpass stand, war der 6. März 2012.

Hattet ihr in der Schwangerschaft schon auf dem Schirm, dass es der 29.2. werden könnte?

Ist ja schon ein bisschen her, aber auch nach Rücksprache mit meiner Frau, können wir uns nicht daran erinnern, das scheint also kein großes Thema bei uns gewesen zu sein.

Als die Wehen dann losgingen, was waren eure ersten Gedanken (wahrscheinlich eher keine an ein bestimmtes Datum, oder)?

Es lief alles nicht wie geplant: Meine Frau war schon in der letzten Februar-Woche im Krankenhaus, weil es nicht so richtig normal lief und die Werte nicht optimal waren. Zu hoher Blutdruck, ordentlich Wassereinlagerungen… es drohte eine Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung“).

Am 27. wurde die Geburt dann eingeleitet, die Aussicht war, dass das Kind dann am nächsten Tag kommen würde – aber auch das passierte nicht. Soweit ich das erinnere, passierte sogar ziemlich wenig, auch die Wehen kamen nicht wie erwartet.

Am 29. wurde es dann aber überraschend dramatisch: Plötzlich kam ein Arzt rein und sagte, man müsse das Kind „sofort“ holen. Nach zwei gemütlichen Tagen mit meiner Frau, stand ich plötzlich ganz alleine im Zimmer und wusste gar nicht so richtig, was los ist. Nach einiger Zeit bin ich dann mal auf den Flur und fragte bei der erstbesten Person nach, was denn los sei.

Da erfuhr ich dann, dass mein Sohn längst auf der Welt war – und wurde zu ihm gebracht. Meine Frau war da noch in Vollnarkose, ich war also mit meinem Sohn noch lange alleine, weil es dauerte, bis sie ansprechbar war.

Unter diesen Umständen war das Datum dann ziemlich egal – zumindest erinnere ich nicht, dass es eine größere Rolle gespielt hätte. Hauptsache das Kind war da und gesund.

Sag, als das Datum dann sackte, war das ein „War ja klar, dass sich gerade unser Sohn ein so besonderes Datum `aussucht`“-Gefühl?

Aufgrund der Umstände war das nicht der vordergründige Gedanke, das kam erst in den Jahren später –es gab und gibt in meinem Leben den ein oder anderen kuriosen Zufall… und dass wir es ernsthaft geschafft haben, mit unserem ersten Kind auch noch den 29.2. zu treffen, passte da durchaus rein. Vielleicht aber wirklich die größte Leistung in meiner Zufalls-Historie.

Kannst du so einen Zufall mal nennen?

Naja, es gibt zum Beispiel auch noch ein weiteres Kind in seiner Fußballmannschaft, das exakt am selben Tag wie er zur Welt kam. Ich weiß nicht, ob es das in Deutschland nochmal gibt: Eine Mannschaft mit zwei Geburtstagskindern vom 29.2. 😉 Schon witzig.

Geboren am 29.2.: Habt ihr das Datum zur Verkündung der Geburt irgendwie extra erwähnt?

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Ist gemeint, ob wir es bei der Verkündung der Geburt bei Freunden und Familie irgendwie besonders betont haben? Naja, es war ja jedem klar und dadurch natürlich auch Thema. Aber die Geburt unseres Sohnes als solches war schon deutlich wichtiger als das Datum.

Habt ihr nachgeschaut, welche Promis auch an dem Tag zur Welt gekommen sind?

Haben wir. Es hat aber keiner geschafft, sich langfristig in unsere Erinnerung einzubrennen, stelle ich fest. Habe jetzt auch noch mal geguckt und ich verstehe, warum sich da keiner eingebrannt hat 😉 Einzig bemerkenswert ist Benedikt Höwedes, seines Zeichen Fußballweltmeister 2014. Das könnte man bei der Fußball-Begeisterung unseres Sohnes dann vielleicht doch als ein bisschen besonders sehen. Bei seiner Geburt war er ja aber noch kein Weltmeister.

An welchem Datum habt ihr seinen ersten Geburtstag dann gefeiert?

Angefangen haben wir mit dem 1. März, weil wir es unlogisch fanden, vor dem eigentlichen Tag seines Geburtstags zu feiern.

In welchem Alter habt ihr ihm erklärt, dass er „eigentlich“ nur alle vier Jahre, nämlich in Schaltjahren an seinem richtigen Geburtstag feiern kann?

Quasi von Anfang an, ab dem Moment wo wir das Gefühl hatten, dass er es ein bisschen verstehen kann. Mir schien das wirklich sehr, sehr wichtig und ich hatte da wirklich Bammel vor, weil ‚Geburtstag‘ ja schon eine extrem große Bedeutung für Kinder hat. Wir haben von Anfang an versucht, ihm vor Augen zu führen, wie besonders das ist. Besonderer geht halt einfach nicht, es hat aber nun mal leider diese eine doofe Komponente.

Was glaub ich ganz gut gezogen hat war, dass wir ihm in Aussicht gestellt haben, dass er sich immer entscheiden kann, wann er feiern möchte – besonders die Aussicht, immer einen Tag früher feiern zu können, fand er glaub ich schon immer ganz cool. Das einzig wirklich Blöde waren, wie so oft, einige Reaktionen von Erwachsenen!

Unfassbar, wie oft es vorkam, dass Erwachsene ihn darauf angesprochen haben und es lustig fanden, dass er dann ja gar nicht Geburtstag hat und ja erst 0 oder 1 ist… Hihi, wie witzig… Nicht. Da gab es dann jeweils echte Ansagen von mir, weil ich es unterirdisch finde, bei dem Thema so wenig einfühlsam sein zu können. Ich glaube (und hoffe noch viel mehr), dass er das aber ganz gut weggesteckt hat. Auch wenn Eigenlob bekanntlich stinkt: Vielleicht haben wir da wirklich ganz gute Vorleistung und emotionale Abfederung geleistet.

Gab es noch andere bittere Erfahrungen?

Oh ja. Ganz bitter war sein 4. Geburtstag, also der erste ‚Richtige‘: Viel Familie, darunter sogar die Ur-Oma, haben sich aus Hamburg auf den Weg nach Berlin und in den 4. Stock ohne Fahrstuhl gemacht – unser Sohn war aber unfassbar krank, hat eigentlich den ganzen Tag nur gelegen, geschlafen und sich übergeben. Vielleicht wirklich der traurigste Tag meines Lebens, weil es mir so unfassbar leidgetan hat, dass es nach Wochen des Runterzählens, so enden musste. Es hatte ihn so schwer erwischt, dass wir auch den Kindergeburtstag noch zweimal verschieben musste… Echt bitter.

Euer Sohn kann in diesem Jahr endlich mal wieder am richtigen Tag feiern, was plant ihr?

Tja… Eigentlich hatten wir beschlossen, dass an den richtigen Geburtstagen immer alle, alle, alle eingeladen werden (alle Verwandten leben in Hamburg)! Der Junior möchte aber lieber zum Fußball-Training…😊 Vielleicht verbindet der gemeinsame Geburtstag mit Herrn Höwedes doch mehr als gedacht? 😉 Es kommt also niemand, wird also eher typisch mit der Morgens-Zeremonie und abends darf er entscheiden, wo und was es zu essen gibt. Für Schule und Training werden wir uns aber auch noch was ausdenken.

Wenn euer Sohn schon so ein besonderes Geburtsdatum hat, ist es bestimmt auch ein ganz besonderes Kerlchen, was macht ihn aus, was sagt der stolze Papa dazu?

Geboren am 29.2.
Yoricks Sohn liebt Fußball: Hier bei seinem bisher größten Live-Spiel Union Berlin gegen Real Madrid in der Champions League

Nun wird er ja 12 und aktuell ist das Besonderste, wie er durch die Grundschule gesegelt ist. Kein einziges Mal in sechs Jahren und trotz Corona hatten wir irgendwie Stress wegen der Schule, er musste auch fast nie lernen oder Hausaufgaben machen, weil er das immer alles in der Schule schon verstanden oder erledigt hat.

Nun stand also das bisher wichtigste Zeugnis seines Lebens für den Übertritt auf die weiterführende Schule an: Nur Einsen, nur beste Bewertungen und ein Text, der uns zu Tränen gerührt hat – und eben tatsächlich alles beinhaltet, was ihn so besonders macht: Er ist einfach ein sehr höflicher, lieber, intelligenter, empathischer Junge, der auch immer einen Blick für die Schwächeren hat und der gefühlt noch nie zu irgendeinem anderen Kind gemein gewesen ist – was leider ja wirklich besonders geworden ist in diesen Zeiten…

Seine Empathie ging als kleines Kind so weit, dass er immer mitweinte, wenn jemand auf dem Spielplatz in Tränen ausbrach. Gleichzeitig trägt er eine Begeisterungsfähigkeit in sich, die unvergleichlich ist, wenn es zum Beispiel um seine Leidenschaft für Stadiongänge geht oder um Musiktipps für den Papa („Hör doch mal Ayliva!“) oder um seine Freunde, mit denen er immer zusammen unterwegs ist, weil er so ungern alleine bleibt.

Er hat sich auch rührend um seine Schwester gekümmert, als die zur Schule kam – da hat er sich wochenlang so intensiv um sie gekümmert, dass die Lehrer auf uns zugekommen sind, dass er doch auch mal wieder für sich und mit seinen Freunden spielen soll. Kaum zu glauben, wenn man sieht, wie schwierig sich die beiden sonst mit dem gemeinsamen Spielen tun…

Wenn ich es zusammenfassen müsste, könnte man vielleicht sagen, dass er, wenn es drauf ankommt, immer das Richtige tut. Immer häufiger auch auf dem Fußball-Platz… Vielleicht verbindet ihn das mit den Ärzten und es hat ihn geprägt, dass er am 29.2. geholt wurde. Weil eben das einzig Richtige in dem Moment war, ihn das Licht der Welt erblicken zu lassen – egal an welchem Tag!

Natürlich hat er auch Schwächen – da er jetzt ja aber Geburtstag hat und an den schlechten Seiten am Ende ja eh immer die Eltern schuld sind, lassen wir die jetzt mal weg…😉 Bleibt eigentlich nur noch zu hoffen, dass wir durch ihn bald einen weiteren deutschen Weltmeister mit Geburtstag am 29.2. haben. Und wenn er so weitermacht wie bisher, dann wird er das auch schaffen, wenn er will…

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2 comments

  1. Wie rührend die Geschichte und wie du deinen Sohn beschreibst, so von Herzen, echt mega toll. Durch den schweren Start ins Leben ist er dafür mit besonderen Fähigkeiten gesegnet worden.
    Ich wünsche eurem Sohn Gottes Segen und viel Liebe zu seinem 12. Geburtstag. 🙏💚

  2. Schöne Geschichte 😊!
    Meine Tochter wird am 29.2. 8 Jahre alt und freut sich besonders am „richtigen“ Datum Geburtstag zu haben. Sie nimmt auch schon seit Wochen jeden auf den Arm, der sie auf ihren Geburtstag anspricht “ Ich werde 2 Jahre alt“…
    Das freut mich ganz besonders, da ich mir als sie klein war viele Gedanken um das besondere Datum und ihre Reaktion gemacht habe…
    Allen Schaltjahskindern einen wunderschönen Geburtstag 🎉

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